70mm Todd-AO Festival in Karlsruhe
Vom 2. bis 4. Oktober 2009 findet in der Schauburg zum fünften Mal das weltweit einzige 70mm-Festival statt.
Nach dem Abriß des Berliner Royal Palastes im Frühjahr 2006 existiert unseres Wissens nach in Deutschland nur noch in Karlsruhe ein original erhaltenes Roadshow-Filmtheater der Todd-AO Zeit. Vom 02. bis 04. Oktober 2009 findet in der Schauburg zum fünften Mal in jährlicher Folge das weltweit einzige 70mm-Festival statt, das die Großformat-Filme auf der Original Cinerama-Leinwand zeigt. (siehe auch BAF-Blog vom 2. Oktober 2008)
In Berlin wurden die ersten Cinerama Breitbildfilme Ende der 50er Jahre im Kino Universum am Lehniner Platz gezeigt. Das Gebäude am Kurfürstendamm wurde 1927–1931 von dem Berliner Architekten Erich Mendelsohn gebaut, der zu den bedeutendsten deutschen Baumeistern des 20. Jahrhunderts zählt. Es beherbergte das seinerzeit größte Kino der Stadt. Seit 1981 residiert in dem Gebäude die "Schaubühne", eine der bedeutendsten Avantgarde Bühnen der Stadt. (siehe BAF-Blog vom 27.09.09)
Ende der 50er Jahre wurde das Kino „Universum“ zum ersten Berliner Cinerama Kino umgebaut. Dazu mussten drei Projektorräume und eine gebogene Leinwand geschaffen werden, da die Projektion für das extra breite Bild über Kreuz aus drei synchronisierten 35 mm Projektoren gleichzeitig erfolgte. Der erste Cinerama Film, der in Deutschland einem neugierigen Publikum präsentiert wurde, waren "Die Sieben Weltwunder", dann folgte "Das war der Wilde Westen" und etwas später "Windjammer" sowie der MGM-Film "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" mit Karlheinz Böhm und Laurence Harvey.
Das Verfahren, bei dem die drei Teilbilder nahezu nahtlos zu einem Gesamtbild im Seitenverhältnis von 1:2,685 (de facto also 1:2,7) nebeneinander projiziert wurden, konnte sich aber nur kurze Zeit am Markt halten, da die Technik zu aufwendig war und nur wenige Filme pro Jahr abgedreht wurden. Ende der 60er Jahre wurde aus dem Kino vorübergehend eine Disco und ein Musical Theater, in dem das legendäre "Hair" Musical der Hippie-Bewegung mit großem Erfolg gespielt wurde. Danach stand das denkmalgeschützte Gebäude am Ku'damm lange Zeit leer, bis es für die Schaubühne entkernt und noch einmal umgebaut und restauriert wurde.
Das Breitbild verschwand jedoch nicht, sondern feierte seinen Siegeszug als CinemaScope Film im etwas geringeren Seitenverhältnis von 1:2,35 (21:9). Durch verbesserte Aufnahme- und Projektionsobjektive, denen eine anamorphotische Linse verpasst wurde, konnte das Breitbild im Verhältnis 1:2 auf einem 35mm Film gestaucht werden. Zur Projektion wird das horizontal verzerrte Bild wieder entzerrt und kann nun auf eine etwas geringer gekrümmte Leinwand geworfen werden.
