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Konkurrenz für Netflix & Co. - Kinoöffnungen im Modellversuch und eine Filmkritik

Die Inzidenzzahlen steigen weiterhin stark an, dennoch will das Saarland nach Ostern wieder Kinos öffnen. Für alle anderen empfehlen wir unsere VoD-Tipps.



Nach einem Berliner Modellversuch mit Theateröffnungen bei deutlich reduziertem Sitzangebot (siehe unseren Bericht vom 21. März 2021), will das Saarland ähnliches mit Kinoöffnungen nach Ostern versuchen.

Die Öffnungen sollen voraussichtlich ab 12. April 2021, aber nur für 14 Tage auf Probe und nicht in Großstädten mit hohen Infektionszahlen stattfinden. Plicht zum Ticketkauf ist ein am selben Tag vorgenommener, amtlich anerkannter Corona-Schnelltest, der negativ ausfallen muss. Zudem dürfen die Kinoplätze nur im Schachbrettmuster und mit maximal halber Besucheranzahl belegt werden.

Es ist kaum anzunehmen, dass die Verleiher dafür extra neue Filme starten werden, auch wenn in weiteren Bundesländern insgesamt acht Klein- und Kleinststädte den Zuschlag zu dem begrenzten Modellversuch erhalten könnten und Sachsen-Anhalt mit Dessau, Halle und Magdeburg dem Beispiel gern folgen würde.

Vielmehr ist zu befürchten, dass Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), recht behält und die Inzidenzzahlen von derzeit bundesweit knapp 120 (in Berlin sogar knapp 130) nach Ostern exponentiell ansteigen, da ohne verlängerten Lockdown die Corona-Mutanten nicht in den Griff zu bekommen sind.

Die Gefahr der Ansteckung ist allgegenwärtig. Besonders Kinder, die wieder zur Schule gehen durften, stecken sich bei Mitschülern an und tragen das Virus unerkannt in die Familien, wo es zu Ostern bei Verwandten-Besuchen weitergegeben werden könnte. Deshalb wird dringend geraten, mehrmals wöchentlich Schnelltest durchzuführen und bei positivem Testergebnis sämtlichen Kontakten aus dem Weg zu gehen.

Deshalb gibt es derzeit auch keine Pressevorführungen, sodass auch wir für unsere nachfolgende Filmkritik auf Streaming angewiesen sind.



"DIE HÜTTE AM SEE" Schwules Liebesdrama von Mikko Makela (Finnland/Großbritannien, 2017, 107 Minuten). Mit Janne Puustinen, Boodi Kabbani, Mika Melender u.a. seit letzter Woche für begrenzte Zeit zu sehen im Salzgeber Club als VoD und auf DVD.

Hier der Trailer auf Vimeo:



Ulrikes Filmkritik:

Leevi studiert in Paris Literaturwissenschaften. Eigentlich müsste er in den Sommerferien seine Abschlussarbeit über Arthur Rimbaud und dem finnischen Dichter Kaarlo Sarkia schreiben. Statt dessen hilft er seinem Vater bei der Renovierung des alten Ferienhauses, was danach verkauft werden soll.

Schon bei der gemeinsamen Autofahrt zur Hütte am See, hört man im Gespräch heraus, dass sein Vater Jorgo von der Homosexualität seines Sohnes nichts wissen will. Vielmehr interessiert ihn, wann Leevi denn nun endlich seinen Wehrdienst leisten will. Jorgo vertritt noch die Meinung, dass erst dort, Jungen zu richtig Männern werden. Auch hört er weg, als Leevi ihm erzählt, dass er in Paris mit Freunden in einer Wohngemeinschaft im Quartier Latin lebt. Kaum angekommen, fangen sie auch schon mit den Renovierungsarbeiten an. Von den handwerklichen Fähigkeiten seines Sohnes ist Jorgo nicht sehr überzeugt.

Der syrische Flüchtling Tareq taucht auf. Er wurde Jorgo als Hilfskraft empfohlen. Die Verständigung ist nicht ganz einfach , da Tareq nur englisch spricht. Eine Tatsache, die Jorgo mürrisch hinnimmt. Leevi erklärt Tareq, dass sein Vater immer so mürrisch ist. „Es hat nichts mit dir zu tun“.

