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Unsere Filmkritiken, Dez. 2021 Teil 5, trotz stark eingeschränkter Kinobesuche in Corona-Zeiten

Einschneidende Maßnahmen nach der Ministerpräsidentenkonferenz auch im Kulturbereich.



Aufgrund der neuen COVID-19-Omikronwelle hat sich am gestrigen Dienstag, dem 21. Dezember 2021, der Expertenrat der neuen Bundesregierung auf weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verständigt und dabei drastische Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung angemahnt.

Bundesweit bleibt der Zugang zu Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltungen inzidenzunabhängig nur für Geimpfte und Genesene (2G) derzeit noch möglich, doch ergänzend kann ein aktueller Test vorgeschrieben werden (2GPlus).

Spätestens ab dem 28. Dezember 2021 sollten allerdings überregionale Großveranstaltungen ohne Zuschauer stattfinden, was auch den Kulturbereich massiv einschränken wird. Wahrscheinlich muss der Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen noch einmal aufgestockt werden.

Bei der gestrigen Pressevorstellung von "MATRIX Resurrections", im großen 800 Zuschauer fassenden Saal des Berliner Zoo Palastes, musste nochmals deutlich mehr Abstand als bisher gehalten werden, sodass kaum mehr als 50 Personen teilnehmen konnten, denn nur jede zweite Reihe und nur jeder dritte Sitzplatz durfte besetzt werden. Sogar Pärchen mussten auseinander rücken.

Mit einer solch geringen Auslastung hat kaum einer mehr gerechnet, sodass wahrscheinlich auch die Berlinale Anfang Februar mit der Belegung Platz-Probleme bekommen dürfte, sofern bis dahin kein erneuter Lockdown besteht und alles angesichts einer drohenden fünften Welle durch Omikron, abgesagt werden müsste.

Eine Verschiebung der Internationalen Berliner Filmfestspiele ins Frühjahr oder gar in den Sommer ist angeblich nicht mehr möglich, da neue Statuten einen Abstand zwischen A-Festivals wie Berlin, Cannes, Locarno, Venedig oder San Sebastián von mindestens drei Monaten vorschreiben. Auch die Filmfestspiele von Cannes hatten deswegen vor zwei Jahren abgesagt werden müssen.

Inzwischen stehen zwei der drei Ampeln im Warnsystem des Landes Berlin auf Rot und die Sieben-Tage-Inzidenz erreicht Werte von über 325. In einem Bezirk steigt die Zahl sogar explosionsartig auf knapp 526. In Brandenburg liegen die Inzidenzwerte sogar noch höher und in Sachsen hat bei Werten von fast 1.000 kein Kino mehr geöffnet.

Während Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), maximale Kontaktbeschränkungen ab sofort fordert, will der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach damit bis nach Weihnachten warten, um den Deutschen nicht die Freude am Weihnachtsfest zu nehmen.

Auch die Filmtheater sind weiterhin noch geöffnet. Die Zuschauerzahlen sind aber weltweit vor allem bei den Blockbustern stark eingebrochen. Zahlreiche geplante Kinostarts von Arthouse-Filmen wurden sogar bereits ins neue Jahr verlegt, um das Programm auszudünnen, denn bei den derzeitigen Auflagen stehen nicht überall mehr genügend Sitzplätze in den Vorführungen zur Verfügung.

Mit dem japanischen Highlight "Drive My Car" von Regisseur Ryusuke Hamaguchi, einer vielfach ausgezeichneten, fesselnden und poetischen Adaption der gleichnamigen Erzählung von Haruki Murakami, kommt am morgigen Donnerstag nun aber doch noch schnell vor Weihnachten ein von uns besonders empfehlenswertes Meisterwerk in die Kinos. Leider wird dies aus dem kurzen Trailer kaum ersichtlich. Dafür können sie unserer Filmkritik uneingeschränkt vertrauen und sich in den Berliner Kinos: FSK KINO, IL KINO, BROTFABRIK, B-WARE! LADENKINO, LICHTBLICK-KINO, SPUTNIK, DELPHI LUX und den THALIA Kinos in Potsdam bei 179 langen, aber nicht langweiligen Minuten, ein paar schöne Stunden auf der großen Leinwand gönnen.

