Unsere Filmkritiken zur 48. Kalenderwoche 2023 und eine Vorschau
Zu den Kinostarts am 30. November 2023 haben wir nur wenige empfehlenswerte Werke sehen können. Allerdings möchten wir schon jetzt auf den Abschluss der CINEMA! ITALIA! Tour ab dem 7. Dezember 2023 aufmerksam machen, die in Berlin sechs Filme in drei Kinos zeigt, darunter u.a. aktuelle Produktionen aus 2023.
Die Cinema! Italia! Tour begann im September 2023 in Wiesbaden und durchlief in Deutschland mit hier noch nicht im Kino gezeigten Werken 36 Städte mit 40 Kinos. Höhepunkt ist die Verleihung des inzwischen ausgewerteten Publikumspreises, der in Berlin am 9. Dezember 2023 an "Grazie ragazzi - Alles nur Theater?" von Riccardo Milani geht. Die Veranstaltung findet im Kino Babylon Mitte um 19:30 Uhr statt.
Die sechs für Berlin vorgesehen Filme werden zudem vom 7. - 13.12.2023 im Bali Kino Zehlendorf und im Klick Kino Charlottenburg gezeigt. Karten für die jetzt schon fast ausverkaufte Preisverleihung mit anschließender Vorführung des Gewinner-Films sind im Babylon Berlin Mitte erhältlich.
Das genaue Programm der beiden anderen beteiligte Kinos liegt jeweils im Monatsprogramm in den Filmtheatern aus. Ärgerlicherweise ist es aber online erst eine Woche zuvor einsehbar, sodass jetzt noch keine Reservierungen vorgenommen werden können, obwohl das Kartenkontigent bei Filmfestivals in der Regel schnell erschöpft ist.
Auch beim derzeit in Berlin laufenden Festival "AROUND THE WORLD IN 14 FILMS" waren in den ersten Tagen - außer in den Spätvorstellungen - alle Plätze schnell vergriffen. Und das große Interesse des Publikums an Weltkinofilmen mit mehreren Oscar-Nominierungen der nicht englischsprachigen Länder hält an.
Die Filme in Berlin:
Infos zu den Filmen gibt es auf der Webseite von CINEMA! ITALIA!
Link: www.cinema-italia.net
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Aktuell im Kino ist jetzt ein Animationsfilm zu sehen, der im Februar in der Sektion Panorama der Berlinale seine Premiere feierte.
"DIE SIRENE" Animationsfilm von Sepideh Farsi (Frankreich / Belgien / Luxemburg / Deutschland). Mit den Stimmen von Mina Kavani und Hadmidreza Djavdan im Original. Seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
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"SOUND OF COLOGNE" Dokumentation von den Anfängen der elektronischen Musik bis zur Neuzeit in Köln. Ein Film von Kristina Schippling nach einem Drehbuch von Sarah Schygulla. (Deutschland, 2022; 98 Min.) Seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
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"AUF DEM WEG" Spielfilm-Drama von Denis Imbert inspiriert von einer wahren Begebenheit über einen willensstarken Abenteurer, der trotz einer schweren Verletzung nicht aufgibt. (Frankreich, 2023; 94 Min.) Mit Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin u.a. seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Die Cinema! Italia! Tour begann im September 2023 in Wiesbaden und durchlief in Deutschland mit hier noch nicht im Kino gezeigten Werken 36 Städte mit 40 Kinos. Höhepunkt ist die Verleihung des inzwischen ausgewerteten Publikumspreises, der in Berlin am 9. Dezember 2023 an "Grazie ragazzi - Alles nur Theater?" von Riccardo Milani geht. Die Veranstaltung findet im Kino Babylon Mitte um 19:30 Uhr statt.
Die sechs für Berlin vorgesehen Filme werden zudem vom 7. - 13.12.2023 im Bali Kino Zehlendorf und im Klick Kino Charlottenburg gezeigt. Karten für die jetzt schon fast ausverkaufte Preisverleihung mit anschließender Vorführung des Gewinner-Films sind im Babylon Berlin Mitte erhältlich.
