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David Leans unterschätztes Epos RYAN’S DAUGHTER in 70mm

ARSENAL Kino Berlin präsentiert David Lean im Rahmen der fortlaufenden Reihe mit Projektionen im analogen Großbildformat.



Leider hat das Arsenal Institut für Film und Videokunst e.V. keine besonders große Leinwand. Aber es gibt in Deutschland auch kaum noch Kinos, die auf einer original gekrümmten Cinemascope Leinwand 70mm Filme abspielen könnten.

Zwar zeigt Quentin Tarantino in Cannes im Wettbewerb der 72. Internationalen Filmfestspiele 2019 seinen neuen Film "Once Upon a Time... in Hollywood", den er gerade noch fertiggestellt hat, wieder auf analogen Filmmaterial in 70mm, doch die meisten Kinos werden nur die digitale Fassung zeigen können.

Sein letzter Film "The Hateful Eight" aus dem Jahre 2015 war ebenfalls als eine der wenigen Ausnahmen in 70mm gedreht und damals auf der großen Leinwand auch im Zoo Palast Berlin auf analogem Filmmaterial präsentiert worden. Allerdings musste dafür extra ein Techniker gefunden werden, der die alten, noch vorhandene Projektoren wieder in Gang setzten konnte.

Im Arsenal ist zwar die Leinwand nur etwa halb so groß wie im Zoo Palast, dafür wird sie aber in unregelmäßigen Abständen immer wieder zur Präsentation von herausragenden Werken auf analogem Film Material benutzt. Außerdem sind neben 16mm und 35mm auch funktionsfähige 70 mm Filmprojektoren noch vorhanden.

Am Sonntag, 19.5.2019, um 19:00 Uhr präsentiert das Arsenal Kino Berlin im Rahmen der fortlaufenden Reihe mit Projektionen im analogen Großbildformat David Leans "RYAN’S DAUGHTER" aus dem Jahre 1970 in 70 mm. Da von diesem Film kaum noch Kopien existieren, konnte nur eine Original Fassung mit schwed. Untertiteln aufgetrieben werden. Dies ist zwar eine selten gespielte Erstaufführungskopie, dennoch hat sie leicht verblasste Farben.

Hier ein Ausschnitt:



Ursprünglich als „Madame Bovary“-Adaption geplant, verlegte Drehbuchautor Robert Bolt die melodramatische Liebesgeschichte nach Irland zur Zeit des Osteraufstands 1916: In einem Dorf an der Südwestküste heiratet Rosy Ryan (Sarah Miles) den verwitweten Lehrer Shaughnessy (Robert Mitchum), doch die Ehe erweist sich als leidenschaftslos. Im neuen Befehlshaber der englischen Garnison, dem kriegsversehrten Offizier Doryan, findet Rosy einen Geliebten – und stellt sich damit gegen die Kirche, ihren Vater und den irischen Nationalismus ihrer Mitbürger. Freddie Young, der bereits bei Lawrence of Arabia (1962) und Doctor Zhivago (1965) die Kamera geführt hatte, fotografierte in Super Panavision 70 auf 65 mm Negativ einen der visuell beeindruckendsten Filme, der in Irland gedreht wurde.


Nach "Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" war "Ryans Tochter" das vierte Epos von David Lean. Der Film erhielt viele negative Kritiken, gewann am Ende jedoch zwei Oscars. Die negativen Reaktionen sollen es auch gewesen sein, die Lean dazu veranlasst haben, vierzehn Jahre lang (bis zu "Reise nach Indien") keinen Film mehr zu drehen. Heute sprechen Kritiker von einem übersehenen Meisterwerk.

Arsenal - Institut für Film und Videokunst Berlin
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin



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Kommentare

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Jean-Pierre Gutzeit am :

9 Meter Bildbreite ohne Panorama-Krümmung, ein aus der Balance fallender Ton und seitliche Bildstandsschwankungen wirken auf jeden Einsatz eines kinematographischen Sonderformats nicht bereichernd. Aber in einem (als Zurücknahme vor der Kunst?) konzipiertem Black-Box-Kino geht es um Inhalte, nicht um Formen. Statt des Formats lese man folglich ein Buch und stelle sich imaginär vor, wie Film und Format mal initiiert waren. Wer die Erstaufführung des Mammutwerks in 70mm in Berliner ROYAL PALAST (auf 32 Metern Bildbreite) erlebte, tut sich daher schwer, das Werk in der Kadrage der Programm-"Lückenfüller" zu durchleiden, denn ein ernstzunehmendes Interesse an den Möglichkeiten von Roadshows ist einfach nicht erkennbar. Einschlägige Festivals zum Thema außerhalb Berlins (Oslo, Varnsdorf, Bradford, Krnov) stellen da deutlich mehr auf die Beine als die Filmdurchgangsbetriebe am Berliner Potsdamer Platz.

Wolf Friedel am :

Sehr geehrter Herr Gutzeit,

vielen Dank für Ihren Kommentar, mit dem sie uns aus voller Seele sprechen, denn wir sehen das genauso. Da fragt man sich, ob beim Arsenal weitergedacht wird, falls es dereinst ein neues Filmhaus geben sollte. Ich fürchte, dass man sich nicht zu einem größeren Kino mit richtig, breiter Leinwand durchringen wird. Auch eine Kooperation mit dem Zoo Palast wäre vielleicht die bessere Lösung, um bestimmte Formate richtig wiedergeben zu können.

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