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Berlin Photo Week, Prix Europe in Potsdam und 4. Europäischer Kinotag

Zahlreiche Veranstaltungen, Preisverleihungen und Ausstellungseröffnungen beschäftigten uns an diesem Wochenende.




Mit hochinteressanten Zahlen wurde am gestrigen Freitag, den 11.10.2019 im Kraftwerk Berlin die Berlin Photo Week vom Hauptpartner Canon eröffnet. Auf die Veranstaltung, die neben einer Ausstellung vor allem den Schwerpunkt auf Vorträge für angehende Fotografen legt, hatten wir u.a. schon am Mittwoch hingewiesen.

Erstaunt haben uns dennoch Informationen, die uns vorher nicht geläufig waren:

Von allen jemals veröffentlichten Fotos auf der Welt, und das sind etliche Millionen, sollen davon allein 10% in diesem Jahr entstanden sein, hieß es in einem Vortrag des Canon Symposiums.

Offensichtlich haben nicht nur neue Kameramodelle, sondern auch die Smartphones mit immer besseren Objektiven eine Boom auf den Social-Media-Plattformen ausgelöst, der nicht mehr zu stoppen ist.

Sogar die Photokina soll künftig jährlich im Frühjahr in Köln stattfinden und nicht mehr in einem zweijährigen Turnus im Herbst.

Schwieriger ist jedoch das Geldverdienen mit professioneller Fotografie geworden. Wie angebliche Statistiken aufzeigen, soll jemand, der vielleicht im Internet auf zwei Millionen Followers in seinen Blogs oder auf Instagram Accounts verweisen kann, tatsächlich nur einen Rücklauf von einer Handvoll echter Kaufinteressenten haben.

Auch die Verschärfung des Urheberrechts hilft nicht immer den Fotografen, ihr Recht zu bekommen. Eigentlich sollten Veröffentlichungen jeweils den Namen des Fotografen angeben. Dies wird jedoch von einschlägigen Medien oft mit dem Hinweis auf den verschärften Datenschutz unterlassen, sodass es oft schwierig wird, den Urheber herausragender Fotografien herauszubekommen. Die Leidtragenden sind wiederum jene Fotografen, die als Freischaffende ihr Geld erwerben müssen, deren Namen aber kaum einer kennt.

Bekannte Namen in der Ausstellung des Kraftwerks Berlin.

Bekannte Namen dagegen haben wir in der Ausstellung im Kraftwerk Berlin gefunden. Dazu gehören unter anderem Sven Markquardt, Fotograf und Türsteher in Deutschlands bekanntestem Technoclub, dem Berghain Berlin. Seine Bilder der Underground-Szene sind legendär. Im Kraftwerk Berlin wurde ihm ein eigener Raum gewidmet, abgedunkelt und mit düsteren Basslauten untermalt. Auf der Berlinale liefen insgesamt drei Filme von und über den in Ost-Berlin aufgewachsenen Fotografen, der bei der DEFA in die Lehre ging. Einer davon, die Doku "Schönheit & Vergänglichkeit" von Annekatrin Hendel erscheint am 5. Dezember 2019 in den deutschen Kinos.

Hier der Trailer:



An anderer Stelle ist Olaf Heine mit Bildern aus seinem jüngst veröffentlichten Buch »Rwandan Daughters« zu sehen. Eine größere Ausstellung läuft zudem seit dem 7. September 2019 im Museum Frieder Burda in der Auguststraße 11-13 in 10117 Berlin, die noch bis zum 22. Februar 2020 geöffnet bleibt.

Ergänzt werden die Bilder um ein Video mit dem Making of zum Buch. Hier der Clip:



Synopsis:
Fast eine Million Menschen fielen dem Völkermord in Ruanda 1994 zum Opfer, etwa 250.000 Frauen wurden vergewaltigt. Heute leben Täter und Opfer oft Tür an Tür. Und während Frauen in der ruandischen Gesellschaft in den vergangenen 25 Jahren an Einfluss gewonnen haben, leben die Opfer der Vergewaltigungen und ihre Kinder weiterhin oft ausgegrenzt mit dem Stigma der Witwen und Waisen. Gerade die Töchter der Vergewaltigungsopfer sind es heute, die ihre traumatisierten Mütter auffangen und gegen das Stigma ankämpfen – mit beispiellosem Mut und grenzenloser Zuversicht in einer von schweren Traumata geprägten und autoritär regierten Gesellschaft. Rwandan Daughters ist ein Zeugnis der Kraft dieser Frauen.


