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Niki de Saint Phalle und Robert de Niro im Kino: KW 12/2025

Ein Biopic-Drama über die 2002 verstorbene französisch-schweizerische Künstlerin Niki de Saint Phalle sowie ein Mafia-Alterswerk mit Robert de Niro seit 20.03.2025 im Kino.

Wikipedia: Drei NANA Kunstwerke von Niki de Saint Phalle in Hannover

"NIKI DE SAINT PHALLE" Biopic-Drama von Céline Sallette über die Rebellin der Kunst, die mit ihren Nana-Skulpturen weltberühmt wurde. (Belgien / Frankreich, 2024; 98 Min.) Mit Charlotte Le Bon, John Robinson (IV), Damien Bonnard u.a. seit 20. März 2025 im Kino. Hier der Trailer:



Synopsis:
USA 1952: Das gesellschaftliche und politische Klima während der McCarthy-Ära veranlasst die Künstlerin Niki de Saint Phalle (Charlotte Le Bon) zusammen mit ihrem Mann Harry Matthews (John Robinson) und ihrer Tochter, nach Frankreich zu ziehen. Die neue ungewohnte Distanz zu ihrer Familie hilft ihr zur unerwarteten Freiheit, um eine Karriere als Model und Schauspielerin zu verfolgen. Doch auch die Geister und Dämonen ihrer Kindheit reisen mit, bringen sie sogar in die Psychiatrie. Schließlich findet sie Wege zur bildenden Kunst mit der sie unter anderem die oben abgebildeten Nana-Skulpturen erschafft, die sie als Künstlerin weltberühmt machen, im Film jedoch kaum Erwähnung finden.

Ulrikes Filmkritik:

Schon als junges Mädchen, als Niki de Saint Phalle (Charlotte Le Bon) noch in den USA lebte, versteckte sie Küchenmesser unter ihrer Matratze. Inzwischen ist sie verheiratet, hat eine kleine Tochter und lebt mit ihrem Man Harry (John Robinson) in Paris. Sie arbeitet ab und zu als Model und auch als Schauspielerin. Sie träumt, wie so viele, von einem großen Durchbruch.

Mitten in einem Shooting knallt ein Scheinwerfer durch. Teilnahmslos hat sie die Anweisungen des Fotografen bei den Modeaufnahmen über sich ergehen lassen. Niki kann gehen, denn zu Hause hat sie ein kleines Kind um das sie sich kümmert und noch Theaterproben mit Cocteau.

Bereits als junges Mädchen ist sie beobachtet worden, wie sie Statuen mit Lippenstift angemalt hat. Ihre Mutter hält sie für verrückt. Die erwachsene Niki leidet immer noch an einem Trauma von früher, als ihr Vater sie als 11-jähriges Kind sexuell, jahrelang missbraucht hat. Eines Tages entdeckt ihr Mann Harry unter der Matratze einen Haufen Messer, die sie aus Angst dort immer noch versteckt hat. Ihr Mann geht mit ihr zu einem Psychiater. 1958 wird Niki in eine Klinik eingewiesen, in der sie zuerst Elektroschocks bekommt. Bald entdeckt sie aber auch, wie sie sich künstlerisch ablenken kann.

Das Selbstportrait eines Mitpatienten erweckt in ihr den Wunsch zu malen. Die Klinik verweigert ihr zunächst Farben und Material, so das sie heimlich Collagen herstellt.

Als sie ein Spielzeug ihres Sohnes mit in ihrer Kunst verarbeitet, rastet der Kleine aus und sie auch. Dabei stellte sich heraus, dass sie eine Schilddrüsenüberfunktion hat.

Um ihr Baby kümmert sie sich dennoch sehr liebevoll. Allerdings schiebt sie die dreckigen Windeln mitsamt dem Bettlaken unter den Sessel. Ist sie etwa doch unfähig sich um das Kind zu kümmern?

