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71. Internationale Kurzfilmtage, LUX Audience Award und Gewinner des Fußballfilmfestivals

Am heutigen Dienstagabend starteten in Oberhausen die 71. Internationale Kurzfilmtage, während die European Film Academy den LUX Audience Award 2025 verkündete und das 11mm Fußballfilmfestival in Berlin seine Gewinnerfilme präsentierte.



Vom 29. April - 4. Mai 2025 finden die Internationalen Kurzfilmtage zum 71. Mal in Oberhausen statt. Diesmal allerdings nach drei Jahrzehnten nicht mehr unter der Leitung von Lars Henning Gass, sondern unter der Berliner Kuratorin Madeleine Bernstoff, die gemeinsam mit der neuen Geschäftsführerin Susannah Pollheim die künstlerische Verantwortung für das Festival trägt.

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind seit über 70 Jahren ein Ort politischer und gesellschaftlicher Debatten. Das älteste Kurzfilmfestival der Welt wurde unter dem Namen „1. Westdeutsche Kulturfilmtage“ gegründet. Die Veranstaltung sollte einen bildungspolitischen Auftrag erfüllen, um dem Klassenfeind in der DDR etwas kulturpolitisch Eigenständiges entgegenzusetzen, denn auch viele Filme aus dem Ostblock konnte man damals zum Vergleich in nur Oberhausen unter dem Motto „Weg zum Nachbarn“ sehen.

Die schwierige Verbindung in den Jahren der deutschen Teilung wurde 1996 letztmalig in Oberhausen gewürdigt. Die neue künstlerische Leitung unter Madeleine Bernstorff betonte in einem Statement ihre Ablehnung politischer Instrumentalisierung und kündigte deshalb eine stärkere Einbindung der Programmkommission an, die sich u.a. unter dem neuen Motto "Umwege zum Nachbarn" mit einer Art Retrospektive dem damaligen Filmen in der DDR heute erneut widmet.

Somit verspricht die diesjährige Festivalausgabe einen neuen, anregenden Blick auf die deutsch-deutsche Filmgeschichte mit Werken der verstorbenen DDR Filmemacher Gerhard Scheumann und Walter Heynowski, die damals im Geiste von DDR-Propaganda sich mit einem "Wink vom Nachbarn" über ihre andersartigen Ansichten bemerkbar machen wollten.

Darüber hinaus zeigen die Kurzfilmtage Werkschauen der ungarischen Künstlerin Dóra Maurer, dem Eifler Regiepaar Dietrich und Katharina Schubert sowie von der schwedisch-amerikanischen Filmemacherin Susanna Wallin.

Zudem nehmen die Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen sogenann­te Omnibusfilme in den Blick. Bis Sonn­tag widmet sich die neue Programmreihe dem seit den 1930er Jahren bekannten Format, das kurze Streifen verschiede­ner Regisseure zu einem abendfüllenden Programm verbindet, wie die Festivalma­cher mitteilten. Die längerfristig an­gelegte Festivalreihe soll dieses be­sondere Format aus dem Schatten der Filmgeschichte holen.

Den Auftakt machen auf der 71. Ausgabe der Kurzfilmtage "feministisch grun­dierte Episodenfilme" der 1980er Jahre.

Im Internationalen Wettbewerb zeigt das Festival Produktionen von Kirgisistan bis Kambodscha, von Finnland bis Myanmar. Aber an sechs Tagen werden nicht nur rund 500 kurze Filme auf die Leinwand projiziert. Eine Reihe von Veranstaltungen sind live und nur in Oberhausen zu erleben. Shiny Toys, das Festival für zeitbasierte Experimentalkultur, präsentiert Künstler*innen, die die Leinwand mit verschiedenen Live-Elementen erweitern. Im Podium werden an fünf Tagen aktuelle politische, filmische und gesellschaftliche Themen diskutiert. Der Klangkünstler Dirk Schaefer spielt Filmsoundtracks, bei denen die Leinwand dunkel bleibt. Und schließlich wird jeden Abend in der Festival Bar bei Live-DJ-Sets gefeiert.

Link: www.kurzfilmtage.de

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FLOW gewinnt den LUX Audience Award 2025

Der Film "FLOW" des lettischen Regisseurs Gints Zilbalodis wurde am heutigen Dienstag bei einer Zeremonie im Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel zum Gewinner des LUX Audience Award 2025 erklärt. Hier der Trailer:



"FLOW", eine lettisch-französisch-belgische Koproduktion, erzählt die Geschichte einer namenlosen Katze, einem einsamen Tier, dessen Heimat von einer großen Flut verwüstet wird. In dem Bemühen, sich an eine neue Welt anzupassen, rettet sich die Katze Zuflucht auf ein Boot, auf dem auch andere Tieren Zuflucht finden. Der Film befasst sich mit Themen, die für die Arbeit des Europäischen Parlaments von zentraler Bedeutung sind: Klimawandel, Migration, Vertreibung und Resilienz.


