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Special Teddy Award für Monika Treut + Cross Sections

Berlinale 2017 - Erste Preisnennungen: Special Teddy Award für Monika Treut. Cross-Section-Vorführungen & Generation-Section für junges Publikum.



Die Regisseurin, Produzentin und Autorin Monika Treut wird im Rahmen der Berlinale mit dem Special Teddy Award ausgezeichnet. Damit ehrt der Förderverein Teddy e.V. alljährlich eine(n) Filmschaffende(n), "deren/dessen Verdienste über die Jahre zur Charakterisierung des queeren Filmschaffens Außerordentliches beigetragen haben", heißt es in einer Berlinale-Pressemitteilung.

Demzufolge prägt Treut seit den 1980er Jahren nicht nur das feministische und lesbische Kino, sondern auch die deutschsprachige unabhängige Filmszene und inspirierte als Wegbereiterin des New Queer Cinema bis hinein ins US-amerikanische Indie-Kino.

Auf der Berlinale war Treut seit ihrem Spielfilmdebüt "Verführung: Die grausame Frau" im Jahr 1985 mit mehr als einem Dutzend Filmen vertreten gewesen; 1999 hatte ihr "Gendernauts" den Teddy Award als bester Dokumentarfilm gewonnen gehabt. Im Rahmen der Verleihung des Special Teddy Awards am 17. Februar 2017 wird ihr zweiter Spielfilm "Die Jungfrauenmaschine" gezeigt werden.

Schwerpunkt des schwul-lesbischen Kinos ist wie immer die von Wieland Speck geleitete Panorama-Sektion. Da aber in den letzten Jahren zunehmend auch im Wettbewerb sowie neben der Sektion Forum sogar auch in den beiden Generation-Sektionen queere Filme gezeigt werden, will man nicht explizit auf diese Filme hinweisen, um niemanden zu diskriminieren oder Vorurteile zu schüren. Ziel ist es Homosexualität als Selbstverständlichkeit anzusehen und nicht durch eine extra Sektion zur Schau zu stellen, auch wenn es andere Festivals anders handhaben.

Mit dem Spielfilm-Knüller "The Wound", der wenige Tage zuvor beim Sundance Film Festival seine Weltpremiere hatte, begann das Panorama-Hauptprogramm. Das südafrikanische Filmdrama von John Trengove klagt den Initiierungsritus - die schmerzhafte Beschneidung junger Schwarzer an, womit sie angeblich zum Manne werden. Wer nicht mitmacht wird ausgegrenzt. Der Ritus lässt sich bis in Mittelalter verfolgen, wo sogenannte Mönchsritter Ungläubige verfolgen und Homosexuelle sogar töteten. Der Regisseur greift das Thema auf brutale Weise auf, um auf die immer noch vorhandene Ausgrenzung und Verfolgung schwarzer und vor allem auch schwuler Mitbewohner im heutigen Südafrika hinzuweisen. Hier der Trailer:



Cross-Section-Vorführungen und Generation-Section für junges Publikum.

Mit den Cross-Section-Vorführungen erhalten Besucher*innen unter 18 Jahren die Chance, eine Auswahl von Berlinale-Filmen, die sich den Lebens- und Sichtweisen junger Menschen widmen, aus anderen Sektionen des Festivals im Rahmen von Generation zu sehen. Die diesjährigen Cross-Section-Filme sind:

"Karera ga Honki de Amu toki wa - Close-Knit" von Naoko Ogigami - Japan, aus dem Panorama. Eine Erzählung über die Freundschaft zwischen der elfjährigen Tomo und der Transfrau Rinko, über soziale Konventionen und was Familien wirklich ausmacht. Nachdem die richtige Mutter Hiromi ihre Tochter im Stich gelassen hat, muss Tomo bei ihrem Onkel Makio wohnen, der mit seiner wunderschönen Freundin Rinko (Toma Ikuta) zusammen lebt. Rinko wurde als Mann geboren und arbeitet nun als Pflegekraft in einem Altenheim. Tomo ist verwirrt, dass Rinko liebevoller zu ihr ist, als ihre eigene Mutter. Hier der Trailer:



"Dayveon" von Amman Abbasi - USA, aus dem Forum. Der Film erzählt von dem gleichnamigen 13-jährigen Jungen der mit dem gewaltsamen Tod seines Bruders zurechtkommen muss.