Zum Glück hat sie die heilende Wirkung ihres künstlerischen Schaffens entdeckt, die ihr bei der Bewältigung ihres Traumata hilft. Die künstlerische Arbeit wird zu einem Ventil und sie findet ihre Berufung. Ihre Kunst besteht nicht nur aus ihren berühmten NANA Figuren, sondern zeigt auch destruktive Emotionen, sie wirft mit Messern, benutzt abgerissene Puppenköpfe, schmeißt Farbbeutel auf Leinwände und zerstört auch mal einige ihrer Bilder. Sie macht Kunst zu ihrer Waffe und befreit sich damit von ihrer Wut.

Letztendlich gehört sie zu den ungewöhnlichsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Niki de Saint Phalle war eine französisch , schweizerische Malerin und international bekannte Bildhauerin. Sie war in zweiter Ehe mit dem Schweizer Bildhauer Jean Tinguely (Damien Bonnard) verheiratet. Ihr erster Mann machte Karriere als Schriftsteller.

Ihre Familie hat sie selbst verlassen. Es ist unbestritten, dass sie exzentrisch, neurotisch und total freigeistig war. Dass das Künstlerportrait, das die Kunst ihrer Protagonistin (wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen) nicht einmal im Abspann zeigt, ist schade. Céline Sullettes Biopcic, das im vergangenen Jahr in Cannes seine Premiere feierte, legt den Focus stattdessen auf ihre Entwicklung und auf die totale schmerzhafte Aufarbeitung ihrer durch sexuellen Missbrauchs geprägte Kindheit und Jugend sowie auf die schrecklichen psychiatrischen Behandlungen in den 1950er Jahren.

Charlotte Le Bon verkörpert die junge Frau total mitreißend.

Ulrike Schirm


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"THE ALTO KNIGHTS" Gangsterfilm von Barry Levinson mit dem über 80-jährigen Schauspieler Robert De Niro in einer Doppelrolle. (USA, 2025; 120 Min.) Mit Robert De Niro, Debra Messing, Kathrine Narducci, Michael Rispoli, Michael Adler, Ed Amatrudo, Joe Bacino, Anthony J. Gallo, Wallace Langham, Louis Mustillo, Frank Piccirillo, Matt Servitto und Robert Uricola seit 20. März 2025 im Kino. Hier der Trailer:



Synopsis:
Im Gangsterdrama Alto Knights greift Goodfellas-Autor Nicholas Pileggi die Geschichte der italo-amerikanischen Gangsterbosse Vito Genovese und Frank Costello auf. Diese standen vor allem in den 50er Jahren an der Spitze ihrer jeweiligen Mafia-Clans - bis Genovese versuchte, Costello ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Der über 80-jährige Oskar-Preisträger Robert de Niro übernimmt in einer Doppelrolle die Darstellung der beiden ursprünglich befreundeten Gangsterbosse, vermutlich in Ermangelung gleichwertiger Charakterdarsteller in diesem hochbetagten Alter, weshalb in diesem Thriller auch nur wenige Actionszenen stattfinden. Eher ein geruhsamer Krimi über die Gangsterriege alter Männer mit überraschend, gewieftem Ende. Vielleicht sogar Robert De Niros letztes Werk.

Axels Filmkritik:

Robert De Niro, Barry Levinson, Nicolas Pileggi sind dabei. Irwin Winkler hat produziert und Dante Spinotti die Kamera geführt. Diese Namen wecken Erinnerungen an viele gute Filme.

Und dann die Story! „The Alto Knights“ erzählt die wahre Geschichte der miteinander seit ihrer Kindheit befreundeten Mafiosi Frank Costello und Vito Genovese. Ihr Leben und das ihrer Zeitgenossen lieferte in den vergangenen Jahren mal mehr, mal weniger fiktionalisiert Stoff für etliche Filme über das Organisierte Verbrechen in den USA im zwanzigsten Jahrhundert. An einigen dieser Fime waren die eben Genannten beteiligt. Einige dieser Filme sind unumstrittene Filmklassiker.

Pileggi schrieb die Drehbücher für „Casino“ und „GoodFellas“. Levinson inszenierte „Wag the Dog“, „Sleepers“, „Bugsy“ und „Rain Man“. Winkler produzierte „The Irishman“, „The Wolf of Wall Street“, „GoodFellas“ und, auch wenn es kein Gangsterfilm ist, „Rocky“. Spinotti war Kamermann bei „Public Enemies“, „L. A. Confidential“ und „Heat“.