Das genaue Programm der beiden anderen beteiligte Kinos liegt jeweils im Monatsprogramm in den Filmtheatern aus. Ärgerlicherweise ist es aber online erst eine Woche zuvor einsehbar, sodass jetzt noch keine Reservierungen vorgenommen werden können, obwohl das Kartenkontigent bei Filmfestivals in der Regel schnell erschöpft ist.
Auch beim derzeit in Berlin laufenden Festival "AROUND THE WORLD IN 14 FILMS" waren in den ersten Tagen - außer in den Spätvorstellungen - alle Plätze schnell vergriffen. Und das große Interesse des Publikums an Weltkinofilmen mit mehreren Oscar-Nominierungen der nicht englischsprachigen Länder hält an.
Die Filme in Berlin:
IL BAMBINO NASCOSTO - DAS VERSTECKTE KIND
BEATA TE - DER ERZENGEL UND ICH
GRAZIE RAGAZZI - ALLES NUR THEATER?
MAMMA ROMA - MAMMA ROMA
MARGINI - AM RAND
NOTTE FANTASMA - GHOST NIGHT
Infos zu den Filmen gibt es auf der Webseite von CINEMA! ITALIA!
Link: www.cinema-italia.net
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Aktuell im Kino ist jetzt ein Animationsfilm zu sehen, der im Februar in der Sektion Panorama der Berlinale seine Premiere feierte.
"DIE SIRENE" Animationsfilm von Sepideh Farsi (Frankreich / Belgien / Luxemburg / Deutschland). Mit den Stimmen von Mina Kavani und Hadmidreza Djavdan im Original. Seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Unsere Filmempfehlung:
Beeindruckend und von düsterer Schönheit heißt es in Kommentaren zu dem Animationsfilm "Die Sirene" von Sepideh Farsi. Angesichts der aktuellen Kämpfe in Nahost und in der Ukraine, die das tägliche Nachrichtengeschehen bestimmen, hat man schon wieder fast verdrängt, dass im September 1980 Sadam Husseins Truppen den Iran angegriffen hatten. Heute ist der Iran Unterstützer der Hisbollah im Libanon und Hamas in Gaza (Palästina), die beide nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Raketen vom Iran beliefert werden, gegen die sich jetzt Israel verteidigen muss.
Im Jahre 1980, dem ersten Golfkrieg, wurde die iranische Stadt Abadan, die Öl-Hauptstadt des Irans, von irakischen Truppen belagert, wie der Film "Die Sirene" eindrücklich schildert. Ein Raketen-Einschlag in einer Raffinerie stürzt die Öl-Metropole Abadan ins Chaos. Der 14-jährige Omid arbeitet in der Hafenstadt als Essenslieferant und versucht inmitten des Durcheinanders seinen vermissten Bruder wiederzufinden, um ihn mit Mithilfe eines alten Bootes aus der belagerten Stadt zu retten, in der auch noch zahlreiche andere Menschen - trotz der lebensbedrohlichen Lage - verblieben waren. Wird ihm die Flucht gelingen?
Ein Kriegsfilm, in dem es auch um Liebe geht. In einem Land, das sich Gottesstaat nennt, aber Frauen unterdrückt. Die Geschichte spielt kurz nach der Revolution, die das ungeliebte, diktatorische Schah-Regime wegfegte – dafür aber das noch stärker verhasste, diktatorische Khomeini-Regime schuf.
W.F.
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"SOUND OF COLOGNE" Dokumentation von den Anfängen der elektronischen Musik bis zur Neuzeit in Köln. Ein Film von Kristina Schippling nach einem Drehbuch von Sarah Schygulla. (Deutschland, 2022; 98 Min.) Seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Unsere Kurzkritik:
Eigentlich gilt Berlin als Hochburg der Techno-Musik-Szene. Doch die Anfänge der elektronischen Musik fanden in Köln statt. Der Film von Kristina Schippling zieht Vergleiche zwischen den beiden Städten, die sich einmal mehr in der Mentalität ihrer Bewohner*innen unterscheiden, geht aber dabei nicht näher auf die Berliner Musik-Szene ein, sondern bleibt in der Stadt Köln behaftet, die als Ursprung der elektronischen Musik in Deutschland gilt.