Im Berliner Europa Center wurde dagegen mit dem Royal Palast, ein Kino speziell für die 70mm-Projektion gebaut und 1965 mit einer der weltweit größten gekrümmten Breitleinwände eröffnet. Die offizielle Angabe des Kinos betrug 380qm. Andere Angaben betragen 32 x 13m, was 416qm entspricht, schreibt das Kinokompendium Berlin. Die später auf 70mm umkopierten Cinerama Filme konnten nun ebenfalls im Seitenverhältnis von 1:2,7 aus nur einem Projektor - anstelle von drei gleichzeitig überkreuz laufenden Projektionen - gezeigt werden. Fassungen im CinemaScope Format auf 35mm fehlen dagegen oft relevante Bildanteile am rechten und linken Rand. Nur die IMAX Filme, die ab 1984 produziert wurden und deren Bildfläche zehnmal größer ist als beim Standard 35mm-Film, können dem Erlebnis der Cinerama Leinwand in Schärfe und Auflösung das Wasser reichen. Das IMAX Bild im 4:3 Format ist allerdings vertikal höher, also mehr quadratisch und reicht in einigen amerikanischen Kuppelkinos und im ehemaligen IMAX Kino der Cinemaxx Gruppe am Berliner Potsdamer Platz quasi bis über die Köpfe der Zuschauer.
Die Retrospektive der letzten Berlinale 2009 widmete sich ebenfalls dem 70mm-Breitwandfilm. Im Kino International, das seinerzeit von der DDR als Gegenstück zu den westlichen Breitbildpalästen in dreijähriger Bauzeit (1961 - 1963) vom Architekt Josef Kaiser errichtet wurde, existieren noch zwei der wenigen 70mm Projektoren. Eigens zum Festival wurden verschiedene 70mm Breitbildformate u.a. das Ultra Panavision Format, präsentiert. Sogar der legendäre "Laurence von Arabien" mit Peter O' Toole in der Hauptrolle wurde in einer neu restaurierten Fassung wieder aufgeführt. Darüber hinaus wurden erstmals einem internationalen Publikum auch die wenigen in schwarz-weiß gedrehten 70mm-Filme aus der Moskauer Ära gezeigt.
Auf einen solchen Glücksfall kann die Schauburg in Karlsruhe nicht hoffen und zeigt deshalb, im Gegensatz zum letzten Jahr ein paar weniger bekannte Filme aus der Todd-AO Zeit. Das komplette Programm finden Sie unter nachfolgendem Link.
Links:
www.schauburg.de/70mmFestival
www.widescreenmuseum.com
www.fernsehmuseum.info/cinerama.html
Nach dem Abriß des Berliner Royal Palastes im Frühjahr 2006 existiert unseres Wissens nach in Deutschland nur noch in Karlsruhe ein original erhaltenes Roadshow-Filmtheater der Todd-AO Zeit. Vom 02. bis 04. Oktober 2009 findet in der Schauburg zum fünften Mal in jährlicher Folge das weltweit einzige 70mm-Festival statt, das die Großformat-Filme auf der Original Cinerama-Leinwand zeigt. (siehe auch BAF-Blog vom 2. Oktober 2008)
In Berlin wurden die ersten Cinerama Breitbildfilme Ende der 50er Jahre im Kino Universum am Lehniner Platz gezeigt. Das Gebäude am Kurfürstendamm wurde 1927–1931 von dem Berliner Architekten Erich Mendelsohn gebaut, der zu den bedeutendsten deutschen Baumeistern des 20. Jahrhunderts zählt. Es beherbergte das seinerzeit größte Kino der Stadt. Seit 1981 residiert in dem Gebäude die "Schaubühne", eine der bedeutendsten Avantgarde Bühnen der Stadt. (siehe BAF-Blog vom 27.09.09)
Ende der 50er Jahre wurde das Kino „Universum“ zum ersten Berliner Cinerama Kino umgebaut. Dazu mussten drei Projektorräume und eine gebogene Leinwand geschaffen werden, da die Projektion für das extra breite Bild über Kreuz aus drei synchronisierten 35 mm Projektoren gleichzeitig erfolgte. Der erste Cinerama Film, der in Deutschland einem neugierigen Publikum präsentiert wurde, waren "Die Sieben Weltwunder", dann folgte "Das war der Wilde Westen" und etwas später "Windjammer" sowie der MGM-Film "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" mit Karlheinz Böhm und Laurence Harvey.
