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"kinokino Publikumspreis" von 3sat und Preis der SOS-Kinderdörfer beim DOK.fest München

Der "kinokino Publikumspreis" von 3sat und dem Bayerischen Rundfunk beim DOK.fest München 2021



Seitdem wir nur noch zu Hause am TV-Bildschirm Kino gucken können und darüber hinaus ein Großteil unserer Zeit am PC-Monitor für das BAF-Blog im Homeoffice verbringen, stellen wir fest, wie ermüdend die tägliche Bildschirmarbeit sein kann.

Die viele Zeit, die wir während der Corona-Pandemie vor verschiedenen Bildschirmen verbringen, gab es früher nicht, denn zu Pressevorführungen musste schon morgens ins Kino gefahren werden. Anschließend traf man sich im Theater-Café, um das Gesehene zu besprechen.

Heute dagegen erwarten uns Anrufe bereits vor dem Frühstück und Mails müssen so schnell wie möglich am Smartphone beantwortet werden. Zwischendurch wird ein wenig frische Luft auf dem Balkon geschnappt, doch danach geht die Arbeit weiter im Arbeitszimmer, bis am Nachmittag kurz die Nachrichten auf dem Sofa hängend durchgescrollt werden. Danach beginnt der Kino-Abend im Wohnzimmer vor dem großen Monitor wieder ohne Pause bis spät hinein in die Nacht, weil gleichzeitig drei digital verbreitete Filmfestivals auf einen warten.

Man sollte mehr in die Natur gehen, mehr in die Ferne schauen und sich mehr bewegen, hört man gerade in diesen Zeiten häufig. Doch mit den Ausgehsperren und dem fast überall verordneten Maskenzwang ist einem dazu fast die Lust vergangen. Und weil man auch keine Freunde treffen soll, bleibt man lieber gleich zu Hause und greift zwischendurch nur zum virtuellen Chat.

Gestern haben wir uns endlich für die Sichtung einiger kurzer Trickfilme beim ITFS Stuttgart und anschließend zu deutlich spannenderen Langfilmen beim DOK.fest München einwählen können. Als drittes nur digital durchgeführtes Online-Festival warten auf uns noch die 67. Oberhausener Kurzfilmtage.

Ein Beitrag der Filmuniversität Babelsberg für den Student Award vom DOK.fest München hat uns besonders fasziniert. Christoph Eder schildert ganz unaufgeregt in "WEM GEHÖRT MEIN DORF?" wie Politik in seinem Heimatdorf Göhren, einem kleinen Ort auf der Ostseeinsel Rügen, nicht immer reibungslos abläuft und letztendlich auch zu Machtmissbrauch führen kann.

Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik:

Der Blick vom Speckbusch, einem Hügelgrab aus der Bronzezeit, über das kleine Dorf Göhren auf der Halbinsel Mönchgut im Südosten der deutschen Ostsee-Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern hat schon den Maler Caspar David Friedrich begeistert. Wenige Pinselstriche des 1774 in Vorpommern geborenen Romantikers genügten, um den unverwechselbaren Blick über die Ostsee auch heute noch fast unverändert wiederzuerkennen. Doch die Landschaft ist durch Baukräne von Investoren bedroht, die den beschaulichen Ort zu einem Seebad mit direkt an der Küste liegenden hohen Hotelklötzen umgestalten wollen.

Eine Riege von vier Stadträten, die an dem Projekt gut mitverdienen wollten, überstimmten stets den Bürgermeister und andere Anwohner, bis diese sich endlich zusammenschlossen und nach 25 Jahren den alten Stadtrat abwählten.

