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ZEBRA Gewinner*innen & EDIMOTION Schnitt-Preisträgerinnen

In Berlin zeichnete das HAUS für POESIE die Preisträger*innen des ZEBRA Poetry Film Festivals aus und Köln wurden die Schnittpreise bei EDIMOTION vergeben.



Am letzten Wochenende wurden nicht nur die DOK Leipzig Preise vergeben, über die wir gestern berichtet haben, auch in Berlin gab es am Sonntag, den 15. Oktober 2023 Auszeichnungen vom HAUS der POESIE beim ZEBRA Poetry Film Festival.

Bei der feierlichen Preisverleihung wurden drei Preise im Gesamtwert von 9.000 € und ein Publikumspreis verliehen. Das Festival rund um den internationalen Poesiefilm fand vom 12. - 15. Oktober 2023 im Haus für Poesie und im Kino in der Kulturbrauerei statt.

25 weltweit produzierte Poesiefilme standen im Wettbewerb um drei von einer internationalen Jury ausgezeichneten Titel, ausgewählt aus rund 1.200 Einsendungen aus über 90 Ländern.

Der ZEBRA-Preis für den besten Poesiefilm 2023 ging an "C" aus der Schweiz mit einem Gedicht von Ariane von Graffenried, die in ihren mehrsprachigen Texten meist Figuren beschreibt, die am Rand von Gesellschaft und Geschichtsschreibung stehen.

In der Begründung der Jury heißt es:
„Eingeklemmt zwischen den Bergen ist in diesem Film nicht nur die in der Tristesse des Alltags gefangene Protagonistin, auch ein in 16 mm aus der Zeit gefallenes Bild, mal zerrissen, mal verdoppelt. Und immer wieder dieser zerschrammelte Post-Rock. Es ist ein perfekter Wirbel der filmischen Elemente, verwoben mit den drei Sprachen des außergewöhnlichen Gedichts, das sie befeuert. Und dazwischen diese „disturbing woman“. Kaum ein Satz fasst diesen Film so gut zusammen wie: »Mrs. Bovary from Porrentruy isn‘t who she wants to be / Her needs are big, her life’s petit.«”


Den Goethe Filmpreis – Grenzen gewann "Kin ma belle" von Junior Mozese aus der Demokratischen Republik Kongo, von dem auch das Gedicht stammt, auf dem der Film basiert.

Die Jury entschied sich für einen Beitrag, der mit dokumentarischen Verfahren arbeitet:
„In diesem Film gibt es keine Hauptfiguren, nur eine Stadt, die sich in ihren Widersprüchen und Schwächen zeigt. Die lyrische Stimme, die sie besingt, beobachtet die Metropole aus unerwarteten Blickwinkeln, von den Bürgersteigen, aus den Tiefen einer Müllhalde, in den Ritzen des Lebens – zwischen Heilung und Ausgrenzung. Der Film ist ein vibrierendes Liebeslied auf die Ränder der Straße.“


Der Ritter Sport Filmpreis 2023 ging an "Legs" von Jennifer Still, Christine Fellows und Chantel Mierau aus Kanada, basierend auf einem Gedicht von Jennifer Still.

Aus der Jurybegründung:
„Beine bilden einen Zwischenraum, der eine Verbindung schafft zwischen mehreren Generationen von Frauen. Die Körper – Hüllen bilden ein verspieltes Eigenleben zwischen Kindergeburtstag und Schwimmbecken. Der Film zeichnet sich durch einzigartige Objektkreationen und ein außergewöhnliches, oft an Absurdität grenzendes Timing aus. Trauerarbeit in Glitzer und bunt. Was bleibt, wenn der Körper gegangen ist? Strümpfe.“


Eine lobende Erwähnung des Goethe Filmpreises gab es für "Satane Sefid" von der Iranerin Shiva Sadegh Asadi, Regisseurin und Autorin in Personalunion.

Eine weitere lobende Erwähnung des Ritter Sport Filmpreises gab es für "Meanwhile, somewhere in the state of Colorado" von Gloria Regonesi aus Italien; der Film basiert auf einem Gedicht von Simon Armitage und war Teil des Fokus auf ITALIEN, der Einblicke in die Poesiefilmszene des Landes gab.

Der ZEBRino-Preis für den besten Poesiefilm für Kinder und Jugendliche 2023 wurde an Abri von Julie Daravan Chea aus Frankreich vergeben. Der Film basiert auf einem Gedicht von Esther Granek.