Und Robert De Niro – nun, seine halbe Filmographie könnte hier genannt werden. Neben dem schon erwähnten Martin-Scorsese-Filmen „The Irishman“, „Casino“ und „GoodFellas“ erwähne ich nur noch Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“. Gerade in den ersten Minuten, wenn Barry Levinson die Eckpfeiler seiner Geschichte einrammt, erinnert „The Alto Knights“ an „Es war einmal in Amerika“. Der eine Film ist ein Klassiker. Der andere wird es niemals werden.

In der Werbung für den Film wird auch erwähnt, dass Robert De Niro erstmals eine Doppelrolle spielt. Er spielt Frank Costello (1891 – 1973) und Vito Genovese (1897 – 1969). Warum ist auch nach dem Film unklar. Die beiden porträtierten Verbrecher sind keine Zwillinge, wie die berühmt-berüchtigten Kray-Brüder, die in den 1950er und 1960er Jahren die Köpfe der Organisierten Kriminalität im Londoner East End waren. Dass De Niro zwei verschiedene Rollen spielen kann, dürfte niemand bezweifeln. De Niro legt beide Figuren auch so unterschiedlich an, dass sie über weite Strecken gut zu unterscheiden sind. Unter anderem weil sie sich zur gleichen Zeit in verschiedenen Räumen aufhalten. Während Costello im Krankenhaus von Ärzten versorgt wird, nimmt Genovese sich den von ihm beauftragten, glücklosen Killer zur Brust.

Weil es für die Filmgeschichte keine weitere Bedeutung hat, ist diese Doppelrolle nur ein ärgerlicher Gimmick.

Die Filmgeschichte konzentriert sich auf die Zeit zwischen dem von Vito Genovese auf Frank Costello veranlassten Anschlag und dem Apalachin-Treffen, an dem fast alle nordamerikanischen Mafia-Bosse teilnahmen. Es sind die Monate zwischen dem 2. Mai 1957 und dem 14. November 1957. Daneben gibt es Rückblenden, die wie bei einer TV-Dokumentation mit SW-Fotografien illustriert werden und in denen die sich über Jahrzehnte erstreckende Geschichte vor Vito Genoveses Mordauftrag an seinem alten Freund erzählt wird. Außerdem erzählt Frank Costello, der Erzähler des Films, was nach dem Apalachin-Treffen geschah.

Die von Mafia-Kenner Pileggi zusammengeschriebene und von Levinson inszenierte Geschichte ist ein Best-of an Mafia-Werken, in dem noch einmal die bekannten aus unzähligen Filmen und Romanen bekannten Klischees über die Mafia und mehr oder wenige wahre Legenden über die Mafia, garniert mit den typischen Gangsterdialogen, präsentiert werden.

Levinson findet nie einen einheitlichen Erzählrhythmus. Da ist dann die eine Geschichte aus dem Verbrecherleben zu lang, die andere zu kurz. Und eine, die vielleicht interessant wäre, fehlt vollkommen. So nehmen die Ereignisse während des Apalachin-Treffens viel Filmzeit in Anspruch, ohne uns etwas Neues über die Beziehung zwischen Genovese und Costello zu verraten.

Ein roter Faden ist, trotz eines Voice-Over-Erzählers, in diesem fast schon beliebig angeordnetem Wust von Anekdoten und Gangsterdialogen nur noch rudimentär erkennbar. „The Alto Knights“ erinnert hier nicht an die konzentrierten und mitreisenden Voice-Over-Erzählungen von „Casino“ und „Good Fellas“, sondern an die immer wieder abschweifenden und sich wiederholenden Erinnerungsfetzen eines alten, leicht dementen Mannes beim Sonntagnachmittagskaffee.

Die Inszenierung ist – immerhin stehen viele alte Männer vor und hinter der Kamera – gerontologisch. Alles wird, wenn möglich, sitzend als Abfolge sprechender Köpfe absolviert.

Das Ergebnis ist, auch mit geringen Erwartungen, enttäuschend und weit entfernt von der Qualität ihrer früheren Werke, die – zugegeben – auch schwer erreichbare Klassiker sind.

Axel Bussmer (kriminalakte.org)



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