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Über 100 Filme beim "Schlingel" in Chemnitz

16. Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum.



Beim 16. Chemnitzer Kinderfilmfestival "Schlingel" sind vom 10. bis 16. Oktober 2011 insgesamt 135 Produktionen aus 39 Ländern zu sehen. In den Wettbewerben konkurrieren mehr als 80 Filme um die Preise mit einem Gesamtwert von 25.000 Euro.

Nur wenig deutsche Kinderfilme erfolgreich.
Leider boomt der Kinderfilm noch nicht so richtig in Deutschland. Unter 183 deutschen und koproduzierten Filmen, die im Jahr 2008 in Deutschland in die Kinos kamen, befanden sich nur 11 Kinderfilme, laut Filmotter dem Independent Portal des Fördervereins Deutscher Kinderfilm e.V.! Die aktuelle Jahresbilanz des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) zeigt zwar, dass in den letzten beiden Jahren die Zahl von Filmproduktionen mit einem Budget zwischen 2 und 5 Mio. Euro mit 36 (2010) bzw. 38 (2009) deutlich anstieg und höher lag als in den Jahren davor mit 21 (2008) bzw. 31 (2007), doch der deutsche Kinder- und Jugendfilm konnte davon nicht profitieren. Für dessen Förderung sind allein das Kuratorium Junger deutscher Film und Bernd Neumann, der Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) zuständig und dieser vergibt für die Produktionsförderung programmfüllender Kinderfilme nur einen Förderhöchstbetrag von maximal 250.000 Euro als Zuwendung pro Film. Das jährliche Fördervolumen im Kinderfilmbereich beträgt zwar rund 1 Mio. Euro, doch darin sind auch die Förderungen für Kinderkurzfilme von je 15.000 Euro enthalten, sodass das Budget kaum für vier Kinderspielfilme im Jahr reicht.

Die Drehbuch- und Projektentwicklungsförderung wird ausschließlich mit den Mitteln des Kuratoriums Junger deutscher Film durchgeführt. Dafür steht zwar ein Betrag von ca. 30.000 Euro je Drehbuchförderung zur Verfügung. Jedoch werden jährlich nur maximal 200.000 Euro vergeben, ohne dass es sicher ist, dass diese Filme auch gedreht werden. Tatsächlich liegt in Deutschland der Förderanteil für Kinderfilme bei deutlich unter 10 Prozent, während er in den skandinavischen Ländern jährlich ca. 30 Prozent beträgt.

Auf der Ministerpräsidentenkonferenz der Länder war sogar eine Etatkürzung von jährlich 5% für die Jahre 2005 bis 2008 beschlossen worden und für die Jahre 2010 und 2011 wurden die Zuschüsse auf dem Niveau des Jahres 2009 eingefroren. So musste man beim "Michel" Kinder und Jugend Filmfest, das im Rahmen des 19. Filmfestes Hamburg stattfand und erst gestern zu Ende ging, ausnahmsweise eine Kooperation mit dem bundesweit ältesten und traditionsreichsten Kinderfilmfestival "Lucas" in Frankfurt/Main eingehen, um genügend Filme zeigen zu können.

Ein weiterer Grund dafür ist das Desinteresse der Fernsehanstalten, Kinder- und Jugendfilme zu produzieren. Die TV-Sender in Deutschland kaufen lieber preiswerte Lizenzware aus dem Ausland ein, so das Ergebnis, das von der Produzentenallianz und der Hamburg Media School in Auftrag gegeben und durchgeführt wurde. Auch beim öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (Ki.Ka) beträgt der Anteil deutscher Produktionen, zumindest im Animationsbereich nur 10 bis 15 Prozent bei Erstausstrahlungen. Und das, obwohl Fernsehen nach wie vor Hauptmedium für Kinder bis 13 Jahre sei und das zweitwichtigste Medium für die 13- bis 15-Jährigen. Nach dem Untreueskandal beim KiKa in Erfurt, bei dem mehr als acht Mio. Euro Schaden entstanden sind, muss der Sender mit noch weniger Geld auskommen, berichtete der Spiegel in seiner Online Ausgabe vom 1. Oktober 2011. Der Etat des von ARD und ZDF gemeinsam betriebenen Senders soll um 910.000 Euro jährlich gekürzt werden.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich im Kinobereich: Deutsche Kinder- und Jugendfilme können durchaus an der Kinokasse sogar deutlich erfolgreicher sein als heimische Spielfilmproduktionen für Erwachsene. So war der erfolgreichste deutsche Film der vergangenen zwei Jahre (2009 und 2010) ein Kinderfilm: "Wickie und die starken Männer" erreichte über 4,9 Mio. Besucher und eine erfolgsversprechende 3D-Fortsetzung lief am 29. September 2011 bundesweit in den Kinos an. Doch das sind meist Ausnahmen und bestimmt keine anspruchsvollen Independent Kinder- und Jugendfilme, wie sie beispielsweise auf der Berlinale im Generation-Programm oder beim Schlingel gezeigt werden.


Chemnitz zeigt Kinderfilme, die es sonst so nicht im Kino gibt.
In Chemnitz treffen sich jedes Jahr im Herbst junge Menschen aus ganz Europa, um beim Internationalen Kinder- und Jugendfestival "Schlingel" gemeinsam eine Woche lang Filmproduktionen aus aller Welt zu sehen, die es sonst so nicht im Kino gibt. Damit gilt das Chemnitzer Festival als Deutschlands umfangreichste Plattform für den internationalen Film des Kinder- und Jugendfilmgeschehens.

Die jungen Protagonisten nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise in fremde Länder, erzählen von ihrem Leben, ihren Ängsten und Wünschen. Inhaltlich werden immer Themen behandelt, die Kinder und Jugendliche bewegen. Die besondere Atmosphäre des Festivals entsteht auch dadurch, dass alle Filme in ihrer jeweiligen Originalsprache gezeigt werden und live im Kinosaal übersetzt werden. So treten die Besucher ein, in eine Welt anderer Kulturen und fremder Sprachen.

Etwa 9.000 Besucher werden auch dieses Jahr wieder beim SCHLINGEL im CineStar Luxor Chemnitz das 16. Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum mit Begeisterung sehen. Neben erstklassigen Filmerlebnissen wartet das Festivalteam mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm auf. So kann das junge Publikum mit Kinderschauspielern, Regisseuren und Produzenten aus aller Welt in Kontakt treten und im Rahmen von Filmgesprächen über das Gesehene sprechen. In Workshops, Seminaren und Fachforen wird die aktive Auseinandersetzung rund um das Thema Kinder- und Jugendfilm weitergeführt. Diese Veranstaltungen werden zielgruppenspezifisch konzipiert, sodass sowohl Fachbesucher als auch Kinder und Jugendliche sowie Schulklassen und Kindergartengruppen optimal erreicht werden.

Schade ist nur, dass die wenigsten Filme danach einen deutschen Verleih finden, vielmehr bei den Verantwortlichen auf taube Ohren stoßen, und somit nur in seltenen Fällen in anderen Städten dem deutschen Kinopublikum gezeigt werden können.

Link: www.ff-schlingel.de
Quellen: black box | Blickpunkt:Film | Filmotter | Produzentenallianz | Spiegel | taz


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