Skip to content

Kritik an der ARD-Eckpunktevereinbarung 2.0

Die zwischen der Produzentenallianz und der ARD ausgehandelten Eckpunkte 2.0 finden nicht überall Zustimmung.



Im Gegensatz zur Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen (Produzentenallianz), die mit der sogenannten ARD-Eckpunktevereinbarung 2.0, ihrer Meinung nach ausgewogene Vertragsbedingungen und faire Aufteilung der Verwertungsrechte ausgehandelt haben, erhebt der kleinere Verband Deutscher Filmproduzenten (VDFP) inzwischen schwere Vorwürfe zu dem Alleingang der Produzentenallianz und sieht darin fatale Aussichten für Produzenten und Urheber.

Auch weitere Verbände, wie die mitgliederstarke Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) und zahlreiche Urheberverbände, bewerten das neue Eckpunktepapier der ARD kritisch.

Arno Ortmair, Vorstand des Verbands Deutscher Filmproduzenten (VDFP), erklärt: „Mit der Eckpunktevereinbarung hat die Allianz den Sendern Rechte zugestanden, die für die unabhängigen Film- und Fernsehproduzenten und Urheber von existenzieller Bedeutung sind und diesen damit gravierende Nachteile und Schaden zugefügt.“

Kritische Anmerkungen gab es schon zur Berlinale, wo sich alljährlich die Branche zu gemeinsamen Meetings trifft. Wir hatten am 18. Februar 2016 im BAF-Blog Details zur Vereinbarung genannt und dort auch den Link zum Vertrag als Download angeboten.

In einer gemeinsamen Erklärung mehrerer Verbände, die seit vorgestern, den 30.03.2016, auf der Seite der AG DOK im vollen Wortlaut nachzulesen ist, wird auf die Eckpunkte 2.0 nochmals eingegangen. In vielen Punkten bewegt sich die ARD in die richtige Richtung, aber einiges greift immer noch zu kurz, heißt es in dem Papier. In der gemeinsamen Stellungnahme der AG Animationsfilm, der AG DOK – Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, des Filmbüro NW, des Film und Medienverband NRW und des Verbands Deutscher Filmproduzenten wird allerdings nicht bestritten, dass die neuen Eckpunkte auch erkennbare Verbesserungen enthalten. Es wäre dennoch an der Zeit, solche Verhandlungen nicht nur der Produzentenallianz zu überlassen, sondern endlich einmal alle relevanten Verbände an einen Tisch zu rufen, um die verbliebenen Probleme zu lösen.

"Trotz einer Reihe unbestreitbarer Fortschritte – etwa bei der Anerkennung neuer Kalkulationspositionen oder mit der Einführung eines Belohnungsmodells für erfolgreiche Produktionen – schafft die neue, zwischen Produzentenallianz und ARD geschlossene Eckpunktevereinbarung für Fernsehauftragsproduktionen weiterhin keine wirklich 'ausgewogenen Vertragsbedingungen' und auch keine 'faire Aufteilung der Verwertungsrechte'. Zudem ist die Vereinbarung an manchen Stellen so passgenau auf die Interessen der großen und etablierten Unternehmen der Produzentenallianz zugeschnitten, dass diese Passagen unmittelbar zum Nachteil zahlreicher kleinerer und junger unabhängiger Produzenten gereichen."


Produzentenallianz kritisiert wiederum die AG DOK.
Die Antwort der Produzentenallianz lies nicht lange auf sich warten. Sie lag bereits am Nachmittag des selben Tages vor. In der Replik äußert sich die Produzentenallianz nochmals zur Eckpunktevereinbarung zwischen ARD & Produzenten, und stellt fest, dass die Kritik der anderen Verbände, vornehmlich der AG DOK, sachlich falsch sei. Natürlich mussten wir Kompromisse machen und haben nicht alles durchsetzen können, schreibt Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz. Fest steht aber: Durch die hartnäckige und ausdauernde Intervention der Produzentenallianz hat sich die ARD bei den Grundsätzen der Auftragsvergabe, der Honorierung und der Erfolgsbeteiligung in einem Maß bewegt, das noch vor kurzem nicht vorstellbar war.

Es ist schlicht nicht zutreffend, dass Passagen der Eckpunkte 2.0 den großen Produzenten nutzen und den kleinen schaden“, erklärt Alexander Thies. „Im Gegenteil: Große, verhandlungsmächtige Produzenten brauchen Eckpunkte weit weniger als die kleinen. Wesentliche Elemente der neuen Eckpunkte bieten einen Minimalstandard, der vor allem die schwächeren kleinen Produzenten in die Lage versetzt, auskömmlichere Bedingungen zu vertreten. Zwar können auch die Eckpunkte 2.0 die Marktverhältnisse nicht umdrehen – die Sender werden auch in Zukunft die stärkere Position bei Verhandlungen einnehmen. Aber die Eckpunkte helfen dabei, mehr Augenhöhe zu erreichen und damit helfen sie den Kleinen mehr als den Großen. Festzuhalten ist, dass die durch die Produzentenallianz vorangetriebenen Eckpunkte 2.0 einen Paradigmenwechsel in der deutschen Auftragsproduktion eingeleitet haben“, so Thies weiter.

Den vollen Wortlaut der Produzentenmitteilung können Sie hier lesen. Wir vom BAF finden es allerdings schade, dass die Verbände sich gegenseitig die Schuld zuschieben, anstatt an einem Strang zu ziehen, wie es unter Filmemachern üblich sein sollte.

Offensichtlich reagiert die Produzentenallianz derzeit etwas dünnhäutig, was zu verstehen ist, nachdem klar wurde, dass die Produzenten sich ein wenig von der ARD über den Tisch gezogen fühlten. Die Vereinbarung trat zwar am 1. Januar 2016 in Kraft, hat aber eine gestaffelte Anlaufzeit, sodass die ausgehandelten Vertragspunkte zum Teil erst 2017 zur Geltung kommen. Wie uns zugetragen wurde, sind dabei einige Punkte wie Arbeitszeit und Lohnanpassung kaum berücksichtigt worden, sodass sich für Produzenten und Filmemacher bis zum Ende der Laufzeit kaum Vorteile ergeben.

Quellen: Produzentenallianz | AG DOK | Verband Deutscher Filmproduzenten

Anzeige

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Formular-Optionen

Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!