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Max und Marcel Ophüls im Zeughaus Kino

Das Kino im Deutschen Historischen Museum widmet sich im Juli OPHÜLS & OPHÜLS.



Der Max-Ophüls-Preis, das jährlich im Januar stattfindende Saarbrücker Filmfestival, gilt der Förderung deutschsprachiger Nachwuchsregisseure. Jetzt besinnt sich das Zeughaus Kino im Deutschen Historischen Museum, dass mit Marcel Ophüls sein Sohn als einer der größten Dokumentaristen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden kann und vereint Vater und Sohn in einer umfassenden Berliner Filmreihe, die außer Montags täglich noch bis Ende des Monats läuft.

Es ist der Verdienst der Kommunalen Kinos, Filme zeigen zu können, die regulär in keinem anderen Kino finanziell durchzustehen wären. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit früher darauf hinzuweisen, da unsere Kapazitäten begrenzt sind und uns andere aktuelle Themen wichtiger erschienen, die man nicht überall nachlesen kann. Wer sich für spezielle Filmreihen und News aus Berliner Festivals interessiert, wird aber meist ausgiebig und frühzeitig auch von unseren Blog-Kollegen des Netzwerkes Berliner Festivals informiert.

Der 82 jährige Marcel Ophüls, geboren am 1. November 1927 in Frankfurt am Main, lebt immer noch im Exil in den spanischen Pyrenäen. Sein Vater Max Ophüls, der mit seiner Familie 1933 aus Berlin vor den Nazis nach Paris geflüchtet war, erfuhr rechtzeitig, dass er auf einer schwarzen Liste der Gestapo stand und verkroch sich deshalb ins Gebirge, wo die Familie überlebte. Den damals 13jährigen Sohn Marcel prägten die Ereignisse mit Adolf Hitler, sodass er fortan den Zusammenhang von Politik und Alltag in Dokumentarfilmen darstellen wollte. Seine Arbeitsweise lässt sich gut an dem Dokumentarfilm "Novembertage" über den Mauerfall in Berlin und die nachfolgenden Monate studieren. Er verwendete Ausschnitte von Fernsehberichten und suchte nach langer Recherche die Menschen auf, die darin sein Interesse weckten, um mit Ihnen vor der Kamera die Ereignisse zu besprechen. Gleichzeitig unterhielt er sich mit Politikern und Schriftstellern darüber, wie sie die Unruhe und Umbrüche wahrnahmen und heute interpretieren. Es ist ein Film, der sich aus vielschichtigen Erzählungen und Bildern zusammensetzt.

Die "Novembertage" haben wir nicht in dem umfangreichen Programm des Zeughaus Kinos entdecken können. Dafür gibt es andere selten gezeigte Filme vor allem seines Vaters. Das Programm von Juli 2010 ist hier einsehbar. Im August ist das Zeughauskino nur in der Langen Nacht der Museen am 28. August geöffnet.

Übrigens ist weder das Zeughaus Kino noch das Kino Arsenal, das Institut für Film und Videokunst der ehemaligen Freunde der Deutschen Kinemathek, ein echtes Kommunales Kino, das vom Land finanziert wird. Beide haben das Glück an Bundesgelder zu gelangen, wodurch sie eine Sonderstellung genießen. Vielerorts mussten Kommunale Kinos schließen, da die begrenzten Landesmittel oft ein erfolgeiches Programm nicht mehr zuließen. In einigen Städten sind solche Kinos an gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Vereine übergegangen, um die Nachfrage nach besonderen Filmen dennoch befriedigen zu können. In Berlin existiert kein echtes Kommunales Kino mehr. Auch das Kino Babylon:Mitte am Rosa-Luxemburg-Platz kann an andere Gelder, z.B. die der Landesmedienanstalt gelangen, da der Fokus auf Ausrichtung von Festivals gelegt wurde. Das ist löblich, schränkt aber die Programmgestaltung ein, sodass auf spezielle Wünsche des Publikums, wie es an anderen Orten üblich ist, nicht eingegangen werden kann.

Die Berliner Filmverbände BFFV und BAF veranstalten deshalb gemeinsam einmal im Monat mit der Reihe Kontakte im Kino Toni eine besondere Filmvorführung, bei denen die Regisseure im Anschluss Rede und Antwort stehen müssen. Näheres über die letzte Veranstaltung vor der Sommerpause, bei der der DEFA Film "Die Lügnerin" gezeigt wurde, können Sie hier nachlesen.


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