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Mobile 3.0 Handy-TV gestartet - aber nicht überall


Fußball-EM 08: Doch das Handy-TV über DVB-H lässt weiter auf sich warten.

Laut eines Berichtes vom Berliner Tagesspiegels, der zum Holtzbrinkverlag gehört und somit indirekt dem Betreiberkonsortium von Mobile 3.0 zuzurechnen ist, hat das Handy-TV pünktlich zum 1. Juni mit dem Testbetrieb in vier Deutschen Großstädten begonnen. Doch eine flächendeckende Versorgung wird frühestens zum Jahresende stattfinden. Bei der Vergabe von Sendelizenzen an das Mobile 3.0 Konsortium hatten sich die Landesmedienanstalten offensichtlich mit der Prüfung der Anträge viel Zeit gelassen. So startete Mobile 3.0 erst in vier deutschen Großstädten: Hamburg, München, Frankfurt und Hannover. Berlin gehört nicht dazu.

Noch im November 2007 war der DVB-H-Start zur Fußball-Europameisterschaft in diesem Jahr komplett gefährdet. Die Landesmedienanstalten monierten das Fehlen eines Belegungsvorschlags und entsprechender Verträge mit den Programmveranstaltern. Auch zum jetzigen Zeitpunkt haben noch nicht von allen 14 Landesmedienanstalten eine Sendelizenz an Mobile 3.0 vergeben, so dass es aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist, zur Fußball-EM Mobile-TV in dem ursprünglich geplanten Umfang anzubieten.

Ein Mobile-3.0-Sprecher gab allerdings zu, dass es auch an Vertriebspartnern mangele. Eine kommerzielle Vermarktung könne es daher in der jetzigen Testphase noch nicht geben. Das dürften jedoch nicht die einzigen Gründe sein: Friedrich Joussen, Chef von Vodafone Deutschland, erklärte das auf DVB-H basierende Handy-TV-Konzept kürzlich für gescheitert. Bei Vodafone setzt man lieber auf DVB-T, das unverschlüsselt und ohne monatliche Abo-Kosten zu empfangen ist. Deshalb befinden sich im Sortiment des Düsseldorfer Netzbetreibers, nur DVB-T-Handys von LG Electronics jedoch keines, das für den Empfang via DVB-H gerüstet ist.

Außerdem sind zum Start der internen Testphase am 1. Juni 2008 nur neun TV- und drei Radiosender über DVB-H zu empfangen. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, das zukünftige Regionalprogramm "Deutschland 24" sowie die drei Radiostationen BigMusic, MyFun Radio und 90elf werden unverschlüsselt gesendet. Die Verbreitung der Inhalte von RTL, Vox, Sat.1, Pro 7 sowie n-tv und N24 wird hingegen verschlüsselt erfolgen, teilt Mobile 3.0 weiter mit.

In dieser Testphase werden zwei unterschiedliche Endgeräte der Hersteller Nokia und Samsung eingesetzt, um Empfang, Technik, Verschlüsselung und Handhabung ausführlich zu prüfen. Erst ab Ende 2008 soll in allen großen deutschen Städten der Empfang von Mobile-TV möglich sein. Die technische Realisation von Mobile-TV liegt bei dem Rundfunkdienstleister Media Broadcast und Nokia Siemens Networks. Media Broadcast ist für den Aufbau des Sendenetzes zuständig. Nokia Siemens Networks hat das sogenannte Head-End für den Testbetrieb von Mobile 3.0 errichtet, wo die technischen Prozesse vor der Programmausstrahlung gebündelt zusammengeführt, koordiniert und umgesetzt werden.

Die Mobile 3.0 GmbH ist ein Joint Venture von Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD) und Neva Media. Das Gemeinschaftsunternehmen wird getragen von den Medienkonzernen Hubert Burda Media und Georg von Holtzbrinck, die an Neva Media beteiligt sind, sowie von dem südafrikanischen Medienkonzern Naspers, der größter MFD-Gesellschafter ist. MFD hält laut Firmenangaben 55 Prozent an Mobile 3.0 und hatte Ende April 2008 die Lizenz für Handy-TV im DMB-Sendenetz zurückgegeben. Damit war das 2006 begonnene DMB-Pilotprojekt für mobiles Fernsehen in Deutschland beendet. In Japan und Asien sind dagegen DMB Frequenzen für mobiles Fernsehen recht beliebt, da das System auf alt bewährten DAB (Digital Audio Bradcast) beruht, das bereits vor rund 10 Jahren in einigen Ländern recht erfolgreich eingeführt wurde. Für Vertragskunden von Debitel, Mobilcom und Simply ist die Abschaltung der DMB-Frequenzen ärgerlich, denn die teure Anschaffung eines DMB-TV-fähigen Handys ist nun nutzlos geworden. Das hochauflösende und sogar drehbare Display dürfte zum Telefonieren recht überflüssig sein.

Dagegen hat die EU nun DVB-H zum eigenen europäischen Standard erkoren, der sonst kaum woanders bisher zum Einsatz kommt. Nur noch in den Alpenländern Österreich im Nicht-EU-Land Schweiz wird DVB-H seit geraumer Zeit eingesetzt. Doch Vorsicht ist geboten, denn Handygespräche sind in der Schweiz teilweise deutlich teurer, da hier der im Sommer 2007 eingeführte EU-Tarif nicht gilt. Für junge, mobile Leute ist Handy-TV sicherlich eine Alternative zum Festnetz-TV-Anschluss. Doch mobil läßt sich auch mit Stabantenne und DVB-T auf dem Laptop fernsehen. Außerdem scheinen die Netzbetreiber nicht mitziehen zu wollen und setzen ebenfalls auf DVB-T fähige Handy Modelle, die sie sogar noch wie eh und je subventionieren. Somit ist die Zukunft von DVB-H Handy-TV äußerst ungewiss, wie wir bereits am 7. Mai 2008 im BAF-Blog berichteten.


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