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Wowereit will Studio Babelsberg nach Tempelhof locken

Dank des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) der Filmförderungsanstalt (FFA) boomt die Film- und Medienbranche in Deutschland wieder kräftig. Besonders der Region Berlin-Brandenburg haben die Filmstudios gut zu tun, so dass in Babelsberg bereits Neubauprojekte angegangen wurden. (wir berichteten)

Nun überraschte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, gestern mit einem neuen Konzept zur Nachnutzung des Flughafens Tempelhof die Fachwelt. In Geheimverhandlungen mit dem Studio Babelsberg will er eine Dependance ausgehandelt haben, die im bald ungenutzten Flughafengebäude untergebracht werden könnte. Die Hoffnung auf eine spätere komplette Umsiedlung der Babelsberger Studiobetriebe in die riesigen Tempelhofer Hangars wäre sicherlich dabei nicht ausgeschlossen. Das dürfte Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck weniger erfreuen, wenn dadurch dem Land Brandenburg Einnahmen entgehen. Das Verhältnis der beiden Regierungschefs ist seit geraumer Zeit recht angespannt. (wir berichteten im Juli)

Auch die anderen Filmstudios auf Eiswerder, in Adlershof, oder die Ufa-Studios in Tempelhof an der Oberlandstraße dürften über eine neue Konkurrenz weniger erfreut sein. Der Umbau und Ausbau des Flughafengebäudes wird so viel Geld verschlingen, dass für andere Projekte kein Geld mehr übrig bleibt. Zuletzt hatte man mit Mediaspree weitere Ansiedlungen von Medienunternehmen in der Nähe der Universal-Music Niederlassung in Kreuzberg und Treptow geplant, denn auch Universal Pictures will mit einem Produktionszweig nach Berlin kommen, wie die IHK gestern in ihren Unternehmens News berichtete. Weitere Kultureinrichtungen sollten auch in Oberschöneweide, ein Stück weiter die Spree runter, in seit Jahren ungenutzten und leer stehende Fabrikhallen entstehen. Viel wurde angekündigt, doch wenig wurde bisher umgesetzt.

Die Idee aus dem Flughafen Tempelhof noch ein weiteres Mediacity zu bauen soll den Flughafen Befürwortern den Wind aus den Segeln nehmen, damit der am 27. April 2008 geplante Volksentscheid zum Fortbestand des Flughafens Tempelhof nicht zu einem Debakel für den Regierenden wird und möglicherweise dessen Rücktritt heraufbeschwört. Das Volksbegehren um den Fortbestand des Flughafens für Privatflieger und kleine Maschinen hatte im Februar immerhin mehr als 200.000 Stimmen erreicht und somit den Volksentscheid ausgelöst. (wir berichteten hier)

Medien Firmen wie Sony, die übrigens vor kurzem ihr Gebäude am Potsdamer Platz verkauft haben und zur Zeit nur noch Mieter sind, haben schon seit langem bemängelt, dass eine Millionenstadt wie Berlin häufig zu provinziell agiert. Der in Schönefeld geplante neue Flughafen soll nur bedingt dringend erforderliches internationales Drehkreuz werden, denn es besteht Nachtflugverbot. Sony bemängelte schon seit Langem fehlende Direktverbindungen zum Mutterkonzern nach Japan. Alternative Flughafenstandorte wie Jüterborg hätten vielleicht weniger Klagen von Ruhe geplagten Anwohnern heraufbeschworen. Jetzt soll die Schließung Tempelhofs als Alibi für einen möglicherweise sonst gefährdeten Ausbau Schönefelds herhalten. Dabei hat man alle juristischen Tricks angewandt, um den Ausbau des zukünftigen Flughafens Schönefelds durchzusetzen. Wie jetzt bekannt wurde, sind sogar noch nach der Wende und dem Fall der Mauer diverse Grundstücke in Brandenburg auf dem Gelände des zukünftigen Flughafens illegal enteignet worden. Klagen der Anwohner verschleppen deshalb weiterhin die rechtzeitige Fertigstellung des Ausbaus. Bis dahin könnte Tempelhof als Notersatz nach dem Vorbild des Londoner Zentralflughafens für Geschäftsflieger dienen, denn der Flughafen Tegel ist hoffnungslos überlastet und Lärmklagen dortiger Anlieger werden ständig ignoriert.

Eine Nachnutzung für das noch größere Flughafengelände in Tegel wird im Moment ganz vernachlässigt. Sogar für die ehemalige angrenzende französische Offiziers-Siedlung Cité Foch hat der Senat bis heute keine schlüssige Verwendung gefunden schrieb die Berliner Morgenpost bereits 2003 und daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Bezirk Reinickendorf hat mittlerweile an Lebensqualität verloren. Doch dafür versteift sich der Senat auf die Schließung Tempelhofs und will damit geschickt von anderen Problemen ablenken. Aber wie sieht es aus, wenn die Medienfirmen wieder ins preiswertere benachbarte Ausland nach Tschechien oder Polen abwandern? Was wird dann aus dem Ausbau Tempelhofs? Die Firma Nokia macht es gerade in Bochum vor und schließt die Werke in Deutschland.

Bliebe noch das Freigelände des Tempelhofer Flugfeldes auf dem der Senat Sportanlagen einplant. Dazu zitiert der Tagesspiegel in einem Bericht von gestern wie viele Sportanlagen in Berlin bereits ungenutzt verrotten. So wird z.B. auf den durch Zäune abgeriegelten Tribünen mit 35.000 Plätzen der Sportanlage in Wilmersdorf, die im Volksmund immer noch „Lochowdamm“ heißt, Wein angebaut und somit für die Öffentlichkeit vorbehaltenes Gelände für private Zwecke des BSV 92 Sportvereins missbraucht.


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