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DRIVE MY CAR Romanzendrama von Ryusuke Hamaguchi (Japan, 2021). Mit Hidetoshi Nishijima, Toko Miura, Masaki Okada u.a. ab 23. Dezember 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Schon auf der Berlinale 2021 gewann der japanische Regisseur Ryusuke Hamaguchi den Großen Preis der Jury für sein Drama „Wheel of Fortune and Fantasy“. Es folgte „Drive My Car“, basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Haruki Murakami, eine fesselnde poetische Adaption, für die er beim diesjährigen Festival of Cannes den Preis für das beste Drehbuch erhielt.

„Drive My Car“ ist auch Japans Oscar -Kandidat 2022 in der Kategorie „Bester internationaler Film“.

Immer wenn das Paar Sex hatte, erzählt die Frau ihrem Mann eine Geschichte… Sie schleicht in Yamagas Haus. Er weiß nichts von ihr. Den Schlüssel findet sie unter einem Blumentopf am Eingang. Sie schaut sich um, lauscht in die Stille. Sie atmet die Luft ein, streckt sich auf seinem Bett aus und unterdrückt ihre Lust zu masturbieren…

Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das immer wieder in das Haus eines Schulfreundes eindringt und jedes Mal ein Objekt aus seinem Zimmer mitnimmt und ein eigenes hinterlässt. Sie malen sich die Geschichte in verschiedenen Situationen aus.

Bei dem Paar handelt es sich um die Drehbuchautorin Oto und den Bühnenschauspieler und Regisseur Yusuke Kafuku. Ihre Beziehung scheint glücklich zu sein, obwohl Yusuke sie, als er unerwartet nach Hause kommt, beim Sex mit dem jungen Schauspieler Takatsuki beobachtet. Er verlässt das Haus und redet nicht mit ihr darüber.

Gemeinsam trauern sie am Todestag ihrer Tochter, schlafen miteinander und erfinden Geschichten aus denen vielleicht ein Drehbuch entsteht.

Etwa die erste Dreiviertelstunde des Films erzählt die Vorgeschichte der Erzählung, bis ein Unglück geschieht. Erst dann laufen die Titel über das Bild.

Zwei Jahre später, nach dem plötzlichen Tod seiner Frau, deren Verlust er noch immer nicht überwunden hat, entschließt sich Kafuku Anton Tschechows Stück „Onkel Wanja“ für ein Theaterfest im Kunst -Kulturtheater Hiroshima als Stipendiat, zu inszenieren. Er selbst hat „Wanja“ vor dem Tod seiner Frau auf der Theaterbühne gespielt.

Die Bestimmungen lauten, dass jeder Stipendiat einen Fahrer bekommt. Seine Unterkunft ist eine Stunde vom Theater entfernt. Die Produktionsfirma teilt ihm die stille Misaki zu. Sie einigen sich, dass sie ihn in seinem roten Saab chauffiert. Auf den Fahrten legt er die Kassette ein, auf die seine verstorbene Frau das Stück „Onkel Wanja“ gesprochen hat. Misaki hört der Stimme seiner Frau gerne zu. Indem er die Kassette wieder und wieder hört, kann er das Stück in einem besonderen Fluss inszenieren. Auf ihren gemeinsamen Fahrten öffnen sich die beiden und stellen sich ihrer Vergangenheit. Zwei traurige Seelen haben sich gefunden.

Hamaguchis Film ist geheimnisvoll und mit poetischem Tiefgang inszeniert. Trotz einer Länge von fast drei Stunden gelingt es ihm den Zuschauer nicht nur mit melancholischen Bildern, sondern auch mit feinfühligen zwischenmenschlichen Tönen die universellen Themen unseres Lebens zu offenbaren und den Zuschauer in seinen bann zu ziehen. Auch die kleinsten Rollen sind in diesem Meisterwerk von großer Bedeutung.

