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X. Berlin Biennale hat begonnen

Unter der Federführung der Kunstwerke (KW) sind wieder viele Video-Installationen zu sehen.



Unter dem Motto "We don't need another hero" zeigen Künstler aus aller Welt bei der 10. Berlin Biennale vom 09.06.-09.09.2018 ihre neuesten Werke. Das Festival für zeitgenössische Kunst habe seinen Titel von Tina Turners gleichnamigem Song aus dem Jahre 1985 geliehen, sagte die aus Johannisburg kommende schwarz-afrikanische Kuratorin Gabi Ngcobo.

„Ich will die Konfiguration von Macht und Wissen neu denken und interessiere mich dafür, wie mit Narrativen gearbeitet wird und wie Kunst sie herausfordern oder aufbrechen kann“, sagt Gabi Ngcobo, die Kuratorin der 10. Berlin Biennale.


An ihrer Seite halfen bei der Konzeption vier weitere Kuratoren, paritätisch besetzt mit jeweils zwei Frauen und zwei Männern.

Von Samstag an sind an fünf verschiedenen Orten in Berlin Videoarbeiten, Skulpturen, Malerei und weitere Kunstformen zu sehen. Die Künstler kommen unter anderem aus Havanna, Warschau, Kairo, London, Johannesburg, Lahore, Teheran, Harare, Nairobi und Paris.

Ausgehend von Europa, Deutschland und Berlin als einer Stadt, die mit der Welt im Dialog steht, setzt sich die 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst vor allem in der Akademie der Künste in Berlin-Tiergarten am Hanseatenweg, aber auch in den Kunstwerken in Berlin-Mitte in der Auguststraße sowie in Moabit im ZK/U, dem Zentrum für Kunst und Urbanistik in der Siemensstraße und im kleinen Glaspavillon neben der Volksbühne in Berlin-Mitte, mit den Ängsten und Sorgen unserer heutigen Zeit auseinander und nimmt Bezug auf eine Zeit unmittelbar vor großen geopolitischen Verschiebungen.

In den fünf verschiedenen Orten erzählen die Künstler die Kolonialgeschichte neu und zwar nicht mehr aus europäischer Sicht, sondern aus Sicht der Ursprungsländer. Genau deswegen gelangt eine halb zerstörte Schlossruine aus der Karibik namens Sans Souci vor die Akademie am Hanseatenweg und macht den Anschein, dass anstelle der preisgekrönten Bauten im Hansaviertel, die zur Internationalen Bauausstellung, Interbau, von 1957 errichtet wurden, einst königliche Schlösser standen.



Die IIIusion ist fast perfekt, doch anstelle von Mauersteinen, die scheinbar mit Mörtel zusammengefügt wurden, steht nur eine Kulisse aus Plastik, die auch von den Kulissenbauern in Potsdam-Babelsberg hätte angefertigt werden können.

Fotos © BAF 2018


Zum postkolonialen Diskurs gesellen sich im Innenhof der Akademie aber auch Objekte mit Teddybären, Sandsäcken und improvisierten Schlafkojen, die auch aus einem afrikanischen Flüchtlingscamp stammen könnten. So wird dem Betrachter allmählich bewusst, welche Schuld unsere Vorfahren auf sich genommen haben und welche Verantwortung uns heute in der Flüchtlingsfrage aufgebürdet wird.

Zerstörung und Chaos findet der Besucher in den Kunstwerken auch in der Auguststraße vor. Dort sind keine Ruinen aufgebaut, aber der Schutt, der im großen Ausstellungsraum der Besucher in Augenschein nimmt, stellt schnell die passenden Assoziationen her. Am interessantesten fanden wir jedoch die improvisierte Behausung unter dem Dachgeschoss des KW Gebäudes. Hier wird das Elend, das viele Afrikaner erfahren, hautnah erlebt.

Künstlerisch beeindruckend sind vor allem einige schwarz-weiß Lithographien in den Zwischengeschossen der Ausstellungsräume in der Auguststraße sowie zahlreihe Bilder in der Akademie der Künste. Erklärungen oder Einführungen gibt es allerdings nicht einmal im Katalog. Stattdessen wird auf die zahlreichen Videos verwiesen, in denen Gespräche den Background erklären.

Ergänzend zu den vier Ausstellungen gibt es im Hebbel Theater am Ufer, dem Hau 2, diverse Performances, welche die gesehenen Bilder und Videos theatralisch noch einmal aufbereiten.

Im HAU2 widmet die 10. Berlin Biennale zwei Abende einem künstlerischen Forschungsprojekt zur Geschichte des Kwaito – eines Musikgenres, das um 1994 im südafrikanischen Soweto entstand. Die Auftritte am 15. und 16. Juni 2018 gedenken der Studentenunruhen von 1976 in Soweto, die sich an diesen Tagen zum 42. Mal jähren. Die Abende dienen auch als wichtige Ankerpunkte für die seit 2016 in Südafrika aktiven Protestbewegungen #RhodesMustFall und #FeesMustFall.


Übrigens kann sich die Direktorin der Kunstwerke (KW) glücklich schätzen. Auf der Pressekonferenz wurde erklärt, dass für die alle zwei Jahre stattfindende Berlin Biennale der Etat von der Kulturstiftung des Bundes noch einmal um eine halbe Million Euro für die nächsten vier Jahre aufgestockt wurde. Mit insgesamt jeweils drei Millionen Euro lässt sich gut vorauskalkulieren.

Dennoch sind wir ein wenig enttäuscht vom Gesamteindruck. Insbesondere im Moabiter ZK/U überzeugten uns die dargestellten Objekte nicht. Weder das Niveau der Biennale in Venedig noch das zuletzt stark kritisierte Konzept der alle fünf Jahre stattfindenden "dokumenta" in Kassel wird in Berlin erreicht. Vom sogenannten »Klein Kleckersdorf« wollen wir zwar nicht sprechen, aber Weltstadtniveau wird trotz aller Bemühungen nicht mit der Berlin Biennale erreicht.

Link: berlinbiennale.de
Quellen: ARD Text | Tagesspiegel | KW | Distanz Verlag

KW Institute for Contemporary Art
KUNST-WERKE BERLIN e. V.
Auguststraße 69
10117 Berlin
Web: www.kw-berlin.de

Das KW-Team selbst ist während der Berlin Biennale ausgeflogen und zeigt an verschieden neuen und unbekannten Orten der Stadt ein eigenes Konzept. In der ehemaligen Fuhrparkwerkstatt von Robben & Wientjes, den jetzigen Räumen von »The Shelf«, Prinzenstraße 34, 10969 Berlin-Kreuzberg, präsentiert das Team "The Electronic Diaries" of Lynn Hershman (1984–96) in großformatigen Videoscreens vom 19. Mai - 15. Juli 2018.

Hershman Leeson gilt seit den 1960er Jahren als Pionierin für Performance- und Konzeptkunst, Neue Medien und Film.

Videoscreens by Hershman Leeson. Foto: © BAF 2018


Das Programm von KW on location wird im September in den Räumen der Julia Stoschek Collection in Berlin-Mitte mit einer Ausstellung der ersten beiden Auftragsarbeiten für die KW Production Series von Jamie Crewe und Beatrice Gibson fortgeführt.




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