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27. FID Marseille - International Filmfestival Marseille

Nach dem Festival de Cannes und der Fußball EM in Frankreich folgt nun FID Marseille mit unglaublich vielen Weltpremieren.



Weniger als 200 Km westlich von Cannes entfernt liegt Marseille, die wichtigste französische und eine bedeutende europäische Hafenstadt. Sie liegt am Golfe du Lion, einer Mittelmeerbucht. Die Stadt, deren Einwohner sich Marseillais nennen, ist Hauptstadt des Départements Bouches-du-Rhí´ne in der Region Provence-Alpes-Cí´te d’Azur. Marseille ist mit 855.393 Einwohnern nach Paris die zweitgrößte Stadt Frankreichs.

Vom 12.-18. Juli 2016 zeigt FID Marseille verschiedene Programme mit rund 130 Filmen für ca. 23.000 Besucher in den Kinos der Stadt aber auch in Theatern, Büchereien, Kunstgalerien und als Open-Air-Vorstellungen. Partner des Festivals sind u.a. DOK Leipzig, das International Filmfestival Rotterdam und die Berlinale Talents. Letzteres umschreibt ziemlich genau den Schwerpunkt von FID Marseille, das als Quelle des neuen Cinemas gilt und nun bereits zum vierten Male sowohl Dokumentationen wie auch Fiktionales dem Publikum auf seinem 27. Internationalen Filmfestival präsentiert. Zahlreiche Weltpremieren wie auch Erstlingswerke bestimmen das Programm.

Im Internationalen Wettbewerb stehen insgesamt 17 Filme, darunter 12 Weltpremieren, mit sehr unterschiedlichen Längen. Ein Umstand, den wir noch auf keinem anderen Festival in dieser extremen Form erlebt hatten. Festivalleiter Jean-Pierre Rehm möchte bewusst keine Unterscheidung treffen zwischen langen und kurzen Filmen, zwischen Künstlerfilmen und Filmkunst, und programmiert deshalb seit vier Jahren Spiel- und Dokumentarfilme gleichberechtigt nebeneinander. Die Spanne reicht von 22 Minuten bis zu 148 Minuten Länge.

Vielleicht hatten wir deshalb das Festival zuvor nicht auf dem Schirm. Auch die internationale Presse hielt sich in den letzten Jahren mit ihrer Berichterstattung etwas zurück, da das Festival ursprünglich nur als Dokumentarfilmfestival »Festival International du Documentaire« gestartet war und die neue Form nicht so recht ankommen wollte. Inzwischen ist der Begriff deutlich weiter gefasst und das FID nennt sich nun »Festival International du Cinéma« – Festival des Kinos. Deshalb sind wir offensichtlich auch angeschrieben worden, über das Festival zu berichten, was wir gerne tun, da die Nachwuchstalente es verdient haben, erwähnt zu werden. Insgesamt stehen fünf Erstlingswerke im offiziellen Wettbewerb.

Hier die Übersicht:

• A MODEL FAMILY IN A MODEL HOME
Zoe Beloff, USA, 2015, 22', World premiere

• ATENTAMENTE - SINCERELY
Camila Rodrí­guez Triana, Colombia, 2016, 81', World premiere

• COMO ME DA LA GANA II - THIS IS THE WAY I LIKE IT 2
Ignacio Agüero, Chile, 2016, 86', World premiere

• EL MONSTRUO EN LA PIEDRA
Ignasi Duarte, France, 2016, 50', World premiere

• EMPATHY
Jeffrey Dunn Rovinelli, USA, 2016, 83', World premiere, first film

• FUNÉRAILLES (DE L'ART DE MOURIR) FUNERAL (ON THE ART OF DYING)
Boris Lehman, Belgium, 2016, 97', World premiere

• FURTHER BEYOND
Christine Molloy & Joe Lawlor, Ireland, 2016, 89', Internationale premiere

• HAVARIE
Philip Scheffner, Germany, 2016, 93', Internationale premiere

• KAKO SAM SE ZALJUBIO U EVU RAS
HOW I FELL IN LOVE WITH EVA RAS
André Gil Mata
Portugal, Bosnia-Herzegovina, 2016, 74'
World premiere

• L'ENCRE DE CHINE - "HEBER SINI" حبر صيني - CHINESE INK
Ghassan Salhab, Lebanon, 2016, 55', World premiere

• MATA ATLANTICA
Nicolas Klotz & Elisabeth Perceval, France, Brazil, 2016, 35', World premiere

• OCCUPY THE POOL
Seob Kim Boninsegni, Switzerland, 2015, 74', Internationale premiere, first film

• OUT THERE
Takehiro Ito, Japan, Taiwan, 2016, 148', World premiere, first film

• SARAH WINCHESTER, OPÉRA FANTí”ME
Bertrand Bonello, France, 2016, 23', World premiere

• TERRITORIO - TERRITORY
Alexandra Cuesta, Ecuador, USA, Argentina, 2016, 66', Internationale premiere, first film

• THE DUST CHANNEL
Roee Rosen, Israel, 2016, 23', World premiere

• THOSE SHOCKING SHAKING DAYS
Selma Doborac, Austria, Bosnia-Herzegovina, 2016, 88', Internationale premier, first film

Der deutsche Beitrag "HAVARIE" von Philip Scheffner läuft als Internationale Premiere, da das Werk bereits auf der Berlinale im Forum gezeigt worden war. Sein dokumentarisches Essay zeigt ein kurzes, reales Ereignis. Seinen Ursprung fand es in einem gerade einmal 3 Minuten und 36 Sekunden langen YouTube-Clip von einem Flüchtlingsboot in Seenot, welches auf Hilfe wartet. Scheffner dehnt diese Schrecksekunden auf 93 Minuten, verlangsamt sie also, bis die wogende See zu einer gespenstischen blauen und grobkörnigen Wüste wird.

HAVARIE by Philip Scheffner (Filmstill)


Spannend wird jedoch Scheffners Film durch den unterlegten Ton. Man hört den Funkverkehr der Seerettung, die nur schwerfällig in Bewegung kommt und 90 Minuten benötigt um die Rettung einzuleiten. Die schlussendliche Rettung selbst wird gar nicht mehr gezeigt. Warum er sich für den Clip entschied und wie der Film auf diese Weise montiert ist, erzählt er hier Clara Beutler in einem Interview.



Der Film begeisterte die Kritiker, weil er durch den Minimalismus mehr als so manche Reportage oder die täglichen Nachrichten es schafft, 90 min lang über das Thema Flucht ernsthaft nachzudenken.

Die fünf Erstlingswerke - First Films aus dem Internationalen Wettbewerb und weitere fünf Erstlingsfilme aus dem eigenständigen Französischen Wettbewerb laufen übrigens nochmals in einer eigenen Wettbewerbsreihe.

Link: fidmarseille.org
Quellen: Kinozeit | artechock film | The FID

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