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Fazit des Branchentreffs beim Filmfestivals in Toronto

Toronto International Film Festival 2011



Es hat sich längst herumgesprochen, dass das undotierte Filmfestival im kanadischen Toronto ein absoluter Pflichttermin für die Filmeinkäufer ist, auch wenn viele Titel bereits kurz zuvor schon in Venedig oder auch Telluride, Colorado gelaufen waren. Obwohl keine Preise beim TIFF verliehen werden, waren dieses Jahr mehr deutsche Journalisten und Branchenvertreter in die Bell Lightbox, dem offiziellen Festivalzentrum gekommen, als je zuvor.

Für gute Stimmung sorgte gleich zu Anfang ein Rock'n'Roll Film: Davis Guggenheim, Regisseur von "Eine unbequeme Wahrheit", hatte seine Doku "FROM THE SKY DOWN" im Gepäck, in deren Mittelpunkt die irische Formation U2 steht - deren Gitarrist stand neben Jimmy Page und Jack White bereits im Mittelpunkt von Guggenheims Verbeugung vor der Rockgitarre, "It Might Get Loud". Für Furore sorgte auch Sony Pictures "MONEYBALL - Die Kunst zu gewinnen", ein Sportfilm mit Brad Pitt, der auch Leuten gefallen wird, die mit Baseball sonst nichts anfangen können.

Neben den erwarteten Festivalfavoriten ("THE DESCENDANTS", "MONEYBALL", "ANONYMUS", "DIE IDEN DES MÄRZ") schrieb Lasse Hallströms "SALMON FISHING IN THE YEMEN" die faszinierendste Erfolgsgeschichte und es sollte nicht verwundern, wenn dies einer der nächsten Oscar-Gewinner wird. Es ist die Verfilmung des Bestsellers von Paul Torday, dem schwedischen Erfolgsregisseur von "Chocolat", der diesmal zwar weniger satirischen Biss zeigte, dafür aber Charme und Herz in der Geschichte legte: Ein jemenitischer Scheich wendet sich an britische Experten, weil er in einem neu angelegten Flussgebiet Lachse schwimmen lassen will. Auf diese Weise führt er den pedantischen Bürokraten Jones und die weltoffene Harriet zusammen. Wunderbar gespielt von Ewan McGregor und Emily Blunt, die sich von London aus in ein Abenteuer in die afrikanische Wüste stürzen und dort auf unaufdringliche Weise kulturelle Mauern einreißen. Die komischen Möglichkeiten des auf den ersten Blick absurden Stoffs werden zwar ausgereizt, doch im Zentrum steht eine ganz romantische Liebesgeschichte, für die sich CBS die US-Rechte für sagenhafte vier Mio. Dollar sicherte.

Mit stehenden Ovationen wurde auch Marc Forsters neuer Film gefeiert. "MACHINE GUN PREACHER", die wahre Geschichte eines zum Christentum bekehrten Bikers aus dem amerikanischen Hinterland, der seine Berufung darin findet, im Sudan auch mit überaus handfesten Mitteln darbende Kinder zu retten, war der vermutlich groteskeste Titel des gesamten Festivals. Ein Actionfilm, der seine christliche Botschaft mit regelrecht entwaffnender Naivität vor sich herträgt, aber trotzdem nicht auf großkalibrige Feuerkraft verzichten will. Gerald Butler geht in seiner Rolle als Titelheld auf und spielt diesen Sam Childers mit maximalem körperlichen Einsatz und ohne doppelten Boden so verrückt, dass es fast schon wieder gut ist. Ob es aber wirklich zur erhofften Oscar-Nominierung reichen wird, darf bezweifelt werden.

Ein weiterer Publikumsgewinner war David Hares Spionagethriller "PAGE EIGHT", mit dem Golden Globe Award ausgezeichneten britischen Hauptdarsteller Bill Nighy, der als hochrangiger britischen Geheimdienst Offizier zwischen die Fronten gerät, als sein Vorgesetzter und bester Freund mit einem vertraulichen Papier in ein Wespennest sticht. Ein Katz-und-Mausspiel mit Rachel Weisz, Michael Gambon und Ralph Fiennes in Nebenrollen, bietet beste Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum.

Mit Action punktet dagegen "KILLER ELITE", dem mit Jason Statham, Clive Owen und Robert De Niro sensationell besetzten Thriller, der von Regisseur Garry McKendry stilsicher inszeniert wurde. Und das ist in diesem Film nicht einfach nur die halbe, sondern die ganze Miete, schreibt Blickpunkt:Film.

Gut aufgenommen wurden noch viele weitere Filme, die wir zwar in unserem ersten Bericht vom 7. September 2011 teilweise erwähnt hatten, hier dennoch nicht noch einmal näher beschreiben können und wollen, weil es meist noch keine Termine für einen Deutschlandstart gibt.

Einen Film wollen wir aber dennoch nennen. Der belgische Jungregisseur Koen Mortier, eine der authentischsten Stimmen des modernen Kinos, zeigte nach seinem im Jahre 2007 von der Kritik hoch gelobten flämischen Debütfilm "EX-DRUMMER" mit seinem neuen Film "22. MAI" eine existentielle Mediation über das Leben. "22. Mai" ist ein Film, der es wagt, unbequeme Fragen über die Grenze zwischen Schuld und Unschuld zu stellen. Der Film wurde letzten Monat in Deutschland beim Internationalen Filmfest Oldenburg gezeigt, sowie im November im Rahmen des Filmfests Braunschweig. In Berlin war das Werk (siehe YouTube Trailer) bereits beim Fantasy Filmfest im August zu sehen.



Der Film stellt aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie beispielsweise die Tragödie von Oslo, auf künstlerisch sensible Weise dar. Er erzählt die Geschichte eines Terroranschlags, der von einem einheimischen Selbstmordattentäter verübt wird. Ein bescheidener Wachmann in einem Shoppingcenter, das zum Kernpunkt des Angriffs wurde, leidet unter Schuldgefühlen, denn er meint, von den Geistern derer, die er bei dem Angriff nicht retten konnte, heimgesucht zu werden. Das Release des Shockers ist von Neue Donau Film e.K. für den 18. November 2011 auf DVD und Blu-ray vorgesehen.

Link: tiff.net
Quellen: openPR | Blickpunkt:Film


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