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BAF Vorstand veranstaltet Filmfest

80 Sachen Festival im Moviemento Kino und Lichtblick.



Andreas Bernhard vom Vorstand des Berliner Arbeitskreis Film e.V. (BAF) und der Konzeptkünstler Falk Richwien veranstalten vom 13.-19. Dezember ein Festivalrevival mit Erinnerungen an das alte West-Berlin.
Andreas Bernhard (Foto BAF)

"80 Sachen Rauschen" ist der ungewöhnliche Titel des Underground Festivals, das in den Kinos Moviemento und Lichtblick gezeigt wird. Der Name ergab sich übrigens rein zufällig beim Sichten des alten Materials. Die damalige Aufnahme- und Produktionstechnik rauschte unerbittlich und man würde sie nach heutigen Maßstäben dilettantisch nennen. Dennoch war dies ein Ausdruck eines Lebensgefühls, das vielleicht mit dem Schlagwort "Woodstook Generation" umschrieben werden könnte. Berlin hat zwar ein so großes Festival zu der damaligen Zeit nie erlebt (erst nach der Wende kam mit der Love Parade Massenhysterie auf), doch die Kreativen und die Subkultur dieser eingemauerten Stadt - die "Kinder vom Bahnhof Zoo" - wussten genau wie sie in die Traumwelt einer weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten "Sound" Diskothek eintauchen konnten, um ihre vermeintlichen Freiräume in nächtlichen Exessen ausleben zu können. Das extravagante und avantgardistische West-Berlin zog deshalb wie eh und je internationale Stars an, u.a. David Bowie, der sich bereits Ende der 70er Jahre im Schöneberger Kiez einige Jahre häuslich niederließ, um die Nachtszene Berlins in dunklen Spelunken zusammen mit dem Travestie Star Romy Haag zu erleben. Romy glänzte danach in rund 26 Filmen. Mitte der achtziger Jahre bekam Sie als Hauptfigur der Videoinstallation „Queen Zero“ eine Art Performance im New Yorker „Museum of Modern Art“. Auch Fassbinder, der viele Filme in Berlin gedreht hat, kann man mit seinem umschweifigen, unstetem Leben zu dieser Künstlergeneration rechnen, obwohl er bereits 1982 daran zugrunde ging.

Die Achtziger waren verräuchert - es stank nach Braunkohle und anderem, Berlins Fassaden waren grau und schmuddelig. In den Kneipen gab es deshalb grelles Neonlicht, hip waren toupierte Frisuren in Blond oder Directions. Punk, New Wave und Neue Deutsche Welle prägten ihren Stil. Man erinnere sich an von die US-amerikanische Satire „Polyester“ von John Waters aus dem Jahr 1981, der mit Rubbelkarten experimentierte, um den Geruch in den Film zu bringen. Berlin zelebrierte seine eigene Romantik - Film wie Nihil oder Dandy mit den Lokalmatadoren Cave und Bargeld entstanden - daneben prägten die Humpe Schwestern ihren Beitrag zur neuen deutschen Welle - Die Ärzte machten Musik und einen Film - in dem sie lange vor Doktor Motte auf einem Truck spielen. Dann wurden sie wegen Claudias Schäferhund verboten - ähnlich erging es dem Berliner Filmemacher Jörg Buttgereit - dessen Horrorsatiren wegen angedeutetem Leichensex auf den Index kamen.

Seitdem ist ein Vierteljahrhundert vergangen - und die Achtziger sind aktuell wie nie zuvor - es gibt heute seit langem wieder erfolgreiche deutsche Musik und der Deutsche Film erlebt eine einzigartige Renaissance. Grund genug Filme zu zeigen wie: „Jetzt und Alles“ von Dieter Meier mit Richy Müller in seiner ersten Rolle gedreht im legendären Berliner „Dschungel“ oder „Super“ mit dem jugendlichen Udo Lindenberg, Nina Hagen und Inga Humpe, den New Wave Film „Liquid Sky“ in dem ein deutscher Kommissar in New York winzige Außerirdische jagt und selbstverständlich auch frühe Filme von Rosa von Praunheim und Lothar Lambert.
Gezeigt werden sechs verschiedene Filmreihen jeweils ab ca. 20:00 Uhr - zum Teil in Anwesenheit der Regisseure oder Filmemacher. Abgerundet wird das ganze Freitag Nacht von einer Release Party mit Konzert. Ergänzt werden diese Juwelen durch independent Kurzfilme. Zwölf Filme von sieben Filmemachern zusammengefasste zu einer DVD mit dem Namen „Blechkiste BERLIN“ benannt nach eine Kneipe in der Mittenwalder Straße/Kreuzberg in der sich die Gruppe zum "Kampftrinken" damals traf.

KURZFILMEDITIONEN
Blechkiste Berlin 10 Kurzfilme

BERLIN ROMANTIK 80
Nix Babylon, Asshole!
Nihil
The Road to God knows where
Dandy

SZENE BERLIN 80
Richy Guitar

HORROR 80
Bad Blood for the Vampire
Nekromantik 1+ 2
Der Todesking

METROSEXUAL
Die Alptraumfrau
Stadt der verlorenen Seelen
Verbieten Verboten

NEW WAVE
Liquid Sky
Super

Das komplette Programm ist hier als PDF einsehbar.
80Sachen_Festival.pdf
Ein ausführlicher Bericht und Interview mit den Veranstaltern ist auch im Tagesspiegel vom 11. Dezember nachzulesen.
Interessant ist, dass die Oldie Zeiten auf breiter Front wieder entdeckt werden. Die Marke TELEFUNKEN soll wieder auferstehen und in der Automobilbranche entbrennt regelrecht ein Revival Boom. Nachdem Chrysler mit dem Cuiser die Retrowelle einleutete, zieht Fiat jetzt mit einem neu aufgeleten Modell 500 nach. Sogar in London wurde am Wochenende die legendäre Rockgruppe "Led Zeppelin" beim ersten Live Auftritt nach 27 Jahren Abstinenz, mit ihrem Lied "stairway to heaven" frenetisch gefeiert, obwohl die Rock-Opas mittlerweile 60 Jahre alt sind.

FILMFESTIVAL "80 Sachen Rauschen" 13-19. Dezember

Moviemento Kino
Kottbusser Damm 22
10967 Berlin-Kreuzberg
Tel.: 030/692 47 85
www.moviemento.de
Gegründet wurde das Kino vor genau 100 Jahren - im Jahre 1907 - von dem Gastronomen Alfred Topp als Kinematographen-Theater. Seit 1984 trägt es den Namen »Moviemento«. Einen kleinen geschichtlichen Abriß findet man beim Kinokompendium Berlin unter: www.kinokompendium.de/moviemento.htm


Lichtblick Kino
Kastanienallee 77
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel.: 030/440 58 179
www.lichtblick-kino.org
Auch zu diesem Kino kann das Kinokompendium mit diversen Bilder und Hintergrundinformationen aufwarten. www.kinokompendium.de/lichtblick.htm


Für BAF Mitglieder steht übrigens eine kleines Kontingent an Freikarten für bestimmte Filme zur Verfügung.


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