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Vier Filmkritiken im August 2021, Teil 1 mit Doku, Jazz, Komödie und Horror

Die heutigen vier Filmkritiken sind leider nur sehr bedingt empfehlenswert, denn sie sprechen vom Sujet her nicht jedermann an.



"BE NATURAL - sei du selbst", Dokumentation von Pamela B. Green über die Filmpionierin Alice Guy-Blaché, gesprochen und produziert von Jodie Foster (USA, 2018). Ab 5. August 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:
("The Untold Story of Alice Guy-Blaché")

1895 präsentierten die Gebrüder Lumière in Paris mit dem Cinématographe eine bahnbrechende Erfindung. Leider haperte es an interessanten Geschichten. Einfahrende Züge auf der Leinwand, vor denen die ersten Besucher vor Angst flüchteten, waren kaum fürs Kino, sondern eher für den Jahrmarkt geeignet.

Unter den Gästen der Filmvorführung befand sich auch Alice Guy, die bereits ein Jahr später - mit 23 Jahren - ihr Filmdebüt fertigstellte. Im Unterschied zu den Gebrüder Lumière experimentierte sie als erste Filmemacherin überhaupt, bereits mit Naheinstellungen sowie in ihrer 20-jährigen Karriere als Regisseurin und Produktionsleiterin sogar mit Farbfilm.

Dennoch geriet sie in Vergessenheit, denn außer den hier gezeigten recht kurz geratenen Szenen, ist von ihren nahezu 1000 Werken mit interessanten Geschichten kaum noch etwas erhalten geblieben, sodass die Dokumentation sich hauptsächlich auf Interviews zu ihrem Werdegang sowie auf langwierige Nachforschungen beschränkt.

Dies kann für Filmhistoriker durchaus interessant sein, wer aber auf längere Filmausschnitte ihrer teils bezaubernden Werke hofft, ist leider fehl am Platz.

W.F.


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"JAZZ AN EINEM SOMMERABEND" Konzertmitschnitt von Bert Stern mit kurzen Ausschnitten von Chuck Berry, Louis Armstrong, Gerry Mulligan, Thelonious Monk und Mahalia Jackson. Restauriert in 4K ab 5. August 2021 für kurze Zeit in ausgesuchten Filmtheatern. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Auf diesen Film hatten wir uns gefreut und waren dennoch maßlos enttäuscht. Der weltberühmte Fotografen Bert Stern versucht den Spagat zwischen Aufnahmen des Newport Jazz Festival und der America's Cup Segelregatta von 1958 zu meistern.

Im Gegensatz zu heutigen Konzertmitschnitten fehlt ihm offensichtlich leider ein umfängliches Team, das die wichtigsten Highlights mit mehreren Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln oder mit Kamerafahrten einfängt. So wirkt alles sehr statisch. Der Fotograf zeigt oft lange Einstellungen von scheinbar gelangweilten Zuschauern und ihrem heute etwas befremdlich wirkenden, altmodischem Outfit.

Zudem werden immer wieder Bilder von der America's Cup Segelregatta dazwischen geschnitten, untermalt von nicht mehr zeitgemäß klingendem Dixieland Jazz, den man eigentlich von Stars wie Gerry Mulligan oder Thelonious Monk normalerweise unter den zahlreich angekündigten Künstlern in diesem Ausmaß nicht erwartet hätte. Erst zum Schluss tritt auch Louis Armstrong auf, aber dann endet der Film auch bald.

Als Zeitdokument und zum Abklammern einzelner Ausschnitte für eine umfängliche Dokumentation der damaligen Zeit, wäre die Restaurierung dieses Werkes sicherlich gut geeignet. Für einen abendfüllenden Kinobesuch empfanden wir den Film leider doch etwas ermüdend, während der rasant zusammengeschnittene Trailer dagegen noch ein recht schmissiges Bild abgibt und deutlich höhere Erwartungen weckt.

W.F.


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"DIE PERFEKTE EHEFRAU - La bonne épouse" Komödie über einer der ersten Feministinnen von Martin Provost (Frankreich, Belgien). Mit Juliette Binoche, Yolande Moreau, Noémi Lvovsky, Édouard Baer, François Berléand uvm. ab 5. August 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Dass bereits 1968 eine Frauengruppe auf die Barrikaden ging, um für ihre Rechte zu demonstrieren, war uns neu. In den heutigen Zeiten des Feminismus hätte man statt einer Komödie durchaus politischere Töne in dem Film anschlagen können.