Laut Pressemitteilung der Berlinale wird das Thema Aids sogar in der Generation Sektion »Kplus« aufgegriffen. 1993 war das Wissen über die tödliche HIV-Erkrankung, die nicht nur schwule Männer, sondern auch Frauen ereilen kann, noch nicht weit verbreitet. Der spanische Debütfilm "Estiu 1993 - Summer 1993" von Carla Simón zeigt die sechsjährige Frida, für die mit dem Tod ihrer geliebten Mutter ein neuer Abschnitt in ihrem noch so jungen Leben beginnt.

Viele andere Filme handeln von Coming-of-Age. Bestes Beispiel ist dazu "Não devore meu coração! - Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!", ein Werk, das direkt nach seiner Erstaufführung auf dem Sundance Festival bei 14plus läuft, obwohl der Film auch gut und gerne in das Berlinale-Programm der Indigenen Filme über Naturvölker gepasst hätte. In diesem Fall scheitert die brennende Liebe zwischen einem 13-jährigen Knaben zu einer fremdländischen Schönheit an der Skepsis der Eingeborenen gegenüber den Weißen, weil diese jahrelang ihre Rechte missachteten und auch vor Landraub und Mord nicht zurückschreckten. Hier der Trailer:



Bei »14plus« geht es sogar geradezu revolutionär zu. Der Film mit dem längsten Titel und der längsten Spielzeit in dieser Sektion heißt "Ceux qui font les révolutions í  moitié n'ont fait que se creuser un tombeau - Those Who Make Revolution Halfway Only Dig Their Own Graves" und kommt aus Kanada von Mathieu Denis und Simon Lavoie. In epischer Breite und formaler Vielgestaltigkeit folgt der Film einer Gruppe junger Menschen in Québec, die sich gegen gesellschaftliche Konventionen stellen. Die jungen Leute exerzieren schonungslos durch, was es heute bedeuten mag, eine Revolution anzufachen und für eine Sache zu kämpfen. Hier der Trailer.



Hier der Überblick über Generation 14plus:

• "Almost Heaven" (Regie: Carol Salter) Großbritannien, Weltpremiere
• "Ben Niao - The Foolish Bird" (von Huang Ji + Ryuji Otsuka) Volksrepublik China, Weltpremiere
• "Butterfly Kisses" (Regie: Rafael Kapelinski) Großbritannien, Weltpremiere
• "Ceux qui font les révolutions í  moitié n'ont fait que se creuser un tombeau - Those Who Make Revolution Halfway Only Dig Their Own Graves" (von Mathieu Denis + Simon Lavoie) Kanada, Europapremiere
• "Emo the Musical" (Regie: Neil Triffett) Australien, Internationale Premiere
• "Freak Show" (Regie: Trudie Styler) USA, Weltpremiere
• "Krolewicz Olch - The Erlprince" (Regie: Kuba Czekaj) Polen, Europapremiere
• "Loving Lorna" (von Annika Karlsson + Jessica Karlsson) Schweden, Internationale Premiere
• "Mulher do pai - A Woman and the Father" (Regie: Cristiane Oliveira) Brasilien / Uruguay, Internationale Premiere
• "My Entire High School Sinking into the Sea" (Regie: Dash Shaw) USA, Europapremiere
• "Não devore meu coração! - Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!" (Regie: Felipe Bragança) Brasilien / Niederlande / Frankreich, Europapremiere
• "On The Road" (Regie: Michael Winterbottom) Großbritannien, Internationale Premiere (Außer Konkurrenz)
• "Poi E: The Story of Our Song" (Regie: Tearepa Kahi) Neuseeland, Europapremiere
• "Shkola nomer 3 - School Number 3" (von Yelizaveta Smith + Georg Genoux) Ukraine / Deutschland, Weltpremiere
• "Soldado - Soldier" (Regie: Manuel Abramovich) Argentinien, Weltpremiere
• "The Inland Road" (Regie: Jackie van Beek) Neuseeland, Weltpremiere
• "Weirdos" (Regie: Bruce McDonald), Europapremiere

