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Festivalstarts im Mai 2023 mit 38. DOK.fest München und 32. Filmkunstfest MV

Neben DOK Leipzig, das im Herbst sein 66. Jubiläum feiert, gilt das 38. DOK.fest München im Frühjahr als größtes Dokumentarfilmfestival in Deutschland.



Das DOK.fest München 2023 feiert am 03. Mai 2023 im Deutschen Theater Eröffnung mit dem afghanischen Film "ETILAAT ROZ": Der Film behandelt den Fall Kabuls im August 2021 – ein dramatisches Kammerspiel in den Redaktionsräumen der Zeitung Etilaat Roz.

Hier der Trailer:



"ETILAAT ROZ" (Eröffnungsfilm)
(Regie: Abbas Rezaie / Afghanistan 2022 / 93 Minuten)

Der Film erzählt von der auflagenstärksten Tageszeitung Kabuls, „Etilaat Roz“, in den Tagen vor, während und nach dem überstürzten Abzug der alliierten Streitkräfte im Sommer 2021: In den Redaktionsräumen erleben die Zuschauer*innen den Fall Kabuls als dramatisches Kammerspiel. Draußen übernehmen die Taliban die Macht, drinnen liegen die Nerven von Herausgeber Zaki Daryabi und seinem 50-köpfigen Team zunehmend blank. Sie müssen eine Entscheidung treffen: weitermachen oder fliehen?


Bei der 38. Ausgabe vom DOK.fest München laufen vom 03. - 14. Mai 2023 insgesamt 130 Filme aus 55 Ländern. Nach zwei erfolgreichen Online-Ausgaben in 2020 und 2021, die als Alternative zu den wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Kinos stattfanden, wurde auch im letzten Jahr das Beste beider Welten, auf der großen Leinwand im Kino und zuhause auf der digitalen Leinwand, zu einem dualen Festivalerlebnis verbunden.

Diese inspirierenden Impulse der letzten Jahre werden auch für die diesjährige Ausgabe mit zusätzlichen digitalen Angeboten beibehalten, um die 38. Edition des DOK.fest München dual gestalten zu können. Allerdings findet die Online-Ausgabe zeitversetzt erst vom 08. - 21. Mai 2023 statt, um dem Kinoerlebnis mit den persönlichen Auftritten der Regisseur*innen vor dem Publikum den Vortritt zu lassen. Danach sind die meisten Filme deutschlandweit auf der digitalen Leinwand zu Hause verfügbar.

Die Bandbreite der gezeigten Filme ist enorm und reicht von einer Musikdoku aus England bis zu einem Museumsfilm über eine bereits ausverkaufte Gemäldeausstellung in Holland. Dazu hier ein Trailer als Beispiel:



IN THE COURT OF THE CRIMSON KING
(Regie: Toby Amies / Großbritannien 2023 / 86 Minuten)

Der Regisseur begleitet die seit 1969 bestehende britische Progressive-Rock-Gruppe »King Crimson« auf Tour und kommt extrem nah an die legendäre Band heran, deren Gründungsmitglieder sich bereits beim ersten Auftritt so zerstritten hatten, dass zwei ihrer besten Musiker vorzeitig das Weite suchten. Dennoch existiert die Band in wechselnden Formationen bis heute weiter und hat Kultstatus erlangt. Auch wenn der Film musikalisch nicht die vielleicht erwarteten Hoffnungen erfüllt, so spiegelt er doch famos das Ego des Bandleaders Robert Fripp wider, der zwar über die ersten 45 Jahre fast am Verzweifeln war, aber durch seinen hohen musikalischen Anspruch dennoch die Massen immer wieder begeistern konnte.


Eine Vielzahl der gezeigten Filme sind Deutschlandpremieren, deren Welturaufführungen zumeist auf anderen internationalen Festivals stattfanden und darum für Professionals zum Teil auch über das kostenpflichtige Portal Festival Scope gesehen werden konnten. Unsere Kollegin Elisabeth Nagy kann uns deshalb bereits eine umfassende Vorausschau zu einzelnen Werken geben.

