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Jewish Filmfestival im Arsenal - rbb schaltet "multikulti" ab!

Bis vor wenigen Tagen lief mit Check Point Film das erste israelisch-palestinensische Filmfestival der Welt im Kino Babylon Berlin:Mitte. Wir erwähnten es hier kurz. Zwei Tage später folgte im Kino Arsenal und zeitgleich im Filmmuseum Potsdam der Start des 14. Jüdischen Filmfestivals, das noch bis zum 5. Juni andauert. Zum Auftakt gab es mit "ArabWork" eine TV-Soap über eine Palestinensische Familie. Bei uns würde das frei übersetzt so etwas ähnliches wie polnische (Miss-)Wirtschaft bedeuten, und damit eine ziemlich geringe Wertschätzung ausdrücken.

60 Jahre Israel und ein Festival jagt das andere.

Unter diesen Umständen ist es schwer zu verstehen, wenn der rbb zum Jahresende Abschied von seinem Radiosender "multikulti" nimmt. Der Karneval der Kulturen zu Pfingsten in Berlin hatte gezeigt, das 80 Nationen in Berlin ein Bedürfnis nach eigener Identität haben und dafür sollte wenigstens ein öffentlich-rechtliches Programm erhalten bleiben, in dem ab und zu jede Nation in ihrer eigener Sprache zu Wort kommen kann. Einmal im Jahr stattfindende spezielle Film-, Theater oder Musikfestival sind gut und wichtig für Kultur und Meinungsbildung, genügen aber nicht für eine regelmäßige Berichterstattung.

Der rbb-Aktionstag am letzten Samstag hatte es gezeigt, das unter den 80.000 Menschen, die zum Haus des Rundfunks in der Masurenallee gekommen waren, viele darunter waren, um ihren Protest gegen die Ignoranz der Intendantin Dagmar Reim zu äußern. Der rbb will einsparen, doch die Redakteure sollen angeblich nicht entlassen werden, können aber andererseits - wegen der speziellen Anforderungen - kaum in anderen Aufgabengebiete kurzfristig eingebunden werden. Viele arbeiten seit fast 14 Jahren nur bei "multikulti" weil sie in ihrem Fachgebiet - einer bestimmten Muttersprache - sich von anderen Kollegen abheben und profilieren konnten. Das klappt aber nicht in allen Bereichen, meint der Betriebsrat und betrachtet die geplanten Umsetzungen eher skeptisch. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU) äußert ebenfalls Bedauern und zeigt Unverständnis, das der rbb seinen integrationspolitischen Anspruch als Metropolenprogramm aufgibt. Die frei werdende Welle wird nicht einmal für einen privaten Sender freigegeben, sondern soll kostenlos an den WDR gehen, der mit "Funkhaus Europa"ein mehrsprachies Programm aus Köln in Berlin einfach einspeisen will. Eine direkter Bezug zu unserer Stadt Berlin kann damit jedoch nicht aufgebaut werden.

Inzwischen wurde bekannt, das die Mitarbeiter/Innen von WDR Funkhaus Europa aufs Schärfste gegen die geplante Schließung von "Radio multikulti" protestieren. Es sei ein politisch völlig falsches Signal, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender das Programm schließt, was sich als
eines der wenigen einer Region musikalisch und inhaltlich deutlich von dem abhebt, was in der Radiolandschaft sonst zu hören ist. Gerade in der
immer wieder aufflammenden "Integrationsdebatte" halten es die WDR Mitarbeiter für unerlässlich, dass es journalistische Räume gibt, in denen das Thema mit einem anderen Blick als in der deutschen Mehrheitsgesellschaft behandelt wird. Auch die Freienvertreter/Innen des rbb waren sich einig, dass sie die Abschaltung von "multikulti" nicht akzeptieren und warben am Aktionstag mit Flugblättern für weitere Unterstützung. Immerhin hatte sich Fernsehdirektorin Nothelle der Diskussion gestellt und versprochen, dass sie im Gespräch mit den Mitarbeitern bleiben will.

Vielleicht gibt es nochmals ein Umdenken beim Sender, wenn der Erfolg von multikultiureller Kultur in Berlin bei Festivals anhält, denn dann ist der Sender verpflichtet darüber zu berichten. Immerhin zeigt das Arsenal während des jüdischen Filmfestivals einige Erstaufführungen über die zu berichten sein wird.

14. Jewish Film Festival Berlin & Potsdam
Kino Arsenal 25. Mai bis 5. Juni
Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.
Filmhaus am Potsdamer Platz
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Weitere Informationen zum Programm hier unter diesem Link des Arsenals. Außerdem gibt es Lesungen im Literaturhaus Berlin sowie weitere Informationen zum Filmfestival unter www.jffb.de


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