Seit den 1950er Jahren und in den darauffolgenden Jahrzehnten bis heute haben sich in Köln Künstler aus aller Welt getroffen und gemeinsam – dank des elektronischen Studios des WDR – eine Kunstszene geschaffen, die zu einer der einflussreichsten Musikszenen der Welt wurde und geblieben ist.
Musik aus Köln ist elektronisch und experimentell und kümmert sich nicht darum, ob sie in E- oder U-Musik einsortiert wird. Sie ist urban, meist tanzbar und mischt das Lebensgefühl und den Sound einer Stadt auf eine künstlerische Art und Weise, die neue, ungehörte Töne und Werke schafft, die Impulse in die Musikindustrie senden. Helden der elektronischen Musikszene, von den 1970er Jahren bis heute, erzählen diese Geschichte und besuchen dabei Orte in der Stadt, die für ihre persönliche und künstlerische Entwicklung entscheidend waren.
In ihrem Dokumentarfilm "The Sound of Cologne" rückt Kristina Schippling die Kölner Elektro-Musik in den Fokus. Mit Künstler*innen wie Irmin Schmidt, Jaki Liebezeit und Holger Czukay von CAN, Mouse on Mars, Gregor Schwellenbach, Niobe, Wolfgang Voigt, Michael Mayer, Barnt, Lena Willickens, Fr. Reichert - ein hypnotisierendes Porträt einer Stadt, in der alle irgendwie miteinander verbunden sind. Inzwischen ist die Szene geschrumpft, hat sich ins Umland zurückgezogen, trifft sich aber dennoch immer wieder zum Plausch in trauter Umgebung.
In der Weltstadt am Rhein leisteten Künstler entscheidende Arbeit für die besondere Musikrichtung und gaben der internationalen Klangwelt so eine völlig neue Richtung. Die Reise führt zurück in die Zeit der 1950er Jahre und streift dann durch die Jahrzehnte, um Wurzeln und neue Strömungen zu hinterfragen, wobei Stockhausen, CAN und das weithin bekannte Kölner Techno-Label Kompakt eine besondere Rolle spielen – bis der Film schließlich in der die Club-Szene der Gegenwart ankommt, die das gleiche Problem wie die Szene in Berlin hat: Das Clubsterben - die Vertreibung von Clubs wegen Ruhestörung oder durch Bautätigkeiten für neue Wohnviertel mit breiten Durchgangstrassen.
Ein Interview mit Irmin Schmidt, dem letzten noch lebenden Gründungsmitglied der 1968 in Köln gegründete avantgardistische Band CAN, hatten wir anlässlich der Erstaufführung des Dokumentarfilms "CAN & ME" zum CTM + Transmediale Festival am 1. Februar 2023 geführt. Auch für diesen Film hatte Sarah Schygulla den Regisseur*innen Tessa Knapp & Michael P. Aust das Drehbuch geliefert.
W.F.
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"AUF DEM WEG" Spielfilm-Drama von Denis Imbert inspiriert von einer wahren Begebenheit über einen willensstarken Abenteurer, der trotz einer schweren Verletzung nicht aufgibt. (Frankreich, 2023; 94 Min.) Mit Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin u.a. seit 30. November 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Unsere leicht gekürzte Filmkritik:
In Frankreich ist der Film bereits aktueller Publikumsliebling. Vielleicht weil er ein wenig an "Ziemlich beste Freunde" aus dem Jahre 2011 erinnert, der von einem gehändicapten, aber willensstarken Mann im Rollstuhl erzählt, der trotz Krankheit noch einmal die Welt erleben will.
Vom Inhalt sollte man aber besser nicht zu viel verraten, denn dadurch verliert das Werk vor allem am Anfang viel an überraschender Spannung.
