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Quo Vadis Deutscher Film - Quo Vadis DFFB

Studio Babelsberg mit roten Zahlen.



Im internationalen Vergleich schneidet der deutsche Film nicht sonderlich gut ab. Auch der deutsche Beitrag von Dominik Graf ist gerade aus den Nominierungen für den Auslands-Oscar rausgeflogen. Glücklicherweise gibt es noch einige Koproduktionen mit deutscher Beteiligung, sodass die German Films Marketing GmbH ihre Stände auf den großen Festivals nicht abbauen muss.
Doch die Kürzungen beim DeutschenFilmFörderFonds (DFFF) machen sich schon jetzt bemerkbar. Wie wir am 15.12.14 schrieben, werden nicht nur in Berlin die Geyer Werke, die ältesten Filmproduktionsbetriebe Deutschlands abgewickelt, sondern auch die Zweigstellen der CinepostProduction in München und Hamburg.

Studio Babelsberg macht Verluste.
Sogar die Studio Babelsberg AG in Potsdam wird 2014 rote Zahlen schreiben. "Ich rechne mit einem Verlust von 2,5 Mio. Euro", sagte der Vorstandsvorsitzende Carl Woebcken dem Handelsblatt am 18.12.2014. Zwei wichtige Produktionen seien nicht zustande gekommen."

Im Jahr 2013 hatte das Potsdamer Unternehmen einen Gewinn von 843.000 Euro ausgewiesen, aber keine Dividende gezahlt. Der Umsatz werde in diesem Jahr von 81,9 Mio.Euro auf etwa 50 Mio. Euro zurückgehen. Für 2016 hat die Aktiengesellschaft ihren Rückzug von der Börse angekündigt. Die Konkurrenz ist offensichtlich härter geworden, sodass auch US-Produktionen inzwischen sehr genau abwägen, wo die günstigsten Bedingungen herrschen. Mittlerweile holten die Londoner Pinewood drei große US-Studios wie Walt Disney, 20th Century Fox und Universal Pictures mit ins Boot. Sie alle profitieren von neu eingeführten britischen Steuervergünstigungen und lassen deshalb jetzt wieder mehr Produktionen in den Pinewood Studios produzieren, wie wir am 29.06.2014 ausführlich schrieben.

DFFF soll erst 2016 wieder aufgestockt werden.
Geht es nach dem Bundesrat, sollen die Kürzungen im Filmbereich rückgängig gemacht werden und der DFFF 2016 wieder auf mindestens 60 Mio. Euro aufgestockt werden. Die fehlenden 10 Millionen Euro werden jedoch nicht aus dem Kulturtopf kommen, sondern sollen vom Wirtschaftsministerium bereitgestellt werden, wie es von Seiten des BMWi hieß.
"Es ist wichtig, dass der DFFF auch künftig in seiner Höhe und flexiblen Ausgestaltung ein verlässliches Fundament für vielfältige deutsche und internationale Filme bilden kann", hieß es dazu in einer Plenarsitzung des Bundesrats, der seine Besorgnis über die geplante Kürzung zum Ausdruck gebracht hatte. Die Ländervertretung geht in ihrer Entschließung außerdem davon aus, dass die Bundesregierung den DFFF in der mittelfristigen Finanzplanung über das Jahr 2017 hinaus "grundsätzlich absichert".

Dazu Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen (Produzentenallianz):
Die Entschließung zum DFFF, die der Bundesrat eben gefasst hat, ist eine eindeutige politische Willenserklärung gegen die Entscheidung, den DFFF zu kürzen. Der DFFF stimuliert Filmproduktion und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland. Und: Er verbraucht keine Steuergelder, er vermehrt sie. Wir danken der Länderkammer und besonders den antragstellenden Ländern Brandenburg und Baden-Württemberg für das starke Signal, das von diesem Beschluss ausgeht.“

Für Independent Filmer werden die Zeiten nicht besser.
Der einst so geschätzte deutsche Autorenfilm, wo ist er geblieben? Auf Festivals ist der sogenannte Arthouse-Film zwar gefragt, doch die Independent Labels können es sich meist nicht leisten, Kopien von jedem Film in großer Stückzahl in die Kinos zu bringen. DFFF-Förderungen sind Wirtschaftsförderungen und verlangen eine Mindestanzahl an Kopien, die für den Mainstream in Multiplex-Theater vielleicht Sinn macht, womit aber die unabhängigen Verleiher überfordert wären. Arthouse-Filme sind dagegen Kulturgut, die selten das Einspielen können, was sie gekostet haben. Sie laufen deshalb oft nur in kleinen Filmtheatern für besondere Filmliebhaber oder werden nach ihrer Festivalpremiere nur noch als DVD vermarktet.




