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Gemeinsame Aktivitäten von RTL und ProSiebenSat1

Die Konkurrenten RTL und ProSiebenSat1 starteten zur IFA Vorstufe eines gemeinsamen Videoportals.



Fusionen scheinen trotz der eben erst überstandenen Finanzkrise schon wieder an der Tagesordnung zu sein, um Gewinnmaximierung zu erzielen. Diese waghalsige These äußerte kürzlich ex Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bei Beckmann im rbb Fernsehen.
"Es hat sich inzwischen bei den Bankern und in den Chefetagen der Firmen eine richtige Parallelgesellschaft entwickelt, die leider von der Realität draußen in der Welt kaum noch etwas mitbekommt, weil sie zu sehr auf ihre eigenen Zahlen fixiert sind. Solche Parallelgesellschaft gibt es also nicht nur - wie der Volksmund sagt - bei den Armen, der Unterklasse, sondern auch in der Oberklasse bei den Reichen", fügte Peer Steinbrück hinzu.

Es gibt allerdings auch andere, positivere Beispiele. So hat der Kulturmäzen und Milliardär Nicolas Berggruen den Deutschen versprochen ihren geliebten Kaufhauskonzern Karstadt - und damit auch Berlins Aushängeschild KaDeWe - zu retten. Doch die US-Heuschrecken und Finanzinvestoren träumen weiter von einem globalen Kaufhauskonzern, den sie zusammen mit der Metro, dem Betreiber vom Kauhof errichten wollten. Deshalb wurde bis letzte Woche weiter um die Immobilien von Karstadt gepokert, bevor ein positives Ergebnis zustande kam. Sollte bis Oktober eine Unterschrift fehlen oder die Widerspruchsfrist ausgenutzt werden, könnte der Deal doch noch platzen und Tristesse in Berlins Einkaufsstraßen einkehren, da Karstadt nur Mieter der Immobilien ist, dem jederzeit von den Hedge-Fonds - den Vermietern - gekündigt werden kann.

Doch was hat all die mit Film zu tun?

Schon eine Menge, wenn man bedenkt, dass Berlin zwar Kulturhauptstadt ist, aber nur solange, wie die Touristen nach Berlin strömen. Sollten die Besucherströme ausbleiben, weil man vielleicht doch besser in London, Paris oder New York shoppen gehen kann, so könnte vieles von dem, was man in Berlin aufgebaut und erhofft hat, plötzlich in die Pleite schlittern. Zurzeit werden etliche neue Hotels für die Touristen in der Innenstadt gebaut oder geplant, obwohl eine Auslastung der Hotelbelegungen teilweise unter 50 % liegt und damit oft am Existenzminimum der Betreiber. Nur an wenigen Wochen im Jahr kann von einer Vollauslastung gesprochen werden. Noch herrscht aber eitel Sonnenschein und Hoffnung auf Aufschwung. In den letzten Augusttagen trudelte sogar Angela Jolie in Berlin ein, um persönlich ihren neuen Film „Salt“ von Sony-Pictures im CineStar am Potsdamer Platz vorzustellen. Dabei nahm Sie sich reichlich Zeit, um Autogramme unter den begeisterten Berlinern zu verteilen.

Alles nicht so schlimm, sagt auch die Berlin Tourismus Marketing GmbH und bescheinigt Berlin weitere Wachstumsraten, obwohl die Stadt immer noch die höchste Arbeitslosenquote in Deutschland aufweist. Doch der Medien- und Kreativbranche wird ebenfalls eine große Zukunft vorausgesagt und die filmtechnischen Betriebe rüsten kräftig auf. Sowohl in Berlin Adlershof wie auch in Potsdam Babelsberg soll weiter ausgebaut werden, schrieben wir kürzlich am 8. August 2010 im BAF-Blog.

Das alles geschieht natürlich unter der Prämisse, dass die US-Konzerne aus Hollywood weiterhin auf Berlin fliegen und weitere Produktionen in der Region verwirklichen. Sollten diese einmal abspringen und woanders produzieren, was wird dann? Einige Berliner Betriebe sind inzwischen fest in Münchener oder Hamburger Hand, sodass jederzeit Personal und Arbeit und Aufträge wieder abgezogen werden könnten. Beispielsweise wurden die Räume der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Elektrofilm Postproduction Facilities und der Schwarzfilm GmbH am Hohenzollerndamm durch Arri München übernommen. Der ehemalige Name Arri-Contrast, der an den Berliner Contrastfilm Betrieb erinnern sollte, ist inzwischen getilgt, um ein einheitliches Erscheinungsbild von Arri nach außen hin zu zeigen. Der Ableger heißt zukünftig Arri Film & TV Services Berlin, vermeldete der Newsletter FTV der Online-Zeitschrift "Film-TV-Video" am 29.07.10.