Zuschauer*innen, die den Inhalt zuvor nicht kannten, waren stärker von dem unvorhersehbaren Schicksal des waghalsigen Abenteurers schockiert als jene, die die Synopsis über den Schriftsteller und Forscher Pierre gelesen hatten. Leider verrät sogar der Trailer schon einiges, was aber auch als Anreiz dienen könnte, in den Film zugehen, da der Mensch oftmals Begierde auf Sensationen hat und diese noch einmal genauer sehen will.
Wir teilen diese Meinung jedoch nicht und zitieren deshalb Ulrikes Filmkritik, die detailgenau das Unglück beschreibt, diesmal nur auszugsweise. Ihre Kritik kann aber gerne in voller Länge hier nachgelesen werden kann. Insgesamt gibt die Story leider nicht so viel her, als das sie in die Filmgeschichte eingehen würde.
Ein Unfall im Suff beim Klettern an der Hotelfassade, um über einen Balkon ins Zimmer eines Freundes zu gelangen, führte fast zur Querschnittslähmung des Schriftstellers. Doch er gibt nicht auf und versucht nach einem langen Krankenaufenthalt wieder zu Kräften zu kommen.
Anfänglich mit Krücken, später mit zwei Wanderstöcken, will er deshalb zum erneuten Muskelaufbau ganz Frankreich zu Fuß durchqueren. Insgesamt 1300 Kilometer von der Côte d'Azur bis zum Ärmelkanal - querfeldein trotz aller Schmerzen und Unwägbarkeiten.
Eine Wanderung zurück ins Leben, denn seit dem Unfall sind auch Geruch und Gleichgewicht gestört. Vor allem letzteres kann nur durch viel Übung beim Laufen wieder hergestellt werden.
Verabredet hat sich Pierre (Jean Dujardin) mit seinem Freund Armand, mit dem er ein Stück gemeinsam geht. Er durchstreift Gebirgsmassive, rauschende Wälder, malerische alte Dörfer und genießt die Stille der Natur. Aber in erster Linie geht es ihm um sich selbst. Zu seinem wenigen Gepäck gehören Papier und Stifte. Er zeichnet alles auf, was ihn bewegt, fühlt und seine Gedanken, wie es für ihn weitergehen soll.
Der Schriftsteller Pierre stellt sich einer körperlichen und geistigen Bewährungsprobe, die fast nicht zu bewältigen ist. Unterwegs trifft er auf unterschiedliche Menschen, plaudert mit ihnen und marschiert weiter. Natürlich erlebt er auch einige Rückschläge, die ihn dann aber auch wieder stärken und seinen Freiheitsdrang auf seinem Pilgerweg optimiert.
Auch seine Schwester Céline begleitet ihn ein Stück des Weges. Sie erzählt ihm, dass die Familie immer Angst um ihn hatte und dass die Mutter ihn immer um seine Freiheit beneidete. Für Céline auch eine ganz neue Erfahrung, denn sie hat noch nie unter freiem Himmel geschlafen. Nach einigen Tagen kehrt sie zurück nach Paris.
Ihr Bruder gibt nicht auf und läuft weiter. Er wird zu einem Freund der stillen Natur und ist erfüllt mit Dankbarkeit wieder gehen zu können. Einmal sagt er: „Beim Wandern wird das Leben auf das Wesentliche reduziert.“
„Auf dem Weg“ basiert auf der Geschichte des französischen Reiseschriftstellers Sylvain Tesson („Der Schneeleopard“), der sich im Jahr 2012 bei einem Sturz lebensgefährlich verletzt hat. „Auf versunkenen Wegen“ lautet der deutsche Titel seines 2017 erschienenen Reisebericht.
Denis Imbert hat Tessons Geschichte einfühlsam inszeniert, mit viel Ruhe und wunderbarer Natur und einem äußerst charismatischen Jean Dujardin in der Rolle eines Mannes auf der Suche nach einem neuen, anderen Leben in der imponierenden Schönheit der Natur.
Ulrike Schirm (ulriketratschtkino.wordpress.com)
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