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Videoclips / ...von Paul Hardcastle bis zu AddictiveTV


Der politische Film war auf der Berlinale wieder in allen Sektionen omnipräsent; leider waren neue Bild- und Formsprachen dagegen Mangelware.


Vom Wirtschaftskrimi über soziale Brennstoffe bis hin zu Kriegserzählungen reichte die Spannbreite. Doch eine wirklich neue Filmsprache der jungen Generation war nur selten zu entdecken, abgesehen von David Lee Millers "MY SUICIDE" - dem Gewinner des gläsernen Bären im Generation 14plus Programm. Ganz im Gegenteil scheint sich eine Abkehr von den mit Handkameras gedrehten Dogma Filmen abzuzeichnen, sagte Wieland Speck - Leiter des Panoramas. Die Filmströmungen laufen offensichtlich zyklisch ab und allzu wacklige Aufnahmen sind zur Zeit weniger gefragt. Auch die Zeit der schnell geschnittenen Videoclips scheint vorbei zu sein, seitdem MTV kaum noch Musikclips im TV sendet, sondern mit billigen Sketch-Serien sein Programm füllt.

Doch der Schein trügt. Jenseits des Mainstreams existieren durchaus andere Formsprachen - das belegen schon die vielen recht unterschiedlich gestalteten Kurzfilme auf den Festivals rund um den Globus. Schade ist nur, dass sie trotz Auszeichnungen nur ein Nischendasein fristen und es selte ins Kino oder Fernsehen schaffen.

YouTube ist für die Künstler unserer Meinung nach auf Dauer auch keine Alternative, da Film die große Leinwand braucht und die Qualität im Internet ohne High-Definition Stream doch noch sehr zu wünschen übrig lässt.

Glücklicherweise gibt es die Clubs und Partys auf denen sich wenigstens Videokünstler dem Publikum stellen können, um ihre Fingerfertigkeiten zu beweisen. Dazu gehört das Londoner Video-Cutter-Team AddictiveTV, die das Zeug für ein großes Ding im digitalen Raume haben. Sie schneiden Szenen aus Filmen zu Songs oder Tracks zusammen und mixen alles zu einem Beat mit Bildern. Kürzlich waren sie in Berlin anlässlich eines Kurzfilm-Wettbewerbs von Sony Playstation.

Vielleicht erinnern sich noch einige daran, wie Paul Hardcastle mit dem Song und Videoclip „Nineteen“ (19) Mitte der 80er Jahre einen großen Hit gelandet hatte. Der Anlass dazu war eher ein betrüblicher. Zehn Jahre nach Ende des Vietnam Krieges sollte der Song an die verstümmelten und gefallenen Soldaten erinnern, die mit erst 19 Jahren in den Krieg geschickt worden waren. Die Bild- und Soundcollage des Songs läutete eine neue Ära in der Musikgeschichte ein. Es war quasi ein Vorläufer der der harten Techno Sounds der 90er Jahre. Stampfende Beats, wie das wummern aus Maschinenpistolen. Dennoch wurde der Song zum Inbegriff gegen den verwerflichen Krieg und die Einberufung viel zu junger und unerfahrener Soldaten in den Kriegseinsatz.



Viel geändert hat sich bis heute nicht. In Afrika werden immer noch Kindersoldaten in den Krieg geschickt. Die Armut lässt ihnen angeblich keine andere Wahl. Das oben erwähnte AddictiveTV-Team hat aus den mit Golden Globes und Oscars überschütteten Film „Slumdog Millionaire“ - über ein armes Straßenkind in Indien, das in einer TV-Show den Millionengewinn absahnt - für ihre Bild- und Soundcollagen als Basis genommen. (Der Film kommt am 19. März in unsere Kinos) Der daraus entstandene YouTube Videoclip gilt als perfektes Vorbild für viele andere VJs in der elektronischen Musik- und Videoszene. Sogar die härteren Beats werden dabei wiederenddeckt, nachdem sie durch die Loveparade mit dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" weichgespült waren.



Dank neuer Schnitttechniken und schnellerem Rhythmus könnte diese Videokunst tatsächlich zu einer neuen, weit verbreiteten Kunstform führen. Dennoch scheint auch diese Collage ein wenig von dem oben erwähnten Paul Hardcastle Klassiker „19“ abgekupfert zu haben, genauso wie Wieland Speck es erwähnte: Kunst- und Filmströmungen laufen zyklisch ab und kehren in ähnlicher Form immer wieder zurück.

Die Story zu Paul Hardcastles "19" ist nachzulesen unter:
www.paul-hardcastle.de/hardcastle3.htm
Weitere Clips von AddictiveTV sind direkt bei YouTube zu finden unter: www.youtube.com/AddictiveTV

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