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Internet TV: Zwischen Hoffnung und Skepsis

Medienwoche@IFA Nachlese: Internet vielleicht bald wichtigster TV-Kanal



BBC
Mark Thompson, Chef der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC, hat auf der Medienwoche@IFA über die Rolle der Sendergruppe im Internet gesprochen. "Das Web wird eines Tages vielleicht der wichtigste Verbreitungskanal für das Fernsehen sein, über den der Zuschauer auf das Fernsehprogramm On-Demand zugreift", sagte er. Die Zukunft des Fernsehens sei eindeutig. "Wenn man sich nicht schnell genug bewegt, wird man zerquetscht" sagte Thompson zur Notwendigkeit einer digitalen Strategie für einen traditionellen Sender wie die BBC.

"Das lineare Fernsehen und Radio wird zwar noch einige Jahrzehnte vorhanden sein. Aber die Leute wollen Inhalte zunehmend selbst suchen und dann konsumieren, wenn sie es wollen und wünschen", führte Thompson weiter aus. Die BBC bietet ein umfangreiches Informationsangebot im Internet an, wo auch Programme und Sendungen als Video- oder Audiostream abrufbar sind.

Die Onlineangebote der BBC hätten durchschnittlich 8,5 Millionen einzelne Nutzer (Unique User) in einer Woche. Der Videodienst iPlayer zeigte zur Olympiade 2008 rund 1,7 Millionen Hits. An einem guten Tag, wie beispielsweise dem 19. August 2008, habe die BBC 4,6 Millionen Unique User gezählt.

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Yahoo
Auch der Geschäftsführer von Yahoo Terry von Bibra hält eine strikte Trennung der Medienkanäle für überholt. Die Nutzer interessieren sich mehr für Inhalte, als dafür, über welche Kanäle sie diese Inhalte bekommen. Diese Konvergenz der Medien würde neue Erwartungen und ein neues Nutzungsverhalten mit sich bringen, welche die Zukunft der Medien bestimmen. Bereits heute wird klar, dass die Jugend in den USA, ständig mit dem Laptop auf dem Schoß, eine starke Affinität zu digitale Medien verspürt.

Die Nutzer interessierten sich für Inhalte, die sie in dem Medienformat konsumierten, das zu ihrer momentanen Situation am besten passe - und dabei zunehmend auch mehrere Medien gleichzeitig, wie etwa Internet und Fernsehen. Aus dieser Konvergenz entstünden auch neue Bedürfnisse, von denen die Nutzer erwarten, dass die Anbieter sie erfüllen. Die Nutzer erwarteten zu Recht, dass sie zu einer Fernsehsendung Zusatzinhalte auf der Website des Senders finden, sagte von Bibra. Er ergriff dabei auch Partei für die öffentlich-rechtlichen Sender, deren Onlineaktivitäten der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag stark einzuschränken droht. Die Anbieter sollten sich nicht an den Bedürfnissen der letzten 50 Jahre orientieren, sondern zunächst die Bedürfnisse der Nutzer heute sammeln und dann erst nach Lösungen für morgen suchen.

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Current TV
Fernsehen zum Mitmachen ist der Wahlspruch der Open-Source-Fernsehplattform Current TV aus San Francisco. Bei Current TV bestimmen die Nutzer über das Programm. Sie beteiligen sich an der Themenauswahl für Nachrichtensendungen, produzieren Beiträge und Werbespots. Derzeit sendet Current TV nicht nur über das Internet, sondern in den USA, Großbritannien, Irland und Italien auch über Satellit und Kabel. Deutschland sei ebenfalls ein interessanter Markt für das Unternehmen.

"Ihr macht die Nachrichten, wir bringen sie ins Fernsehen", lautet der markige Wahlspruch von Current Media. Das Unternehmen betreibt die Current TV, deren Programm "für, von und mit dem Publikum" gestaltet werde. , erklärte Mark Goldman, COO von Current Media, auf der Berliner Medienwoche.

Gegründet wurde das Unternehmen im August 2005 von dem Geschäftsmann und Anwalt Joel Hyatt und dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore. Anlass war der negative Umgang der Medien mit Gore während des Präsidentschaftswahlkampfes 2000. Seit August 2007 sendet Current TV in Großbritannien und Irland, seit Mai 2008 auch in Italien. Insgesamt erreicht Current TV nach eigenen Angaben 58 Millionen Haushalte. Die Website hat 5 Millionen Nutzer im Monat.