Doch ob das Ungemach noch zu verhindern ist, bleibt ungewiss, denn zahlreiche Grundstücke wurden bereits kurz nach der Wende von einem westdeutschen Unternehmer erworben, der für einen direkten Blick auf die Seebrücke sogar ein Teil des Waldes unwiederbringlich roden ließ. Das zuvor durch Wurzeln gehaltene Erdreich gab aber nach, sodass der oben genannte Hügel zum Teil abrutschte. Jetzt halten ihn hässliche Betonwände sowie Bauten eines die Landschaft verschandelten Aufzugs, der in Form einer Gondel Besucher wie bei einer Drahtseilbahn wohl nach oben zu einem Hotel bringen soll. Zudem wurde unten im Dorf das alte Kopfsteinpflaster mit Asphalt versiegelt und anstelle von kleinen Parkbuchten wurde ein großes Parkhaus aus Stahlträgern errichtet, das so gar nicht in die beschauliche Landschaft mit alten Häusern aus der Jahrhundertwende passen will.

Was für ein Affront, dass anstelle eines als Sanatorium ausgewiesenen kleinen Gebäudes gerade ein großes Wellnesshotel für betuchte Gäste errichtet wird, ergänzt um zahlreiche Ferien-Apartments, auf denen vormals Anliegerwohnungen standen. Dem zuvor im Stadtrat sitzenden Anwohner einer kleinen Gaststätte freuts, denn sein Umsatz stieg durch neue Feriengäste enorm, während Alteinwohner von vermieteten Ferien-Zimmern das Nachsehen haben.

Filmemacher Christoph Eder zeigt eindrucksvoll wie Politik im Kleinen abläuft. Eine Hand wäscht die andere, wenn einst gewählte Volksvertreter plötzlich eigene Interessen im Sinn haben, während die Mehrzahl der Einwohner nur noch machtlos zusehen kann, wie ihre alte Heimat zu einem Hotspot des Tourismus umgestaltet wird.

W.F.


Die sehr empfehlenswerte Doku, die ihre Premiere im Januar beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken gefeiert hatte, ist auch für den von 3sat gestifteten Publikumspreis nominiert.

Gemeinsam verleihen 3sat und der Bayerische Rundfunk in diesem Jahr zum dritten Mal den "kinokino Publikumspreis" beim DOK.fest München, das vom 5. - 23. Mai 2021 noch einmal "@home" stattfindet. Alle 131 Filme aus 43 Ländern können kostenpflichtig unter dokfest-muenchen.de angesehen und direkt im Anschluss anonym bewertet werden. Dort und unter kinokino.de kann man der Abstimmung während des gesamten DOK.fest München folgen. Der Preis wird am Freitag, 21. Mai 2021, bekanntgegeben.

In 3sat wird das Filmmagazin "kinokino" bis zum, 25. Mai 2021, immer dienstags ab 21.45 Uhr vom Dok.fest@home berichten und am 25. Mai 2021 selbst gibt es einen Beitrag zum diesjährigen "kinokino Publikumspreis".

Die vom BR für 3sat produzierte Sendung "kinokino" ist das älteste Filmmagazin des deutschen Fernsehens und stellt seit mehr als 30 Jahren die wichtigsten Neustarts im Kino vor, führt Interviews mit Filmschaffenden, berichtet von Filmpreisen und Festivals und porträtiert bedeutende Filmpersönlichkeiten. Alle Sendungen sind in der 3sat-Mediathek unter 3sat.de/film/kinokino sowie in der BR-Mediathek unter br.de/br-fernsehen/sendungen/kino-kino abrufbar.

Beim DOK.fest München 2021 werden zudem die ZDF/3sat-Koproduktionen "In den Uffizien" (Deutschland 2020; Regie: Corinna Belz, Enrique Sánchez Lansch), "Die Welt jenseits der Stille" (Deutschland 2021; Regie: Manuel Fenn) und "Zuhurs Töchter" (Deutschland 2021; Regie: Laurentia Genske, Robin Humboldt) zu sehen sein.

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DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer für "SCHOOL OF HOPE".

Beim DOK.fest München 2021 @home wird zum achten Mal der mit 3.000 Euro dotierte DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit verliehen: Ausgezeichnet wird Mohamed El Aboudi, ein finnischer Regisseur mit marokkanischen Wurzeln, für seinen Film "SCHOOL OF HOPE" in der Reihe DOK.horizonte.

