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BAF bedankt sich für Weihnachtsgrüße mit froher Botschaft und einer Filmkritik

Berlin stellt zehn Mio. Euro für Filmausfallfonds bereit - und auch Studio Babelsberg steht gut da.



Der BAF e.V. bedankt sich auf diesem Wege für die zahlreichen Weihnachtsgrüße, die er per Mail erhalten hat.

So schreibt unser jüngstes Mitglied, welches erst vor einem Jahr dem Berliner Arbeitskreis Film beigetreten war, als in Deutschland noch keine Gefahr vom COVID-19-Virus ausging, dass sie nunmehr an der Filmuniversität "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg aufgenommen wurde und trotz der Corona-Pandemie bereits eifrig dem Studium "Film- und Fernsehproduktion" folgt.

Wir wünschen natürlich viel Erfolg.



Beglückwünschen kann man auch das Studio Babelsberg, das nach eigenen Angaben gut durch das Krisenjahr gekommen ist und nach dem diesjährigen Abschluss zweier großer Produktionen, inzwischen gut da steht. Einige Aufträge für das kommende Jahr konnten ebenfalls an Land gezogen werden, darunter eine neue Serie der Macher von "Dark", einer deutschen Science-Fiction-Mysteryserie des Video-on-Demand-Anbieters Netflix..

"In der Summe erwarten wir ein gutes Geschäftsjahr - trotz Corona", sagte der Vorstandschef der Studio Babelsberg AG, Carl Woebcken, der dpa in Potsdam. "Aus heutiger Sicht sind zwei kleine bis mittelgroße Filmproduktionen so gut wie sicher und auch eine größere Streamingserie."




Nicht allen Film- und Kulturschaffenden geht es durch die Pandemie gut.

Auf Vorlage des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller hat der Berliner Senat deshalb beschlossen, insgesamt zehn Mio. Euro für die Filmausfallfonds I und II rückwirkend zum 1. November 2020 bereit zu stellen.

Sechs Mio. Euro sollen demnach in den für Kino- und High-End-Serien geschaffenen Ausfallfonds I an vom Medienboard geförderte Produktionen fließen, vier Mio. Euro in den für TV- und Streaming-Produktionen vorgesehenen Ausfallfonds II an deren Berliner Produzenten. Abgefedert werden sollen damit die finanziellen Folgen Corona-bedingter Drehunterbrechungen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller zum Beschluss: "Als größter Filmstandort in Deutschland begrüßen wir es sehr, dass es gelungen ist, den Ausfallfonds I und II auf den Weg zu bringen. Zusammen mit den Produzentenverbänden haben wir das Zwei-Säulen-Modell für die Absicherung Corona-bedingter Schäden bei Dreharbeiten für Film- und Fernsehproduktionen entwickelt, da eine solche Versicherung überlebenswichtig für die Filmbranche ist.

Ohne den Ausfallfonds I und II wäre das Risiko von Dreharbeiten in Zeiten der Pandemie für ProduzentInnen unüberschaubar. Besonders erfreulich ist die Übereinkunft aller beteiligter Bundesländer darüber, dass die Abwicklung zentral und unbürokratisch über die Filmförderungsanstalt FFA erfolgen wird. Wir hoffen, den Filmschaffenden damit ein gutes Rüstzeug zu geben, damit die Produktion von hochwertigem filmischem Content 'Made in Berlin' weitergehen kann."




Der BAF ist mittlerweile vor mehr als 45 Jahren gegründet worden.
Einer der älteren Gründungsmitglieder hofft, aus dieser Pandemie gesund herauszukommen und warnt, dass sich die Politiker nicht daran gewöhnen „durchregieren“ zu können.

"In schwierigen Zeiten einer Pandemie, die vor allem alle Künste und Künstlerinnen und Künstler besonders fordert und bedroht, die sich zu Recht von den Politikern im Stich gelassen fühlen, müssen wir dennoch auf unsere Kreativität vertrauen, auch um Gesellschaften kritisch mit unseren Werken zu begleiten, Spiegel vorhalten und Denkanstöße geben zu können", so Dr. Rolf Külz.




Solange die Pandemie weiter anhält und die Kinos geschlossen bleiben, versuchen die Verleiher ihre teuer produzierten Filme den Streaming-Anbietern schmackhaft zu machen. Leider sind manche lohnenswerte Werke auch schon vor der Corona-Krise oftmals nicht oder nur in sehr wenige unserer deutschen Kinos gelangt, was bei preisgekrönten Filmen besonders schade ist.

Im Falle des inzwischen 34-jährigen argentinischen Schauspielers Nahuel Pérez Biscayart, der auf der letzten 70. Berlinale an der Seite von Lars Eidinger in dem historischen Kriegsdrama "PERSISCHSTUNDEN" auftrumpfen konnte, hat der Salzgeberverleih mit "GLUE" ein glückliches Händchen bewiesen und einen argentinisch-britischen Coming-of-Age-Film aus dem Jahre 2006 mit dem damals beim Dreh nicht einmal 20-Jährigen nun doch noch den Cineasten per Stream zugänglich gemacht.

"GLUE" ist ein klassischer Autorenfilm von Alexis Dos Santos über drei Teenager auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität. In der Machart erinnert der Film mit seiner entfesselten Kamera entfernt an Lars von Triers' Dogma-Filme, aber auch an "MOMMY" des kanadischen Ausnahmeregietalents Xavier Dolan, der als 25-Jähriger auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Jahre 2014 den Preis der Jury gewann und dessen Film als kanadischer Beitrag in die Vorauswahl für den Oscar als bester fremdsprachiger Film gelangte.

