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Einfluss, Aufstieg und Absturz der Medienmogule


Ach wie gut, dass es Kartellwächter gibt, denn die achten in unserem Land meist auf Recht und Ordnung, meinen viele Leute. Doch die global agierenden Unternehmen kennen fast immer einen Ausweg, um ans Ziel ihrer Wünsche zu kommen, auch wenn der Weg nicht immer geradlinig verläuft. Jüngstes Beispiel in Italien ist der zweimal abgewählte und doch zum dritten mal wieder gewählte Milliardär Berlusconi. Als Inhaber fast aller TV-Anstalten in seinem Land hat er Macht und Einfluss genug, seine Ziele doch noch durchzusetzen.

Normalerweise ist es für Einzelpersonen meist schwerer, das Vermögen das man einmal angehäuft hat, immer zusammenzuhalten. Beispiele gibt es genug. Die Kölmel Brüder mit ihrer Kinowelt waren durch den Internet Aktien Flop im Jahre 2001 und die darauf folgende Baisse der neuen Medien am Aktienmarkt, so gut wie am Boden zerstört. Die Reste des Imperiums, welche sie nur zum Teil retten und wieder aufbauen konnten, haben noch lange nicht die hochtrabenden Pläne von einst wieder erreicht.

Jetzt erwischte es auch Artur Brauner (genannt Atze), der mit seiner Central-Cinenema-Compagnie-GmbH, den CCC Filmstudios auf Eiswerder in Spandau, einmal Platzhirsch am Markt war. 1970 schloss er offiziell die Studios. Bis 1980 entstanden dann nur noch einige Koproduktionen. Jetzt finden in den weiter vermieteten Hallen auf Eiswerder meist nur noch Catering Events und einige TV-Produktionen statt. Sein Millionenvermögen, das er in mehr als 22 Grundstücke und Bauten investiert hat, steht unter Zwangsverwaltung der Bank Goldman-Sachs, gegen die er inzwischen klagt. Wenn er verliert sieht es schlecht um seine Einnahmen und Altersversorgung aus. Die Bank dagegen, könnte sich durch die Überschuldung Brauners evtl. in den Besitz einiger wertvoller Immobilien gebracht haben. Darunter das "Hollywood Media Hotel" am Ku'damm, in dem sogar noch das ehemalige Kino "Die Lupe" als private Abspielstätte vorhanden sein soll. Ob er darin noch einmal seine Filme betrachten kann, bevor er am 1. August seinen 90 Geburtstag feiert, ist fraglich.

Widersacher der oben genannten Kinowelt war einmal Premiere, jetzt Sky. Damals gehörte es noch zum einmal Pleite gegangenem Imperium von Leo Kirch. Beide Unternehmen wollten die Führung beim Abo-Fernsehen erlangen. Premiere hat nach vielen Rückschlägen überlebt und sich durch diverse Beteiligungen immer wieder aufgerappelt. Ärgster Konkurrent dürfte jetzt Kabel Deutschland sein. Durch die Digitalisierung wächst die Anzahl der Kabelprogramme stetig und in den Großstädten nimmt die Anzahl der Satellitenschüsseln dafür ab. Mit exklusiven Fußballrechten und einigen Satellitenkunden auf dem Land wird Premiere auf Dauer wahrscheinlich wenig Erfolg haben. Dennoch setzt Medienmogul Rupert Murdoch mit seinem Konzern News Corp. auf den Spartensender und will laut Bericht des "Wall Street Journals" vom 15. April seine Beteiligung an Premiere von derzeit 22,7% bis mindestens auf Sperrminorität von 25% erhöhen.

Der Bezahlsender Premiere denkt dabei zweigleisig. Zu oft war in letzter Zeit das Schweizer Verschlüsselungssystem Nagravision geknackt worden, mit dem die Premiere Decoder betrieben werden. Murdoch besitzt mit Videoguard ein vermeintlich besseres System, das in Zukunft bei neuen Decodern zur Anwendung kommen soll.

Außerdem wünscht sich Premiere ein frei empfangbares privates Vollprogramm, seiner Abo-Familie hinzufügen zu können. Darauf könnte man besser seine weiteren Produkte bewerben und vermarkten. Ausgerechnet Sat1 soll es sein. Noch vor kurzem war die Prosiebensateins Mediengesellschaft am Kartellamt wegen eigener Übernahmeversuche gescheitert. Murdoch möchte zusammen mit Premiere den Spieß umdrehen und nun selbst Sat1 schlucken. Bei Sat1 dürfte ein Angebot gar nicht so ungelegen kommen. Der Sender hat deutlich an Zuschauergunst gelitten. Die RTL Sendefamilie, hinter der Bertelsmann steckt, wird häufiger eingeschaltet. Weil nun einmal durch die Zuschauerquoten die Werbeeinnahmen bestimmt werden, braucht Sat1 womöglich bald Unterstützung.

Zunächst steht aber der Streit um die Vermarktung der Fußballrechte auf dem Programm des Bonner Kartellamtes. Leo Kirch, der sich durch Hilfe von Freunden wieder aufgerappelt hat (wir berichteten hier am 9. Oktober und am 11. Dezember 2007), will gemeinsam mit der Deutschen Fußball Liga eine Zentralvermarktung der TV-Rechte durchsetzen. Hauptnutznießer wäre sein ehemaliger Zögling Premiere.


Links:
www.premiere.de
www.kinowelt.tv
Unternehmen Kinowelt
CCC Filmkunst


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