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Der Kinotag startet am Vatertag mit einem Mega-Blockbuster

Scientologist Tom Cruise präsentierte in Cannes mit zweijähriger Verspätung sein Revival von Top Gun.



Hier der Trailer:



Um es kurz zu machen: Ja, wir hatten eine Einladung zur Pressevorführung von "TOP GUN: MAVERICK" mit Tom Cruise. Aber, wir sind nicht hingegangen. Eine bereits gebuchte Physiotherapie war uns wichtiger, als erneut einen steifen Nacken im Kino zu bekommen.

Wir können auch nicht verstehen, warum es für einen um zwei Jahre verspäteten Kinostart, noch eine Auftritt auf den Filmfestspielen von Cannes bedarf. Gab es wirklich so wenige Stars in Cannes, dass ausgerechnet ein Scientologist auf dem roten Teppich der Internationale Filmfestspiele präsentiert und bejubelt werden musste?

Der Tagespiegel bringt es in seiner Kinobeilage »Ticket« auf den Punkt:
"Der Militäreinsatz im angehenden Blockbuster bleibt auf sterilem Videospiel-Niveau - was angesichts des Kriegsleids, das derzeit die Nachrichten bestimmt, wie obszöne Verharmlosung wirkt."

Wir werden dennoch in den nächsten Tagen näher auf den Film eingehen, sobald uns eine Besprechung von einer unserer Kolleginnen vorliegt, die unseren Lesern erklären möchte, warum trotz aller Kritik, der Film dennoch funktioniert und so wichtig für das Überleben des Kinos ist.

Neu in dieser Woche sind die Komödie "Alles in bester Ordnung" mit der von uns geschätzten Corinna Harfourch. Der im Jahre 1943 spielende Agententhriller: "Die Täuschung" sowie die etwas komplexe, aber mit 3 Goyas ausgezeichnete Geschichte von "Maixabel" über Liebe Zorn und Hoffnung.

Angesichts unser derzeit etwas eingeschränkten Kapazität, wollen wir auf jeden Fall die Besprechung eines bereits in der letzten Woche gestarteten wichtigen Werkes nicht übergehen, sondern hiermit nachholen. Zumal der Film im Januar 2022 Gewinner des Filmfestivals »Max-Ophül-Preis« in Saarbrücken war mit Bester Regie, Bestes Drehbuch und weiteren Preisen.

"FUCHS IM BAU" Gefängnisdrama von Arman T. Riahi (Österreich). Mit Aleksandar Perovic, Maria Hofstetter, Andreas Lust, Sibel Kekilli u.a. seit 19. Mai 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Die neue Arbeitsstelle des Mittelschullehrers Hannes Fuchs (Aleksandar Petrovic) befindet sich in der Gefängnisschule im Jugendtrakt einer großen Wiener Haftanstalt. Begrüßt wird er mit einer Flasche Wein, nachdem er genauso durchsucht wurde, wie jeder andere auch, der den Knast betritt.

Zimperlich geht es in der Klasse nicht zu. Schüler und Schülerinnen beschimpfen einander, sie werden schnell gewalttätig und dem Unterricht folgen meist lustlos oder aggressiv. Nach dem Unterricht werden die Schüler von den Wärtern durchsucht.

Der unangepassten Gefängnispädagogin Elisabeth Berger (Maria Hofstätter) gelingt mit ihren kreativen Unterrichtsmethoden, die straffälligen Jugendlichen, „die draußen nicht funktioniert haben“, so der Wachebeamte der Jugendabteilung, abzulenken und zu beruhigen.

Fuchs soll der alteingesessenen Lehrerin assistieren. Doch Berger duldet niemanden an ihrer Seite. Er soll Kaffeekochen und Aufräumen. Seine Vorstellungen und neuen Ideen interessieren Berger nicht.

Fuchs, der ein unbewältigtes Trauma mit sich herumschleppt und schnell in Wut gerät, hört eigenartige Geräusche aus dem Keller. Er macht Weber drauf aufmerksam aber der reagiert nicht.

Fuchs kümmert sich und entdeckt die androgyne Samira, die eingesperrt ist und mit ihrem Kopf gegen die Tür schlägt. Samira (Luna Jorda) hat ihren Vater ins Koma geprügelt aber niemand weiß warum. Fuchs will versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Das Mädchen, das wie ein Junge ausschaut, ist so einigen Übergriffen ausgesetzt und redet kaum.

Auch Tara Ketabi (Sibel Kekilli) von der Jugendgerichtshilfe, bittet Fuchs sich um Samira zu kümmern, deren künstlerisches Talent er erkennt und fördert.

