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The 3rd. Incredible Filmfest zu Potsdam 2013 (Update)

Unterstützt vom Rundfunk Berlin-Brandenburg startet ein politisches Filmfest.


Vom 27. bis zum 31. August 2013 lädt das »THE INCREDIBLE Filmfest« zu Potsdam unter dem Motto „Neues Leben wagen“ in das traditionsreiche Thalia-Kino nach Potsdam ein. Die Idee dahinter hatte 2011 ein Student, der das unglaubliche schaffte, für das erste Festival gleich den Ökumenischen Umweltpreis zu holen. Fortan sollen Themen zu Politik und Umwelt das Festival beherrschen, sodass sich die Filmauswahl deutlich von zahlreichen anderen Festivals in der Region abhebt.

Doch das klappt leider noch nicht immer so gut, wie die Macher sich es vorstellen. Der hier gezeigte Trailer ist mit Bildern und Informationen überfrachtet und wirkt somit in unseren Augen ziemlich konfus. Das Programm verspricht zwar, was es ankündigt, aber die Filme sind zumeist von anderen Festivals her bekannt, was schade ist, denn ein Festival, was eine Sondereinstellung einnehmen will, sollte seinen Besuchern mit vielen Erstaufführungen oder zumindest lokalen Premieren auch etwas ganz Besonderes bieten.

Die Mitbewerber machen das besser. Erst am Freitag wurde in Berlin auf dem »Favourites Film Festival«, über das wir hier berichteten, der Brandenburger Dokumentarfilm "NACH WRIEZEN / BEYOND WRIEZEN" gezeigt, der von einigen Beobachtern und Filmjournalisten als einer der Höhepunkte des Incredible Filmfestes gesehen wird. Der Film über das Leben junger Leute nach der Gefängnishaft ist allerdings in Potsdam ebenfalls schon bekannt, denn er wurde bereits bei den Sehsüchten im Frühjahr präsentiert.

Am Mittwoch, den 28. August 2013 wird jedoch tatsächlich mit dem Fernsehfilm "Frei" von Bernd Fischerauer um 20:15 Uhr eine »Weltpremiere« über einen hochrangigen Nazi-Verbrecher gezeigt, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland nach Südamerika geflohen war. Hier ein TV-Bericht auf YouTube von den Dreharbeiten:



Dagegen wird zur Eröffnung des Festivals am Dienstag überhaupt kein Film kompletter gezeigt. Statt dessen soll das „Gemini Orchester Projekt 12-13“ bekannte Filmmusiken von „Mission Impossible“ bis „Herr der Ringe“ präsentieren, die mitnichten filmpolitsch von Relevanz sind. Diese Veranstaltung dient allein der Vorschau auf Highlights des Filmfestes, zu dem RBB-Moderator Christian Matheé durch den Abend führt. Anschließend gibt es im Foyer ein Buffet mit Bio-Kost und anderen regionalen Spezialitäten, damit offensichtlich der Anschein gewahrt wird, auch ein ökologisches Filmfestival zu sein.

Echt gespannt sind wir jedoch auf die Dokumentation "Die Garnisonkirche - Protokoll einer Zerstörung", die am Samstag, den 31. August um 16:30 Uhr laufen wird. Der 1992 gedrehte Film ist zwar nur 45 Minuten lang, aber das Thema des Wiederaufbaus ist hochaktuell und könnte Potsdams Mitte nach der Wiederherstellung des Schlosses, um ein weiteres Denkmal bereichern. Spendenaufrufe zum Wiederaufbau und eine kontroverse Diskussion zur Wiedergewinnung der historischen Mitte Potsdams laufen bereits. In diesem Fall trifft das Festival den Nagel auf den Kopf, zur Überredung der letzten Zweifler am Wiederaufbau. Sogar der Bund fördert Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam mit zwölf Millionen Euro heißt es jüngst in einer Pressemitteilung des Kulturstaatsministers Bernd Neumann vom 12. August 2013 auf der gleichnamigen Webseite. Eine anschließende Podiumsdiskussion unter der Leitung von Peter Tiede (Chefredakteur PNN) ergänzt die Filmvorführung.


"Der sachliche Tonfall dieses Dokumentarfilms von Kurt Tetzlaff überzeugt von Anfang an und zieht den Zuschauer mit gut gewähltem Archivmaterial, Zeitzeugen und einer Fülle vor der Kamera ausgebreiteter Archivdokumente in seinen Bann", heißt es in der Filmbeschreibung der Kinoprogrammvorschau zum Festival.

"Unter dem Vorwand der Einsturzgefährdung wurde im Mai / Juni 1968 die Ruine der Potsdamer Garnisonkirche gesprengt und abgetragen, nachdem das Bauwerk im April 1945 verheerende Schäden durch einen britischen Luftangriff erlitten hatte. Tatsächlich war die Kirchenruine ein Dorn im Auge der SED-Führung – Walter Ulbricht persönlich ordnete ihre Sprengung und ihren Abriss an. Der Grund: Zum einen galt die 1730-35 erbaute Kirche, in der bis 1943 die Sarkophage Friedrichs I. und II. von Preußen aufbewahrt worden waren, als Symbolort des alten Preußen, das den Kommunisten verhasst war, zum anderen hatte im März 1933 in der Kirche der von der NS-Propaganda stark herausgestellte Staatsakt von Potsdam stattgefunden, der einen wichtigen Schritt der nationalsozialistischen Machtergreifung dargestellt hatte. Nach dem Krieg war die Kirchenruine zunächst in Heilig-Geist-Kirche umbenannt worden, und eine kleine Gemeinde hatte das religiöse Leben in ihren Mauern fortgeführt. Dies endete dann im Zuge der "zweiten Zerstörung Potsdams" zwanzig Jahre später, als u.a. das Stadtschloss und dann auch die Ruine der Garnisonkirche abgerissen und durch "moderne", "sozialistische" Bauten ersetzt wurden. Der Film zeigt die traurige Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche als ein erschüttertes Fallbeispiel für die Kulturbarbarei, die durch alliierten Luftkrieg und kommunistische Herrschaft an Deutschland verübt wurde."

The Incredible Filmfest
27. bis zum 31. August 2013
Thalia Kinos Potsdam
Rudolf-Breitscheid-Straße 50
14482 Potsdam
Links: www.incredible-filmfest.de | www.thalia-potsdam.de
Quellen: BAF Eigenbericht | Sehsüchte | Berliner Filmfestivals | THE INCREDIBLE FILMFEST | Garnisonkirche Potsdam | Thalia Kinos Potsdam

N A C H T R A G
Der Veranstalter war über unseren Vorbericht mit unserer gutgemeinten Kritik und einigen "Verbesserungsvorlägen" sichtlich empört, sodass er am 28.08.13 unsere Pressefreiheit am Telefon bedrohte und den Artikel wieder entfernt haben wollte. Leider mochte er von unserem Rat, einen Kommentar oder klarstellende Ergänzungen einzustellen, auch nichts wissen. Wir würden uns deshalb über Statements von Besuchern und ihren Eindruck zum Festival an dieser Stelle in der Kommentarspalte freuen.

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