Einen Eindruck vom Rundgang durch das Kraftwerk Berlin, bei dem fast alle namhaften Hersteller wie Canon, Nikon Sony Olympus, Leica, Panasonic, Fuji und auch Tamron ihre neusten Produkte zeigen und ausführlich Interessenten beraten können, schildert unsere Kollegin Elisabeth Nagy nachfolgend. Ihren Text hat sie mit ein paar selbst geschossenen Bildern unterlegt.

Berlin Photo Week - Notizen & Impressionen

Die 2. Berlin Photo Week hat sich das Kraftwerk ausgeguckt, wo es auf zwei bzw. drei Ebenen viel zu sehen und auszuprobieren gibt. Das Kraftwerk hatte bereits, das ist jetzt zwei Jahre her, einen Olympus-Playground beherbergt. Die Atmosphäre in dem ehemaligen Heizkraftwerk Mitte, in der Köpenicker Straße (U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße), passt. Weitläufigkeit und Überschaubarkeit sind hier gegeben.

Foto © Elisabeth Nagy 2019
Auf der unteren Ebene befindet sich das "Funplace". Hier ist es nicht ganz so abwechslungsreich, wie bei einem Olympus-Playground, aber die Idee ist ähnlich. Eine Kamera mitbringen oder von einem der Hersteller, die ihre Stände vor Ort haben (Canon, Panasonic Lumix, Tamron, Sony, Olympus, Leica), leihen und dann die Szene wirken lassen. Übrigens erkundigte ich mich am Olympus-Stand gleich mal, ob es denn bald wieder einen Playground geben wird. Leider ist da nichts in Planung. Schade eigentlich.

Foto: © Elisabeth Nagy 2019
Als Photo-Amateur oder Profi kann man neue Apparate in die Hand nehmen, Fragen stellen. (Und im Kopf nachrechnen, wie lange man wohl darauf wird sparen müssen.) Auf der dritten Ebene, die der Konferenz vorbehalten ist, kann man sich ja von Anbietern von Buchhaltungssoftware und Kreditkartenfirmen, die gezielt Freischaffende ansprechen wollen, entsprechend beraten lassen.

Die tPIC-Konferenz (the Professional Imaging Conference) richtet sich an professionelle PhotographInnen und ist entsprechend nicht kostenfrei. (Funplace und die Ausstellungen sind frei zugänglich.) Die Idee ist, Photograph*Innen zusammen zu bringen, eine Begegnung zu ermöglichen. Kontaktaufnahme erwünscht. Die Konferenz dient aber auch der Fortbildung. Die Themen sind dabei praktischer Natur: Preisgestaltung, Strategien für Wettbewerbe, aktuelle Entwicklungen im Bildrecht, Instagram als Marketing-Tool. Das sind nur einige Beispiele. Die Konferenzen finden einträchtig nebeneinander statt. Das Publikum bekommt Kopfhörer und damit sind Beeinträchtigungen in der Akustik sicher umschifft. Es sieht übrigens schick aus, wenn ein Teil der Etage blau, ein anderer grün leuchtende Kopfhörer trägt.

Foto: © Elisabeth Nagy 2019
Da ein kreatives Umfeld in der Regel Kreativität fördert, ist eine Ausstellung mit Photokunst das I-Tüpfelchen. Auf der zweiten Ebene kann das Publikum auch innerlich zur Ruhe kommen und sich auf die Photoarbeiten bekannter Künstler einlassen. Nur in einem (aus Gründen) abgetrennten Raum werden mehr als das Sehen gefordert. Sven Marquadts Ausstellung transportiert seine Photographien auch mit einem akustischen Mantel.