„Der LUX Audience Award ist mehr als nur ein Preis. Er ist ein Beweis für das Engagement des Europäischen Parlaments für Demokratie, Meinungsfreiheit und die Rolle des Kinos bei der Reflexion und Gestaltung unserer Gesellschaften. Mit diesem Preis bringen wir den Menschen europäische Geschichten näher und wir bringen den Menschen die Arbeit des Europäischen Parlaments näher. Die fünf nominierten Filme in diesem Jahr repräsentieren einige der dringlichsten und spannendsten Themen unserer Zeit, Themen, die im Mittelpunkt der Agenda des Europäischen Parlaments stehen", so die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Sabine Verheyen (CDU, Deutschland) in einer Videobotschaft, die während der Preisverleihung im Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel gezeigt wurde.

„Wir hatten fünf fesselnde Geschichten und fünf sehr unterschiedliche Nominierte für den LUX Audience Award: Sie sind eine Inspiration für Filmschaffende und Publikum gleichermaßen, nicht nur weil sie die außergewöhnliche Vielfalt des europäischen Kinos feiern, sondern auch weil sie dessen Fähigkeit demonstrieren, zu unterhalten und gleichzeitig zu erheben. Die Filmkunst in Europa ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Kultur einen bedeutenden Beitrag zur Gesellschaft leisten und für Mitgefühl, Empathie und Veränderung in einer ansonsten geteilten Welt eintreten kann", so Mike Downey, Ehrenvorsitzender des LUX Selection Committees und Vorsitzender der European Film Academy, nach der Bekanntgabe der Gewinner.

Die vier anderen Filme, die in die engere Wahl kamen, waren: : "ANIMAL" der griechischen Regisseurin Sofia Exarchou, "DAHOMEY" der französischen Regisseurin Mati Diop, "INTERCEPTED" der ukrainischen Regisseurin Oksana Karpovych und "JULIE KEEPS QUIET" des belgischen Regisseurs Leonardo van Dijl.

Der Gewinnerfilm wurde ermittelt durch eine öffentliche Abstimmung und eine Abstimmung der Europaabgeordneten, die jeweils zu 50 % gewichtet wurden.

LUX Audience Award
Mit dem LUX Audience Award, einem einzigartigen paneuropäischen Publikumspreis, unterstützt das Parlament seit 2007 den Vertrieb europäischer Filme, indem es Untertitel in 24 EU-Sprachen für die Filme im Endausscheid bereitstellt. Der LUX Audience Award hat sich durch die Auswahl europäischer Koproduktionen, die sich mit aktuellen politischen und sozialen Themen auseinandersetzen und die Debatte über europäische Werte anregen, einen Namen gemacht. Das Europäische Parlament arbeitet mit der European Film Academy, der Europäischen Kommission und Europa Cinemas zusammen, um ein breiteres Publikum zu erreichen und die Verbindungen zwischen Menschen und Politik weiter zu stärken.

Über die European Film Academy:
Die European Film Academy hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre 5.000 Mitglieder miteinander zu vernetzen, sie und ihre Arbeit zu unterstützen, zu würdigen und zu fördern. Ihr Ziel ist es, Wissen zu vermitteln und Zuschauende aller Altersgruppen für das europäische Kino zu begeistern. Die Academy positioniert sich als zentrale Organisation und fördert wichtige Debatten innerhalb der Branche. Sie ist bestrebt, alle Freund:innen des europäischen Kinos zusammenzubringen. Jährlicher Höhepunkt ist der „Month of European Film“ und die Verleihung der European Film Awards. Wichtiges Anliegen der Academy ist die Pflege des europäischen Filmerbes und die Einbeziehung eines jungen Publikums durch den European Film Club.

Link: www.europeanfilmacademy.org

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Die Gewinnerfilme des 11mm Fußballfilmfestivals Berlin 2025

Die 20. Ausgabe von 11mm - dem internationalen Fußballfilmfestival Berlin fand vom 24. - 28. April 2025 statt und stand ganz im Zeichen des Frauenfußballs.

Jury-Preise an "COPA '71" & "MÄDCHEN KÖNNEN KEIN FUßBALL SPIELEN" //  ShortKicks Award für "GIRLS MOVE MOUNTAINS" // Publikumspreis „Goldene Elf“ an "AS PRIMEIRAS"


Mit der Verleihung der 11mm-Festivalpreise im Rahmen der gestrigen Shortkicks-Gala im Colosseum Filmtheater fand die 20. Ausgabe des Internationalen Fußballfilmfestivals nach fünf ereignisreichen und erfolgreichen Tagen ihren krönenden Abschluss.

