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Das Ende von Standard-TV und Free-TV steht bevor

HD-Programme werden sowohl analoge Übertragung wie auch einfache Digital-Sender in SD-Qualität ablösen.



Wie bereits gestern von uns im Bericht zu Social-TV und zum neuen Jugendkanal der öffentlich-rechtlichen Anstalten erwähnt, werden Sonderprogramme mehr und mehr nur noch im Internet verbreitet. Die Fernsehübertragung im TV soll zukünftig dem hochauflösenden HD-TV und Ultra-HD-TV in 4K als sogenanntes A-HA-Erlebnis vorbehalten bleiben. Dazu bedarf es neuer Technik und mehr Bandbreiten, weshalb analoge Programme, die bisher noch im Kabelfernsehen geduldet waren, verschwinden werden. Aber auch die Verbreitung der SD-Programme im Standard-Format, die man bisher auch ohne Decoder empfangen und aufnehmen konnte, wird wohl in den nächsten Jahren eingestellt.

Zur Funkausstellung, der IFA, die vom 2.-7. September 2016 in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm stattfindet, wird deshalb verstärkt für das neue DvB-T2 HD geworben, dem Überallfernsehen, dessen Nachfolger nunmehr mobil von freenet.TV in HD-Qualität mit einer einfachen Stabantenne in jedem Wohnzimmer empfangen werden kann. Noch nicht in jeder Stadt, aber bereits in Berlin und bald in vielen anderen Großstädten und in den Ballungszentren.

Mit dem Regelbetrieb in einem Jahr, am 1. Juli 2017, werden die privaten Senderketten wie RTL und ProSiebenSat1 allerdings nur noch für 69 Euro pro Jahr verbreitet und das bisherige DvB-T-Signal wird eingestellt. Deren Empfangsgeräte werden somit ohne Zusatzdecoder für Freenet.TV unbrauchbar. Für den mobilen Empfang per Stab- oder Zimmerantenne werden also kostenpflichtige Smart-Cards benötigt, da der Empfang des HD-Signals verschlüsselt erfolgt. Die öffentlich-rechtlichen Kanäle werden zwar dauerhaft unverschlüsselt und kostenfrei zu empfangen sein, dennoch dürfte die Verwendung des Namens Freenet TV für das frei verfügbare HD-Angebot etwas verwirrend sein. Der Mobilfunkprovider Mobilcom-Debitel hatte sich für 295 Millionen Euro um die Lizenzen beworben und betreibt nun als Media Broadcaster unter dem Namen Freenet TV das DvB-T2 HD Signal. Hier der Unterschied zum Standard-Signal in einem Clip.


Auch für ARD und ZDF werden demnächst HD-Decoder im Kabelfernsehen erforderlich. Gegen den freien Empfang hatten schon die Kabelgesellschaften rebelliert, die eine teure Infrastruktur aufgebaut haben, und Geld verdienen müssen, um den weiteren Ausbau forcieren zu können. Eine Grundgebühr für das Kabelfernsehen beinhaltet zwar den freien Empfang aller öffentlich-rechtlichen Programme, jedoch nicht aller dritten Programme in HD-Qualität an jedem Ort. Nur ortsübliche Programme werden wohl weiter kostenlos verbreitet werden. Die Übertagung der bisherigen Programme in SD-Qualität soll dagegen eingestellt werden, um mehr Platz für HD und ULTRA-HD schaffen zu können.

In Panik muss dennoch keiner geraten. Es wird wahrscheinlich auch für alte Röhrenfernseher in den ersten Jahren Decoder geben, die über eine Scart-Anschluss die HD-Programme umsetzen können. Ob das sinnvoll ist, oder vielleicht mehr kostet als ein neuer Fernseher, der bereits einen DvB-T2 HD Decoder eingebaut hat, muss jeder für sich entscheiden. Doch Vorsicht vor gebrauchter Ware. Ob deren Empfangsteil wirklich für DvB-T2 geeignet ist, oder nur für das alte DvB-T-Signal, sollte man vor dem Kauf auf jeden Fall prüfen. Nicht nur Second-Hand-Händler, auch Handelsplattformen wie EBAY versprechen oft mehr, als dahinter steckt.

Als Alternative bleib noch das Fernsehen über das Internet. Die Plattformen Zattoo.com und Magine.TV verbreiten alle Sender auch im Internet. Für gute HD-Qualität bedarf es natürlich eines nicht kostenlosen Abos. Hinzu kommen die Internetgebühren, sofern man diesen Empfangsweg nicht bereits für den Computer benutzt. Auch der Empfang via Telekom Entertain erfolgt letztendlich über das Internet. Die dafür von der Telekom bereitgestellte Entertain-Empfangsbox beinhaltet allerdings eine schnelle Internet Anbindung, was auch dem Surfen mit dem Computer zugute kommt. Zudem ist der Download in diesem Fall nicht beschränkt. Somit ist also auch Fernsehen rund um die Uhr möglich, ohne das Zusatzkosten anfallen. Die höhere von der Telekom bereitgestellte Bandbreite kostet aber deutlich mehr, als der preiswerteste Internetanschluss.