Als Jorgo erfährt, dass Tareq Architektur studiert hat, taut er etwas auf und erzählt, dass er das Ferienhaus ganz alleine gebaut hat. Ein flüchtiges Lächeln erhellt sein Gesicht, als Tareq ihn dafür lobt.

Jorgo muss für einige Stunden weg. Leevi und Tareq genießen die Stille am See. Leevi erzählt über die Schwierigkeiten, die er mit seinem Vater hat und von der Freiheit, die er in Frankreich ausleben kann.

Jorgo ruft an, um zu sagen, dass er erst morgen kommt. Jetzt bleibt den beiden viel Zeit, um mehr voneinander zu erfahren und festzustellen, dass ihre Beweggründe zur Flucht sehr ähnlich sind, denn Leevi floh wegen der konservativen Einstellung seines Vaters nach Frankreich.

Tareq stöbert in der Plattensammlung von Leevis Eltern und legt Musik auf. Die Atmosphäre wird intimer. Die jungen Männer kommen sich körperlich immer näher.

Hektisch räumt Leevie die Spuren ihrer Liebesnacht weg. Jeden Moment kann sein Vater auftauchen. Für die beiden Männer wird es schwierig, ihre Gefühle für einander zu verbergen. Jorgo muss nochmal weg. Tareq und Leevi gehen sehr zärtlich und liebevoll miteinander um. Nach langer Zeit genießt auch Leevi wieder die herrliche Natur, die sie umgibt. Eigentlich wollte er nie wieder zurückkehren. Er wollte immer weglaufen. Als sein Vater wieder da ist, eskaliert die Situation. Auch Tareq wird mit einem familiären Problem konfrontiert, dass ihn vor eine schwierige Entscheidung stellt.

Das eindringliche und hingebungsvolle Spiel der beiden Hauptdarsteller, Leevi (Janne Puustinen) und Tareq (Boodie Kabbani) geht tief unter die Haut. Das schwule Liebesdrama ist das Spielfilmdebüt des in London lebenden Regisseurs Mikko Makela.

Ulrike Schirm




Weitere VoD-Empfehlungen:

„Conny Plank – The Potential of Noise“. Musikdoku von Stephan Plank (Deutschland 2017) im Salzgeber-Club.

Hier der Trailer:



Regisseur Stephan Plank porträtiert zusammen mit Reto Caduff seinen Vater, den legendären Musikproduzenten Conny Plank (1940-1987), der als Pionier des Krautrocks gilt. Eine faszinierende Reise durch die internationale Popmusikgeschichte der 70er und 80er Jahre, mit Musik von NEU!, Brian Eno, David Bowie, Ultravox, Eurythmics, Gianna Nannini, U2 und vielen anderen.


"Heart of a Dog" Ein Video-Essay von Laurie Anderson, der US-amerikanischen Performance-Künstlerin, Musikerin und Filmregisseurin, die mit dem Musiker Lou Reed bis zu seinem Tode (2013) verheiratet war.

Hier der Trailer auf Vimeo vom Arsenal Filmverleih:



Ausgehend von Geschichten über ihren verstorbenen, über alles geliebten Rat Terrier Lolabelle entwickelt Laurie Anderson einen sehr persönlichen Film, in dem sie Kindheitserinnerungen, Video-Tagebücher und philosophische Überlegungen über Datenerhebung, Überwachungskultur und das buddhistische Konzept vom Leben nach dem Tod zu einem mitreißenden, ungewöhnlichen Essay verwebt. Ihre offenen, witzigen Erzählungen verbindet sie mit Geigenkompositionen, selbst gezeichneten Animationen, bearbeiteten 8mm-Filmen sowie frühen und aktuell ausgestellten Kunstwerken.


"Janis - Little Girl Blue" Ein Dokumentarfilm von Amy J. Berg über die 1970 im Alter von nur 27 Jahren verstorbene US-amerikanische Rock- und Bluessängerin Janis Joplin.