Die Nutzer von Current TV setzen darauf, dass sie Nachrichten sofort abrufen können, dass diese nur kurz sind, und dass sie interaktiv sind, so dass die Nutzer die Möglichkeit haben, selbst mitzuwirken. Darin unterscheiden sich Current TV deutlich vom offenen Kanal Berlin OKB, deren Nutzer zwar auch eigenen Beiträge produzieren können, diese aber leider nicht interaktiv nutzbar sind.

Bei Current TV können dagegen die Beiträge auf der Website Beiträge bewertet werden. So entscheiden die Zuschauer über die Zusammensetzung einer Sendung, indem indem das Ranking der Beiträge durch Mitbestimmung beeinflusst wird. Ein Drittel der Inhalte sind zudem kurze, von Nutzern aufgenommene Videos, sogenannte Pods - offenbar abgeleitet von Podcasts. Das entspreche zum einen der Nutzungsgewohnheit und der gesunkenen Aufmerksamkeitsspanne, so Goldman. Zum anderen sei dieses Format für die Produzenten der Videos einfacher: "Jeder kann eine Geschichte in drei bis fünf Minuten erzählen." Selbst ein Teil der Werbespots stammt von Nutzern. Beim OKB sind die Beiträge dagegen oft bis zu einer Stunde lang und werden häufig nur für Minderheiten, wie bestimmte Volksgruppen, produziert.

Vorteil an diesen zuschauergenerierten Inhalten (Viewer Created Content, VCC) sei, so Goldman, dass die Zielgruppe selbst am besten wisse, was sie sehen wolle. Wenn man den Nutzern die Mittel und die Möglichkeit gebe, komme "etwas sehr Authentisches" heraus.

Current sei jedoch keine Plattform, auf der Nutzer wahllos selbst gedrehte Videos veröffentlichen können, betonte er. Die Produktion der Beiträge und Werbespots sei sehr streng. So wacht eine rund 200 Mitarbeiter große Redaktion über die Qualität der Beiträge und stellt ggf. ergänzende Ressourcen wie etwa Bildmaterial zur Verfügung. Da schon heute viele Deutsche die Plattform nutzen würden, sei Deutschland für Current ein interessanter Markt, sagte Goldman abschließend.

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IPTV: abgestürzter Hoffnungsträger
In Deutschland ist das große Geschäft mit IPTV offenbar bisher nicht zu machen. Verdienen lässt sich künftig höchstens noch mit den Video-on-Demand-Angeboten und kostenpflichtigen Spartenkanälen. Ob das ausreicht, um den technischen Aufwand dahinter zu finanzieren, muss sich zeigen. Mit IPTV wollten DSL-Provider neue Umsatzpotenziale erschließen und so erodierenden Margen im Geschäft mit Breitband-Zugängen entgegentreten. Doch daraus wird nichts.

Mittlerweile hat mit Hansenet/Alice nämlich einer von drei IPTV-Playern auf dem deutschen Markt angekündigt, den Service quasi kostenlos zum DSL-Paket beizulegen. Lediglich die Vertragslaufzeit verlängert sich von einem Jahr auf 24 Monate. Es ist tatsächlich schwierig, Kunden vom Zusatznutzen des Fernsehen-Angebotes zu überzeugen, denn IPTV bietet in seiner derzeitigen Form kaum einen Zusatznutzen, der nicht auch mittels Festplattenrekorder (Aufnahme, Programmführer, zeitversetztes Fernsehen) realisiert werden könnte. Lediglich Video on Demand mit Quality of Service und die große Auswahl an Spartenkanälen sind Alleinstellungsmerkmale.

Die Telekom mit Ihrem T-Home/Entertainment-Paket und Arcor dürften vor einem ähnlichen Problem stehen. Der “Welt” liegen Informationen vor, wonach auch Arcor-Digital TV die kostenlose Bereitstellung von IPTV in Erwägung zieht. Noch gibt es keine offiziellen Informationen, der Schritt wäre aber nicht überraschend.

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