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20. Neiße Filmfestival ab heute im Dreiländereck mit Pussy Riot

Rund 800 Einreichungen bewarben für die 20. Festivalauflage des Neiße Filmfestivals im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Polen.



Das Neiße Filmfestival findet vom heutigen Dienstag, den 23. Mai 2023, zum 20. Mal im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen statt. Bis Sonntag, den 28. Mai 2023 sind mehr als 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme an mehr als 20 Spielstätten rund um das ostsächsische Großhennersdorf sowie in den beiden angrenzenden Ländern zu erleben.

Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr unter dem Titel "Post Soviet Union" der gesellschaftliche und politische Nachlass der ehemaligen Sowjetunion. Am Samstag, den 27. Mai 2023 wird dazu in Görlitz die russische Band Pussy Riot erwartet.

Rund 800 Filmbeiträge sind in diesem Jahr bei den Festivalmacher*innen im Kunstbauerkino Großhennersdorf für die 20. Auflage eingegangen, um sich in den drei Wettbewerben zu bewerben sowie um insgesamt zehn der begehrten Neiße-Fische. Die eingereichten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme behandeln brisante Themen wie Rassismus und Terrorismus, erzählen Geschichten von Einsamkeit und dem Erwachsenwerden, widmen sich dem Tier- und Umweltschutz oder der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit.

„Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr so viele, qualitativ hochwertige und vielfältige Filme den Weg auf die Kinoleinwand und ins Programm des Neiße Filmfestivals suchen. Das zeigt, welche Bedeutung Filmfestivals für die Branche an sich und den Erhalt der Kinolandschaft gerade im ländlichen Raum haben.“, erklärt Ola Staszel von der zweiköpfigen Festivalleitung. „Auch zum 20. Jubiläum wollen wir unserem Publikum wieder eine spannende Festivalausgabe präsentieren.”, so Staszel weiter.


Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße.

Seit 2004 präsentiert das Neiße Filmfestival jährlich im Mai in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Was mit der Idee begann, Filme in drei Ländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans aus den drei Nachbarländern entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter*innen der Filmwirtschaft. Besonders und einzigartig am Neiße Filmfestival ist sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Filmvorführungen an rund zwanzig Spielorten entlang der Neiße. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen, die den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart eröffnen, auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.

Fokus „Post Sovjet Union“.

Am 26. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion offiziell aufgelöst. Nicht nur in den ehemaligen Sowjetstaaten bedeutete dies das Ende einer prägenden Ära direkter kommunistischer Herrschaft in all ihren Formen. Die Fokus-Reihe des 20. Neiße Filmfestivals widmet sich unter dem Titel „Post Sovjet Union“ dem gesellschaftlichen und politischen Nachlass der ehemaligen Sowjetunion und blickt auf die Auswirkungen des Zusammenfalls in den ehemaligen Sowjetrepubliken bis heute.

Russlands brutaler Angriffskrieg auf die Ukraine, der seit einem Jahr andauert und auch andere postsowjetische Länder wie Litauen, Estland, Lettland, Kasachstan oder Georgien in ihrer staatlichen und kulturellen Identität bedroht, macht dieses Thema gerade jetzt dringlich und aktuell. Die Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme der Reihe spiegeln unterschiedlichste Aspekte des Lebens, ob politisch, wirtschaftlich oder sozial - von intellektuellen Auseinandersetzungen bis zu konkreten Bedingungen des Alltagslebens. Der geopolitische Radius des ehemals größten Flächenstaates der Welt bildet dabei die thematische Klammer für ein vielstimmiges, cineastisches Kaleidoskop von Erzählungen. Dazu ist im Kulturcafé Alte Bäckerei und im Kunstbauerkino in Großhennersdorf die Ausstellung „Postsowjetische Lebenswelten“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu sehen. Mehr zu der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Ausstellung gibt es hier online.

Eröffnet wird das 20. Neiße Filmfestival am 23. Mai 2023 im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau mit "FRANKY FIVE STAR" von Birgit Möller über ein altmodisches Hotel mit illustren Gästen und einem geheimnisvollen Fahrstuhl, der in eine surreale Welt führt.