Ulrike Schirm


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"MATRIX 4: Resurrections (Auferstehungen)" Sci-Fi-Action von Lana Wachowski (USA, 2021) Mit Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II u.a. ab 23. Dezember 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik:

Offensichtlich kommen pandemiebedingt zu diesem Jahreswechsel nicht nur weniger Arthouse-Filme, sondern auch weniger Blockbuster in die Kinos. Der Spionagethriller "James Bond - No Time to Die" ist ebenso wie das Sci-Fi-Highlight "DUNE" mit Timothée Chalamet schon etwas länger am Markt. Neben dem von uns vor fünf Tagen besprochenen Marvel Comic "Spiderman - No Way Home" ist offensichtlich nur noch mit dem neuen "MATRIX Resurrections" ein weiterer bekannter und erwähnenswerter Filmstoff zum Jahresende 2021 fürs Kino aufbereitet worden.

Wir lieben die große Kinoleinwand, auch wenn wir zu Hause manchmal Ausschau nach neuen Serien bei Amazon Prime oder Netflix halten, die sich inzwischen mit einzelnen Werken sogar um die Oscars bewerben.

Vor 12 Jahren hat der erste Teil von "MATRIX" die Filmwelt revolutioniert. Inzwischen ist die Technik durch ständig verbesserte CGI-Effekte weit fortgeschritten. Leider aber nicht immer zum Besten. Zu viele wild geschnittene Actionszenen können den Zuschauer auch überfrachten, ohne der Handlung einen weiterführenden Sinn zu geben.

Doch der Reihe nach. Obwohl die Figuren von Neo (Keanu Reeves) und Trinity (Carrie-Anne Moss) in der dritten Folge der Matrix Trilogie eigentlich gestorben sind, kehren sie nun noch einmal in einer Wiederauferstehung zurück. Sehr behutsam wird anfänglich versucht den neuen, jungen Kinogängern, die den älteren Zuschauern bekannte Geschichte der Matrix, in einer etwas längeren Anfangssequenz noch einmal zu Gemüte zu führen.

Der inzwischen auch im realen Leben ziemlich gealterte und etwas heruntergekommene Spieledesigner (Keanu Reeves) leidet an argen Halluzinationen, die er durch blaue Pillen zu unterdrücken versucht. Bei einer zufälligen Begegnung erkennt er auch seinen einst heimlichen Schwarm Tiffany (Carrie-Anne Moss) nicht sofort wieder. Erst durch Morpheus (Yahya Abdul-Mateen II) und seiner roten Pille findet er nach all den Jahren dahin zurück, wo alles begonnen hat. Er hackt sich erneut in die Matrix rein, die allerdings gefährlicher, aber auch vielschichtiger als je zuvor geworden ist. Raumschiffe in Form von Fabelwesen durchkreuzen die Matrix, die darüber hinaus voller Déjà-vus steckt.

Da er aber Probleme hat, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten, dauert es bis er in der Parallelwelt zu seinem alten Ich, dem Neo, aber auch zu Trinity, seiner Angebeteten zurück findet. Auch der Film wird durch permanente Kampfszenen, die sich auf mehreren Ebenden ständig wiederholen, in die Länge gestreckt. Überbordende Verfolgungsjagten gehören wohl heutzutage ebenso dazu, sind sicherlich aber kein Vorbild, sondern könnten eher Jugendliche anstecken, sich auch in der realen Welt mit Drogen vollzupumpen, um anschließend auf dem Ku'Damm tödliche Verfolgungsjagten auszufechten.

Schade dass Drehbuch und Regie hier nicht kreativer waren, denn an anderen Stellen ist der Film durchaus innovativ und könnte fast als gelungen gelten.

Nicht nur durch das provokative Zeigen von lebenserhaltenden Maschinen, die mit ihrer künstlichen Beatmung durchaus Assoziationen zur Gegenwart wecken, sondern prinzipiell durch das Eintauchen in die kriminelle Cyberwelt aus der es nur schwer ein Entrinnen gibt.

W.F.


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