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Attraktive Gewinne beim Festival del film Locarno 2012

Die 65. Jubiläumsausgabe des A-Filmfestival in der italienischen Schweiz.



Eigentlich wollten wir wieder einmal persönlich nach Ascona und Locarno an den Lago Maggiore fahren. Allein das in den letzten Julitagen nunmehr so sommerlich warm gewordene Berlin hielt uns davon ab. In Locarno hätten uns tatsächlich anstrengende Pressefilmvorführungen bereits in den Vormittagsstunden erwartet, während die von uns begehrten abendlichen Open-Air-Vorführungen auf der Piazza Grande dem zahlenden Publikum beim Public Viewing vorbehalten bleiben und zumeist schon seit Tagen ausverkauft sind. Nur bei der Vorpremiere, die bereits am Sonntagabend mit einer Gratisvorführung von Alfred Hitchcocks Meisterwerk "Das Fenster zum Hof" (Rear Window, 1954) stattfand, und heute mit "La Risaia" (1956) von Raffaello Matarazzo und der anwesenden Schauspielerin Elsa Martinelli fortgesetzt wird, sind noch nicht alle Plätze belegt.

Der offizielle Beginn des Jubiläumsfestival, das 19 Wettbewerbsfilme umfasst, wird mit dem britischen Actionfilm "The Sweeney" von Nick Love am 1. August 2012, dem Nationalfeiertag der Schweiz, allerdings auf der jedes Jahr ausverkauften Piazza Grande eröffnet. Unter den deutschsprachigen Wettbewerbsbeiträgen feiert "DER GLANZ DES TAGES" aus Österreich von Tizza Covi und Rainer Frimmel mit dem Wiener Hauptdarsteller Philipp Hochmair am 06. August 2012 seine Weltpremiere. Der Film thematisiert das zwischenmenschliche Spannungsfeld zweier Personen, die aus unterschiedlichen Lebenswelten stammen. Um den begehrten »Publikumspreis« kämpft auch die deutsch-australisch-britische Koproduktion "LORE" der australischen Regisseurin Cate Shortland auf der Piazza Grande. Erzählt wird die gefährliche Reise der 15-jährigen Lore und ihrer vier jüngeren Geschwister nach Kriegsende durch das von den Alliierten aufgeteilte Deutschland, um die Großeltern wiederzusehen.

Locarno Piazza Grande (Wikimedia Commons License)


Das 65. Internationale Filmfestival in Locarno bietet die schönste Kulisse aller Filmfestivals: Wenn sich 8.000 Cineasten vom 1. bis 11. August 2012 abends in der lauen Sommerluft auf der Piazza Grande am Lago Maggiore unter dem Sternenzelt versammeln, um sich die neusten Filme auf Großleinwand anzuschauen, entsteht ein mediterranes Flair erster Klasse. Die Bestuhlung und die Freiluftatmosphäre des Festivals sind das absolute Highlight. Während zehn Tagen werden in der kleinen Ortschaft im italienisch sprechenden Teil der Schweiz mehr als 300 Filme, sowie der Wettbewerb um den Goldenen Leoparden, gezeigt. Stardesigner Karl Lagerfeld will dort sein Multitalent beweisen und zeigt mit "The Tale of a Fairy" seinen ersten Film, der sein Gespür für Ästhetik und Stil in bewegten Bildern unterstreicht. Im letzten Jahr war Wim Wenders anwesend, dazu unser Kurztrailer.



Der offizielle Festival-Trailer, den wir wegen der GEMA-Rechte hier nicht zeigen können, ist ein kleines Kunstwerk in Schwarz-weiss, das vor jedem Film zu sehen ist. Er ist die perfekte Einstimmung auf die Wettbewerbsbeiträge und zeigt einen Zusammenschnitt aus Filmen, die während den gut 60 Festivals in Locarno zu sehen waren: Szenen, die sich ins Kinogedächtnis vieler Zuschauer eingebrannt haben und Erinnerungen an Meisterwerke wecken sollen.

Online Kurzfilmwettbewerb mit Publikumspreisen
Zwei Filme können wir allerdings jetzt schon zeigen: "The Heart of the City" bewirbt sich um eine Teilnahme bei den Kurzfilmen. Je mehr 'Votings' der Zweiminüter aus Berlin von Marc Philipps und Ru Kyung-rok Chung bis zum 31. Juli 2012 bei einer Abstimmung im Internet bekommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er beim Festival laufen kann. Auch wir vom BAF haben für den Film abgestimmt und sogleich einen Preis im Wert von CHF 649.- gewonnen.

