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Zwei neue Filmkritiken zu aktuellen Kinostarts im März 2022, Teil 5

Trotz steigender Corona-Inzidenzen sowie gewisser Kriegsangst und Gefährdung unserer Gasversorgung, geht das kulturelle Leben auch in Berlin weiter.



Bevor wir zur Besprechung von zwei aktuellen Kinostarts kommen, möchten wir nochmals auf den bundesweiten Stream der 33. türkischen Filmtage aufmerksam machen, die am Donnerstag, den 17. März 2022, in München gestartet sind.

Unsere ausführlichen Informationen zu dem Film Festival hatten wir zum Nachlesen bereits am 15. März 2022 veröffentlicht.

Link: tuerkischefilmtage.de

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Gastfreundschaft ist in diesen Tagen ein aktuelles Thema. Auch in unserer Gegend hängen blau-gelbe Fahnen aus manchen Fenstern und der Bäcker verkauft blau-gelb gestreifte Berliner Pfannkuchen, von deren Erlös ein Euro als Spende an die Ukraine geht.

Um spontane Hilfe in der Not geht es auch in einem aktuellen Film mit Joaquin Phoenix, der uns ebenso begeistert hat, wie unsere Kollegin Ulrike, die sich darüber ausführlich auslässt, wie Erwachsene und Kinder voneinander lernen können.

"COME ON, COME ON" feinfühliges Drama von Mike Mills (USA 2021). Mit Joaquin Phoenix , Gaby Hoffmann , Woody Norman u.a. seit 24. März 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Mit Mikrofon und Aufnahmegerät reist der Radiojournalist Johnny (Joaquin Phoenix) durch die USA und befragt Kinder nach ihren Zukunftserwartungen. Deswegen ist er auch nach Detroit gekommen. Am Todestag ihrer Mutter ruft er seine Schwester Viv (Gaby Hoffmann) an, mit der er schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Er besucht sie und freut sich ihren neunjährigen Sohn Jesse (Woody Norman) wieder zu treffen. Als er erfährt, dass Viv ihren psychisch kranken Ex-Mann und Vater ihres Sohnes umsorgen muss, bietet Johnny ihr an, sich in der Zeit um Jesse zu kümmern. Von nun auf jetzt findet er sich in einer Elternrolle wieder, von der er keinerlei Ahnung hat. Keine leichte Aufgabe, denn Jesse ist ein aufgeweckter Junge, der mit der Hilfe seiner Mutter, ungewöhnliche Methoden entwickelt hat, emotionale Verwirrungen, bedingt durch die bipolare Störung des Vaters, besser zu verarbeiten und nicht so dicht an sich sich herankommen zu lassen.

Außerdem kommt hinzu, dass er seinen Onkel kaum kennt. Jesse interessiert sich für Johnnys Aufnahmegeräte. Es fasziniert ihn, die Geräusche am Strand von Los Angeles aufzunehmen und sich die Töne in ihrer Vielfältigkeit anzuhören. Ein Schritt, wie sich beide näher kommen.

Johnnys nächste Stationen sind New York und New Orleans. Paul, Jesses Vater, braucht noch immer die Hilfe seiner Ex-Frau und so nimmt Johnny seinen Neffen mit und verspricht seiner Schwester, jemanden zu finden, der auf Jesse aufpasst, wenn er arbeiten muss.

Langsam wird ihm bewusst, vor welche Herausforderung ihn der Junge in der nächsten Zeit stellen wird. Tag und Nacht hat er ihn nun um sich. Einen Jungen, der pausenlos quasselt, seinem Onkel unbequeme Fragen stellt, nachhakt und nicht locker lässt. Für Johnny eine ganz neue Erfahrung die ihn befähigt, endlich auch über seine Gefühle zu sprechen und auch Jesse unliebsame Fragen zu stellen, warum er so exzentrische Sachen mag und nicht normale, so wie andere Kinder.

Zwischen dem kinderlosen Erwachsenen und dem Neunjährigen entwickelt sich eine spannende Beziehungsdynamik, in der sie auch an ihre Grenzen stoßen aber auch erleichtert feststellen, dass ihre Ängste, Träume und Sehnsüchte gar nicht so weit auseinanderliegen.

In Mike Mills Film dreht sich alles um das Gespräch, um die Fragen und Antworten. Ob es die Fragen des Radioreporters an die Kinder und deren Antworten sind, die immer wieder auftauchen oder die Feststellung, dass wir Menschen manchmal Dinge tun, die wir selber nicht verstehen und wir keine Antworten finden oder der Austausch zwischen Groß und Klein der zeigt, wie viel wir von Kindern lernen können, wenn wir ihnen zuhören.

Hier wird keine Geschichte erzählt, sondern in bewegenden Schwarz-Weiß-Bildern eine familiäre Entwicklung aus dem wahren Leben geschildert, getragen von Joaquin Phoenix und Woody Norman, die sich auf Augenhöhe begegnen. Sehr berührend, die Interviewsequenzen mit den unterschiedlichen Aussagen der Kinder und Jugendlichen über unsere Welt: Nachdenklich, klug, wahrhaftig und traurig.

Ulrike Schirm


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Lauten Kriegslärm und horrende Bilder gibt es augenblicklich genug im TV zu sehen, sodass wir Actionfilme derzeit lieber auslassen, auch wenn es diesmal um eine lebensrettende Operation geht. Die Kritiken sind ebenfalls nicht voll des Lobes, trotz des allseits beliebten Stars Jake Gyllenhaal.

"AMBULANCE" Soundgewaltiger Action-Thriller von Michael Bay (USA, 2022). Mit Jake Gyllenhaal , Yahya Abdul-Mateen II , Eiza Gonzalez u.a. seit 24. März 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Zwei ungleiche Adoptivbrüder begehen einen dilettantischen Banküberfall.

Irak-Veteran Will (Yahya Abdul-Mateen II) hat eine an Krebs erkrankte Frau und ein Baby zuhause, er ist arbeitslos und weiß nicht woher er das Geld für die teure Behandlung nehmen soll und Danny (Jake Gyllenhaal) ein Berufskrimineller, der in die Fußstapfen des Vaters getreten ist.

Der Überfall geht schief, Es folgen zwei Stunden Verfolgungsjagden durch Los Angeles in einem von den Brüdern gekaperten Rettungswagen, in dem die Rettungssanitäterin Cam (Eliza Gonzáles), um das Leben eines bei dem Überfall angeschossenen Polizisten kämpft, verfolgt von Polizei und FBI. Hier wird geklotzt mit dem, was die moderne Technik hergibt. Explodierende Autos und Schießereien, Kugeln fliegen durch die Luft, Hubschrauber jagen das Fluchtauto vor sich und unter sich her, rasante Kamerafahrten und Drohnenaufnahmen wechseln mit fast klaustrophobischen Innenaufnahmen des Rettungswagens, in dem sich die beiden Brüder amüsante Buddy-Momente liefern und Cam via Bildschirm, auf Anweisungen eines Arztes, eine Notoperation an dem Polizisten durchführt.

Musik und bebende Soundeffekte jagen die Spannungsmomente hoch, was wiederum die zwischenmenschlichen, leisen Momente (Stockholmsyndrom) im Inneren des Wagens zudröhnen. Egal, wie aussichtslos die Situation ist, herzlos sind die Brüder nicht.

Michael Bay („Bad Boys“, „6 Underground“, „The Rock“) hat den dänischen Actioner „Ambulance“, 2005, neu aufgelegt und beeindruckt nun mit einem explosiven Himmelfahrtskommando auf militärischem Niveau.

Ulrike Schirm


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