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Bertolucci ist Jury-Präsident beim Filmfestival Venedig

70th Venice International Film Festival - La Biennale di Venezia.



Der Sommer neigt sich langsam zu Ende, doch noch nicht in Italien, denn am Strand des Lidos werden in den nächsten 11 Tagen weiterhin sommerliche Temperaturen erwartet, sodass im Gegensatz zum 2013 verregneten Cannes Festival, diesmal am Lido wieder viel Glamour herrschen wird und so die schönsten Fotos der oft leicht bekleideten Filmstars geschossen werden können.

Die Mostra, das älteste Filmfestival der Welt feiert vom 28. August bis zum 7. September 2013 ihren 70. Geburtstag auf der Venedig vorgelagerten Insel mit dem weichen, goldenen Strand, an dem schon 1857 das erste private Bad eingeweiht wurde. Das berühmte »Grand Hí´tel Des Bains«, das jahrelang Treffpunkt der Stars gewesen war und für Luchino Viscontis Meisterwerk "Tod in Venedig" als Kulisse diente, existiert allerdings nicht mehr. Es wurde zu einem Appartmenthaus umgestaltet. Zur Erinnerung hier nochmals der Trailer des Films:



Nach dem beim Filmfestival von Cannes Starregisseur Steven Spielberg als Jurypräsidenten fungierte, will das Filmfestival von Venedig als zweitwichtigstes A-Festival dem nicht nachstehen und kann mit dem 73-jährige Bernardo Bertolucci als Jury-Präsidenten aufwarten. Der italienische Regisseur ist selbst nie mit einem Film beim Wettbewerb um einen Goldenen Löwen angetreten. Allerdings wurde der zweifache Oscar-Preisträger, der als Autor und Regisseur für internationale Kinoerfolge wie „Der letzte Kaiser“ und „Der letzte Tango in Paris“ verantwortlich zeichnet, 2007 in Venedig mit einem Goldenen Ehren-Löwen für sein Lebenswerk geehrt. Ihm zur Seite steht u.a. die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck in diesem Jahr als Mitglied der Internationalen Jury.

Eröffnet wird das Festival mit dem Sci-Fi-Thriller „Gravity“ von Alfonso Cuarón in 3D und mit Sandra Bullock und George Clooney in den Hauptrollen. Die brillante Medizintechnikerin und den erfahrenen Astronauten verbindet nach einer Shuttle-Katastrophe während eines Außeneinsatzes nur noch ein Band. Auch der Kontakt zur Erde ist verloren und damit jede Chance auf Rettung. Warner Bros. bringt „Gravity“ am 3. Oktober 2013 in die deutschen Kinos. Hier der Trailer:



Spannend bleibt, was uns Alberto Barbera, Director von Venedig, sonst noch bieten kann. Mit der Abwanderung von Marco Müller, dem langjährigen Chef der Mostra nach Rom, könnte es schwierig werden, gute Filme zu sehen zu bekommen, da zuvor schon Locarno mit interessanten Weltpremieren aufwarten konnte und bald auch noch San Sebastian neue Filme mit deutscher Koproduktion angekündigt hat. Sogar Thierry Frémaux, Festivalchef von Cannes räumte ein, dass es ihm und seinem Team in diesem Jahr schwerer als zuvor gefallen sei, überhaupt 20 Filme für den Wettbewerb zusammenzukratzen: Es habe keinerlei Überschuss gegeben oder Titel, zwischen denen er hätte abwiegen können. Dennoch war die Bilanz des Festivals großartig gewesen und man kann sich im Nachhinein kaum vorstellen, dass die Berlinale im eisigen Berlin als drittwichtigstes A-Festival nur das bekommt, was übrig bleibt, wenn die Oscar-Saison und Sundance bereits zugegriffen haben.

Aus Anlass der 70. Auflage der Filmfestspiele von Venedig schuf die Biennale di Venezia allerdings ein ganz spezielles Projekt, das seine Premiere auf dem Lido erleben wird. Unter dem Motto "Venezia 70 – Future Reloaded" wurden 70 Filmregisseure aus aller Welt eingeladen, jeweils einen kurzen Film zwischen 60 und 90 Sekunden zu drehen. Die Einladung ging an große Meister, bekannte Regisseure und junge Filmemacher, die alle mindestens einmal in den letzten zwanzig Jahren bei den Filmfestspielen von Venedig beteiligt waren und nun sowohl eine kollektive Film-Hommage an das Festival wie auch eine Reflexion über die Zukunft des Kinos abliefern sollten.


Der Wettbewerb der Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia
Im Wettbewerb Venezia 70 laufen insgesamt 20 Filme, davon 18 als Weltpremiere. Mit dabei sind zahlreiche Altmeister: Gianni Amelio mit "L'intrepido", Terry Gilliam mit "The Zero Theorem" (mit Christoph Waltz) oder Stephen Frears mit "Philomena" (mit Judi Dench und Steve Coogan).

Die Indie-Ikone Kelly Reichardt, die vor drei Jahren mit "Meek's Cutoff" im Mostra-Wettbewerb war, kehrt mit "Night Moves" zurück, in dem u.a. Jesse Eisenberg, Dakota Fanning und Peter Sarsgaard zu sehen sind. Jonathan Glazer ist mit "Under the Skin" (mit Scarlett Johansson) dabei, David Gordon Green mit "Joe" (mit Nicolas Cage). Der britische Regisseur John Curran zeigt "Tracks" (mit Mia Wasikowska und "Girls"-Star Adam Driver). Peter Landesman nimmt mit seinen Erstling "Parkland" (u.a. mit Zac Efron, Marcia Gay Harden und Billy Bob Thornton) teil.