Hier der Trailer:



Diese Schule der Hoffnung steht mitten in der marokkanischen Steppe, ein Lehmbau ohne Heizung, aber mit einem engagierten Lehrer, der Nomadenkindern den Weg in die Zukunft weist. Ihr Leben ist von zunehmender Dürre geprägt, die Herde muss versorgt werden und der Schulweg ist bis zu zwölf Kilometer lang. Endlich angekommen, genießen die Kinder die Stunden, in denen sie unbeschwert sein dürfen. Gemeinsam lernen sie und spielen. Doch nicht alle Kinder dürfen teilnehmen.

Der Preisträger Mohamed El Aboudi studierte Film und Fernsehen an der Bond University, Australien und lebt aktuell in Finnland. Seine Dokumentarfilme beschäftigen sich mit interkulturellen Aspekten und Themen der arabischen Welt. Zu seinen früheren Filmen gehören "FIGHT OF FATE" und "DANCE OF OUTLAWS", der bei seiner Weltpremiere 2012 beim Locarno Film Festival mit dem Premio Zonta Club Locarno Preis ausgezeichnet wurde.

Die Jury schreibt in ihrer Begründung: "Der Dokumentarfilm "SCHOOL OF HOPE" von Mohamed El Aboudi zeigt auf berührende und poetische Weise, wie elementar wichtig Bildung für die Entwicklung einer Gesellschaft ist. Für diese Kinder ist die Schule der Ort, an dem sie ganz Kind sein dürfen. Es ist ein Film, der Hoffnung macht, der zeigt, wie stark und voller Neugierde Kinder sein können - und wie dankbar sie sind, etwas lernen zu können. Der Film erzählt in jeder Hinsicht behutsam, mit langsamen Schwenks über die Landschaft zeigt er eindrucksvoll die Lebensumstände der Nomaden und stellt dadurch eine besondere Nähe her. Die herausragende Kameraarbeit und der sensible Einsatz der Musik verstärken diesen Eindruck. Die dürre Landschaft scheint im Kontrast zur Resilienz dieser Kinder zu stehen. Doch gleichermaßen zeugt der Film auch davon, dass der Klimawandel vor keiner Region dieser Erde haltmacht. Ein berührender, sensibler Film, der mit leisen Tönen mahnt, nicht die Augen vor den großen Problemen der Gesellschaft zu verschließen, aber gleichwohl Hoffnung ausstrahlt durch die starken Protagonisten und Protagonistinnen, die im Mittelpunkt dieses Filmes stehen. Der Film macht Lust auf Schule und er steht gegen die Schulverdrossenheit, die man hierzulande oft spürt."


Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit wird gestiftet von B.O.A. Videofilmkunst und ist mit 3.000 Euro dotiert. Er schafft Aufmerksamkeit für Filme, die in besonderer Weise die Perspektive von Kindern und Jugendlichen sichtbar machen.

Daniel Sponsel, Leiter DOK.fest München: "Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit lenkt seit vielen Jahren durch herausragende Filme Aufmerksamkeit auf Kinder, die unter Bedingungen groß werden, die sich bei uns nur wenige vorstellen können - so auch der diesjährige Gewinnerfilm. Er zeigt aber zugleich den Weg zu einem besseren Leben: durch Bildung. Deren Bedeutung ist uns eigentlich allen klar - aber wer diesen Film sieht, erfährt eindrücklich wie selten, dass sie der Schlüssel zu unserer Zukunft ist."


Der Gewinnerfilm "SCHOOL OF HOPE" feierte am gestrigen 6. Mai 2021 beim DOK.fest München seine Europapremiere. Am 8. Mai 2021 wird der Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit verliehen. Der Film ist vom 6. - 23. Mai 2021 beim DOK.fest München 2021 @home zu sehen.

Link: www.dokfest-muenchen.de

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Berliner Arbeitskreis Film e.V. am : Die Gewinner des 36. Internationalen Dokumentarfestival München

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Der Film "ANNY" der großen tschechischen Filmemacherin Helena TÅ™eÅ¡tíková wurde mit dem Hauptpreis des 36. DOK.fest München ausgezeichnet. Das 36. DOK.fest München widmet sich bei dem diesjährigen nur virtuell stattfindenden Dokumentarfilm-Festiva

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