The Heart of the City from Marc Philipps on Vimeo.


Auch der zweite hier eingefügte Kurzfilm kommt aus unserer Region und zeigt typische Berliner Schnauze. Irgendwo auf einer Landstrasse in Brandenburg wartet der Versicherungsvertreter Behrendt auf seinen Kompagnon. Der kommt aber nicht und das stinkt Behrendt gewaltig. Wählt hier einen Film bis 31. Juli, 23:59 Uhr, um auch zu gewinnen! Hauptpreis eine Reise zum Festival mit Übernachtung im 4 Sterne Hotel.

FREGARE from mobtik on Vimeo.


Locarno ehrt Otto Preminger
Die Retrospektive des 65. Festival del film Locarno ist in diesem Jahr dem großen Hollywood-Regisseur Otto Preminger (1905-1986) gewidmet. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Filmarchiv und der Cinémathí¨que française organisiert. Die beiden Insitutionen zeigen im Anschluss an das Festival im Herbst Premingers Ł’uvre. Das Festival präsentiert das gesamte filmische Werk des Regisseurs: rund 40 Titel, die in den besten verfügbaren 35-mm-Kopien gezeigt werden. Wie schon bei den Retrospektiven zu Ernst Lubitsch (2010) und Vincente Minnelli (2011) werden die Filmvorführungen von Gesprächen mit anwesenden Filmemachern, Schauspielern und Filmkritikern begleitet. Die Retro wird mit einer Publikation in Französisch und Englisch begleitet, die von Capricci herausgegeben wird.

Olivier Pí¨re, der künstlerischer Leiter des Festivals, erklärt: "Das Kino Otto Premingers basiert auf der Genialität von darstellerischer Form und Erzählung: Mit einem unübertroffenen Gefühl für die Balance verbindet er persönliche Schicksale mit der großen Geschichte, Gewalt mit Besonnenheit, kalte Intelligenz mit Gefühl, hochmütige Skepsis mit Menschlichkeit."

Otto Preminger wurde 1905 im österreichisch-ungarischen Wiznitz geboren. Seine Laufbahn begann mit dem Unterricht als Schauspieler und Theaterregisseur bei Max Reinhardt. In Österreich entstand Premingers erster Spielfilm "Die große Liebe" (1931). 1934 ging er in die USA, wo er als Regisseur im Rahmen kleinerer Filmproduktionen für die 20th Century Fox zu arbeiten begann. 1944 entstand sein erstes Meisterwerk "Laura", ein Klassiker des Film Noir, der den eigentlichen Auftakt seiner Karriere markiert. Es folgte eine Reihe von Studien der weiblichen Psychologie, die sich häufig als Krimi präsentieren - wie "Fallen Angel" (1945) oder "Engelsgesicht" (1952) - und historische Melodramen ("Amber, die Kurtisane" 1947), in denen Preminger seine Inszenierungskunst perfektionierte und seine Begabung in Sachen Schauspielführung bewies.

1953 beschloss Preminger, der fortwährenden Probleme mit der Zensur und den Studios müde geworden, seine Filme selbst zu produzieren und so die Kontrolle über seine Werke zu haben. Diese Zeit der Freiheit und Kreativität begann er mit der äußerst erfolgreichen Komödie "Wolken sind überall" (1953). Zwischen 1954 und 1962 realisierte Preminger Meisterwerke wie "Fluss ohne Wiederkehr" (1954), "Bonjour Tristesse" (1958), "Anatomie eines Mordes" (1959), "Exodus" (1960) und "Sturm über Washington" (1962) oder "Bunny Lake ist verschwunden", den Preminger 1965 in London drehte. Bevor er 1986 in New York verstarb, gelang es ihm, mit "The Human Factor" (1979) noch einen letzten großen Film zu realisieren.

Locarno stockt Preisgelder bei Nachwuchs-Sektion auf.
Das Filmfestival von Locarno setzt in diesem Jahr ein Zeichen in Richtung Nachwuchs. Ihm widmet sich, neben dem Internationalen Wettbewerb (Concorso internazionale), als zweite Sektion der Concorso Cineasti (erste oder zweite Werke von jungen, aufstrebenden Filmemachern aus aller Welt).

Für die diesjährige Auflage wurde nun der Wert des Hauptpreises erhöht. Der bisher mit 30.000 Schweizer Franken dotierte “Pardo d’oro Cineasti del presente – George Foundation” wird nunmehr 40.000 Schweizer Franken betragen. Gleichzeitig führt das Festival einen zusätzlichen Preis ein. Der neue ”Premio miglior regista emergente” für die beste Nachwuchsregie, dessen Preissumme 20.000 Schweizer Franken umfasst, wird von der Stadt Lugano gestiftet.

