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66. International Film Festival Locarno 2013 (Update)

Die 66. Ausgabe des internationalen A-Film Festivals in Locarno.



Offiziell findet das Festival del film Locarno im Wettbewerb um den »Pardo d'oro« erst vom 7. bis 17. August 2013 statt. Doch schon ab morgen gibt es zwei Tage lang kostenlose Filmvorführungen auf der Piazza Grande in Locarno am Lago Maggiore im schweizerischen Tessin. Diese Nachricht dürfte auch für deutsche Urlauber in der italienischen Schweiz von Bedeutung sein, denn vor allem im Nachbarort Ascona übernachten gerne deutsche Gäste. Am Sonntag, 4. August und Dienstag, 6. August 2013 werden zwei Klassiker der Filmgeschichte gezeigt.

Der erste Abend des «Vorfestivals» steht im Zeichen des italienischen Kinos: Auf der großen Open Air Leinwand wird das Meisterwerk "Der Garten der Finzi Contini" (Italien, 1970) von Vittorio De Sica in Originalversion mit englischen Untertiteln aufgeführt. Zur zweiten Vorstellung steht mit "Chinatown" von Roman Polanski (USA, 1974) ein Klassiker des amerikanischen Kinos mit Faye Dunaway und Jack Nicholson auf dem Programm. Faye Dunaway gehört zudem zu den Ehrengästen des Festivals und wird am Freitag, 9. August 2013 mit dem Leopard Club Award ausgezeichnet. Nebst der Preisverleihung auf der Piazza Grande wird sie um 10:30 Uhr im Spazio Cinema (Forum) an einem öffentlichen Publikumsgespräch teilnehmen, das vom künstlerischen Leiter des Festivals, Carlo Chatrian, moderiert wird.

Die Freilichtarena auf Locarnos Piazza Grande fasst rund 8.000 Zuschauer (Wikimedia Commons License)


Neuer Filmpreis in Locarno
Das Festival del film Locarno und die Stadt Mailand wollen künftig eng zusammenarbeiten. Wie Marco Solari, Festivalpräsident in Locarno, bekannt gab, soll als erster Schritt bei der kommenden Festivalausgabe der »Pardo alla Migliore Opera Prime - Cittí  di Milano« verliehen werden. Der Preis geht an den besten Erstlingsfilm der Programmreihen Concorso Internazionale, Concorso Cineasti del Presente und Piazza Grande.

"Die Tatsache, dass Mailand am Festival del film Locarno einen Preis verleihen möchte, ist nicht nur eine Anerkennung des hohen künstlerischen Werts der Veranstaltung, sondern verstärkt auch das Renommee des Festivals del film Locarno auf internationaler Ebene", betont Festivalpräsident Marco Solari. Stefano Boeri, bei der Stadt Mailand für Kultur, Mode und Design verantwortlich, ergänzt: "Die Lancierung einer Auszeichnung für das beste Erstlingswerk, das im Rahmen des Festival del film Locarno gezeigt wird, ist nur ein erster Schritt in der Zusammenarbeit zwischen einem der renommiertesten internationalen Festivals und einer Stadt, die wieder eine Hauptrolle spielen möchte in der Welt des Films: Es ist eine Hommage an das Festival del film Locarno."

Locarno ehrt Werner Herzog
Werner Herzog wird in diesem Jahr in Locarno mit dem Ehrenleoparden ausgezeichnet. Das Festival del film Locarno zeichnet den deutschen Regisseur mit dem »Pardo d'onore Swisscom« aus und zeigt zu Herzogs Ehren zehn seiner Filme: "Auch Zwerge haben klein angefangen", "Aguirre, der Zorn Gottes", "Jeder für sich und Gott gegen alle", "Nosferatu- Phantom der Nacht", "Fitzcarraldo", "Wo die grünen Ameisen träumen", "The White Diamond", "Grizzly Man", "The Wild Blue Yonder" und "Ein fürsorglicher Sohn". Darüber hinaus wird Herzog an einem dem Festivalpublikum zugänglichen Gespräch mit Grazia Paganelli, der Co-Autorin einer Monografie über ihn, teilnehmen.

"Ich bin glücklich, in Locarno einen Regisseur für den Ehrenleoparden willkommen zu heißen, der so ganz und gar der Ausrichtung des Festivals entspricht: Im Laufe seiner langen Karriere wechselte Herzog gekonnt zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, zwischen Low-Budget-Filmen und solchen mit grossem Staraufgebot, ohne je seine Identität zu verleugnen. Wenn Auszeichnungen nicht nur als Anerkennungen fungieren, sondern auch in die Zukunft weisen, bin ich überzeugt davon, dass Werner Herzog als Persönlichkeit genau das verkörpert, was das Festival (auch) zukünftig anzustreben und zu verfolgen sucht: ein Filmschaffen, das seine Macher und sein Publikum nicht nur miteinbezieht, sondern buchstäblich mit sich reißt. Ebendies beinhaltet nicht nur einen starken Willen, sondern auch eine pointierte Parteinahme. Ebendies hat Herzog dazu bewogen, sein Dorf in den bayrischen Bergen zu verlassen, um die Straßen der Welt zu durchforsten und seine erlebten und geteilten Erfahrungen ebenso wie imaginierten Erlebnisse in Bilder und Töne zu übertragen", erklärt der Künstlerische Leiter des Festivals, Carlo Chatrian.