Hier der Überblick über Generation Kplus:

• "Amelie rennt" (Regie: Tobias Wiemann) Deutschland / Italien, Weltpremiere
• "As duas Irenes" (Regie: Fabio Meira) Brasilien, Weltpremiere
• "Becoming Who I Was" (von Moon Chang-Yong + Jeon Jin) Republik Korea, Internationale Premiere
• "Die Häschenschule - Jagd nach dem Goldenen Ei" (Regie: Ute von Münchow-Pohl) Deutschland, Weltpremiere
• "Estiu 1993 - Summer 1993" (Regie: Carla Simón) Spanien, Weltpremiere
• "Oskars Amerika - Oskar's America" (Regie: Torfinn Iversen) Norwegen / Schweden, Weltpremiere
• "Piata Loď - Little Harbour" (Regie: Iveta Grófová) Slowakische Republik / Tschechische Republik / Ungarn, Weltpremiere
• "Primero enero - January" (Regie: Darí­o Mascambroni) Argentinien, Europapremiere
• "Red Dog: True Blue" (Regie: Kriv Stenders) Australien, Europapremiere
• "Richard the Stork - Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper" (von Toby Genkel + Reza Memari) Deutschland / Belgien / Luxemburg / Norwegen, Weltpremiere
• "Uilenbal - Owls & Mice" (Regie: Simone van Dusseldorp) Niederlande, Internationale Premiere
• "Upp i det blí¥ - Up in the Sky" (Regie: Petter Lennstrand) Schweden, Internationale Premiere
• "Shi Tou - Stonehead" (Regie: Xiang Zhao) Volksrepublik China, Weltpremiere
• "Tesoros" (Regie: Marí­a Novaro) Mexiko, Weltpremiere
• "Wallay" (Regie: Berni Goldblat) Frankreich / Burkina Faso / Katar, Weltpremiere

Nachtrag:

Berlinale Kamera für Geoffrey Rush.
Einen weiteren Preis auf der Berlinale überreichte Festivaldirektor Dieter Kosslick schon am ersten Samstag, den 11.02.2017, mit der Berlinale-Kamera, die an den australischen Theater- und Filmschauspieler Geoffrey Rush vergeben wurde. Mit der Berlinale Kamera zeichnet das Festival seit 1986 Filmpersönlichkeiten oder Institutionen aus, denen es sich besonders verbunden fühlt und denen es danken möchte. Im Anschluss an die Preisverleihung wurde "Final Portrait" im Berlinale-Palast gezeigt. In der Hautrolle des Schweizer Bildhauer und Maler Alberto Giacometti war natürlich Geoffrey Rush zu sehen. Der Schauspieler ist einer von wenigen beeindruckenden, zeitgenössischen Charakterdarsteller, die bereits den "Triple Crown of Acting" gewonnen haben: Emmy, Oscar und Tony! 2011 war er im Berlinale Special mit "The King's Speech - Die Rede des Königs" zu sehen. Die Rolle brachte ihm einen BAFTA Award als Bester Nebendarsteller ein.

Ehrung der »European Shooting Stars«.
Wie von uns schon vorab am 4. Februar 2017 berichtet, wurden gestern Abend, den 13.02.2017, auch die European Shooting Stars im Berlinale Palast präsentiert und mit einer Auszeichnung geehrt. Mit dabei ist der junge deutsche Schauspieler Louis Hofmann, der zudem nicht nur in Hermine Huntgeburths "Tom Sawyer", Marc Brummunds "Freistatt" und zuletzt in Jakob M. Erwas Kinoadaption „Die Mitte der Welt“ überzeugte, sondern für seine Leistung in Martin Zandvliets "Unter dem Sand" möglicherweise noch in diesem Monat einen Oscar bekommen könnte.

Links: www.berlinale.de | www.teddyaward.tv

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