Wagen wir eine kleine Runde durch as Programm des Festivals. "Adieu sauvage" heißt der alphabetisch erste Film im internationalen Hauptwettbewerb. Der junge Regisseur Sergio Guataquira Sarmient, geboren in Bogota, studierte in Europa. Für einen Filmdreh kehrt er nun zurück. Zwar lockte ihn ein Thema, auf das ich hier gar nicht eingehen möchte, aber auch die Fragestellung, ob er seine indigenen Wurzeln wiederfinden kann. Als eine glückliche Fügung sowohl für den Filmemacher als auch für das Publikum stellt sich die Begegnung mit einem Vertreter der Cacua-Gemeinschaft dar, der nicht nur spanisch spricht, sondern den Filmemacher in seinen Alltag kurzerhand einbindet. "Adieu sauvage" beeindruckt visuell und spirituell. Einfache Antworten gibt es nicht, aber eine Annäherung und ein tiefes Verständnis füreinander. Auf dem jüngsten Cinéma du Réel-Festival erhielt der Film den Library Award.

Im Wettbewerb des deutschsprachigen Dokumentarfilms möchte ich die österreichische Arbeit der Regisseurin Katharina Mückstein hervorheben. "Feminism WTF" (die Abkürzung steht für "Feminismus What the Fuck"), der seine Uraufführung auf der Diagonale feierte, referiert nicht nur zum Titel gebenden Thema, sondern zeigt die Vielfalt des Feminismus auf anschauliche und leicht zugängliche Weise.


Hier der Trailer:



(Regie: Katharina Mückstein / Österreich 2023 / 96 Minuten)
[Alles, was Menschen derzeit über Feminismus, Geschlechtervielfalt und Sex wissen sollten! Ein differenzierter und humorvoller Diskurs mit Stimmen von den bedeutendsten deutschsprachigen Genderforscher*innen und -aktivist*innen.]

Von der Eingangsfrage, warum Feminismus so oft als Provokation rezipiert wird, schlüsselt sie in Gesprächen auf, woher vermeintlichen Haltungen herrühren, oder warum die Mehrheitsgesellschaft an der Idee von zwei Geschlechtern festhält. Mückstein gibt Denkanstöße, warum Feminismus uns alle angeht und wie wir zu mehr Gerechtigkeit gelangen und damit auch zu einem besseren Leben. Das hört sich jetzt pädagogisch an, ist es aber nicht.

Die »Dok.Horizonte-Reihe« will von Ländern im Umbruch erzählen. Der Film "Free Money" von Lauren DeFilippo und Sam Soko (Premiere feierte der Film letztes Jahr in Toronto und auch auf der IDFA wurde er dem Publikum präsentiert) zeigt das Engagement der New Yorker Non-Profit-Organisation "GiveDirectly" in der vermeintlich dritten Welt. Unter strengen Bedingungen werden Teilnehmer ausgewählt, die für einen Zeitrahmen von 12 Jahren ein festes und bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Natürlich ist das ein Experiment. Was macht das mit den Menschen, die dieses Geld bekommen? Was macht das mit den Gemeinschaften, in dem dieses Geld den Lebensstandard bessern kann? Das Filmteam reiste nach Kogutu, ein Dorf in Kenia, deren Bewohner, wenn auch nicht alle, sich für diesen Geldregen entschieden haben. Nicht nur indirekt werden Fragen der Verantwortung, der Moral und Motivation der Organisation verhandelt.

Wer Museumsfilme mag, sollte sich in der Sektion »Dok.Panorama« "Close to Vermeer" von Suzanne Raes (Niederlande 2023 / 75 Minuten) nicht entgehen lassen.


Hier der Trailer:



[Der Film begleitet den weltbekannten Experten Gregor J.M. Weber bei den Vorbereitungen, die nicht frei von großen Emotionen ablaufen. Schließlich ist Vermeer ein Mysterium, außer seinen Bildern gibt es keine Quellen zu ihm. Und die Deutungen der Experten liegen oft weit auseinander.]