Nicht so sehr Trends, als Persönlichkeiten bestimmen die traditionellen Kalender des italienischen Kaffeeunternehmens Lavazza. Im Kraftwerk zeigen sie eine Auswahl der Bilder (von Annie Leibovitz oder Ellen von Unwerth), die erst auf dem zweiten Blick die Verbindung mit der Kaffeekultur verraten. Im neuen Kalender für 2020* zeigt David LaChapelle, wie Natur und Kaffeegenuss auf einer spirituellen Ebene zusammentreffen können.

Eine andere Note trifft der Photograph Olaf Heine. Er stellt sein Projekt "Rwandan Daughters" vor. 25 Jahre sind seid dem Völkermord in Ruanda vergangen. Auch Vergewaltigung ist eine Waffe, rund 250.000 Frauen fielen ihm 1994 zum Opfer. Heine suchte Frauen und ihre aus der Vergewaltigung stammenden Töchtern auf, porträtiert sie gemeinsam, holt sie aus dem gesellschaftlichen Abseits und gibt ihnen (in dem daraus entstandenen Photoband) eine Stimme.

Elisabeth Nagy


Das Ausstellungsevent mit Conference ist noch bis Sonntag, den 13.10.2019 geöffnet.

Weitere Infos unter: www.berlinphotoweek.com
Location: www.kraftwerkberlin.de

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Fotografie der Nachkriegsmoderne im
Museum für Fotografie


Parallel zur Eröffnung der oben genannten Photoweek fand in der Jebensstraße am Berliner Bahnhof Zoo eine Pressekonferenz zur Fotoausstellung über Ludwig Windstosser an, die unsere Kollegin Ulrike Schirm für uns besuchte. Die Eröffnung über die Fotografie der Nachkriegsmoderne fand ebenfalls gestern am Abend statt.

Mit rund 200 Aufnahmen zeigt das Berliner Museum für Fotografie vom 12. Oktober - 23. Februar 2020 die erste umfassende Einzelausstellung des Stuttgarter Fotografen Ludwig Windstosser (1921–1983), der auch in Berlin und im Ruhrgebiet tätig war.

Durch seine Firmenporträts avancierte Windstosser zum führenden Industriefotografen der westdeutschen Nachkriegszeit und ist dennoch bis heute weitgehend unbekannt. Auch für seine zahlreichen Buchprojekte fing Windstosser den nachkriegsdeutschen Zeitgeist mit seiner Kamera ein. Die Bildbände führen das Lebensgefühl in Großstädten einerseits sowie ein breites Spektrum an Landschaftsaufnahmen andererseits vor Augen.

Windstossers Nachlass bestand aus 200.000 Fotos und Abzügen, von denen nun ein kleiner aber herausragender Teil erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wird.

Beeindruckt haben uns zahlreiche Bilder, darunter auch Fotos von Kumpels im Bergbau des Ruhrgebiets. Wir selbst haben dort unter dem bekannten Filmemacher und Dozenten der Fachhochschule Dortmund, Adolf Winkelmann, Film und Fotografie studiert. Winkelmann ist durch den Film "Jede Menge Kohle" bekannt geworden, dessen Trailer wir hier noch einmal zeigen.



Der Film ist natürlich kein Bestandteil der Ausstellung über Windstosser, dessen abstrakte, eindringliche schwarz-weiß Fotografien den industriellen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg noch viel eindringlicher belegen.

Hinzu kommen auch Architekturaufnahmen der großen Chemiegiganten im Rhein-Main-Gebiet sowie Bilder von Nachkriegsbauten in West-Berlin. Als Mitglied der Gruppe »fotoform«, die ebenfalls einen kleinen Teil der Ausstellung belegt, trug Windstosser maßgeblich zu einer neuen Bildsprache der fotokünstlerischen Nachkriegsavantgarde bei.

Museum für Fotografie
Jebensstraße 2
10623 Berlin
Link: www.smb.museum/.../museum-fuer-fotografie

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Verleihung des PRIX EUROPE in Potsdam

Am gestrigen Abend wurden in Potsdam auch die Preise des Prix Europe verliehen. Insgesamt 16 Trophäen in Stierform gingen an die Besten Europäischen Fernseh-, Radio- und Digital Media Programme des Jahres.