Die vier prämierten Dokumentarfilme widmen sich eindrucksvoll den Pionier:innen und Heldinnen des Frauenfußballs und spiegeln damit auf besondere Weise den diesjährigen Festivalschwerpunkt wider: „Fußballerinnen: Geschichten von Leidenschaft und Triumph“.

Der britische Dokumentarfilm "COPA '71" von James Erskine und Rachel Ramsay, der das erste internationale Frauenfußballturnier 1971 in Mexiko-Stadt beleuchtet, wurde mit dem „Preis der Großen Jury“ ausgezeichnet.

Hier der Trailer:



„Der Preis der „Großen 11mm Jury“ geht an einen außergewöhnlichen Film, der eine vergessene, aber höchst bedeutende Episode der Fußballhistorie wieder zum Leben erweckt. Dieser Film erzählt die inspirierende Geschichte von den Pionierinnen des Frauenfußballs, die an der Frauen-Weltmeisterschaft 1971 in Mexiko teilnahmen – einem Turnier, das für Aufsehen sorgte, heute jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Was diesen Film so besonders macht, ist seine Fähigkeit, eine vergessene Geschichte mit Leidenschaft und Präzision wiederzubeleben. Er zeigt uns die mutigen Frauen, die trotz aller Widerstände und gesellschaftlichen Barrieren den Fuß in die Tür des internationalen Fußballs setzten. Sie waren Wegbereiterinnen einer Bewegung, die heute kaum mehr wegzudenken ist. Mit viel Feingefühl und Engagement bringt der Film ihre Geschichten zum Vorschein – Geschichten von Mut, Überzeugung und unerschütterlichem Glauben.

Der Film ist nicht nur eine Hommage an diese Pionierinnen, sondern auch ein Weckruf. In einer Zeit, in der Frauen immer noch um Gleichberechtigung kämpfen müssen, liefert dieser Film eine kraftvolle Botschaft: Die Geschichte dieser mutigen Frauen zeigt uns, dass Veränderung möglich ist.


Die „Junge Jury“ kürte den Eröffnungsfilm "MÄDCHEN KÖNNEN KEIN FUßBALL SPIELEN" von Torsten Körner zu ihrem Favoriten. Die Doku wurde als Weltpremiere in Berlin gezeigt.

Statement der Jury:
„Der Film ist ein beeindruckendes und bewegendes Meisterwerk, das die vergessene Geschichte des Kampfes um die Etablierung einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft für Frauen in BRD und DDR auf außergewöhnliche Weise erzählt. Mit großer Sensibilität und Tiefgründigkeit beleuchtet er die Lebensleistungen der deutschen Fußballerinnen, deren Engagement und Mut lange Zeit im Schatten geblieben sind.

Was diesen Film so besonders macht, sind die faszinierenden Geschichten voller unglaublicher Wendungen – Begebenheiten, die nicht nur den Kampf um sportlichen Erfolg dokumentieren, sondern auch viel über die gesellschaftlichen Strukturen und Geschlechterbilder in Ost und West offenbaren. Der Blick hinter die Kulissen zeigt eindrucksvoll, wie männliche Heldenbilder und klischeehafte Frauenbilder in beiden deutschen Staaten den Weg der Pionierinnen erschwerten und gleichzeitig ihre unermüdliche Kraft und Entschlossenheit hervorheben.

Der Film schafft es meisterhaft, sowohl historische Fakten als auch emotionale Tiefe zu verbinden. Er lädt dazu ein, über Geschlechterrollen, gesellschaftliche Erwartungen und den Mut der Frauen nachzudenken, die sich gegen alle Widerstände aufm Platz durchsetzten. Dabei wird deutlich: Diese Geschichten sind nicht nur sporthistorisch bedeutsam, sondern auch ein kraftvolles Symbol für Gleichberechtigung und Emanzipation. Wir finden ihn absolut empfehlenswert!“


Der Publikumspreis „Goldene Elf“ ging an den brasilianischen Beitrag "AS PRIMEIRAS" von Adriana Yañez.

Ein besonderes Highlight der Gala war die live getroffene Entscheidung einer prominent besetzten Jury über den besten Kurzfilm des Festivaljahrgangs: Der „ShortKicks Award“ ging an "GIRLS MOVE MOUNTAINS" von Anna Huix (Spanien).

Über 11mm:
Als erstes Fußballfilmfestival weltweit wurde 11mm 2004 vom Brot & Spiele e.V. in Berlin gegründet.
Nach Gastspielen im Ausland und einer EM-Tournee im vergangenen Jahr durch 24 Städte in Deutschland präsentiert das Filmfest nun wieder aktuelle Produktionen und Werke aus der Geschichte des Fußballfilms in Berlin.

Link: 11mm.de

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