Deutschland im Wettbewerb vertreten.
Was in Venedig und Cannes nur selten gelingt, scheint in Locarno ein geringeres Problem zu sein. Die Liste der deutschen Filme im Wettbewerb des Schweizer Festivals ist jedenfalls länger als die von Cannes. So wird in diesem Jahr die Verfilmung des Skandalbestsellers „Feuchtgebiete“ ihre Festivalpremiere am 11. August 2013 im Rahmen des Filmfestivals von Locarno feiern und als einzige Produktion die deutschen Farben im Wettbewerb vertreten. Hier der Trailer.



Neben Hauptdarstellerin Carla Juri, die passenderweise aus dem Tessin stammt, werden Regisseur David Wnendt („Kriegerin“) und Produzent Peter Rommel sowie auch die Romanautorin Charlotte Roche anwesend sein. Der Majestic Filmverleih, der sich bereits mit anspruchsvollen Filmen wie "DIE FREMDE", "WÜSTENBLUME", "JOHN RABE" oder "KIRSCHBLÜTEN-HANAMI" einen guten Namen gemacht hat, wird „FEUCHTGEBIETE“ hierzulande am 22. August 2013 in die Kinos bringen.

Im Wettbewerb laufen insgesamt 20 Filme, 18 davon als Weltpremiere. Darunter sind u.a. neue Filme von Thomas Imbach ("Mary, Queen of Scots"), Kiyoshi Kurosawa ("Real"), Albert Serra ("Historia de la meva mort") oder Pippo Delbono ("Sangue").

Auf der Piazza Grande , dem großen Freiluftkino des Festivals, kommt "Vijay und ich - Meine Frau geht fremd mit mir" von Sam Garbarski zur Aufführung, in der belgisch-luxemburgisch-deutschen Komödie spielt Moritz Bleibtreu die Hauptrolle. Auf der Piazza zu sehen sind u.a. auch die Jennifer Aniston-Komödie "Wir sind die Millers", Sandra Nettelbecks "Mr. Morgan's Last Love", Richard Curtis' Zeitreise-Komödie "Alles eine Frage der Zeit", die deutsch koproduzierte Adler-Olson-Verfilmung "Erbarmen", der auf der Berlinale mehrfach prämierte Film "Gloria" oder "Les grandes ondes" von Lionel Baier. Sieben Filme der 14 neuen dort gezeigten Titel sind Weltpremieren.

In den Nachwuchswettbewerb »Cineasti del Presenti« wurde mit Carlo Zorattis "The Special Need" ebenfalls eine deutsche Produktion eingeladen - ein Film über einen Autisten auf der Suche nach körperlicher Liebe. In der Sektion »Semaine de la Critique« kommen wieder zwei deutsche Dokumentarfilme zur Aufführung: "Die Hüter der Tundra" von René Harder - über die samischen Bewohner der russischen Tundra - und "Master of the Universe" von Marc Bauder.

2 Guns“ von Baltasar Kormákur wird am 7. August 2013 das 66. Festival von Locarno auf der Piazza Grande eröffnen. Der isländische Filmemacher, der im Jahr 2000 sein Erstlingswerk „101 Reykjavik“ im Wettbewerb von Locarno präsentierte, kehrt mit einer amerikanischen Action-Comedy, in der Denzel Washington, Mark Wahlberg und Paula Patton die Hauptrollen spielen, zum Festival zurück. Hier der Trailer.



Das Drehbuch wurde von Blake Masters geschrieben, basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel von Steven Grant. In Deutschland bringt Sony Pictures den Film im Oktober heraus.

Filmstill: "Two Guns"


Abschlussfilm nach der Preisverleihung am 17. August 2013 ist „On the Way to School" ("Sur le chemin de l'école") von Pascal Plisson. Der französische Dokumentarfilm begleitet vier Kinder aus aller Welt auf ihrem Schulweg durch die Savannen von Kenia, Marokkos Atlas-Gebirge, Süd-Indien oder durch die Hochebenen Patagoniens. Senator Film Verleih bringt den Film im Dezember in die deutschen Kinos.

