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KINOMITTELSTAND FÜRCHTET UM EXISTENZ UND FORDERT KINOGIPFEL

Auch Hans-Joachim Flebbe, Gründer der Cinemaxx-Gesellschaft und Betreiber der Astor Filmlounge sowie des Zoo Palastes in Berlin, sieht sein Lebenswerk gefährdet.



Der deutsche Kinomittelstand sieht sich in seiner Existenz bedroht. In einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters fordern die Filmtheater deshalb kurzfristig weitere Hilfen und einen Kinogipfel.

Die mittelständischen, familiengeführten Kinos in Deutschland bangen um ihre wirtschaftliche Zukunft. Ohne staatliche Finanzhilfen könne ein großer Teil der deutschen Filmtheater die aktuelle Krise nicht überleben, heißt es in einer Pressemitteilung des kurzfristig ins Leben gerufenen Zusammenschlusses "Deutscher Kinomittelstand – privatwirtschaftlich geführte Kinounternehmen".

Durch die Schließung der Kinos Mitte März und die nur zögerliche Wiedereröffnung seit Mitte Mai verzeichnen alle Kinobetreiber massive Umsatzeinbrüche und befinden sich in einer teils dramatischen Liquiditätssituation. Zahlreiche mittelständische und familiengeführte Filmtheaterunternehmen sehen deshalb ihr Lebenswerk bedroht, obwohl sie in den vergangenen Jahren mehrere 100 Millionen Euro in neue Standorte, Technik und Servicekonzepte investiert haben.

In einem offenen Brief an Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, fordern sie deshalb wirtschaftliche Hilfen sowie einen Kinogipfel. Ohne die Unterstützung der Bundesregierung, heißt es in dem Schreiben, werde es in Deutschland bald keine Filme, keine Besucher und keine Kinos mehr geben. Viele Arbeitsplätze seien bedroht. Zudem seien die Folgen für das kulturelle Leben und die Belebung der Innenstädte irreversibel.

Der Brief wurde von insgesamt 68 Unternehmen unterzeichnet, die deutschlandweit für rund 1.300 Leinwände stehen und damit einen Marktanteil von 40 Prozent repräsentieren. Ähnlich wie der Kinogesamtmarkt rechnet auch der deutsche Kinomittelstand bis Jahresende mit einem Besucherrückgang zwischen 50 und 60 Prozent.

Zudem scheuen sich derzeit viele Verleihunternehmen vor dem Hintergrund der Kapazitätsbegrenzungen neue Produktionen auszuliefern, die mehr Publikum anlocken könnten.

Daneben fordern die Kinobetreiber finanzielle Unterstützung. „Mittlerweile ist deutlich erkennbar, dass im Jahr 2020 maximal die Hälfte des Normalbesuchs realisiert werden kann“, sagt Initiator Michael Pawlowski, geschäftsführender Gesellschafter der Filmpalast-Gruppe (Kieft und Kieft). „Bei einem fixkostenintensiven Geschäftsbetrieb und einem derartigen Umsatzrückgang sind Soforthilfen erforderlich.“


Zudem appelliert der deutsche Kinomittelstand an die Bundesregierung, das Auswertungsfenster für internationale Produktionen gesetzlich zu regeln. Geförderte deutsche Kinoproduktionen dürfen gemäß geltendem Recht erst nach sechs Monaten auf Streamingportalen gezeigt werden. Große US-Studios wie Universal haben diesen Zeitraum inzwischen auf nur 17 Tage reduziert, was zu einer Wettbewerbsverzerrung führt und zu weiteren Besucherrückgängen provoziert, den viele Unternehmen nicht mehr ausgleichen können.

Da die Probleme vielfältig sind und zudem wichtige Veranstaltungen wie der HDF-Kongress in Baden-Baden, die internationale Kinomesse in Barcelona und auch die Filmmesse in Köln ausfallen mussten, fordern die Kinounternehmen die Kulturstaatsministerin auf, einen Kinogipfel einzuberufen. Dort könne man gemeinsam Überlegungen entwickeln, wie man der dramatischen Situation der mittelständischen Filmtheaterunternehmen begegnen könne.

Auch Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe hat sich einer Initiative aus mehr als 800 Gewerbetreibenden aus Hotellerie, Gastronomie, Unterhaltungsgewerbe, Einzelhandel und vielen anderen betroffenen Branchen, darunter auch Kinobetreiber angeschlossen, denn er sieht sein Lebenswerk gefährdet:

„Wir hatten schon im März ein eigenes Hygienekonzept mit Abstand und Nachverfolgbarkeit erarbeitet. Dennoch war der allgemeine Lockdown sicher notwendig. Was seitdem aber in den Bundesländern geschieht, kommt teilweise einem Berufsverbot nahe. Und das, obwohl weltweit kein Fall bekannt ist, in dem ein Kino zum Ansteckungs-Hotspot wurde. Die aktuell weiter bestehenden Auflagen werden zu einer Pleitewelle in der Kinobranche führen, erste Kinobetriebe wurden bereits eingestellt. Und dann wird immer von großartiger Hilfe und von der Unterstützung der Kulturinstitutionen gesprochen – davon kommt aber nur in wenigen Fällen bzw. von einzelnen Bundesländern überhaupt etwas an. Ausnahmen sind dabei vor allem Berlin und Hamburg.“


Mit Berufung auf das Grundgesetz wurden bei einem gestern stattgefundenen Pressegespräch Pläne und Vorgehensweise gegen die Länder hinsichtlich einer geforderten Entschädigung für die entstandenen Schäden aus dem Corona-Lockdown vorgestellt.

Die Betriebsschließungen stellen einen direkten Eingriff in das durch Art. 14 Grundgesetz (GG) geschützte Eigentum der Inhaber dar. Außerdem greifen sie in das Grundrecht der Berufsfreiheit ein, auch wenn sie nach Auffassung der Behörden zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und zum Schutz des Gesundheitssystems erforderlich waren. Sie sind jedoch nur verfassungsmäßig, wenn den Betroffenen ein finanzieller Ausgleich gewährt wird, was bisher nicht im vollem Umfang geschah.



Darüber hinaus hat sich HDF Kino mit einem Brief an die Verleiher gewandt und auf aktuelle Problemfelder im Miteinander von Kino und Verleih hingewiesen.

Insbesondere die Kommunikationspolitik der Verleiher in der Corona-Krise wird von den Mitgliedern des Verbandes häufig kritisiert und sorgt für großen Unmut.

Gerade in unsicheren Zeiten ist eine aktuelle und verlässliche Startliste unabdingbar. Viele Kinobetreiber haben nicht den ständigen Kontakt zum Verleih und sind auf die Startliste des Verbandes der Filmverleiher (VdF) angewiesen, die immer aktuell gehalten werden sollte.

Es ist elementar, dass Startverschiebungen und Startterminabsagen nicht nur über die Presse erfolgen, sondern die Kinos als erstes von den Verleiher/innen direkt informiert werden. Insbesondere bei Startabsagen von Filmen, die die Kinos seit Monaten bewerben, gebietet es der Respekt, langjährige Geschäftspartner/innen auch über die Gründe zu informieren.

Den kompletten offenen Brief es Kinomittelstandes lesen Sie hier.
Quelle: Filmecho

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