Der Satellit bleibt der reichweitenstärkste Empfangsweg.

Der Satellit bleibt der reichweitenstärkste Empfangsweg in Deutschland: Mit 17,9 Millionen TV-Haushalten erreicht der Satellit einen Marktanteil von 47,1 Prozent (2014: 46,8 Prozent). Dahinter folgt der Fernsehempfang via Kabel, über den sich 16,5 Millionen Haushalte (43,4 Prozent) versorgen (2014: 43,6 Prozent). Das digitale Antennenfernsehen DVB-T kommt mit 1,9 Millionen Haushalten auf einen Marktanteil von 5,0 Prozent (2014: 5,7 Prozent), das lineare Internetfernsehen IPTV liegt mit 1,7 Millionen Haushalten bei einem Marktanteil von 4,6 Prozent (2014: 3,9 Prozent). Insgesamt beträgt die Zahl der TV-Haushalte in Deutschland 38,1 Millionen. 20 Millionen davon - das entspricht 52 Prozent - können HD-Sender empfangen. 2014 lag der Anteil jener, die über das nötige Equipment verfügten, um Programme in hochauflösender Bildqualität zu sehen, noch bei 45 Prozent. In den 17,9 Millionen Sat-Haushalten liegt der HD-Anteil bei 11,0 Millionen(61 Prozent), im Kabel bei 7,8 Millionen (47 Prozent).

Wolfgang Elsäßer, Geschäftsführer Astra Deutschland: "Der Satellit kann seine Spitzenposition weiter ausbauen, das freut uns natürlich sehr. Viele Deutsche setzen eben auch beim Thema Fernsehen auf Qualität, Vielfalt - und Wahlfreiheit. Ob SD, HD, Ultra HD, frei empfangbar, HD+ oder Sky: Im Gegensatz zu anderen TV-Infrastrukturen bietet der Satellit alles, ohne Verpflichtung, ohne Fußnoten."

Eine rasante Entwicklung zeichnet sich für das im Vergleich zu HDTV noch junge Thema Ultra HD ab: Ende 2015 standen bereits 1,1 Mio. Ultra HD-Geräte in den Wohnzimmern. Fast jeder zweite Haushalt kennt bereits den Begriff und neun von zehn Sat-Haushalten mit Ultra HD-Gerät / 4K konstatieren eine bessere Bildqualität.

In 34,1 Millionen TV-Haushalten in Deutschland steht mindestens ein Flachbildschirm - von den insgesamt 38,1 Millionen Haushalten setzen demnach noch rund vier Millionen Haushalte einen Röhrenfernseher ein. In 22,9 Millionen Haushalten kommt ein Fernsehgerät zum Einsatz, in 10,5 Millionen sind es zwei und in 3,5 Millionen werden drei Geräte eingeschaltet. In 1,2 Millionen Haushalten laufen sogar vier oder mehr Fernseher.

Trend zu größeren Bildschirmdiagonalen hält an.

Laut den Marktforschungsexperten der GfK & Technology hielt der Trend zu größeren Bildschirmdiagonalen 2015 an. Während der Geräteanteil mit einer Größe bis zu 44 Zoll im Vergleich zum Vorjahr von 68,9 Prozent auf 62,5 Prozent zurückging, stieg die Quote im Segment von 45 Zoll bis 64 Zoll von 30,0 auf 35,3 Prozent. Der Anteil der Gruppe 65 Zoll und größer verdoppelte sich sogar auf 2,2 Prozent. Die Datengrundlage basiert auf einer neuen amtlichen Bevölkerungsstatistik. In der Folge sinkt die die Zahl der TV-Haushalte von 38,8 Mio. 2014 auf 38,1 Mio. 2015.

Wichtig zu wissen ist allerdings, dass die Verbreitung der SD-Programme auch über Satellit demnächst eingestellt werden. Schon jetzt werden über Astra die privaten HD-Sender nur im HD-plus Format verbreitet, für deren Empfang ebenfalls eine kostenpflichtige Smart-Card benötigt wird.

Alte Antennen-Empfänger funktionieren bald nicht mehr.

Wir fassen noch einmal zusammen. Von der ersten Umstellung im Frühjahr 2017 sind all jene betroffen, die heute ihre Sender über die DVB-T-Antenne empfangen. In 18 Ballungsräumen werden seit Anfang des Monats schon sechs Sender in der höheren HD-Auflösung über den Nachfolgestandard DVB-T2 übertragen. Schon jetzt könnten 55 Millionen Menschen in Deutschland das neue Antennen-Fernsehen empfangen.

Im Frühjahr 2017 wollen die privaten Fernsehsender die Ausstrahlung über DVB-T komplett abstellen. Wer die privaten Sender empfangen will, muss ab Mitte 2017 etwa 60 Euro im Jahr zahlen. 2019 ist dann auch für alle anderen Sender Schluss. Wer dann noch über Antenne fernsehen will, muss sich einen neuen Empfänger dafür anschaffen. Neuere Fernseher haben diese häufig schon eingebaut. Nach Branchenschätzungen sind das bereits mehrere Millionen TV-Geräte. Damit werden je nach Region bis zu 40 Programme in HD empfangen werden können. Allerdings übertragen die privaten HD-Sender ihre Programme dann nur noch verschlüsselt. Wer nicht zahlt, kann auch nicht entschlüsseln. Damit ist die Zimmerantenne nicht mehr der für den Zuschauer billigste Übertragungsweg.