Carlo Chatrian, der neue künstlerische Leiter des Festivals, erklärt: "Sowohl der Eröffnungs- als auch der Schlussfilm auf der Piazza Grande - Herzstück und Schaufenster des Festivals - umfassen idealerweise die ganze Vielfalt des Programms, die dem Publikum von Locarno ermöglicht, durch die Welt und die Filme, die sie abbilden, zu reisen. Baltasar Kormákur - ein Regisseur, der im Jahr 2000 in Locarno als Entdeckung gefeiert wurde - realisierte mit '2 Guns' eine aufwendige amerikanische Produktion, die durch einen Plot voller überraschender Wendungen und die darstellerischen Leistungen seiner Protagonisten besticht. 'On the Way to School' wiederum wählt den dokumentarischen Modus, um die Odysseen einiger Schulkinder zu erzählen. Nebst der visuellen Wucht der gefilmten Szenarien legt Plissons Dokumentarfilm sein Hauptaugenmerk auf das Recht auf Bildung, das viel zu oft als gegeben erachtet wird."

Locarno vergibt Vision Award an Douglas Trumbull.
Mit dem »Vision Award – Electronic Studio« vergibt das Filmfestival von Locarno eine neue Auszeichnung, die Douglas Trumbull, amerikanischer Regisseur und Spezialist für Special Effects als erster in Empfang nehmen wird. Das Festival möchte damit Persönlichkeiten wertschätzen, die mit ihren Kreationen und ihrer Arbeit hinter den Kulissen dazu beitrugen, das Kino in neue Sphären zu heben.

Douglas Trumbull war an der Realisierung von Klassikern beteiligt wie „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ von Steven Spielberg, „Star Trek“ (1979) von Robert Wise, „Blade Runner“ von Ridley Scott oder „The Tree of Life“ von Terrence Malick. Er fungierte aber nicht nur als Spezialist von Special Effects, sondern produzierte und realisierte auch verschiedene eigene Filme, darunter „Lautlos im Weltraum“ oder „Brainstorm“.

Arte mit zehn Filmen in Locarno.
Der Kultursender Arte ist gleich mit zehn Filmen vertreten, davon werden zwei im Internationalen Wettbewerb gezeigt und einer auf der legendären Piazza Grande präsentiert. Im „Concorso Internazionale“ sind „Mary, Queen of Scots“ von Thomas Imbach (SR/SRG SSR/Arte) und „Pays Barbare“ (Dokumentarfilm von Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi, Arte France) zu sehen. Auf der Piazza Grande läuft „Wrong Cops“ von Quentin Dupieux (Arte Cofinova 7).

Nachtrag: Wieder Weltpremieren in Locarno.
Ein A-Film-Festival ohne Weltpremieren ist undenkbar. So feiert am 10. August 2013 u. a. „Erbarmen“, die Verfilmung des gleichnamigen ersten Romans von Jussi Adler-Olsens Bestseller-Reihe über Carl Mí¸rck, seine Weltpremiere in Locarno. Regie führt Mikkel Ní¸rgaard, das Drehbuch schrieb Nikolaj Arcel, von dem auch das Drehbuch zur ersten Stieg Larsson-Verfilmung „Verblendung“ stammte. In der Rolle des eigenwilligen Ermittlers Carl Mí¸rck ist Nikolaj Lie Kaas zu sehen, der durch die Dan-Brown-Verfilmung „Illuminati“ internationale Bekanntheit erlangte. Der Film kommt allerdings erst am 16. Januar 2014 in die deutschen Kinos, wie wir nachträglich erfahren haben.

Die Sektionen im Überblick:
• Concorso internazionale: 20 Filme, 18 davon als Weltpremiere, im Wettbewerb um den Pardo d'oro (Goldener Leopard).
• Concorso Cineasti del presente: Der Nachwuchswettbewerb mit 16 Debüt- und Zweitfilmen.
• Piazza Grande: Die 16 Filme der Piazza Grande, das Freiluftkino, welches jeden Abend bis zu 8'000 Zuschauerinnen und Zuschauer aufnimmt.
• Fuori concorso: Ein Panorama des zeitgenössischen Films: "Death Row II" von Werner Herzog, ein Fokus auf Syrien, eine Auswahl von Künstlerfilmen sowie ein Programm von Kurzfilmen etablierter Filmemacher.
• Pardi di domani: Der Wettbewerb, der den Kurzfilmen gewidmet ist.
• Histoire(s) du cinéma: Die Filmgeschichte, von ihren Protagonisten präsentiert.
• Premi speciali: Die fünf Spezialpreise des Festivals für Künstler von Weltruf.
• Retrospettiva George Cukor: das integrale filmische Werk des Regisseurs und Meister der Hollywood-Komödie, begleitet von Gästen, Filmvorführungen, Diskussionen und Events.
• Open Doors: Die Türe zum Südkaukasus mit Armenien, Aserbaidschan und Georgien.

Das komplette Festivalprogramm ist unter: www.pardo.ch zu finden.
Quellen: Blickpunkt:Film | Filmecho | Filmfest Locarno

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