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8. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen

„Blaubeerblau“ eröffnet das 8. Festival des deutschen Films auf der Parkinsel am Rhein.



Nicht in Berlin oder München, sondern erstaunlicherweise in der Metropolregion Rhein-Neckar findet auch in diesem Jahr vom 14.06. - 24.06.2012 eines der bedeutenden Filmfestivals des Deutschen Films statt. Mit den Filmtagen in Hof und dem Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken gehören die eher kleinen, beschaulichen Filmfestivals zu den ganz "Großen" Ereignissen, was den deutschen Spielfilm angeht, denn die neusten Produktionen werden hier zuerst gezeigt.



Vielleicht ist es die Sehnsucht nach Sonne, Sommer und Wärme, die die Zuschauer zum Filmfestival nach Ludwigshafen lockt. Damit kann die Berlinale, die immer im naßkalten Februar in Berlin stattfindet, schon seit Jahrzehnten nicht mehr trumpfen. Eröffnet wird das 8. Festival des deutschen Films am 14. Juni 2012 um 19:00 Uhr mit dem Hauptdarsteller Devid Striesow und einer nachdenklichen Komödie über letzte Freundschaft und neuen Lebensmut von Rainer Kaufmann auf der Parkinsel in Ludwigshafen.

Der Film „Blaubeerblau“ erzählt die Geschichte vom schüchternen Fritjof (Devid Striesow), der sein Leben nie richtig in die Hand genommen hat. Als Angestellter in einem Architekturbüro erhält er einen Bauauftrag in einem Sterbehospiz. Dort wird er direkt mit dem Tod konfrontiert. Als er auch noch seinen alten Schulkameraden Hannes (Stipe Erceg) trifft, der nun hier im Sterben liegt, gerät Fritjof auf eine Achterbahn der Gefühle. Es entwickelt sich eine tiefe, ungleiche Freundschaft und letzten Endes lernt er, das Leben zu schätzen und neuen Lebensmut zu zeigen.

Regisseur Rainer Kaufmann arbeitete zunächst als Zimmermann, studierte dann Germanistik und Filmwissenschaft in seiner Heimatstadt und bewarb sich im Anschluss mit Erfolg an der Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF). Bereits sein Debütkurzfilm „Salz für das Leben“ (1989) wurde mit dem Regienachwuchs-Förderpreis der Stadt München und einer Nominierung für den Bundeskurzfilmpreis honoriert. Kassenhits wie „Stadtgespräch“ (1995) und „Die Apothekerin“ (1996/97) gehen auf sein Konto; ebenso Auszeichnungen wie der Bayrische, der Deutsche sowie der Europäische Fernsehpreis.

Blaubeerblau,“ dessen Fernsehausstrahlung für Anfang November geplant ist, läuft im Wettbewerb des 8. Festival des deutschen Films um den mit 50.000 Euro dotierten Filmkunstpreis, der zu gleichen Teilen an Produzent und Regie gehen wird. Die Wahl einer reinen Fernsehproduktion als Eröffnungsfilm unterstreicht wiederum die Haltung des Festivals, das Bewusstsein für intelligentes Kino als Erlebnisort der Filmkunst wach zu halten – fernab von einer Kategorisierung in Fernseh- und Kinoproduktionen. Seit 2011 kann der Filmkunstpreis daher auch an reine Fernsehproduktionen vergeben werden.

Bei der Eröffnung werden neben dem Hauptdarsteller Devid Striesow, der beim Festival des deutschen Films unter anderem mit dem Film „Yella“ (2007) und 2008 als Träger des Schauspielpreises war, Regisseur Rainer Kaufmann sowie die Produzenten Hubertus Meyer-Burckhardt (auch bekannt als Moderator aus der NDR-Talkshow, seit 2008 mit Barbara Schöneberger) und Uwe Urbas von Polyphon anwesend sein.

Weltpremiere des neuen „Spreewaldkrimis“!
Auch am folgenden Tag gibt es eine Weltpremiere. Am 15. Juni 2012 wird „Spreewaldkrimi – Eine tödliche Legende“ aus der bekannten ZDF-Fernsehfilmreihe um mysteriöse Mordfälle im malerischen Spreewald in Brandenburg beim Festival des deutschen Films uraufgeführt.

