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Das 3. MESTIA International Short- und Bergfilm Festival in Georgien

Nahe und ferne Bergwelten in Mestia, einer Kleinstadt im nordwestlichen Georgien, die auf einer Höhe von etwa 1500 m im Großen Kaukasus liegt.



Erst zum dritten Mal fand in Mestia/Georgien ein internationales Short and Mauntain Film Festival statt. Unsere Kollegin Katharina Dockhorn war vor Ort, nicht nur um sich das Kurzfilm Festival anzusehen, sondern auch um Land und Leute des eurasischen Staates mit rund 3,7 Millionen Einwohnern im Südkaukasus, östlich des Schwarzen Meeres, kennen zu lernen. Vielleicht eine besondere Art des Urlaubs in einem Land, das ungefähr so groß wie Bayern ist und von seinen Bewohnern als „Balkon Europas“ bezeichnet wird.

Katharinas Festivalbericht:

Die Hauptpreise des 3. Kurzfilm- und Bergfilmfestivals MESTIA gingen nach Peru und in die Slovakei.

Zum dritten Mal wurde die aufstrebende Gemeinde Mestia in Svanetien, dem georgischen Teil des Kaukasus, vom 22. - 26. August 2023 zum Treffpunkt der Liebhaber von kurzen Filmen aus aller Welt.

Thematisch prallten in ihnen unterschiedliche Lebenswelten und Erfahrungen in Stadt und Land aufeinander. Die fünf Langfilme – vom Spielfilm über Dokumentarfilme bis zu Fernsehdokumentationen – führten passend zum Motto des Festivals ausschließlich in die Berge.

Für den Wettbewerb wählte Leiterin und Festivalgründerin Chatuna Khundadze 25 Kurz- und Langfilme aus.


Das MESTIA Festivalhaus (Foto: © K. Dockhorn)


Jurypräsident Martin Rennert rechts im Bild (Foto: © K. Dockhorn)
Die Jury unter Leitung von Prof. Martin Rennert, langjähriger Präsident der UdK in Berlin und jetzt Chairman der Einstein-Stiftung, hatte nach seinen Worten die Qual der Wahl. Aber letztlich hätte er alle Entscheidungen mit seinen Kollegen Dr. Peter Meszatics, Leiter des nationalen Filmfestivals Ungarns in Veszprem sowie des Cinéfest Filmfestivals in Miskolc, Leva Norviliene, international bekannte Produzentin aus Litauen, sowie die Professorin und Kritikerin Lela Octriauri und Regisseur George Ovashvili (Corn Island), einstimmig getroffen.


Archaische Bilder aus den Anden.

Der Grand Prix ging nach Peru an Mauricio Franco Tasso für seinen schwarzweiß-Film „Samichay, in Search of Happiness“ (Drama: Peru, Spanien, 2020). Er führt in eine abgelegene Hütte in den Anden, in denen ein Bauer gemeinsam mit Tochter und Schweigermutter lebt. Die neue Kuh soll ihm Glück bringen, doch sie gibt keine Milch. Nachdem seine Tochter mit dem wenig Ersparten und Segenswünschen in die Stadt ging und die alte Dame verstorben ist, verlässt auch er den Platz für immer und macht sich mit Samichay im Schlepptau auf den schweren Weg in die Ebene.

Hauptdarsteller Amiel Cayo wurde mit dem Preis für den besten Schauspieler in dem in langen, ruhigen Bildern gestaltete Gleichnis über die Veränderungen in der südamerikanischen Gesellschaft ausgezeichnet. Die traditionelle Lebenswiese der Bauern stirbt aus, ebenso wie ihre Sprache, das Quechua. Martin Rennert betonte in der Jurybegründung, dass es wichtig sei, allen Sprachen einen gleichberechtigten Pla.tz einzuräumen.

Auf den Gipfeln der Hohen Tatra.