Die Veranstaltung, wurde für die nächsten fünf Jahre vom ehemaligen SFB-Gebäude am Berliner Funkturm nach Potsdam ins Waschhaus verlegt. Sie findet weiterhin unter der Hoheit des RBB, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg statt.

Der seit 1987 bestehende Wettbewerb hat sich zu einem wichtigen Bezugspunkt für europäische Medienschaffende und aufbrechende Talente entwickelt. Jedes Jahr werden beim PRIX EUROPA die besten Medienproduktionen des Kontinents gesichtet, diskutiert und ausgezeichnet.

Für das Jahr 2019 hatten sich 656 Produktionen aus 37 Ländern beworben, 206 davon schafften es in den Wettbewerb. Alle Gewinner sowie weitere Infos finden sie unter den nachfolgenden Links.

Der PRIX EUROPA wurde in diesem Jahr erstmals vom 6. bis 12. Oktober 2019 in Potsdam unter dem Motto „The Power of Dialogue“ ausgerichtet. Der Umzug wurde begleitet von verschiedenen Neuerungen, unter anderem eine Öffnung für ein breiteres Publikum in Form von öffentlichen Filmvorführungen und einer Publikumsjury, sowie zwei neuen Preisen für den digitalen Nachwuchs und einem erstmalig zu vergebenden Award für die beste Radio-Doku-Serie.

Links: www.prixeuropa.eu | www.prixeuropa.eu/winner

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AG Kino - Gilde lädt am Sonntag zum 4. Europäischen Kinotag.

Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller, das belgische Regieduo Jean-Pierre und Luc Dardenne sowie Drehbuchautorin Céline Sciamma stehen in diesem Jahr Pate für den 4. Europäischen Kinotag, der am Sonntag, den 13. Oktober 2019, in über 800 Kinos weltweit den europäischen Film feiert. Eine weitere besondere Zusammenarbeit entstand mit dem ungarischen Animationsfilmer Milorad Krstic der sowohl in Locarno als auch bei der Berlinale zu Gast war und in diesem Jahr das Poster und den Look für die internationale Homepage entworfen hat.

Der neue Präsident des internationalen Arthouse-Verbands CICAE Christian Bräuer erklärt dazu: „Mit dem Europäischen Kinotag feiern wir die Vielfalt des europäischen Films und unserer Kinos als lokal verankerte, engagierte Kulturorte. Kinos sind die Herzkammer für Filme und geben der 7. Kunst gesellschaftliche Relevanz. Der Europäische Kinotag ist zudem ein klares Bekenntnis zu europäischen Werten und der Freiheit und Unabhängigkeit des Filmemachens.“


In über 30 Ländern laden am Sonntag die unabhängigen Kinos zu besonderen Veranstaltungen mit Filmen zu bestimmten Themen, „Best of“-Reihen, Klassikern, Previews, Filmgesprächen, Kinorundgängen und vielem mehr ein. Inzwischen beteiligen sich auch Kinos aus den Vereinigten Staaten, Kolumbien und dem Iran am Europäischen Kinotag. Alle Kinos, die teilnehmen wollen, bekommen eine Handreichung, was sie an diesem Tag tun können, um so mit wenig Aufwand einen möglichst großen Effekt zu erzielen. Dazu gibt es Marketingmaterialien und günstige Kinopreise.

NACHTRAG:

In den Yorck-Kinos in Berlin werden alle Filme des EU-Sonderprogramms zum Sonderpreis von 6,- EUR angeboten. Mit dem Yorck-Kinoabo zahlen Sie sogar nur 3,- EUR. Gezeigt werden bereits ab dem Vormittag zahlreiche Previews aus dem EU-Kinoprogramm.

Links: www.kinotag.eu | artcinemaday.org/de | www.yorck.de/festivals/europaeischer-kinotag

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VOD-Plattform LACINETEK bietet Filmklassiker jetzt auch in einem Berliner Kino an. Bevor wir auf die relativ neue und auch uns bisher unbekannte VOD-Plattform LACINETEK eingehen, wollen wir noch einmal an den heute stattfindenden 4. Europäischen Ki

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