Tara will auf keinen Fall, dass Samira in die Psychiatrie eingewiesen wird, denn als sie aus der Isolation zurückgekehrt ist, erfährt sie dass ihr Vater aufgrund ihrer Attacke auf ihn, verstorben ist. Verzweifelt verletzt sich das Mädchen schwer mit einem Pinsel aus dem beliebten Malunterricht. Berger wird für die Tat verantwortlich gemacht und suspendiert, der Kunstunterricht wird eingestellt, was Weber (Andreas Lust) sehr recht ist. Er würde die Untersuchungshäftlinge am liebsten ganztägig in ihren Zellen sehen. Fuchs wird zum Gefängnislehrer befördert. Nur Berger, Weber und Fuchs wissen dass Samira den Pinsel nicht von Berger bekommen hat. Zwischen Fuchs und Berger kommt es zu einer Annäherung.

In Samiras Zelle bricht ein Feuer aus, das Mädchen will sich umbringen. Ihr Suizidversuch reißt bei Fuchs alte Wunden auf und man begreift, warum er ausgerechnet in einem Knast arbeitet. Er rettet Samira und will sie unbedingt vor einer langen Haftstrafe bewahren.

Außerdem erfährt er vom Anstaltsleiter, warum er an die Gefängnisschule berufen wurde. Ihm wird klar, dass seine Stelle als Gefängnislehrer weitaus mehr für ihn ist, als ein Job. Nun krempelt Fuchs den Unterricht um. Auch er musste einiges lernen. Seine Schüler geben sich auf freudigste dem neuen Rhythmus hin.

Regisseur Arman T. Riahi wurde inspiriert von den Erfahrungen des Sonderpädagogen der Justizanstalt Josefstadt, Wolfgang Riebniger.

Er nimmt uns mit in den Mikrokosmos Gefängnis, zeigt die Machtstrukturen bis hin zu erpresserischen Methoden. Ein bedrückendes, realistisches atmosphärisch dichtes Drama, das durch die Gesamtheit seiner Charaktere bewegt.

Ulrike Schirm.


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"DOG - Das Glück hat vier Pfoten" Buddy-Roadmovie um zwei traumatisierte Kriegsveteranen von Reid Carolin & Channing Tatum (USA, 2022). Mit Channing Tatum, Luke Forbes, Ethan Suplee u.a. seit 19. Mai 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Dem traumatisierten und entwurzelten Kriegs-Veteranen Jackson Briggs (Channing Tatum) geht es nicht gut. Sein freudloser Fast-Food-Job kotzt ihn an und er möchte unbedingt wieder zu seiner Einheit zurückkehren. Dass der Ex-Ranger starke Tabletten nehmen muss, ist mit ein Grund, warum sein Vorgesetzter die Einwilligung verweigert. Ausserdem braucht der mehrfach am Kopf verletzte Ex-Soldat ein Gesundheitsschreiben, welches ihm die Ärzte nicht ausstellen wollen.

Doch dann macht ihm sein Vorgesetzter ein Angebot: Wenn er Lulu, eine äusserst agressive belgische Malinois-Hundedame, ebenfalls schwerst kriegstraumatisiert, rechtzeitig zur Beerdigung ihres verstorbenen Herrchens , dem Elitesoldaten Rodriguez bringt, bekommt er einen neuen Marschbefehl.Rodriguez war in derselben Brigade im Irak unterwegs wie er und ist bei einem Autounfall um`s Leben gekommen. Briggs geht auf den Deal ein. In seinem alten Ford begeben sich die beiden auf einen abenteuerlichen Roadtrip durch Amerika. Briggs spricht mit der Hündin wie mit einem guten Kumpel. Schnell bemerkt er, dass Lulu ähnlich traumatisiert ist wie er, beide haben gedient und wurden verletzt und haben Verluste erlebt. Mit dem Unterschied, dass Briggs seinen Job freiwillig gemeistert hat und Lulu keine andere Wahl hatte.

„Wir beide benehmen uns, als würde dein Daddy von oben auf uns herunterschauen“

Abgerichtet wurde die Army-Hündin auf „arabisch“ aussehende Menschen.

Mann und Hund raufen sich zusammen. Treffen auf Vorurteile, erleben falsch verstandenen Patriotismus, kommen in komische als auch brenzlige Situationen. Mensch und Hund eint in diesem Fall das gleiche Schicksal. Sie sind beide Veteranen, für die in der Gesellschaft kein wirklich humaner Platz mehr ist.

Der Tenor dieses Buddy-Dramas ist ziemlich düster und melancholisch. Ein Film über Freundschaft, Empathie, Einsamkeit aber auch Neuorientierung.

Am Ende des Abspanns steht der alles entscheidende Satz: „In Memory of Lulu“. Lulu war Tatums Hund, der an Krebs gestorben ist. Das hat ihn dazu bewegt, eine Geschichte zwischen Zweibeiner und Vierbeiner zu erzählen und der Filmhündin denselben Namen zu verpassen.

2017 hatte Tatum als ausführender Produzent an der HBO-Dokumentation „War Dog: A Soldier`s Best Friend“ mitgearbeitet.

Mit diesem, seinem Regiedebüt "DOG", hat Channing Tatum die Trauer um seine Hündin verarbeitet.

„Die weiß bei der Beerdigung deines Daddys keiner, was für ein Held du gewesen bist“, lauten seine Worte an die Hündin.

Ulrike Schirm


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