Die Kameraarbeit von Pavol Barabáš, Štefan Koreň, Ján Kořínek und Marek Trávniček überzeugte die Jury auch in „Mountain Guides“ des Slowaken Pavol Barabás. Sie fangen überwältigende Bilder von der Arbeit der Tourguides in der Hohen Tatra ein, die Bergsteiger aus aller Welt auf die bizarr geformten Bergspitzen führen. Jeder Handgriff muss sitzen, wenn sie Steigeisen einhauen und Seile befestigen, an denen das Leben ihrer Kunden und ihr eigenes hängt. Die Bilder und Interviews mit den Bergführern bettet der Regisseur in einen kurzen Rückblick auf 150 Jahre Bergtourismus und Bergrettung in dem Hochgebirge ein. Hier der Trailer:




Der Preis für den besten Kurzfilm ging an Faiza Ambada aus Saudi-Arabien für die Familien- und Emanzipationsgeschichte „Nour Shams“. Die junge Regisseurin porträtiert eine rebellische Teenagerin, die ihre Mutter mit dem Aufbegehren gegen die Allmacht des Vaters ansteckt.

Polnisch-ukrainische Spannungen.

In einer Extremsituation ist eine junge Ukrainerin in „The Delivery“ von Katarzyna Sikorska. Gespielt wird sie von der aufregenden jungen Schauspielerin Xenija Tchórzko, deren Leistung die Jury mit einer Special Mention lobte. Ihre Figur steht kurz vor der Entbindung eines Kindes, das sie für eine reiche Polin ausgetragen hat. Als ernsthafte medizinische Komplikationen auftreten, kommt es zum Streit. Sie wird rausgeworfen. Hoffentlich kein Sinnbild für das Verhältnis zwischen den beiden Ländern.

Koproduktionspartner dringend gesucht.

Abgerundet wurde das Programm durch mehrere georgische Kurz- und Langfilme sowie die aufwändig restaurierte Fassung von „Buba“ der Regisseurin Nutsa Gogoberidze aus dem Jahre 1930. Sie fängt das beschwerliche, einfache Leben der Bauern in den Dörfern Svanetiens ein, zu denen Mestia gehört. Während sich die Männer als Flößer und Zimmerleute in der Umgebung verdingen, liegt die Verantwortung für Aussaat und Ernte bei Frauen und ihren Kindern. Schon die Kleinsten helfen auf den Feldern und pflücken Kräuter und Beeren.

Nach der Premiere beim Internationalen Filmfestival von Rotterdam zeigte das Festival zur Eröffnung „Drawing Lots“ von Zaza Khalvashi & Tamta Khalvashi, ein von Leva Norviliene koproduziertes Drama. Es führt in eine Hausgemeinde in Batumi, einer georgischen Hafenstadt am Schwarzen Meer, wo jeder die Geheimnisse und Gewohnheiten des anderen kennt und respektiert. Liebe und Verbrechen, Geheimnisse und Träume verflechten sich in dieser Ensemble-Erzählung, die sich verführerisch durch eine eingeschworene Gemeinschaft in der georgischen Küstenstadt schlängelt. Nichts ist so, wie es scheint in den modulierenden Rhythmen des Schicksals, den wechselnden Loyalitäten und der letztendlichen Realität, dass "Nachbarschaft" manchmal wirklich "Familie" bedeutet.

Hier der Trailer:




Festivalleiterin Chatuna Khundadze, rechts im Bild (Foto: © K. Dockhorn)
Georgien ist auf die Zusammenarbeit mit reicheren Ländern angewiesen, ließ Chatuna Khundadze, Leiterin des georgischen Film Festivals, durchblicken. Das Budget des Georgischen Filmzentrums sei knapp bemessen. Fünf Filme werden im Schnitt im Jahr in Georgien begonnen, doch es gebe im Moment viele Filme, die auf ihre Fertigstellung warteten, weil den Produzenten die restliche Finanzierung nicht stemmen können. Die Situation werde auch nicht besser – nach dem verheerenden Erdrutsch im Juli wurde das Budget für die Filmproduktion nochmals gekürzt.


Auch George Ovashvilli, Georgiens bekanntester Regisseur, kommt ohne Geld aus Europa nicht aus. Sein bislang letzter Film „Beautiful Helen“ feierte auf dem Festival von Triest Premiere, ein deutscher Verleih fand sich noch nicht. Ab Januar dreht er in Georgien seinen nächsten Film – erneut mit seinem Partner 42Vision sowie mit Unterstützung von ARTE und dem ZDF.

Katharina Dockhorn


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