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Preisverleihung im Haus des Rundfunks Berlin

Das europäische Medienfestival "Prix Europa" 2015 zeigt Risse im Kontinent.



Ob Wirtschaftskrise oder der Umgang mit Flüchtlingen - Europa ist immer wieder gespalten. Auch das ist Thema beim diesjährigen "Prix Europa". Letzen Samstag, den 17.10.2015, wurde im Haus des Rundfunks beim rbb in der Berliner Masurenallee am Funkturm das europäische Medienfestival "Prix Europa" 2015 gestartet. Insgesamt wurden über 200 Produktionen aus 28 Ländern gezeigt. Heute Abend, Freitag den 23.10.2015, werden die Preise vergeben und auch der rbb, alljährlicher Gastgeber des Festivals, ist nominiert.

Produktionen für Fernsehen, Hörfunk und Internet aus 28 Ländern gingen diesmal ins Rennen um den "Prix Europa". Nach sechs Sichtungstagen entscheidet die Jury heute aus 212 Produktionen über die besten europäischen Programme für Radio, TV und Online. Insgesamt werden zwölf bronzene Stier-Trophäen vergeben. Ausgezeichnet werden die besten europäischen Programme des Jahres, dotiert mit je 6000 Euro.

Klares Leitmotiv des diesjährigen Wettbewerbs waren Flüchtlingsthemen sowie Terrorgefahr und Überwachungsstaat. Aber auch Kinder- und Frauenthemen fielen stark ins Gewicht. Als Reaktion auf die aktuelle Flüchtlingslage, lud der PRIX EUROPA dieses Jahr Flüchtlinge mit journalistischem Berufshintergrund zur Teilnahme am Festival ein.

Die Verantwortung der Medien für die Zukunft Europas war nie größer. Ihre Schlagzeilen und Schwerpunkte beeinflussen, was uns wichtig ist“, so Festivaldirektorin Susanne Hoffmann. „Das Interesse und das Vertrauen der Zuschauer, Hörer und Nutzer sind ein hohes Gut. Vergessen wir das manchmal im Tagesgeschäft? Wer entscheidet eigentlich, was gerade aktuell ist und was nicht? Diese Fragen werden dieses Jahr im Vordergrund stehen.“

Thema: Gespaltenes Europa.
Die diesjährigen Inhalte spiegelten alle Thematiken wider, die Europa spalten und gespalten haben - sei es die Wirtschaftskrise, der Umgang mit Flüchtlingen oder das internationale Kriegsgeschehen. Doch in punkto Medienproduktion zeigte sich Europa vereint. Es wird über Landes- und EU-Grenzen hinaus zusammengearbeitet. So hatte zum Beispiel das tschechische Fernsehen eine deutsch-französisch-slowakische Zusammenarbeit im Gepäck.

Auch die paneuropäische Koproduktion "The Queen of Silence" sticht heraus: An der Entstehung eines Dokumentarfilms über ein taubstummes Roma-Mädchen waren sechs Länder beteiligt. Hier der Trailer:



Aber auch im Radiobereich wurde über Grenzen hinweg kooperiert: So hat eine spanische Produktionsfirma ein Hörspiel für die britische Rundfunkanstalt BBC produziert. Außerdem fiel auf, dass vor allem bei den Radioproduktionen die Suche nach Spuren der eigenen Vergangenheit derzeit sehr gefragt ist – Geschichten, die Historie konkret und persönlich, geradezu intim machen. Viele Onlineprojekte kreisen dagegen um die Frage, was die Digitalisierung unserer Umwelt für den Einzelnen bedeutet. Wie viel Überwachung lässt sich mit den Persönlichkeitsrechten vereinbaren? Und im Fernsehwettbewerb fordern sich Serie und Einzelstück immer stärker heraus, was zu überragenden Ergebnissen und provokanten Erzählformen führt: Die britische Serie „Cucumber“ skizzierte in atemberaubendem Tempo das Leben von Homosexuellen, der Schweizer Mehrteiler „Station Horizon“ verlegte den Wilden Westen ins Alpenpanorama und im kürzlich von der ARD ausgestrahlten Politthriller „Unterm Radar“ tauchte eine Art deutsches Guantánamo in Polen auf.

Zwei rbb-Hörfunkproduktionen nominiert.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ist mit zwei Produktionen nominiert: In der Sparte "Radio-Feature" kann Bernd Pfletschinger mit seinem Stück "Warum Herr Ziegenfuss nach Afrika muss" auf eine begehrte Trophäe hoffen. In der Kategorie "Radiomusik" ist es "Salome, Hohelied" einer Dichtung von Evelyn Dörr.

Auffällig ist, wie auch schon in den Jahren zuvor, die Vorreiterrolle der nordischen Länder. Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen und Island bewiesen auch dieses Jahr durch ihre zahlreichen Wettbewerbsnominierungen die hohe Qualität der Medienproduktion im europäischen Norden. Darüber hinaus wurden nordische Formate in mehreren Sonderveranstaltungen unter die Lupe genommen: Der schwedische Rundfunk stellt beispielsweise sein überaus erfolgreiches Crossmedia-Projekt #minflykt (dt.: "Meine Flucht") vor und präsentierte Strategien, wie man die Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen ins alltägliche Mediengeschehen einbinden kann. Die Norweger brachten zur PRIX EUROPA „Midweek-Party“ in den Nordischen Botschaften das „längste“ Drama der Welt mit: eine Fernsehserie gedreht auf 2670 Kilometern.

Auszeichnung für Investigativjournalisten Rolf Stengí¥rd.
Die mit je 6.000 Euro dotierten Preise werden bei einer Gala im Berliner Haus des Rundfunks am 23. Oktober 2015 überreicht. Dabei soll der schwedische Investigativjournalist Rolf Stengí¥rd für sein Lebenswerk geehrt werden. Stengí¥rd hatte 2011 die Plattform "Radioleaks" beim Schwedischen Rundfunk gegründet, auf der Bürger anonym über Missstände berichten können.

(UPDATE)
Live Übertragung im Internet.
Laut Veranstalter soll die Preisverleihung wieder live aufgezeichnet und auf der Homepage des Rundfunks Berlin-Brandenburg um 19:21 Uhr ausgestrahlt werden. Eine Wiederholung soll es auf der digitalen Plattform von Tagesschau24 am 24. Oktober 2015 ab 01.35 Uhr geben. Im Vorjahr konnte die Liveübertragung ab 20:00 Uhr auch im Fernsehen des rbb gesehen werden. Diesmal bleibt die Branche aber unter sich und bewirbt nur den Live-Stream im Internet ab 19:00 Uhr. Die Aufzeichnung kann dennoch ab 24.10.2015 eine Woche lang in der Mediathek des rrb angesehen werden.

In den Vorjahren trug unter anderem die deutsche Filmproduzentin Regina Ziegler den Award nach Hause, die BBC-Legende Sir David Attenborough und der dänische TV-Produzent Ingolf Gabold ("Kommissarin Lund - Das Verbrechen", "Die Brücke") wurden schon mit dem Prix Europa Lifetime Achievement Award geehrt.

Der "Prix Europa" wird seit 1987 verliehen, Gastgeber ist traditionell der rbb. In diesem Jahr hatten sich insgesamt 664 Produktionen aus 36 Ländern beworben. Das Festival findet vom 17. bis zum 23. Oktober 2015 statt. Mit seinen bis zu 1.000 Teilnehmern stellt es Europas wichtigste trimediale Medienplattform dar.

Link: prixeuropa.eu | www.rbb-online.de
Quellen: Prix Europa | rbb

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