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Drei sehr unterschiedliche Landschafts-Dokus im Juli 2021 im Kino

Pepe Danquart im Oldtimer auf den Spuren von Pasolini durch Süditalien, Zwei Luftnomaden im offenen Ultraleichtflieger um die Welt, und atemberaubende Bilder aus Holland vom Wattenmeer.



Naturfilme sind beliebt, weshalb sie immer häufiger abends zur Prime-Time im Fernsehen zu sehen sind. Auch die drei nachfolgend besprochenen Kinofilme sind Koproduktionen der Sender und werden eines Tages im TV zu sehen sein.

Allerdings empfehlen wir dringend die Filme jetzt im Juli 2021 im Filmtheater anzusehen, denn nur dort kann auf der großen Kinoleinwand ein richtiges Gefühl für die Naturgewalten, die passende Lichtstimmung und den perfekten Sound entstehen. Ein Gefühl bei dem man mitfiebert wenn's im dunklen Kinosaal besonders brenzlig auf der Leinwand zugeht.

Drei Filme, die unterschiedlicher nicht sein können und dennoch bei genauerer Betrachtung viel Gemeinsames in sich tragen.

"Vor mir der Süden" Doku von Pepe Danquart. Seit 1. Juli 2021 für kurze Zeit im Kino. Hier der Trailer:



Nach der langen Corona-Kinopause hatten die EVA-Lichtspiele in Berlin Wilmersdorf zur Wiedereröffnung ihres Filmtheater einen Produzenten geladen, der den Regisseur Pepe Danquart viele Jahre lang begleitet hat und sich vor der Pandemie oftmals in der Charlottenburger Künstlerkneipe Florian zum Gläschen Wein mit ihm getroffen hat.

In seiner dokumentarischen Reise "Vor mir der Süden" begibt sich der deutsche Filmemacher Pepe Danquart ("Heimspiel", "Am Limit", "Lauf Junge lauf") auf die Spuren von Pier Paolo Pasolini (1922-1975). Der italienische Autor und Regisseur, bekannt für Kino-Werke wie "Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß" (1961), "Teorema – Geometrie der Liebe" (1968) und "Die 120 Tage von Sodom" (1975), unternahm im Sommer 1959 eine Reise entlang der italienischen Küstenstraßen, da er sich ein Bild von den einschneidenden Veränderungen machen wollte, die im Laufe der 1950er Jahre durch die Industrialisierung des Landes stattgefunden hatten. So fuhr er vom ligurischen Badeort Ventimiglia über Sizilien bis nach Triest im Nordosten Italiens. Insgesamt legte er dabei eine Strecke von 3000 Kilometern zurück und dokumentierte seine Eindrücke in einem Tagebuch.

Sechs Dekaden später unternimmt Pepe Danquart dieselbe Reise ebenfalls in einem alten Fiat „Millecento“, um Leute zu treffen, die sich an den ermordeten Filmemacher vielleicht noch erinnern können. Unterlegt mit eingesprochenen Texten aus Pasolinis Tagebuch und ergänzt von Archivaufnahmen entsteht ein schillerndes Kaleidoskop aus Zufallsbegegnungen und Anekdoten von Menschen, die Pasolini einst persönlich kannten.

Doch was sich anfänglich noch als Traumreise an die italienische Riviera vermuten lässt, entpuppt sich schnell als böser Massentourismus sowohl auf Capri als auch in Venedig. In Sizilien erwarten den Besucher zu allem Überfluss verlassene Ortschaften, verfallene Häuser und Berge an Schiffsfriedhöfen. Die Realität sieht anders aus als die bunten Reiseprospekte vermuten lassen. Und dennoch ist es erstaunlich zu sehen, dass die Probleme und das soziale Gefüge unter den ärmeren Bevölkerungsschichten sich seit damals leider kaum verändert haben.


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"Vogelfrei. Ein Leben als fliegende Nomaden" ein Dokumentarfilm von Andreas Zmuda und Doreen Kröber über 197 Starts mit einem ultraleichten offenen Sportflieger – 1 Crash – 1 Notlandung. Ab 8. Juli 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Doreen Kröber hatte einen gut bezahlten, krisenfesten Job beim BER, dem neuen Berliner Flughafen. Doch 2012, als sie ihren Beruf aufgab, um eine Weltreise mit dem Extremabenteurer Andreas Zmuda zu starten, ahnte noch niemand, dass aus dem geplanten Flughafeneröffnung eine unendliche Geschichte werden würde.

Ihren furchtlosen Partner, ein ausgebildeter Pilot, lernte sie per Zufall kennen. Sein Wagemut, sich mit einer Art Ultraleichtflugzeug, einem offenen Trike, dem „Motorrad der Lüfte“, auf eine Weltumrundung zu begeben, hinderte sie nicht, ihm zu folgen. Dass bei dem Abenteuer zahlreiche lebensgefährliche Momente entstehen würden, schweißte das Paar nur fester zusammen. Die als einjähriger Urlaub angedachte Reise wurde immer wieder durch unvorhergesehene Umstände unterbrochen. Aus einer dreiwöchigen Flugreise in die Karibik wurden eineinhalb Jahre Inselhopping.

Leider beschränkten sich die beiden in ihrer filmischen Berichterstattung fast nur auf technische Details und natürlich auf manch spektakuläre Blicke von oben. Wir hätten uns bei den oftmals sehr langen Zwischenstopps aber auch über Eindrücke am Boden von Nassau oder den anderen Inseln der Karibik gefreut. Doch es ging weiter, immer weiter, bis zu einer glimpflich verlaufenen Bruchlandung, weil das Benzin ausgegangen war. Glücklicherweise trafen die beiden fast immer auf freundliche Helfer, die ihnen weiter halfen.

Inzwischen ist aus dem Flugabenteuer eine Lebensphilosophie geworden - ein Leben als fliegende Nomaden. Vielleicht ganz passend als Alternative zu dem diese Woche gestarteten Oscarpreisträger "Nomadland", über eine arbeitslose Nomadin, die permanent in einem Wohnmobil von Landstrich zu Landstrich zieht.


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"Der Atem des Meeres" eine Dokumentation fast ganz ohne Kommentar und Sprache von Pieter-Rim de Kroon aus Holland über Ebbe und Sturmflut sowie Licht und Schatten und phantastische Bilder vom Leben im Wattenmeer. Ab 29. Juli 2021 im Kino. Hier der Trailer.



Auch dieser Film beginnt mit einem Flug. Jedoch nicht mit einem Flugzeug oder Drachenflieger, sondern vermutlich aufgenommen mit einer Drohne.

Der Dokumentarfilm beschränkt sich auf das Wattenmeer, das weltweit größte und vielfältigste, ununterbrochene Gezeitengebiet, das sich entlang der Küsten der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks erstreckt. Es ist ein großformatiger Blick auf die Zyklen und Kontraste der Jahreszeiten: Leben und Tod, Sturm und Stille, die Masse und das Individuum. Alles vor einer überlebensgroßen Kulisse aus Himmel, Wasser, Wind, Nebel und ständig wechselndem Licht.

Ganz fließend, kaum merklich sind die Übergänge von einem kleinen Rinnsal, das plötzlich zu einem reißenden, tiefen und gefährlichen Gewässer wird. Dazwischen lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor und taucht alles in ein unwirkliches Licht. Als Klammer fungiert der Postmann, der auch in stürmischen Zeiten Pakete zu den Inselbewohnern austragen muss.

W.F.

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