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Berliner Geyer Werke und CineMedia Film AG sind pleite

CineMedia & CinePostproduction GmbH stellten Antrag auf Insolvenzverfahren.



Die Berliner Geyer-Werke die „älteste Filmfabrik“ Deutschlands, heute CineMedia Film, die zu den größten filmtechnischen Dienstleister in Deutschland gehört, ist insolvent. Die Meldung ist zwar schon ein paar Tage alt, doch die Lage wird nicht besser, sondern immer dramatischer. Auf die Insolvenz der CinePostproduction GmbH folgte wenige Tage später die Zahlungsunfähig der Mutterfirma, der CineMedia AG, weil eine von zwei finanzierenden Banken ihre Kredite fristlos kündigt hatte.

Davon sind nicht nur die Werke in Bayern am Bavariafilmplatz 7 in 82031 Grünwald betroffen, sondern auch die traditionsreichen Geyer Werke in Berlin, denn diese wurden schon vor Jahren von der CineMedia übernommen. Der Konzern bietet Mediendienstleistungen rund um Filmlabor, Bild- und Tonbearbeitung, Kreation und Design für TV-Sender und -Formate sowie Konzeption an.

Aber es kommt noch schlimmer, denn die CineMedia-Pleite betrifft auch das traditionsreiche Studio Hamburg, das neben dem Hauptsitz in Hamburg ebenfalls mit Standbeinen in Berlin-Adlershof, Potsdam-Babelsberg und München vertreten ist. Der Film- und Fernsehproduzent hatte im Frühjahr seine Sparte Studio Hamburg Filmtechnik an die Cine-Mobil verkauft, eine Tochter der Münchener Produktionsgesellschaft Bavaria. Den Kaufpreis hatte Cine-Mobil zum Teil mit CineMedia-Aktien beglichen. Warum die NDR-Tochter Studio Hamburg überhaupt Aktien des Pleite-Unternehmens als Zahlungsmittel akzeptierte, ist allerdings unverständlich. Die Bavaria Film GmbH hält nämlich 28,06 % Anteile am Grundkapital der CineMedia Film AG und die finanzielle Schieflage der CineMedia war zum Zeitpunkt des Deals bereits bekannt. Die Bavaria hatte deswegen 2012 ihren Bilanzwert um sechs Millionen Euro nach unten korrigieren müssen.

Vorgestern wurde nun bekannt, dass die Bavaria Sonor Musik und Marketing sowie die Bavaria Media GmbH miteinander verschmelzen werden und künftig gemeinsam als Bavaria Media GmbH firmieren, um die schwächelnde Bavaria Film wieder zu stärken.

"Die durch die Verschmelzung ermöglichten Synergien im administrativen Bereich sollen genutzt werden, um die operativen Vertriebssysteme zu kräftigen und die Marktpositionen in den verschiedenen Geschäftsbereichen weiter ausbauen zu können", heißt es in einer Erklärung der Bavaria Geschäftsführung.

Bavaria-Film-Geschäftsführer Matthias Esche ergänzt: "Unsere beiden sehr erfolgreichen und schon bislang eng verbundenen Vertriebsarme sind wichtige Eckpfeiler der strategischen Ausrichtung der Bavaria-Film-Gruppe und werden durch die Zusammenführung der Vertriebsbereiche Film, TV, Musik und Merchandising weiter gestärkt."

Mehrheitsaktionär der CineMedia Film AG ist übrigens die Tele München Fernseh GmbH + Co. Produktionsgesellschaft (TMG) des Medienunternehmers Herbert Kloiber mit 60,72%. In einer Adhoc-Mitteilung hatte der Vorstand der CineMedia Film AG mitgeteilt, dass die CinePostproduction GmbH, eine 100-prozentige Tochter der CineMedia Film AG, am 12.08.13 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt hat.

Drei Tage zuvor hatte die Muttergesellschaft, CineMedia Film AG, mitgeteilt, dass sie rechnerisch überschuldet sei und Finanzierungsgespräche mit den Großaktionären erfolglos verlaufen seien. In der Zwischenzeit hat eine der finanzierenden Banken die eigentlich am 31.12.2013 und am 31.01.2014 auslaufenden Kreditlinien außerordentlich fristlos gekündigt, wodurch die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft eingetreten ist. Unabhängig davon überprüft der Vorstand weiterhin die Möglichkeit einer außergerichtlichen Sanierung der CineMedia, um eine totale Pleite noch abzuwenden.

Geyer Werke, Harzer Straße 39, 12059 Berlin-Neukölln


Die CinePostproduction GmbH gehört zu den größten Postproduktionshäusern in Deutschland und verfügt über Niederlassungen in Hamburg, München, Berlin, Köln und Halle. Durch digitale Verbreitung in den Kinos ist die Auslastung für analoge Filmkopie bei den Kopierwerken in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen. Zwar wurde versucht durch neue Geschäftsfelder, wie digitale Abtastung alter Filmkopien, dem Verlust entgegenzusteuern, doch Umsatzeinbußen vor allem bei der Nachbearbeitung von Kino- und Fernsehfilmen waren offensichtlich nicht zu vermeiden. Allerdings soll die Produktion vorerst weiter gehen, sodass es zurzeit noch keine Auswirkungen auf Kunden gebe. Die Cinemedia AG hat rund 300 Mitarbeiter und machte 2012 einen Umsatz von 33 Millionen Euro.

Auslöser der Krise war die Neubewertung der CinePostproduction GmbH durch einen von der CineMedia Film AG beauftragten Wirtschaftsprüfer, denn die Aktie der CineMedia Film hat seit Anfang August mit einem herben Abschlag zu kämpfen. Der Wirtschaftsprüfer sah die Notwendigkeit einer außerplanmäßigen Abschreibung des Beteiligungsansatzes an der CinePostproduction GmbH, die dazu führt, dass bei der CineMedia Film AG eine rechnerische Überschuldung im Sinne des insolvenzrechtlichen Überschuldungsbegriffs vorliegt.

Links: www.cinemedia.de | www.cinepostproduction.de
Quellen: Professional Production | Blickpunkt:Film | Hamburger Abendblatt | dpa

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