Wer noch keine Tickets für die ultimative Vermeer-Ausstellung im Amsterdam Rijksmuseum hat, die noch bis in den Frühsommer geöffnet hat, sollte sich mit dieser Dokumentation trösten. Denn die Ausstellung ist komplett ausverkauft. Da geht nichts mehr. Aber man könnte ja die einzelnen Häuser, die Bilder von Vermeer ihr Eigen nennen, abklappern. So hatten es die Kuratoren gemacht. Die Planung war, einen möglichst umfassenden Katalog an Werken des Künstlers zusammenzubringen. Dafür muss man dann bei anderen Museen anklopfen und verhandeln. Diplomatisches Geschick ist gefragt. Suzanne Raes' Dokumentation, quasi ein Making-of dieser Ausstellung, gibt einen Blick in die Arbeit der Kuratoren. Dabei wird nicht nur die Echtheit der Werke auf den Prüfstand gestellt. Die Fragestellung ist unter anderem: was macht einen Vermeer zu einem Vermeer. Der Film will sich dem Künstler über seine Kunst annähern. Dabei ist all das nur ein Aspekt, denn die Ausstellung soll nicht nur den Künstler erklären, sondern neue Aspekte finden und vermitteln. Denn letzten Endes ist eine gute Ausstellung eine, die das Publikum dazu bringt, mit neuen Augen zu sehen.

Nicht wenige Dokumentarfilme sind Biografien oder behandeln das Schicksal von bekannten Persönlichkeiten. So auch "The Eternal Memory" in der Programmschiene »Best of Fests«. Augusto Góngora ist ein bekannter chilenischer Journalist. Seine Frau Paulina Urrutia ist Schauspielerin und war ein paar Jahre lang sogar Ministerin für Kultur und Medien in Chile. Vor einigen Jahren wurde bei ihm die Alzheimer-Krankheit diagnostiziert, seitdem kümmert sich sie um ihn. Alzheimer ist nicht nur eine perfide und grausame Krankheit. Góngora kämpfte seit Jahrzehnten gegen das Vergessen der Untaten des Pinochet-Systems. Nun droht ihm seine Biografie zu entgleiten. Die Regisseurin Maite Alberdi vermittelt auch mit dem Material, das Urrutia von ihrem Mann aufgenommen hat, die Stationen dieser Krankheit. Sie bringt uns den schwierigen Zusammenhalt eines Paares nahe, und sie zeigt uns, wie wichtig Erinnerung im Privaten als auch in der Gesellschaft ist. Die Uraufführung feierte "The Eternal Memory" in Sundance, wo er in seiner Kategorie den Hauptpreis gewann. Kurz darauf zeigte die 73. Berlinale den Film im Programm des Panoramas.

Eine interessante Figur ist Hans Blix. Die Regisseurin Greta Stocklassa stellt uns Blix in seiner diplomatischen Funktion als Waffeninspektor der UNO vor. Dabei ist Stocklassa nicht unparteiisch. Als Vertreterin einer jungen Generation eckt sie mit Fragen mitunter so an, dass sogar ein Diplomat ungehalten werden kann. Trotz der parteiischen Haltung deckt "Blix Not Bombs" einen wichtigen Aspekt der Zeitgeschichte ab. Der Verleih Cine Global wird den Film im Anschluss an das Festival in München auch in die Kinos bringen.

Auch im Bereich Kunst, Film und Musik gibt es einiges zu entdecken. "My Name Is Alfred Hitchcock" von Mark Cousins ist eine unterhaltsame Studie über Alfred Hitchcocks Werk. Der Clou dabei ist, dass es so wirkt, als würde Hitchcock höchstselbst seine Filme erklären. Dies tut natürlich der bekannte Stimmimitator Alistair McGowan. Hitchcocks Filmerbe wurde bereits in alle Richtungen gewendet, "My Name is Alfred Hitchcock" ist in erster Linie unterhaltend.

