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Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra


Gomorrha - das realitätsnahe Filmdrama aus Italien hat nicht nur bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai überzeugt und den begehrten Grand Prix bei den Spielfilmen erlangt, sondern war auch der Publikumsrenner im Sommer beim
Münchner Filmfest und bereits Tage vor der Vorstellung ausverkauft.

Bei uns startete der Film erst vor wenigen Tagen in ausgesuchten Kinos. Wegen Überlänge wird außerdem ein Aufschlag beim Eintritt nötig. Wir haben uns den Film deshalb an einem Kino-Montag zu ermäßigten Sonderpreisen im Berliner Yorck Kino angesehen. Filmbeginn um 19:45 Uhr ist schon recht ungewöhnlich, dennoch war der Zulauf ausgesprochen rege und das große Kino mehr als halb gefüllt. Unverständlich ist deshalb wie Kino.de den Film bereits eine Woche später nicht mehr in seinen wöchentlichen Charts führt. Der Film ist ein muss für Liebhaber des Autorenfilms.

Die Filmsprache entspricht fast einem Dokumentarfilm, mehr beschreibend als auf Action ausgelegt. Dennoch gibt es immer wieder Schock Momente und knallharte Szenen, die einen unwillkürlich zusammenzucken lassen. In Süditalien herrscht Mafiakrieg bei dem sogar Kinder zu Verrätern erzogen werden und aus Schulfreunde plötzlich Feinde werden, weil es der Familienclan so bestimmt.

Nur eine privilegierte Minderheit kann in den italienischen Provinzen Neapel und Caserta ein normales Leben führen. Denn die Camorra hat den ganzen Landstrich in ihrem eisernen Griff. Schon 13-Jährige wie Toto (Salvatore Abruzzese) kommen mit der organisierten Kriminalität in Kontakt und müssen als Drogenkuriere arbeiten, Jugendliche wie Marco (Marco Macor) und Ciro (Ciro Petrone) sind dem Mythos des großspurigen Gangstertums erlegen. Alle arbeiten direkt oder indirekt für den Clan.

In Süditalien, wo sich Müllberge und Leichen stapeln, hat die Camorra der Mafia längst den Rang abgelaufen. Nach dem Sachbuch-Bestseller von Roberto Saviano entstand ein Porträt dieses Krebsgeschwürs, dessen untrennbare Verbindung mit Bevölkerung und Alltag fünf ineinander geflochtene Episoden nahelegen. Eindrucksvoll ist die illegale Giftmüllentsorgung bei der die Fahrer streiken, weil eines der Fässer ausgelaufen ist. Man erinnert sich sofort an das Sevesounglück von 1976, dem bisher größten Chemieunfall Europas nur 20 Kilometer von Mailand entfernt. Doch in unserem Fall bestellt der Padrone einfach acht-, neunjährige Jungs, die kaum den Führerstand erklimmen können und dennoch unbeirrt und ein wenig stolz die Laster mit der toxischen Fracht tief in den Steinbruch hineinmanövrieren. Eine Szene die als Beispiel für Kinderarbeit und Unterdrückung Schutzbefohlener herhält und fast überall auf der Welt in Armutsvierteln vorkommen kann. Egal ob in Brasilien, Indien oder Italien.

Der Autor hatte sich in seinem Buch mit den Machenschaften der neapolitanischen Camorra auseinander gesetzt und zu diesem Zweck jahrelang undercover recherchiert, weswegen er seitdem unter Personenschutz steht und sein Aufenthaltsort geheim gehalten wird. Der italienische Regisseur Matteo Garrone hat verschiedene Episoden des Buchs in seinem Film Gomorrha Reise in das Reich der Camorra / Gomorra aufgegriffen und zu einem Spielfilm verarbeitet, der wie die literarische Vorlage Fiktion und Analyse real existierender Missstände mischt und einen ganz neuen Blick auf das organisierte Verbrechen in Italiens Süden wirft.

Für Freunde der Originalversion in Italienischer Sprache zeigt das Odeon Kino in der Hauptstraße 116 in Berlin Schöneberg die ital. OmU. Die Synchronisierte Fassung läuft im Thalia Arthouse Kino in Potsdam sowie bei der Yorck Kinogruppe im Filmtheater am Friedrichshain und im Yorck Kino in Berlin Kreuzberg.
Außerdem im Cinemaxx am Potsdamer Platz und im Kino der Kulturbrauerei, das zur Cinestar Gruppe gehört.

www.gomorrha-derfilm.de


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