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Die Gewinnerfilme der Goldenen und Silbernen Tauben 2024 von DOK Leipzig

Vom 28. Oktober bis 3. November 2024 fand die 67. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm statt.



Die feierliche Preisverleihung der Goldenen und Silbernen Tauben bei der 67. Ausgabe von DOK Leipzig wurde am Samstagabend, 2. November 2024, vor Publikum in der Schaubühne Lindenfels durchgeführt.

Folgende Preise aus den Wettbewerben wurden bekannt gegeben:

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm ging die Goldene Taube Langfilm an Dominique Cabrera mit „La Jetée, the Fifth Shot“ (Frankreich). Die Goldene Taube ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk.

Bereits 1962 begeisterte Chris Markers Science-Fiction-Kurzfilm "La Jetée" Filmemacher und Cineasten gleichermaßen, auch wenn er im Wesentlichen aus Fotografien und nicht aus bewegten Bildern besteht.

Hier ein Ausschnitt:



Dominique Cabreras neuer, etwas weitschweifiger 104 Minuten langer Film, „La Jetée, the Fifth Shot“ nimmt das Thema noch einmal auf und zeigt ein nachgestelltes und in Farbe aufgenommenes Foto aus dem besagten Kurzfilm, worin ein älterer Franzose in der titelgebenden fünften Einstellung sich als Kind an der Reling des Flughafens Orly zu erkennen scheint, was eine mäandernde Ermittlung des französischen Regisseurs Dominique Cabrera in Gang setzt.

Quelle: DOK Leipzig - Foto Still aus ‘La Jetée, The Fifth Shot’

Jean-Henri, dieser soeben erwähnte ältere Franzose stammt aus einer Familie algerischer Abstammung, von denen viele nach Frankreich zogen, als Algerien 1962 unabhängig wurde. Wie im Film erklärt wird, kamen diese Migranten nach Orly, um andere Flüge aus Algerien ankommen zu sehen, in der Hoffnung, dass sie jemanden aus ihrer Heimat erkennen würden.

Cabreras erster Instinkt ist es, herauszufinden, ob Jean-Henri wirklich dieser Junge auf der körnigen Schwarz-Weiß-Aufnahme ist. Wir sehen ihn neben seinen Eltern stehen, die wie er nach vorne starren, zweifellos mit Blick auf ein ankommendes Flugzeug. Aber da sie alle der Kamera von Marker den Rücken zukehren, ist es schwierig, sie mit 100%iger Genauigkeit zu identifizieren.

Der größte Teil der Handlung findet in einem schwach beleuchteten Schnittraum statt, in dem Forscher und Redakteure arbeiten, während Cabrera mit ihren Probanden spricht. Cabreras Film, der etwa 60 Jahre nach "La Jetée" gedreht wurde, kann nicht anders, als auch ein wenig mit dem Konzept herumzuspielen. Und neben echten Ausschnitten aus anderen Filmen von Chris Marker gibt es auch eine Menge augenzwinkernder Einschlüsse, die sich auf das Werk des ikonischen Filmemachers beziehen, schreibt Screen Daily, aus dessen Text wir einige Passagen übersetzt und hier eingefügt haben.


Die Silberne Taube Langfilm, gestiftet von 3sat für den besten langen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, ging an „Twice into Oblivion“ von Pierre Michel Jean (Frankreich, Haiti, Dominikanische Republik). Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert.

Zum fünften Mal stiftete 3sat (das Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD) im Rahmen der Medienpartnerschaft den mit 6000 Euro dotierten Nachwuchspreis Silberne Taube Langfilm und bekräftigt damit sein Engagement für internationale Regietalente. Ausgezeichnet wird eine Produktion, die maximal die dritte Regiearbeit nach Abschluss der Ausbildung ist.

In Pierre Michel Jean‘s Film "Twice into Oblivion" geht es um das sogenannte ‚Petersilienmassaker‘ in der Dominikanischen Republik von 1937, bei dem mehr als 20.000 Haitianer*innen ermordet wurden. Der Film spielt in einer Grenzregion, die noch heute von einem vor über 70 Jahren begangenen Genozid heimgesucht und umgetrieben wird.

In der Begründung der Jury heißt es:
„Durch zwei ganz unterschiedliche und fesselnde Ansätze – Zeugnisse älterer Überlebender sowie improvisierte Performances der jungen Erb*innen dieser offenen Wunden – zeigt der Film die Beharrlichkeit der Vergangenheit ebenso wie die Notwendigkeit, sich ihr zu stellen, damit wir einen Weg vorwärts finden.“

Die Goldene Taube Kurzfilm, verbunden mit 3.000 Euro, erhielt John Smiths „Being John Smith“ (Großbritannien).

Hier der Trailer:



Die mit 1.500 Euro dotierte Silberne Taube Kurzfilm für den besten kurzen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, gestiftet von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, ging an „What Goes Up“ von Samar Al Summary (Saudi-Arabien, USA). Die Arbeit der Künstlerin Samar Al Summary ist eine Auseinandersetzung mit Systemen der Macht. In ihrem dramaturgisch verdichteten Filmessay nimmt sie symbolisch den Kampf auf – sowohl gegen die Schwerkraft, die sie mit filmischen Mitteln zumindest für ein paar Momente besiegen kann, als auch gegen das Patriarchat. Das wiederum lässt sich nicht so einfach bekämpfen.

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Im Internationalen Wettbewerb Animationsfilm ging die Goldene Taube Langfilm, dotiert mit 3.000 Euro, an „Pelikan Blue” (László Csáki | Ungarn).

Hier der Trailer:



Die Goldene Taube Kurzfilm in Verbindung mit 1.500 Euro, gestiftet vom Deutschen Institut für Animationsfilm e. V., erhielt „On Weary Wings Go By” (Anu-Laura Tuttelberg | Estland, Litauen).

Hier der Trailer:



Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

Im Deutschen Wettbewerb Dokumentarfilm ging die Goldene Taube Langfilm an Anja Dreschke und Michaela Schäuble für „Tarantism Revisited“ (Deutschland, Schweiz) über ekstatisch tanzende Frauen in weißen Kleidern, die sich vor einer kleinen Kapelle in Apulien 1959 wälzen und herumspringen. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde gespendet von Doris Apell-Kölmel und Michael Kölmel.

Hier der Trailer:



Die Goldene Taube Kurzfilm, in Verbindung mit 1.500 Euro, erhielt Leonard Volkmer mit „Der König von Spanien“ (Deutschland). Seine Vergangenheit führt Leonard Volkmer von Berliner Darkrooms über Clubs in Spaniens Hauptstadt bis in ein Archiv einer Psychiatrie. Die titelgebende Kurzgeschichte von Gogol beschreibt einen Protagonisten, der sich in seinem psychotischen Wahn für den König von Spanien hält. Die mehrjährige Arbeit beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Psychiatrieberichten und autosoziobiografischer Text von Ereignissen, die in einer Einweisung enden.

Publikumswettbewerb

Über die Goldene Taube im Publikumswettbewerb, dotiert mit 3.000 Euro, entschieden in diesem Jahr die Jury bestehend aus Linda Dombrowski, Maria Gallo, Sophie Görlipp, Maria Weiße und Anna Wulffert. Sie zeichneten Virpi Suutari für ihren Dokumentarfilm „Once upon a Time in a Forest“ (Finnland) aus. Das Preisgeld wurde anteilig gestiftet von der Leipziger Gesellschaft zur Förderung der Filmkunst e.V..

Hier der Trailer:



Link: www.dok-leipzig.de

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