Auch die ehemaligen Geyerwerke in der Harzer Straße in Neukölln, die „älteste Filmfabrik“ Deutschlands, sind nicht mehr eigenständig, sondern gehören zur Münchener CinePostproduction.

In Berlin Adlershof hat sich Studio Hamburg nur mit einer Außenstelle niedergelassen, auch wenn die Dependance hochtrabend Studio Berlin heißt. Inzwischen ist man ebenfalls in München aktiv um die Nord-Süd-Achse zu stärken, falls es einmal in Berlin keine Aufträge mehr geben sollte. Der Anlass war der Weggang von Sat1. Der Sender residiert jetzt ebenfalls in München und hat mittlerweile sogar sein zweites Berliner Standbein, den Nachrichtensender N24, abgestoßen.

Nur die Kinowelt vom Gründer Michael Kölmel will im zweiten Quartal des kommenden Jahres Leipzig verlassen und komplett nach Berlin umziehen.

RTL und ProSiebenSat.1 planen deutsches Hulu

So verwundert es nicht, wenn für RTL und ProSiebenSat1 Media AG die US-Rezepte von globalen Fusionen Erfolg versprechend zu sein scheinen und man mit einem neuen Projekt gemeinsame Sache machen will. Obwohl man auf dem Gebiet des Fernsehens als erbitterter Konkurrent gilt, der um jede Werbeeinnahme feilscht, scheinen die Wettbewerber bei einem Web-Projekt Gemeinsames zu planen. Die Rede ist von einem deutschen Hulu-Videoportal, das die Privatsender pünktlich zur IFA-Pressekonferenz am 1. September 2010 mit dem sogenannten Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV-Betrieb) als erste Vorstufe gestartet haben. ARD und ZDF zogen natürlich mit Beginn der IFA sofort nach und rüsteten ihre Mediatheken mit gleicher Technik aus, die aber in beiden Fällen nur mit speziellen, integrierten Decodern neuester TV-Geräte zu empfangen ist. Für den Satellitenempfang gibt es aber mit VideoWeb inzwischen auch erste Receiver als Nachrüstlösung. Mit den Hybride Endgeräten lässt sich u.a. Web-TV am Fernsehgerät nutzen, was bislang nur am PC-Bildschirm möglich war.

Ungeachtet des Kartellamtes, der deutschen Aufsichtsbehörde, die normalerweise über Fusionen und gemeinsame Aktivitäten wacht, soll das gemeinsame Portal der privaten Sendergruppe, einem Projekt, das zukünftig die TV-Serien aller deutschsprachiger Sender hosten soll, kontinuierlich ausgebaut werden. Noch für dieses Jahr seien "einige Erweiterungen" geplant. Offensichtlich schert man sich nicht um eventuelle Bedenken der Behörde und meldete die gemeinsamen Pläne sogleich bei der Europäischen Kommission an. Ziel ist es eine senderoffene, zentrale Plattform für TV-Inhalte im Internet aufbauen, eine Art deutsches Pendant zum US-Angebot Hulu. Empfangen können den Service alle Besitzer eines HbbTV-fähigen Receivers oder anderweitigen Hybridgerätes. Zu den Funktionen sollen ein Electronic Program Guide (EPG) mit Vorschautrailern gehören, Zugriff auf die Online-Videothek Maxdome, HD-Text von Pro7 und SAT.1, Spiele, Votings u.v.m. - Mittels Druck per Fernbedienung auf den „Red Button“ werden dem Zuschauer eines Fernsehsenders auf dem TV-Schirm Zusatzinfos präsentiert, die in Zukunft sogar eine direkte Bestellmöglichkeit zum gezeigten Produkt per Internet ermöglichen. Ziel ist mitnichten ein vereinfachter Internetzugang, sondern nur die intensivere Kundenbindung an die Sender durch Hybrid-TV, die Verbindung von Web & TV.

Die von den Konkurrenten RTL und ProSiebenSat.1 geplante offene technische Plattform soll eine einheitliche Anlaufstelle für Nutzer werden, die Fernsehinhalte privater und öffentlich-rechtlicher TV-Sender in Deutschland und Österreich über das Internet abrufen wollen. Dazu wollen RTL und ProSiebenSat.1 ein Gemeinschaftsunternehmen aufbauen, das den Betrieb der Plattform übernehmen soll, schrieb Golem, die Internet Plattform für IT-News am 06.08.2010.

