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Deutsches HDTV-TV auf Abwegen?

RTL und Vox in HD - und fast niemand kann es sehen



Das digitale HD-Senderangebot wächst: ARD und ZDF werden im Februar zur Winterolympiade den Regelbetrieb des hochauflösenden Fernsehens einführen. RTL HD und Vox HDTV gingen bereits am 1. November auf Sendung und Sky HD (früher Premiere) schaltete ebenfalls neue Kanäle auf die Astra Satelliten. Um alles im deutschen Fernsehen hochauflösend sehen zu können, sind jedoch im schlimmsten Fall drei Empfangsgeräte nötig.

Nach dem Hickhack um den zwei Jahre andauernden Formatkrieg zwischen HD-DVD und Blu-ray haben die Konsumenten ihre Lehre gezogen und warten lieber ab, wie sich die HD-Übertragung in der Praxis bewährt. Technische Vorteile des einen oder anderen Systems sind dem Media-Markt-Kunden meist egal, das einzige was zählt, sind die Inhalte und günstige Preise. Doch der digitale Empfang von hochauflösendem Fernsehen hat in Deutschland gute Chancen für einen kolossalen Fehlschlag. Denn drei verschiedene Formate und Verschlüsselungsstandards stehen sich gegenüber.

ARD und ZDF senden zwar unverschlüsselte Programme, aber nicht im Format 1080i wie die meisten anderen Sender, sondern nur in 750p. Das »p« steht für progressiv und soll ruckelfreie Übertragung bei schnellen Bewegungen - wie sie bei Sportsendungen vorkommen - ermöglichen. Bei der Übertragung von Spielfilmen werden ARD und ZDF jedoch die maximal mögliche HD-Auflösung, wie sie der Blu-ray zugrunde liegt, auf die geringere HD-ready Qualität herunterrechnen, um das einmal in den Sendeanstalten angeschaffte und für Sportsendungen bevorzugte 720p50 Format einheitlich in der Sendekette nutzen zu können. Für das Format spricht die höhere zeitliche Auflösung, nur stellt sich das Gros der Receiver nicht von selbst darauf ein.

Wenn der Receiver 1080i aus dem 720p50-Signal macht und der Fernseher daraus wieder Vollbilder, ruckelt das Ergebnis unter Umständen erst recht - genau das sollte aber das Format der öffentlich-rechtlichen Sender incl. Arte HD eigentlich vermeiden. Dagegen kommen Sender wie der bisher frei empfangbare Kanal Anixe HD und der Abo-Sender Sky HD in 1080i daher. Dieses Format beherrschen die meisten HD-Sat-Receiver, die schon um 100 Euro erhältlich sind, in ihrer Voreinstellung. Viele dieser Geräte konnten bisher über einen CI-Slot mit einem CAM, dem Entschlüsselungsmodul, auch für die ehemaligen Premiere-HD-Sendungen und dem zusätlichen Programmangebot der Kabelsender fit gemacht werden. Kurz bevor Premiere aber in Sky umbenannt wurde, wechselte der Sender die Verschlüsselung auf das Format NDS, für das es keine CAMs gibt. Für das Bezahlfernsehen braucht man also, um legal zu bleiben, einen zweiten Receiver. Und für die Privatsender RTL, Vox und demnächst auch die ProSiebenSatEins Gruppe, einen dritten: Die mögen nämlich den CI-Slot, in den bisherige CAMs passen, überhaupt nicht, sondern wollen 'CI+' durchsetzen. Mit dem neuen von Astra angebotenen 'HD-plus' Format können sie nämlich gegebenfalls die Aufzeichnungen ihrer Sendungen komplett unterbinden.

Die Verwirrung ist also komplett: Wer hochauflösende Filme und Serien sehen will, sollte sich besser Blu-rays oder HD-Downloads kaufen oder ausborgen, denn für den Kabelkunden gibt es bisher noch gar keine lieferbaren HD-Receiver, die ein gut funktionierendes 'CI+' Modul beinhalten, denn CI+ funktioniert nicht mit allen Geräten- und Modulherstellern. Auch haben bisher nicht alle Kabelnetzbetreiber ihre Unterstützung angekündigt und der Bezahlsender Sky setzt sogar auf eine eigene Verschlüsselungstechnik, die ein Aufzeichnen von HD-Sendungen unterbindet.

Die wenigen Flachbildfernseher, die bereits einen DVB-C Receiver für das digitale Kabelfernsehen eingebaut haben sind in der Regel nur für die kostenlosen und frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender tauglich. Zwar soll es auch Fernseher mit eingebautem CI-Plus-Modul von Loewe, Metz, Samsung, Panasonic und Sony geben, doch vorerst nur in der DVB-S (Satelliten-Receiver) Ausstattung und erst im Laufe des Sommers möglicherweise auch für Kabelkunden.

Wer die privaten Sender bevorzugt, der hat also das Nachsehen. Für den technophilen Zuschauer, der sich zukunftsträchtig ausrüsten möchte, bleibt nur eine Alternative: abwarten bis eine Kompatibilität durch Firmwareupdates gefunden wird. Die Astra-Trochter HD Plus hat inzwischen angekündigt, dass voraussichtlich ab Frühjahr 2010 ein HD+-Modul für HD-Satellitenreceiver mit herkömmlicher CI-Schnittstelle erhältlich sein soll, das zusammen mit einer HD+-Karte für unter 100 Euro geliefert wird. Allerdings werden sich nicht alle Receiver nachrüsten lassen. Das hin und her bedeutet für die Industrie: weniger Umsatz mit Geräten, weniger Umsatz mit Abos. Genau das, was eigentlich nicht geplant war.

Link: HDTV News, Infos, Receiver - www.hdtv-pro.de

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