Das Verfahren, bei dem die drei Teilbilder nahezu nahtlos zu einem Gesamtbild im Seitenverhältnis von 1:2,685 (de facto also 1:2,7) nebeneinander projiziert wurden, konnte sich aber nur kurze Zeit am Markt halten, da die Technik zu aufwendig war und nur wenige Filme pro Jahr abgedreht wurden. Ende der 60er Jahre wurde aus dem Kino vorübergehend eine Disco und ein Musical Theater, in dem das legendäre "Hair" Musical der Hippie-Bewegung mit großem Erfolg gespielt wurde. Danach stand das denkmalgeschützte Gebäude am Ku'damm lange Zeit leer, bis es für die Schaubühne entkernt und noch einmal umgebaut und restauriert wurde.
Das Breitbild verschwand jedoch nicht, sondern feierte seinen Siegeszug als CinemaScope Film im etwas geringeren Seitenverhältnis von 1:2,35 (21:9). Durch verbesserte Aufnahme- und Projektionsobjektive, denen eine anamorphotische Linse verpasst wurde, konnte das Breitbild im Verhältnis 1:2 auf einem 35mm Film gestaucht werden. Zur Projektion wird das horizontal verzerrte Bild wieder entzerrt und kann nun auf eine etwas geringer gekrümmte Leinwand geworfen werden.
Im Berliner Europa Center wurde dagegen mit dem Royal Palast, ein Kino speziell für die 70mm-Projektion gebaut und 1965 mit einer der weltweit größten gekrümmten Breitleinwände eröffnet. Die offizielle Angabe des Kinos betrug 380qm. Andere Angaben betragen 32 x 13m, was 416qm entspricht, schreibt das Kinokompendium Berlin. Die später auf 70mm umkopierten Cinerama Filme konnten nun ebenfalls im Seitenverhältnis von 1:2,7 aus nur einem Projektor - anstelle von drei gleichzeitig überkreuz laufenden Projektionen - gezeigt werden. Fassungen im CinemaScope Format auf 35mm fehlen dagegen oft relevante Bildanteile am rechten und linken Rand. Nur die IMAX Filme, die ab 1984 produziert wurden und deren Bildfläche zehnmal größer ist als beim Standard 35mm-Film, können dem Erlebnis der Cinerama Leinwand in Schärfe und Auflösung das Wasser reichen. Das IMAX Bild im 4:3 Format ist allerdings vertikal höher, also mehr quadratisch und reicht in einigen amerikanischen Kuppelkinos und im ehemaligen IMAX Kino der Cinemaxx Gruppe am Berliner Potsdamer Platz quasi bis über die Köpfe der Zuschauer.
Die Retrospektive der letzten Berlinale 2009 widmete sich ebenfalls dem 70mm-Breitwandfilm. Im Kino International, das seinerzeit von der DDR als Gegenstück zu den westlichen Breitbildpalästen in dreijähriger Bauzeit (1961 - 1963) vom Architekt Josef Kaiser errichtet wurde, existieren noch zwei der wenigen 70mm Projektoren. Eigens zum Festival wurden verschiedene 70mm Breitbildformate u.a. das Ultra Panavision Format, präsentiert. Sogar der legendäre "Laurence von Arabien" mit Peter O' Toole in der Hauptrolle wurde in einer neu restaurierten Fassung wieder aufgeführt. Darüber hinaus wurden erstmals einem internationalen Publikum auch die wenigen in schwarz-weiß gedrehten 70mm-Filme aus der Moskauer Ära gezeigt.
Auf einen solchen Glücksfall kann die Schauburg in Karlsruhe nicht hoffen und zeigt deshalb, im Gegensatz zum letzten Jahr ein paar weniger bekannte Filme aus der Todd-AO Zeit. Das komplette Programm finden Sie unter nachfolgendem Link.
Links:
www.schauburg.de/70mmFestival
www.widescreenmuseum.com
www.fernsehmuseum.info/cinerama.html
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