Letztendlich sollen Fernsehsender über die zentrale Plattform vollständige Serien, Filme, Shows und Nachrichtensendungen im Internet zur Verfügung stellen und individuell in einem eigenen Angebotsbereich auf der Plattform präsentieren. Alle Inhalte sollen dabei für die Internetnutzer sieben Tage nach der Ausstrahlung im Fernsehen kostenlos als Stream abrufbar sein. Wahrscheinlich wird man danach ein Abo eingehen müssen, um weiterhin auf die Inhalte Zugriff zu haben. Die Vermarktung der Inhalte obliegt weiterhin allein dem jeweiligen TV-Sender, das Gemeinschaftsunternehmen soll sich lediglich um die dafür notwendige Infrastruktur wie Hosting und Streaming kümmern.

Das US-Vorbild Hulu, hinter dem das Gemeinschaftsunternehmen von Rupert Murdochs News Corporation, dem Medienkonzern NBC Universal und Disney steht, erlaubt seit 2008 den Abruf von Fernsehsendungen per Internet wann und wo man will. Der Ende Juni 2010 gestartete kostenpflichtige Dienst Hulu Plus bietet zu einem monatlichen Abopreis von 9,99 US-Dollar komplette Serienstaffeln im reduzierten HD-Ready Format 720p an, während die kostenlose Version von Hulu meist auf einige Folgen ohne HD-Support beschränkt ist. Eine Nutzung seines Angebots aus Deutschland unterbindet Hulu ebenfalls mithilfe einer IP-Sperre.

In den USA kann dagegen Hulu Plus auf mehr Endgeräten genutzt werden, so z.B. auch auf dem iPhone und iPad. An der Unterstützung von weiteren Plattformen wird gearbeitet. Hulu arbeitet nach eigenen Angaben bereits an einer Applikation für die Playstation 3, Microsoft arbeitet an einer Version von Hulu Plus für Xbox Live, um das Angebot auf der Xbox 360 verfügbar zu machen. Anfang 2011 soll es so weit sein. Sogar Samsung bietet für einige Fernseher und Blu-ray-Player eine Hulu-Applikation an, mit der auf das Angebot von Hulu Plus per WLAN zugegriffen werden kann. Angesichst dieser Entwicklung stellt die IFA heute (Mo., 6.9.10, 14 Uhr) auf ihrer Medienkonferenz bereits die Frage, ob das terrestrische Fernsehen nicht obsolet wäre.

Angebote wie Hulu sucht man hierzulande nahezu vergebens. Das Internet Angebot der Plattform "Sendung verpasst" bietet nur den Link zum jeweiligen Sender, auf dem die letzte Folge einer Serie maximal 7 Tage lang zu sehen ist. Auch Zattoo bietet keinen Rückblick. Nach einer Registrierung lassen sich alternativ nur alle öffentlich-rechtlichen Sender live im Internet ohne TV-Antenne verfolgen. Den deutschen Usern bleibt also nur die Möglichkeit Portale, wie Watchmi zu nutzen, um auf einfachste Weise bis zu 20 persönliche TV-Kanäle anzulegen und die gewünschten Inhalte dort automatisch aufzeichnen zu lassen. Allerdings muss man wie beim Videorekorder die Programmierung selber vornehmen und bereits vorher wissen, welche Sendung wann wo ausgestrahlt wird.

Quellen: www.Golem.de ; www.film-tv-video.de ; www.zdnet.de


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Kommentare

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M. Grundmann am :

Hallo, bezüglich watchmi möchte ich nur kurz anmerken, dass man dabei gerade nicht wissen muss, wann eine Sendung läuft und die Programmierung selber vornehmen muss. Im Gegenteil ist watchmi ein intelligenter Mechanismus, der - ausgehend von einer Ursprungssendung, auf die das noch zutrifft - automatisch identifiziert, was dem Nutzer noch gefallen könnte und entsprechende Vorschläge macht sowie Aufnahmen tätigt. Alles also ganz bequem.

W. Friedel am :

Vielen Dank für den wichtigen Hinweis, der bestimmt eine Programmierung vereinfacht.

Sollte jedoch ein Konsument erst nach der Ausstrahlung eines Filmes durch eine TV-Kritik auf eine Sendung aufmerksam werden, dann hilft auch watchmi nicht weiter.

M. Grundmann am :

Das stimmt in der Tat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden :-)
Beste Grüße, M. Grundmann

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