Nach dem großen Erfolg von "Das Geheimnis im Moor" (2006), "Der Tote im Spreewald" (2009) und "Die Tränen der Fische" (2011), die jeweils mehr als 6 Mio. Zuschauer erreichten, hat Drehbuchautor Thomas Kirchner für das ZDF einen weiteren Spreewaldkrimi geschrieben. Merkmale der Spreewaldkrimis sind ihre vielschichtige Handlung, die eigenwilligen Charaktere und die magisch-märchenhafte Wasserlandschaft des mystischen Spreewalds. Bei allen vier Filmen legten Produzent Wolfgang Esser von Monaco Film GmbH und Redakteur Pit Rampelt vom ZDF großen Wert auf den individuellen Charakter und eine erlesene Zusammenstellung des Filmsstabs. Wie seine Vorgänger ist auch „Eine tödliche Legende“ wieder hochkarätig besetzt: neben Hauptdarsteller Christian Redl glänzen auch Muriel Baumeister, Ulrike Krumbiegel, Rolf Hoppe und Rüdiger Vogler in ihren Rollen.

Hochkarätige Schauspieler beim 8. Festival des deutschen Films.
Neben dem oben erwähnten Devid Striesow, der bei der Eröffnung zugegen sein wird, haben bereits etliche andere seiner Schauspielerkollegen wie auch Newcomer-Talente zugesagt und werden auf der Parkinsel in Ludwigshafen erwartet. Dazu gehören Hannelore Hoger, Christian Redl, Marina Frenk, Lars Eidinger, Robert Stadlober, Henriette Confurius, Sheri Hagen, Ludwig Blochberger, Christina Große sowie Edin Hasanovic. Zwei der anwesenden deutschen Schauspieler, nämlich Sandra Hüller und Otto Sander, die sich beide durch ausgeprägte Authentizität und schauspielerische Echtheit im deutschen Film bewährt haben, erhalten beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen in diesem Jahr den „Preis für Schauspielkunst“.

Fernsehproduktionen überwiegen.
Die Menge an Stars ist sicherlich gut für das Festival, dennoch gibt es auch einige nachdenkliche Worte über den deutschen Film zu berichten. Kürzlich hat Dominik Graf, der in den letzten Jahren ebenfalls hauptsächlich von Fernsehproduktionen lebte, genau diese Produktionen im Magazin "Die Zeit" angeprangert. Wenn der deutsche Film nur noch fast ausschließlich aus Fernsehproduktionen besteht, bei denen Fernsehredakteure das "Sagen" haben und die Befugnisse der Regisseure beschnitten werden, kann auf Dauer tatsächlich nicht allzu Gutes dabei entstehen. Aufmüpfige, sperrige Filme, die sich wie einst Rainer Werner Fassbinder gegen die übliche Political Correctness stellen, gehören ins Kino, denn sonst bleibt der Zuschauer daheim vor der Glotze sitzen, ist sein Resumée.

Seine Worte wurden überall u.a. auch von Julia von Heinz, Regisseurin des Films »Was am Ende zählt« (2007), zurecht kontrovers diskutiert, denn das Fernsehen umarmt den deutschen Kinofilm heute von allen Seiten. Doch wenn diese Werke, trotz zahlreicher Filmpreise, nur selten ausreichend Zuschauer in die Kinos locken, dann trauern die Sender und wollen ganz schnell die Etats für anspruchsvolle Filme wieder kürzen. Sendereigene Spezialschienen werden zudem eingestellt oder die Filme werden erst so spät nachts ausgestrahlt, dass dann noch weniger Zuschauer das TV-Gerät einschalten. Aber es geht auch anders. Bald nach Ludwigshafen wird das Filmfest München (29.06.-7.7.2012) vielleicht mit mehr internationalen Produktionen oder zumindest mit herausragenden Koproduktionen glänzen. Und dann lohnt es sich, wieder ins Kino zu gehen.

Kinderfilmfest in Ludwigshafen baut Programm aus
Neu in diesem Jahr ist, dass das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen sein Angebot für Kinder beträchtlich vergrößert. Zwölf Kinderfilme und ein Kurzfilmpaket für Kinder stehen vom 14. bis 24. Juni 2012 auf dem Programm der achten Festivalausgabe. Im vorigen Jahr hatte das Festival nur vier Kinderfilme und ein Kurzfilmprogramm gezeigt.

In diesem Jahr sind im Kinder-Kinotheater auf der Parkinsel Klassiker wie „Der lange Ritt zur Schule“ des DEFA-Regisseurs Rolf Losansky ebenso zu sehen wie aktuelle Filme wie „Pommes Essen“ von Tina von Traben, der am 12. Juli 2012 in den Kinos anläuft. Beide Filmemacher haben sich in Ludwigshafen angesagt.

Das Kinder-Kinotheater leitet wie in den Vorjahren Éva Adorján. Die Theater- und Medienwissenschaftlerin arbeitet als freie Regisseurin und inszeniert in erster Linie Stücke für Kinder und Jugendliche.

Website: www.fflu.de
Quellen: Zoom Medienfabrik | Filmecho | Die Zeit


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