Eine lobende Erwähnung erhielt der Film "Swallows love" von Mariya Onishchenko aus der Ukraine basierend auf dem Volkslied: "Shum".

Link: www.haus-fuer-poesie.org/.../zebrapoetryfilmfestival

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Am Montag, den 16. Oktober 2023 wurden in Köln beim Festival EDIMOTION die Schnittpreise ausnahmslos an Frauen vergeben.

Den mit 7.500 Euro dotierten Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm erhielt Andrea Mertens für die Montage von "Meinen Hass bekommt ihr nicht" (Regie: Kilian Riedhof).

"Die Dramatik der Ereignisse zu Beginn lässt sich nicht steigern und trotzdem entfacht die Geschichte einen Sog, der uns nicht mehr loslässt. Hier liegt die Herausforderung in der Montage: Die Spannung zu halten. Dies gelingt der Editorin, indem sie sich auf das Innenleben der Figuren konzentriert. Sie hat die Gratwanderung gemeistert, uns ihre Ambivalenz emphatisch und vielschichtig nahezubringen. Die virtuose Montage – Rhythmuswechsel, organisch weich oder hart brutal – drängt sich nicht auf, sondern trägt durch die dramatische Handlung und macht den plötzlichen inneren und äußeren Zusammenbruch der Welt spürbar", begründet die Jury um Editor Thomas Bachmann, Regisseurin und Drehbuchautorin Neelesha Barthel, Produzent Joachim Ortmanns, Förderreferentin Sabrina Schneider und Kamerafrau und Drehbuchautorin Eva Testor.


Der gleichwertig dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm ging an Carina Mergens für die Montage des Films "Igor Levit – No Fear" (Regie: Regina Schilling).

Die Jury bestehend aus Produzent Wolfgang Bergmann, Filmemacherin Johanna Faust, Filmkritikerin Maya McKechneay, Regisseurin Insa Onken und Editorin Anja Pohl begründet ihre Auswahl wie folgt:

"Die Montage des Porträtfilms, den wir einstimmig auszeichnen, traut sich einiges. Unschärfen bleiben drin. Intime künstlerische Schaffensprozesse dürfen Dauer haben. Statt Klassik-Kitsch sehen wir raues, wahrhaftiges Material. Es wird geschwitzt, geflucht, auch mal das Gespräch verweigert. Die ganze Lebensgeschichte muss nicht aufgerollt werden - es ist der Moment der zählt. Die Konzerte des Pianisten Igor Levit verdichtet der Schnitt und beweist dabei eine eigene Musikalität der Bilder. Und er geht noch weiter: mit pointiertem Humor greift er Levits Kommunikationsmittel auf und baut zwischen Beethoven, Twitter und Instagram überraschende Pointen."


Die Jurys des Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm und des Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm entschieden gemeinsam über die Vergabe des mit 2.500 Euro dotierten The Edit Space Förderpreis Schnitt, ermöglicht durch The Edit Space und das Land NRW.

Sie zeichneten die Montageleistung von Selin Dettwiler für den Schnitt des Kurzfilms "Bär" von Morgane Frund an der Hochschule Luzern - Design & Kunst mit folgenden Worten aus:

"Ein Film, der von der ersten Einstellung an überrascht. Von der Überraschung bewegt er sich zur Komik. Obwohl in seinem Zentrum die Gefühle einer Filmemacherin stehen, die in dem Material eines Amateurfilmers etwas findet, das sie abstößt. Ein Stapel von Videokassetten, Naturaufnahmen – und dann plötzlich voyeuristische Bilder von Frauen, gedreht ohne deren Wissen und Einverständnis von einem Mann. Wie umgehen mit diesen „falschen Bildern“, die es eigentlich gar nicht geben dürfte? In der Montage treffen der weibliche Blick der Editorin sowie der Filmemacherin auf den männlichen Blick des Naturfilmers. Der Schnitt zeigt manches und entscheidet sich bewusst, anderes nicht zu zeigen. Er nutzt die Irritation produktiv um „the Gaze“, das Anschauen, die Vereinnahmung, das zum Objekt machen, in einen offenen Dialog zu überführen. „Bär“ ist ein kluger, menschlicher Film über ein Thema, das uns alle betrifft."


Den diesjährigen Ehrenpreis Schnitt erhielt Gisela Zick.

Link: www.edimotion.de

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