Auch "GLUE" hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Young Jury Award in Rotterdam, den Sonderpreis der Jury in Turin und der noch jugendliche Nahuel Pérez Biscayart wurde zum besten Schauspieler in Nantes gekürt. Dennoch wurde der Film nicht überall im Kino gezeigt. Vielleicht war er damals noch zu provokant, um einem breiteren Publikum zu gefallen?

Wir können nur sagen auf Salzgeber.de gehen und den Stream ansehen, um sich selbst ein Urteil bilden zu können. Unsere Filmkritikerin fand ihn ebenfalls berührend und außergewöhnlich.

"GLUE" von Alexis Dos Santos (Argentinen, Großbritannien, 2006, 110 Min.). Mit Nahuel Pérez Biscayart (Lucas) · Nahuel Viale (Nacho) · Inés Efron (Andrea) · Verónica Llinás (Mecha) · Héctor Dí­az (Freddy) seit 10. Dezember 2020 für begrenzte Zeit preisgünstig im Stream vom Salzgeber Club zu sehen. Oder bei Amazon als DVD, nicht aber auf Amazon Prime Video.

Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

„In diesem Sommer will ich endlich Sex haben. Ich will nie mehr klebrig aufwachen“, sagt der 15-jährige Lucas (Nahuel Pérez Biscayart), der in einer Kleinstadt im Nirgendwo – inmitten der weiten und wüstenähnlichen Ebenen von Patagonien lebt. Lucas singt in seiner Punkband mit seinem besten Freund Nacho (Nahuel Visal) Songtexte, die überwiegend einen sexuellen Inhalt haben. Die beiden Jungen sind mit der Veränderung ihres pubertierenden Körpers beschäftigt, Nacho hat schon viel mehr Haare an den Beinen als Lucas. Ihre Gespräche drehen sich fast nur über Frauen und wie es wohl ist, zum ersten Mal Sex zu haben, eine Sache, um die die Erwachsenen so ein Geheimnis machen oder im schlimmsten Fall, davor warnen.

Zufällig beobachtet Lucas unterwegs seine Mutter, wie sie über eine kleine Vorgartenmauer klettert und wie wild auf eine sich sonnende Frau einprügelt, sie wüst beschimpft, weil sie mit Ihrem Mann Sex gehabt hat. Die Ausdrücke, die dabei fallen, sind unterstes Niveau.

Die Ehe seiner Eltern ist mehr als brüchig. Sein Vater lebt in einem anderen Ort und wenn seine Mutter ihren Mann ab und zu zum Essen einlädt, endet die Begegnung jedes Mal mit einem Krach und der Vater zieht wieder ab. Lucas und seine Schwester bleiben verstört zurück. Wohl fühlt er sich Zuhause nicht. So hängt er lieber mit Nacho und der schüchternen Andrea (Ines Efron) herum, mit denen er die Sehnsucht nach dem ersten Sex teilt. Als sich die beiden Jungen mal wieder langweilen, besuchen sie Andrea ganz spontan. Ihre Mutter ist nicht zuhause und sie hocken zu dritt auf Andreas Bett. Die Atmosphäre ist angespannt. Die drei würden sich gerne körperlich näher kommen, wissen aber nicht wie. Ihre Schüchternheit erschwert ihre Annäherung. Lucas lockert die Anspannung auf und spielt mit ihr und Nacho „Open and closed“.

Weil sein Vater mal wieder zum Essen kommt und Lucas bei dem Familienessen nicht dabei sein will, da er genau weiß, wie es wieder endet, fährt er mit Nacho in dessen Wohnung nach Nequén. Andrea soll auch mitkommen. Sie sagt zu. Kommt aber nicht. Es gab wohl Ärger mit ihrer Mutter. In der Wohnung seines Vater entdecken sie Klebstoff, schauen schnüffelnd einen Porno und berühren sich gegenseitig. Nacho bricht frühzeitig auf, angeblich um keinen Ärger zu bekommen. Lucas Vater kommt zurück und erwischt ihn mit verklebten Fingern. Die beiden Jungen haben fast den gesamten Klebstoff aufgebraucht. Liebevoll säubert sein Vater die verklebten Finger seines Sohnes.

Regisseur Alexis Dos Santos gibt seinen Darstellern innerhalb eines vorgegebenen Rahmens sehr viel Raum für Improvisationen. Das macht ihre Darstellung sehr wirklichkeitsnah und macht die „Geschichte eines Heranwachsenden mitten im Nirgendwo“ authentisch. Die argentinisch-britische Koproduktion hatte ihre Premiere 2006 in Rotterdam und gewann den „MovieZone Preis" der IFFR Youth Jury.

Dos Santos hat sein wunderschönes Filmdebüt über die Wirren der Pubertät mit leichter Hand inszeniert. Wenn Lucas im Club seine dreckigen Texte singt, blüht er regelrecht auf und genießt den Applaus. Wenn Andrea, im vom heißen Wasserdampf verschlagenen Bad mit dem Duschvorhang den Zungenkuss übt, wird man unweigerlich an die Zeit der eigenen Pubertät mit ihren Peinlichkeiten, Unsicherheiten und Weltschmerzattitüden erinnert. Dann endlich, ausgerechnet im Club auf dem Männerklo ist die Bombe geplatzt: Andrea küsst Lucas, Lucas küsst Nacho und Nacho Andrea.

Nahuel Pérez Biscayart gewann 2018 den „César“ für den besten Nachwuchsschauspieler in „120 BPM“ und war vor kurzem zusammen mit Lars Eidinger der Hauptdarsteller In „Persischstunden“.

Kamerafrau Natasha Braier glänzt mit eindrucksvollen, wunderschönen Bildern der kargen südargentinischen Landschaft, getaucht in ein warmes golgelbes Licht.

Ulrike Schirm


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