Carte Blanche 2012: Mexiko im Rampenlicht
Die Carte Blanche des Festival del film Locarno geht dieses Jahr an Mexiko. Die Initiative, die 2011 erstmals stattfand und damals Kolumbien gewidmet war, soll ein jährliches Schaufenster für Projekte aus Afrika, Lateinamerika oder Südosteuropa schaffen, die sich in der Phase der Postproduktion befinden. Carte Blanche wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten unterstützt.

Darüber hinaus öffnet Open Doors, der Koproduktions-Workshop des Festival del film Locarno, seine Türen für 12 Filmprojekte aus dem frankophonen Afrika südlich der Sahara. Mehrere Persönlichkeiten der afrikanischen Filmwelt haben ihre Festivalteilnahme bestätigt.

Seinen Fokus legt das Festival außerdem auf den Verleih und die Kinoauswertung des europäischen Films in Ost- und Zentraleuropa. Angesichts der Probleme, mit der sich die Verbreitung des europäischen Films konfrontiert sieht, lanciert das Industry Office des Festival del film Locarno eine neue Initiative für die Filmindustrie.

Apichatpong Weerasethakul ist Jurypräsident in Locarno
Der thailändische Regisseur und Arthouse-Darling Apichatpong Weerasethakul hat den Vorsitz der diesjährigen internationalen Wettbewerbsjury übernommen. Der 1970 geborene Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Videokünstler gilt als eine der originellsten Stimmen des zeitgenössischen Films. Mit seinen fünf Spielfilmen, Kurzfilmen und Installationen stieß er international auf Anerkennung und wurde vielfach ausgezeichnet - darunter mit der Goldenen Palme für "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben".

Olivier Pí¨re, der künstlerische Leiter des Festivals, erklärt: "Mit nur wenigen großartigen Filmen wurde Apichatpong Weerasethakul in den letzten 20 Jahren zu einer der bedeutendsten Offenbarungen des weltweiten Filmschaffens. Der thailändische Filmemacher verbindet in seinen poetischen, traumgleichen Werken die überlieferten Legenden seines Landes und eine sinnliche Wahrnehmung der Welt und der Natur mit neuen erzählerischen Formen und Filmsprachen der zeitgenössischen Kunst. Er erfindet so ein mutiertes Kino, das unsere Sehgewohnheiten erschüttert und uns in unentdeckte Regionen nahe dem Sublimen entführt".

Locarno-Ehren für Johnnie To
Das 65. Filmfestival von Locarno wird in diesem Jahr Johnnie To mit einem Pardo alla carriera für seine überragenden Leistungen als Regisseur und Produzent ehren. Die Preisverleihung auf der Piazza Grande wird begleitet von der Europapremiere seiner neusten Produktion „Motorway“ (Che sau) von Regisseur Soi Cheang. Johnnie To, der als Schlüsselfigur des asiatischen Genre-Filmschaffens gilt, führte bei über 50 Filmen Regie und realisierte ebenso viele Werke als Produzent. Der 1955 in Hongkong geborene To startete seine Karriere beim Fernsehen. Der Vielfilmer war 1999 gleich mit drei Filmen, "Running Out of Time", "The Mission" und "Where a Good Man Goes" bei den Hongkong Film Awards nominiert, "The Mission" gewann. Seit 2000 genießt Johnnie To weltweit breite Anerkennung und ist mit Werken wie „The Mission“ (Cheung fo, 1999) und „PTU“ (2003), die in Berlin präsentiert wurden, so wie den in Cannes gezeigten Filmen „Breaking News“ (Dai si gin, 2004) oder „Election“ (Hak se wui, 2005) als Regisseur und Produzent regelmäßig bei wichtigen internationalen Festivals vertreten.

"Wir freuen uns sehr darauf, den herausragenden Regisseur und Produzenten Johnnie To in Locarno zu begrüßen. Jeder seiner Filme ist ein Liebesbrief an seine Geburtsstadt. Seine Werke sind urbane Gedichte, die die nächtlichen Verdichtungen, künstliche Schönheit und lebendige Dynamik Hongkongs verehren", erklärt Olivier Pí¨re, künstlerischer Leiter des Locarno-Festivals, das auch weitere Filme des Regisseurs im Programm haben wird.