Hier der Trailer:



Bis Sonntag sind länderübergreifend in 23 Spielstätten der Ortschaften Großhennersdorf, Mittelherwigsdorf, Zittau, Görlitz, Löbau, Bautzen, Zgorzelec, Varnsdorf und Liberec - rund 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu sehen sowie Filmgespräche und begleitende Veranstaltungen zu erleben.

In den Wettbewerben um den besten Spiel- bzw. den besten Dokumentarfilm des Festivals treten jeweils neun Produktionen an, je drei aus den drei Nachbarländern. Der Kurzfilm-Wettbewerb präsentiert in diesem Jahr insgesamt 34 Filme unterschiedlichster Genres - von fiktional oder dokumentarisch bis animiert oder experimentell.

Der autobiografische Spielfilm „Janvaris“ (Januar) aus Lettland erzählt über Träume und Ängste junger Filmemacher im politischen Umbruch und zugleich eine Geschichte über Familien und Freundschaften, über Kunst, Liebe und Krieg.

Im Dokumentarfilm „Grozny Blues“ sind die Folgen vergangener Kriege, unter denen insbesondere junge Frauen leiden, in Grozny immer noch sichtbar und spürbar. Der Film des Schweizers Nicola Bellucci verknüpft Geschichten von vier Frauen und dokumentiert ihren Alltag.

„Mandariinid“ (Mandarinen) ist eine spannende, gut erzählte Reflexion über den Bürgerkrieg zwischen Georgien und Abchasien 1992. Der Spielfilm stellt die Frage: Was passiert, wenn aus Nachbarn in einem Krieg Feinde werden und Konflikte bis ins Private reichen?

In „Pasienio Paukščiai“ (Grenzvögel) kennen Zugvögel keine Grenzen. Der Dokumentarfilm begleitet ein Forschungsprojekt, das Ornithologen in der Region zwischen dem russischen Kaliningrad und Litauen starten - frei von politischen Konflikten, dafür mit skurrilen Momenten.

Sarmatische Ufer, baltische Völker, deutsche Historie: Der Dokumentarfilm „Kurische Nehrung" ist eine bewegte Geschichte des Miteinanders, die Volker Koepp in ganz eigenen Bildern zu zeigen und zu erzählen vermag.

Sergey Dvortsevoy porträtiert in „Ayka“ seine Protagonistin stellvertretend für all die Vergessenen „ganz unten“ und deren erbarmungslose Normalität. Dabei kommt die Kamera Ayka so nah, als wollte sie ihr visuellen Trost spenden, und schafft so ein Filmerlebnis, das dem Betrachter alles abverlangt.

Für den Dokumentarfilm „W Ukrainie“ (In der Ukraine) schaffen zwei Regisseure auf ihrer Ukraine-Reise mit realen Alltagsszenen einen anderen Zugang zum Krieg.

In der Reihe „Regionalia“ stehen Beiträge von regionalen Filmschaffenden und Filme, die sich dem Leben in der Region oder sorbischen Themen widmen, auf dem Programm. Drei Länder-Fenster zeigen aktuelle Produktionen aus Deutschland, Polen und Tschechien. Im Centrum Panorama im tschechischen Varnsdorf sind auf der größten Kinoleinwand Europas Filmklassiker im 70mm-Format zu sehen. Und auch für kleine Kinofans gibt es eine Reihe mit zwei Filmen.

Die feierliche Preisverleihung findet am 27. Mai 2023 im Kühlhaus in Görlitz statt. Prämiert werden hier neben den besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und den Publikumslieblingen auch die beste darstellerische Leistung, das beste Drehbuch und das beste Szenenbild. Außerdem wird der Spezialpreis des Festivals an einen Film vergeben, der sich dem Verständnis der kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet.

Ein weiterer Höhepunkt im Festivalprogramm ist das Konzert mit der russischen Band Pussy Riot am 27. Mai 2023 im Kühlhaus Görlitz. Das feministisch geprägte Künstlerinnen-Kollektiv zählt mittlerweile zu den bekanntesten kreativen Ensembles in Russland, und zu den kritischsten. Die außergewöhnliche Performance der Gruppe ist laut und stets verbunden mit einem politisch-musikalisch-brachialen Kunstereignis, denn ihre Bekenntnisse, Forderungen und Überzeugungen sollen gehört werden.

Link: www.neissefilmfestival.net

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