Aus dem Bereich der Videokunst kennt man Nam June Paik. Er gilt als einer, wenn nicht der Erste, der sich damit beschäftigt hat. Die Dokumentation aus der Reihe »American Masters« von Amanda Kim nennt sich "Nam June Paik: Moon Is the Oldest TV". Sie gibt ein umfassendes Porträt, das sowohl seine Herkunft beleuchtet als auch die Jahre mit behandelt, die er in Deutschland verbracht hatte. So umfassend wurde seine Person wohl noch nicht vorgestellt. Und wer seine Arbeit eventuell doch nicht kennt, kennt sicherlich viele Arbeiten, die sich direkt auf seine beziehen.

Elisabeth Nagy


Link: www.dokfest-muenchen.de

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32. Filmkunstfest MV mit vier dotierten Wettbewerben.


So ganz wollen wir das Filmkunstfest von Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee nicht unerwähnt lassen, denn es beginnt bereits einen Tag vor dem DOK.fest München und findet somit 02. - 07. Mai 2023 in Schwerin statt.

Außerdem galt die Ostsee nicht nur für die Bürger der ehemaligen "DDR" als schönstes Naherholungsziel. Auch schon vor dem Krieg nannte der Volksmund die Ostsee die BADEWANNE Berlins.

Zudem ist Schwerin immer einen Ausflug wert, auch wenn das Wetter derzeit nur zum Spazierengehen in der frischen Luft und noch nicht zum Baden einlädt. Spätestens am Abend dann aber ab ins Kino!

Hier der Trailer:



Zehn Spielfilme und acht Dokumentarfilme sowie 23 Kurzfilme treten in Wettbewerben an. Bei den Spielfilmen gibt es eine Uraufführung und zwei Deutschlandpremieren. Hinzu kommt der Kinder- und Jugendfilmwettbewerb mit fünf Werken. Zudem zeigt das französische Jugendfilmfestival CINÉFÊTE weitere acht Spielfilme. Gastland ist diesmal Norwegen mit 16 Filmen. Eine Hommage widmet sich der Schauspielerin Corinna Harfouch mit sechs Werken. Und die obligatorische DEFA-Reihe bringt fünf Filme als Retrospektive auf die Leinwände des Festivals.

Eröffnet wird das diesjährige Festival mit der mit Spannung erwarteten Uraufführung des Films "SCHLAMASSEL" von Regisseurin Sylke Enders. Der zum Teil in Mecklenburg-Vorpommern – in und um Pasewalk – gedrehte Film, produziert von CZAR Film und JORONI Film und unterstützt mit Mitteln der MV Filmförderung, entführt das Publikum nach Brandenburg im Jahr 1997 und erzählt eine vielschichtige Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Nachwendezeit.

In "ROXY" von Regisseur Dito Tsintsadze wird das geregelte Leben von Taxifahrer Thomas auf den Kopf gestellt, als eines Tages eine Gruppe russischer Männer mit ihrem Kampfhund „Roxy“ in sein Taxi steigen. Dieser Film ist ebenso eine Deutschlandpremiere wie das poetische Großstadtdrama "STERNE UNTER DER STADT" aus Österreich mit der Schauspielerin Verena Altenberger in der Hauptrolle.

Auch im diesjährigen Dokumentarfilmwettbewerb gibt es eine Uraufführung. Gezeigt wird der Film "FRAUEN IN LANDSCHAFTEN" von Regisseurin Sabine Michel. Dieser Film begleitet vier „Ostpolitikerinnen“ unterschiedlicher Parteien - Yvonne Magwas, Frauke Petry, Anke Domscheit-Berg und Manuela Schwesig - und untersucht, wie sich ostdeutsche Sozialisation, die Erfahrung gesellschaftlicher Umbrüche und Alltag, auf ihre politische Arbeit auswirken.

Alle weiteren Infos zum Programm und demnächst zu den Gewinnern gibt es ausführlich auf der nachfolgend angegebenen Webseiten des Festivals.

Links: www.filmkunstfest.de | www.filmland-mv.de/aktuelles

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