Leos Carax erhält Ehrenleopard in Locarno.
Der französische Regisseur Leos Carax feierte in Cannes jüngst sein großes Comeback mit seinem gefeierten neuen Film "Holy Motors". Jetzt wird er auf dem Festival del film Locarnomit dem Pardo d'onore ausgezeichnet. Das Festival zeigt aus Anlass der Ehrung mit "Boy Meets Girl" (1984), "Die Nacht ist jung" (1986), "Die Liebenden von Pont-Neuf" (1991), "Pola X" (1999) und "Holy Motors" (2012) alle fünf Langfilme des Regisseurs.

Locarno ehrt Charlotte Rampling.
Charlotte Rampling wird am Eröffnungsabend des diesjährigen Festival del film Locarno, dem 1. August 2012, mit dem Excellence Award ausgezeichnet, den das Festival alljährlich an hervorragende Schauspielerinnen oder Schauspieler des internationalen Filmschaffens vergibt.

"Die ebenso mysteriöse wie faszinierende Schauspielerin hat mit ihrer magnetischen Ausstrahlung und einzigartigen Schönheit zahlreiche Werke des zeitgenössischen Films geprägt. Visconti bis Lars von Trier, von Woody Allen über Francois Ozon bis hin zu Liliana Cavani und Nagisa Oshima - sie alle wurden von der zugleich fragilen und fatalen Charlotte Rampling verführt und mit ihren Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern", sagt Festivalleiter Olivier Pí¨re über die britische Schauspielerin.

Am Tag nach der Preisverleihung an Rampling wird in Locarno außer Konkurrenz Barnaby Southcombes "I, Anna" mit Rampling in der Hauptrolle gezeigt, den die Schauspielerin persönlich präsentiert. Außerdem zu Ramplings Ehren in Locarno zu sehen: Liliana Cavanis "Der Nachtportier" und Francois Ozons "Sous le sable".

Locarno ehrt auch Gael Garcí­a Bernal.
Am Mittwoch, den 8. August wird der mexikanische Schauspieler Gael Garcí­a Bernal auf der Piazza Grande mit dem Excellence Award Moí«t & Chandon ausgezeichnet. Anschließend wird sein neuster Film "No" von Pablo Larraí­n gezeigt, ein zur Pinochet-Diktatur angesiedeltes Drama aus Chile. Auf dem Festival werden außerdem zwei Filme gezeigt, die für Garcí­a Bernals Karriere "wegweisend" waren, wie es in einer Festivalmitteilung heißt: "La mala educación - Schlechte Erziehung" und "Science of Sleep - Anleitung zum Träumen".

Der 1978 in Guadalajara geborene Gael Garcí­a Bernal stand als Sohn einer Schauspielerfamilie schon seit seiner Kindheit auf der Theaterbühne und übernahm auch im Fernsehen mehrere Rollen. Seine ersten großen Erfolge feierte er mit den beiden Filmen, die gleichsam die Speerspitze des neuen mexikanischen Kinos bilden: "Amores perros" von Alejandro González Iñárritu und "Y tu mamá también - Lust for Life!" von Alfonso Cuarón. 2002 spielte der junge Mexikaner die Hauptrolle in Carlos Carreras' "Die Versuchung des Padre Amaro", der zu einem der größten mexikanischen Boxoffice-Erfolge wurde. Danach folgten Angebote aus Hollywood und Europa. Seine Darstellung des Ernesto "Che" Guevara in "Die Reise des jungen Che" und die Rolle des Transvestiten in Pedro Almodóvars "La mala educación" brachten Garcí­a Bernal breite Anerkennung. 2006 besetzte Michel Gondry ihn in "Science of Sleep", im gleichen Jahr arbeitete Garcí­a Bernal erneut mit González Iñárritu zusammen bei "Babel". Gael Garcí­a Bernal ist auch als Produzent und Regisseur tätig. 2007 führte er bei "Déficit" erstmals Regie und beteiligte sich an zwei Kollektivfilmen. Gemeinsam mit Diego Luna und Pablo Cruz gründete er die Firma Canana, die den unabhängigen mexikanischen Film fördern will.

Der Excellence Award zeichnet jährlich hervorragende Schauspieler des internationalen Filmschaffens aus, zu den bisherigen Preisträgern gehören Oleg Menschikow, Susan Sarandon, John Malkovich, Willem Dafoe, Michel Piccoli, Carmen Maura Toni Servillo, Chiara Mastroianni und Isabelle Huppert.

65° Festival del film Locarno
Via Cisery 23
CH-6601 Locarno
Mail: info@pardo.ch
Web: www.pardo.ch | www.pardolive.ch

Quellen: Blickpunkt:Film | Festival Locarno | filmecho | Zoom Medienfabrik

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