Streit um Regie an der Berliner Filmhochschule.
Sogar Studenten der Deutschen Film und Fernsehakademie (dffb) machen sich darüber Sorgen. Sie wollen Mitbestimmen. Seit zwei Jahren gebe es an der dffb keinen Dozenten mehr für Regie und die Zukunft sieht nicht rosig aus. Die Studierenden der Akademie sehen die anerkanntermaßen hohen Standards bedroht.

Im Juni dieses Jahres hatte der seit 2010 amtierende Direktor Jan Schütte überraschend bekannt gegeben, nach Los Angeles zu wechseln. Die Zeit mit Schütte als Direktor bezeichnet Studierendensprecher Florian Hoffmann als „enttäuschend“.

In einem offenen Brief hatten die Studierendenvertreter dem Direktor bereits 2011 vorgeworfen, den demokratisch besetzten Akademischen Rat „als Ort der Mitbestimmung von Studenten- und Dozentenschaft in der Praxis abgeschafft“ zu haben. Schütte selber teilte zum Abschied mit: „Es waren Jahre des Umschwungs und der Neudefinition der DFFB.

In der Filmstadt Berlin ist die DFFB, die als gemeinnützige GmbH mit dem Land Berlin als alleinigem Gesellschafter geführt wird, eine feste Größe. Doch seit Monaten schwelt zwischen den Studenten und dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Filmschule, Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD), ein Konflikt um den vakanten Direktorenposten.

Die Studierenden drängen nun darauf, an der Findung eines neuen Direktors mitwirken zu können. Der oder die Neue solle vor allem dialogfähig sein und die lange Tradition des Austauschs an der Akademie aufrechterhalten, fordert Hoffmann. Böhning und das Kuratorium hätten die Kandidatensuche und auch die offenbar schon erfolgte Direktoren-Wahl zum ersten Mal in der DFFB-Geschichte als geheim angesetzt. „Ich weiß bis heute nicht, wer alles kandidiert hat“, sagt Hoffmann. Nur die Namen der finalen zwei Kandidaten drangen zu den Studierenden durch. Zwischen der französischen Kamerafrau und DFFB-Dozentin Sophie Maintigneux und dem österreichischen Regisseur Julian Pölsler sollte sich das Kuratorium angeblich entscheiden.

Die Studierenden bevorzugen Maintigneux. Sie kenne die Akademie und habe internationales Renommee, sagt Hoffmann. Gerüchteweise soll sich das Kuratorium aber bereits für Pölsler entschieden haben.
Senatskanzleichef Böhning will das auf Anfrage nicht bestätigen. „Die Entscheidung ist noch nicht erfolgt, befindet sich aber in der finalen Phase“, teilte er mit.

Doch die Studierenden machen weiter Druck. Sie halten Mahnwachen vor dem Roten Rathaus ab und demonstrierten am Potsdamer Platz, wo die Filmhochschule sitzt. Beim Festival "Around the World in 14 Films" erläuterten sie auf einer Podiumsdiskussion ihren Standpunkt. Auch in der "Akademie der Künste" am Hanseatenweg in Berlin-Tiergarten fand am 19.12.2014 eine Diskussion über die Zukunft der Einrichtung statt. Zugesagt hatten prominente Alumni wie Detlev Buck oder Wolfgang Becker. Böhning schien nicht teilnehmen zu wollen:
Ob es für die DFFB hilfreich ist, interne Auseinandersetzungen an die Öffentlichkeit zu tragen, möchte ich bezweifeln“, war Böhnings festgefahrene Meinung.

Böhning sieht keinen Grund für Proteste, obwohl die Qualität des deutschen Films in den letzten Jahren eher schlechter als besser geworden ist. Die Studenten dagegen haben noch Illusionen. Sie möchten Hollywood »Made in Germany« machen. Doch dazu bedarf es auch einer guten Regie-Ausbildung.

Quellen: Tagesspiegel | Blickpunkt:Film | Filmecho

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