Kabel bald ohne analoges TV.

Wer sein TV-Programm noch analog über das Fernsehkabel empfängt, muss sich ebenfalls einen Decoder anschaffen oder ein neues TV-Gerät kaufen. Die Digitalisierungsquote im deutschen TV-Kabel liegt mittlerweile bei etwa 75 Prozent. Das bedeutet, dass nur ein Viertel der Kabelkunden noch analog unterwegs ist. Branchenschätzungen gehen allerdings davon aus, dass dies eher ein Drittel aller Kabelkunden ist, weil in vielen Fällen Zweit- und Drittfernseher in Schlaf-, Gäste- und Kinderzimmern noch analog am Kabel angeschlossen sind. Insgesamt also noch mehrere Millionen Zuschauer in Deutschland.

Das gilt vor allem für alle Röhrenfernseher, die ohne eine zwischengeschaltete Set-Top-Box am TV-Kabelanschluss hängen. Aber auch viele ältere Flachbildfernseher zählen dazu, die noch keinen Digitaltuner eingebaut haben. Eine Nachrüstung ohne externen Zusatzdecoder ist meist nicht möglich. Alternativ lässt sich ein moderner Festplattenrecorder mit eingebautem digitalen Empfangsteil evtl. dazwischen schalten, um weiterhin das alte TV-Gerät benutzen zu können. Die Programmwahl muss dann aber über das externe Gerät erfolgen. Einschränkungen wie z.B. fehlender Videotext können aber die Folge sein.

Den Anfang vom Ausstieg machen Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg bereits am 30. Juni 2017, wenn der Kabelnetzbetreiber Unitymedia die analoge Übertragung komplett abstellt. "Die steigende Digital-TV-Nutzung sowie veränderte Sehgewohnheiten der Nutzer sorgen für Nachfrage nach weiteren digitalen Kapazitäten", erklärt der Betreiber seinen Vorstoß.

Der bundesweit größte TV-Kabelnetzbetreiber Vodafone, ehemals Kabel Deutschland, wird nach eigenen Angaben voraussichtlich erst 2018 komplett auf digital umstellen. Vodafone zögert vor allem, weil die Wohnungswirtschaft bei ihren Ausschreibungen analoges TV noch verlangt. Der Grund: Vermieter wollen ihren Mietern ohne jede Verschlüsselung und Set-Top-Box eine möglichst einfache Lösung bieten.

Im Unterschied zu Unitymedia konkurriert Vodafone in vielen Regionen und vor allem in Berlin und Brandenburg noch mit anderen Netzbetreibern wie Tele Columbus um die Gunst der Wohnungswirtschaft. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch Tele Columbus zögerlich bei der Umstellung ist. Somit stehen die Fernsehsender, Kabelnetz- und Satellitenbetreiber vor einem Kraftakt, bei dem sie mehrere Millionen Zuschauer von den Vorteilen der Umstellungen überzeugen müssen.

"Wir werden uns mit dem Gedanken auseinandersetzten müssen, dass es nach dem Abschalttermin noch eine analoge Grundversorgung geben muss für jene, die das nicht mitmachen wollen", sagte Tele-Columbus-Manager Stefan Beberweil auf der Kölner TV-Kabelmesse Angacom.

Dennoch mahnte am 28. Juni 2016 die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), die analoge Verbreitung des Fernsehens über das Koaxialkabel bald abzuschalten, da dies HDTV und breitbandiges Internet behindern würde. Der Verband der Kabelnetzbetreiber Anga hat für die Komplettabschaltung das Jahresende 2018 vorgegeben.

Aus Free-TV wird Pay-TV.

Ist das analoge Fernsehen erst einmal auf digital umgestellt, hat der TV-Zuschauer eine Verschnaufpause – bis zur nächsten Abschaltung. Die Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL haben sich dem Bundeskartellamt gegenüber eigentlich verpflichtet, bis 2022 ihre Programme in der Standard-Auflösung ohne Verschlüsselung zu übertragen. Geht es nach der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), könnte die SD-Abschaltung aber auch früher kommen.

Aus Kostengründen drängt sie ARD und ZDF zu einer Abschaltung ihrer SD-Ausstrahlungen via Satellit zum Ende 2018. Dass dafür auch die Privatsender zeitgleich mitziehen müssten, ist auch der KEF bewusst. Die KEF hält eine Einigung der Sender mit dem Bundeskartellamt für möglich. Unter dem Deckmantel des technischen Fortschritts - hin zu einem schärferen Fernsehbild - würde dann aus dem deutschen Free-TV auf allen Übertragungskanälen ein Pay-TV gemacht.

Quellen: ots - news aktuell | Digitales Fernsehen | Die Welt | Golem | TV & Medien

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