Stattdessen endet der Film mit einem Aufmarsch tanzender Frauen im Blumenfeld, die dazu auch noch anfangen zu singen, anstatt politische Parolen zu verbreiten.

Bernstein hatte das mit der "West Side Story" über rivalisierende Gangs geschickter und professioneller angepackt. Hier bei dem französischen Film über Frauenpower wirkt alles fast stümperhaft aufgesetzt, obwohl uns anfänglich Juliette Binoche als willensstarke Chefin einer Haushaltsschule in der französischen Provinz durchaus witzige Augenblicke beschert. Zum Schluss aber wird's aber leider zu arg kitschig.

W.F.


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"OLD" Fantasy-Horrorschocker von M. Night Shyamalan und einem Drehbuch von Pierre-Oscar Levy (USA). Mit Gael Garcí­a Bernal, Vicky Krieps, Rufus Sewell u.a. bereits seit 29. Juli 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Guy und Prisca Cappa fahren mit ihren Kindern, dem Jungen Trent (6) und seiner Schwester Maddox (11) in den Urlaub auf eine wunderschöne Insel. Die krebskranke Prisca (Vicky Krieps) und ihr Mann (Gael Garcia Bernal) wollen sich nach dem gemeinsamen Urlaub als Familie trennen.

Vom Hotelmanager werden sie herzlich mit den Worten „willkommen in unserem Paradies nach unseren Vorstellungen“, begrüßt. Auf den herrlichen Ort aufmerksam wurde Prisca in einer Apotheker-Zeitung. Es hat etwas komisches, wenn Trent auf die Gäste zugeht und jeden, den er nicht kennt fragt: „Wie heißen sie und was machen sie beruflich?“. Am nächsten Tag schlägt der Manager vor, dass sein Busfahrer sie zu einem herrlich gelegenen Privatstrand fährt. Die Familie ist begeistert und freut sich auf den Ausflug. Von nun an ist nichts mehr komisch, es erwartet sie der blanke Horror.

Es steigen noch zu der Chirurg Charles mit seiner jungen Ehefrau Chrystal, ihre Tochter Kara, etwa so alt wie Maddox, und eine ältere Dame, die Mutter des Chirurgen.. Um den herrlichen Strand zu erreichen, müssen sie zu Fuß eine Schlucht durqueren. Als sie endlich angekommen sind, entdeckt Maddox den bekannten Rapper Mid-Sized Sedan, der offensichtlich an Nasenbluten leidet. Nach einer Weile kommt noch ein weiteres Paar hinzu, die an Epilepsie leidende Psychotherapeutin Patricia und der Krankenpfleger Jarin.

Der paradiesische Ort wird zu einem Albtraum. Eine Frauenleiche wird angeschwemmt, dann altern erst die Kinder, dann die Erwachsenen in einem horrenden Zeitraffer. In der herrlich gelegenen Bucht herrschen beängstigende Zeitgesetze. Aus den Kindern sind im Nu Teenager geworden. Trent hat sich in Kara verliebt, sie zeugen versehentlich ein Kind.

50 Jahre vergehen hier innerhalb eines Tages. Ein Entkommen scheint schier unmöglich. Es gibt einen Weg, doch wenn man da entlang geht, wird man ohnmächtig. Es stellt sich heraus, dass fast alle Erwachsenen krank sind oder krank werden.

„Was soll man mit dem Altern tun? Müssen wir jetzt alle sterben“? Fragen, die die Menschheit bewegen, eine Ur-Angst, die in uns allen steckt, so auch den Protagonisten in diesem herrlichen Ambiente.

Seit seinem Film „The Sixth Sense“ (1999) interessiert sich Regisseur M. Night Shyamalan für Übersinnliches, mal bravourös, mal weniger.

Sein neues Werk "Old" ist leider eine Enttäuschung. Der Psychothriller beinhaltet zwar eine originelle Idee, wartet mit einigen Schockerlebnissen auf, ist aber teilweise konfus und irrational, was an einem wirren Drehbuch liegt. Auch den Dialogen fehlt es an Substanz. Er interessiert sich nicht wirklich für seine Figuren, sondern mehr für die Schockeffekte und das Mysterium drumherum.

Wenigstens ist die Auflösung ziemlich unvorhersehbar und das Setting ist wunderschön.

Ulrike Schirm


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