Hier der Trailer auf Vimeo vom Arsenal Filmverleih.



Janis Joplin war nicht nur eine der einflussreichsten Rockikonen der Welt und eine Göttin des Gesangs. Sie inspirierte auch eine ganze Generation und eroberte neues Terrain für weibliche Rocksängerinnen nach ihr.




Wegen der immens steigenden Zugriff- und Abo-Zahlen bei den Streamingdiensten wollte das Filmstudio Warner Bros. seinen in den USA erfolgreichen Fernsehprogrammanbieter Home Box Office, kurz HBO, der technisch und künstlerisch als Pionier des Kabelfernsehens gilt, als HBO Max eigentlich längst nach Deutschland holen und somit in direkter Konkurrenz zu Netflix, Amazon Prime Video, Apple TV+ und Disney+ plus treten.

Doch durch langfristige Verträge zwischen Warner Media und dem SKY-Abosender ist der Start von HBO Max schon jetzt verpatzt. Darüber freut sich vor allem Disney, denn deren Strategie, die Auswahl guter Filme bei Netflix und Prime Video zu verringern, hat sich bereits durch steigende Abo-Zahlen auf dem eigenen Portal Disney+ ausgezahlt. Somit wird es für weitere Konkurrenten schwer werden, sich zu behaupten.

Sogar Netflix verspürt den Gegenwind, denn der führende Streaming-Anbieter muss nun auf einige Zukäufe bei Disney verzichten und dafür mehr kostenintensive Eigenproduktionen anbieten. Die Abonnenten spüren dies bereits an deutlichen Verteuerungen, die nicht nur für neue Mitglieder, sondern ab sofort auch für Bestandskunden gelten. Darüber hinaus sind auch Probe-Abos gestrichen worden. Das Netflix-Standardabo in HD-Auflösung kostet zukünftig 12,99 Euro im Monat. Wer bereits einen ULTRA HD TV-Gerät besitzt und die Streamings in hochauflösenden 4K empfangen möchte, muss sogar 17,99 Euro monatlich zahlen. Nur das Basis-Abo in minderer SD-Qualität ist im Preis bei 7,99 Euro geblieben.

Lachender Dritter ist nun mit Apple TV+ der jüngste und bisher kleinste unter den großen Streaming-Anbietern in Deutschland, denn Apples von der Kritik gefeierte Comedy-Serie "Trying" kehrt am 14. Mai 2021 für die zweite Staffel exklusiv auf Apple TV+ zurück.

Eine dritte Staffel der britischen Erfolgsserie ist bereits vor dem Start der zweiten Staffel bestätigt. Apple TV+ ist die Heimat der preisgekrönten Apple Originals von den einfallsreichsten Geschichtenerzählern von heute.

Hier der Trailer der ersten Staffel auf YouTube:



In der acht Episoden umfassenden zweiten Staffel von "Trying" navigieren Nikki (BAFTA-Nominierte Esther Smith) und Jason (SAG-Nominierter Rafe Spall) weiterhin durch den Adoptionsprozess. Die Adoptionskommission hat die beiden zwar zugelassen, die Vermittlung eines Kindes ist jedoch schwieriger als gedacht. Es scheint, als würden ihnen andere Paare permanent die Kinder vor der Nase wegschnappen, während sie allein zurückgelassen werden. Mit der Unterstützung ihrer exzentrischen Sozialarbeiterin Penny (Imelda Staunton) sind sie aber fest entschlossen, alles zu tun, was sie können.


Apple TV+ ist über die Apple TV-App auf ausgewählten Smart TVs von Samsung, LG, Sony und VIZIO sowie über den Amazon Fire TV-Stick unter tv.apple.com für nur 4,99 € pro Monat mit einer siebentägigen kostenlosen Testphase zu sehen. Panasonic Geräte, die Apps für Amazon Prime Video und Netflix vorinstalliert haben, sind leider nicht darunter.

Link: www.apple.com/tv-pr
Quellen: LimeLight PR | Golem | Blickpunkt:Film | ARD Text

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