Kanadas gefeiertes Wunderkind Xavier Dolan hofft mit "Tom á la ferme" auf einen Löwen. Amos Gitai zeigt "Ana Arabia" und Philippe Garrel präsentiert "La jalousie". James Franco, der derzeit im Festivalbetrieb überall gefragt ist, ist mit einer weiteren Regiearbeit ("Child of God" mit Tim Blake Nelson) dabei. Ein zweiter italienischer Spielfilm im Wettbewerb, koproduziert mit der Schweiz und Frankreich, ist Emma Dantes "Via Castellana Bandiera" (mit Elena Cotta und Alba Rohrwacher). Im Gegensatz zu Cannes nimmt Deutschland am Wettbewerb in Venedig teil. Dafür fehlt Österreich. Neun Jahre nach seiner Festivalteilnahme mit dem Dokumentarfilm „Die große Stille“ ist der deutsche Regisseur Philip Gröning mit seinem Drama "Die Frau des Polizisten" nun erneut am Lido zu Gast.

Außer Wettbewerb stellt Venedig-Stammgast Edgar Reitz seinen knapp vierstündigen "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht" vor. Außer Wettbewerb laufen außerdem - neben dem Eröffnungsfilm "Gravity" - u.a. Kim Ki-duks "Moebius", Andrzej Wajdas Lech-Walesa-Film "Walesa - Man of Hope", Paul Schraders "The Canyons" mit Lindsay Lohan, Lee Sang-Ils "Yurusarezaru Mono - Unforgiven" mit Ken Watanabe, der japanische 3D-Animationsfilm "Space Pirate Captain Harlock" von Shinji Aramaki sowie der Horrorfilm "Wolf Creek 2" von Greg McLean.

Erstmals gehen zwei Dokumentarfilmer ins Löwen-Rennen: Der vielfach auszeichnete US-Regisseur Errol Morris mit "The Unknown Known: The Life and Times of Donald Rumsfeld" sowie Gianfranco Rosis mit "Sacro GRA". Zudem gesellt sich ein Animationsfilm in den Wettbewerb: "Kaze Tachniu" von Altmeister Hayao Miyazaki.

Komplettiert wird der Wettbewerb mit Filmen aus Algerien (Merzak Allouaches "Es-stouh - Les terrasses"), Griechenland (Alexandros Avranas mit "Miss Violences") und Taiwan (Tsai Ming-liang mit "Jiaoyou - Stray Dogs").


Die Filmtitel der Kritikerwoche - La semaine dela critic
Die unabhängige Festivalsektion Settimana Internationale Della Critica in Venedig hat ebenfalls erste Filmtitel bekannt gegeben. Eröffnet wird die 28. Ausgabe der Kritikerwoche, die ausschließlich Erstlingswerke zeigt, mit dem italienischen Drama „L’arte della felicití “ („The Art Of Happiness“) von Alessandro Rak über das Leben von zwei Brüdern in Neapel.

Auch in diesen Wettbewerb eingeladen worden ist die italienisch-deutsch-tansanische Koproduktion „White Shadow“ über einen Albino-Jungen in Afrika, der aufgrund seines Aussehens verfolgt wird. Als ausführenden Produzenten für dieses Drama konnte der in Berlin und L.A. lebende Filmemacher Noaz Deshe den US-Schauspieler Ryan Gosling gewinnen. Ebenfalls von den Kritikern ausgewählt ist der von Pablo und Juan de Dios Larrain produzierte Spielfilm „The Quispe Girls“ über zwei Schwestern, denen während der Pinochet-Diktatur in Chile ihre Lebensgrundlage entzogen wird.

Weitere Beiträge sind die italienische Komödie „Zoran, My Nephew The Idiot“ mit Giuseppe Battiston als Weinliebhaber sowie das slowenische Drama „Class Enemy“, in dem eine Schule mit dem Selbstmord eines Schülers zurechtkommen muss. In „The Reunion“ zeigt die schwedische Filmemacherin Anna Odell die alten Gruppendynamiken auf, die nach 20 Jahren bei einem Klassentreffen wieder auftauchen. „Salvation Army“ basiert auf dem preisgekrönten Roman des marokkanischen Schriftstellers Abdellah Taia über einen jungen Homosexuellen in Casablanca.

Als Abschlussfilm läuft in der Kritikerwoche der chilenische Beitrag „Illiterate“ von Moisés Sepúlveda, in dem eine Frau zu verheimlichen versucht, dass sie Analphabetin ist. Die Hauptrolle spielt die auf der Berlinale preisgekrönte „Gloria“-Darstellerin Paulina Garcí­a.

Die Wettbewerbstitel konkurrieren um den auf 5.000 Euro dotierten »RaroVideo«-Publikumspreis sowie um den von Luigi De Laurentiis gestifteten »Lion of the Future« für den besten Debütfilm im Wert von 100.000 Dollar.


Weitere deutsche Filme in Nebensektionen.
In die offizielle Nebensektion Orizzonti wurde Rick Ostermann mit seinem Debütfilm "Wolfskinder" eingeladen. James Franco, der bereits einen Regiebeitrag im offiziellen Wettbewerb präsentiert, spielt auch im Orizzonti -Beitrag "Palo Alto" von Gia Coppola (Enkelin von Francis Ford Coppola) mit. In der Sektion Orizzonti ist u.a. auch der neue Film von Lukas Moodysson dabei, "Vi är bäst!" (We Are the Best!).

Bei den Giornate degli Autori feiert J. Jackie Baier aus Deutschland mit "Julia" seine Weltpremiere, eine Doku über eine transsexuelle Prostituierte.

Links: www.labiennale.org | www.labiennale.org/en/cinema
Quellen: Blickpunkt:Film | filmecho | La Biennale di Venezia

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