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Filmmesse Köln im Zeichen der Misserfolge Hollywoods

Fachmesse für Film-Verleiher, Kinobetreiber und kinoaffine Unternehmen.



Vom 6.-8. August 2013 fand in Kölns Cinedom Deutschlands größte Fachmesse für Film-Verleiher, Kinobetreiber und kinoaffine Unternehmen statt. Auch dieses Jahr gaben die Verleihfirmen wieder Zusatzinformationen zu ihren Filmen in Form von Präsentationen und exklusivem Trailermaterial. Jede Firma hatte etwa 40 Minuten Zeit ihr Material auf dem Podium des Cinedom zu präsentieren.

Außerdem präsentierten in mehreren Sälen mehr als 10 Verleiher an beiden Messetagen ganze Filme, Szenen-Zusammenschnitte und Trailer von zukünftigen Projekten. Diese wurden zeitversetzt und ohne vorherige Anmoderation oder Präsentation mehrfach zu unterschiedlichen Zeiten gezeigt, so dass sich jeder Besucher sein persönliches Messeprogramm zusammenstellen konnte. Auch das Catering stand ganz im Sinne der individuellen Planung. So gab es das jeweilige Tageszeit-Buffet stets über einen mehrere Stunden andauernden Zeitraum, so dass sich jeder Teilnehmer auf sein persönliches Filmprogramm konzentrieren konnte. Unterstützt wird die Film-Messe Köln von bekannten Firmen aus der Kino-Branche, die sich teilweise mit einem Stand im Foyer des CINEDOM präsentierten.

Gezeigt wurden sowohl neue deutsche Produktionen wie auch internationale Neuerscheinungen, die zum größten Teil in diesem oder nächsten Quartal ihren Kinostart geplant haben. Allerdings waren unter den Neuankündigungen auch Produktionen wie z.B. der deutsche 3D-Film "The Lost Place" von Thorsten Klein, der bereits im Februar auf dem European Film Market zur Berlinale der Presse vorgestellt worden war. Die Produktion sollte nicht nur eine neue Ära des real gefilmten 3D-Films aus Deutschland einläuten, sondern dazu auch den passenden 3D-Ton von Dolby-Atmos liefern. Doch das unsägliche Vampir-Machwerk über Uran- oder durch sonstige Strahlen infizierte Menschen, scheitert auf ganzer Linie. Hier der Trailer.



Leider sind auch die anderen Neuankündigungen nicht besonders verheißungsvoll.

Hier die gezeigte Titelliste:

• "Lost Place (3D)" Mysterythriller von Thorsten Klein, NFP marketing & distribution
• "Alles eine Frage der Zeit" Romantische Komödie von Richard Curtis, Universal Pictures
• "Am Hang" Literaturverfilmung von Markus Imboden, Arsenal Filmverleih, im Vertrieb von Central Film
• "Aschenbrödel und der gestiefelte Kater" MitMachKino von Torsten Künstler, Märchenfilm GmbH
• "Behind the Candelabra" (AT) Biopic v. Steven Soderbergh, DCM Film Distribution
• "Chroniken der Unterwelt - City of Bones" Fantasy von Harald Zwart, Constantin Film
• "Da geht noch was" Komödie von Holger Haase, Constantin Film
• "Der Teufelsgeiger" Opulenter Eventfilm von Bernard Rose, Universum Film
• "Drecksau" Kriminalfilm von Jon S. Baird, Ascot Elite Filmverleih
• "Große Jungs - Forever Young" Komödie von Anthony Marciano, NFP marketing & distribution
• "Harms" Thriller von Niki Müllerschön, Oberon Film
• "Jackpot" schwarze Komödie von Magnus Martens, NFP marketing & distribution
• "Out of the Furnace" Thriller von Scott Cooper, TOBIS Film
• "R.E.D. 2" Comedy von Dean Parisot, Concorde Filmverleih
• "Riddick" Action von David Twohy, Universum Film
• "Rush - Alles für den Sieg" Rennfahrerfilm von Ron Howard, Universum Film
• "Vive la France - Gesprengt wird später" Komödie von Michaí«l Youn, polyband Medien
• "Wir sind die Millers" Comedy von Rawson Marshall Thurber, Warner Bros. Pictures
• "Sein letztes Rennen" Komödie von Kilian Riedhof, Universum Film

Komödien wie Didi Hallervorden als Marathonläufer in "Sein letztes Rennen" sollen zwar die ältere Kino-Klientel berühren, sind aber letztendlich nur peinlich.

Ganz im Gegensatz zu den laufenden oder kommenden A-Film Festivals in Locarno, Venedig und San Sebastian, die allesamt mit deutlich anspruchsvolleren Titeln und vor allem echter Filmkunst aufwarten können. Als aktuelles Beispiel sei nur "La grande Bellezza" von Paolo Sorrentino zu nennen, das als Meisterwerk der Filmkunst schon im Mai in Cannes seine Premiere hatte und nun ganz in der Tradition von Fellinis Werken zurzeit nicht nur die Berliner Kinogänger begeistert. Hier der Trailer.



Wie man hört, war die Stimmung in Köln dagegen sehr durchwachsen. Wirklich anspruchsvolles Arthouse Kino ist auf solchen Filmmessen wohl leider kaum noch zu erwarten. Die Branche scheint sich immer wieder selbst auf die Schulter zu klopfen, obwohl aus deutschen Landen kaum noch etwas gescheites auf der Leinwand flimmert. Man denke da nur an Sebastian Schweighöfers "Schlussmacher", der außer Klamauk und reinstes Mercedes Product Placement nichts zu bieten hat.

Schlimmer noch sind allerdings Warnungen aus Hollywood, die die Filmmesse in Köln gerade zur unpassenden Zeit erreichten. Wie die Süddeutsche Zeitung am 4. August 2013 schrieb, werden auch die großen US-Filmstudios angesichts diesjähriger Megaflops sichtlich nervös. Der Erfolg teurer Projekte galt in Hollywood lange als garantiert, nun floppt eine Reihe aufwendig produzierter Blockbuster nach der anderen. Sogar Jerry Bruckheimers gestern bei uns im Kino gestarteter 3D-Film "Lone Ranger" mit Johnny Depp in der Hauptrolle, der mit viel Werbeaufwand von Walt Disney in die Kinos gebracht wurde, (wir berichteten ausführlich am 31. Juli 2013 über den Film) ist kein Garant mehr für Kassenschlager in den USA. Sogar das Weltraumabenteuer "After Earth" mit Will Smith und Teeny Star Jaden Smith floppte.

Zwar kracht es in diesen Filmen ordentlich und die Protagonisten ballern mit riesigen Kanonen, sie fliegen in Raumschiffen herum, sie kämpfen gegen wütende Außerirdische, hungrige Fabelwesen und degenerierte Antagonisten, dennoch wollen in diesem Sommer immer weniger Amerikaner diese Art von Filmen im Kino sehen. "Lone Ranger" kostete 250 Millionen Dollar und spielte an den amerikanischen Kinokassen bislang gerade einmal 81 Millionen bisher ein.

Der Alien-Action-Streifen "Pacific Rim" (Produktionskosten: 180 Millionen) erreichte ebenso nur 68 Millionen wie Emmerichs "White House Down" (150 Millionen). Selbst Blockbuster-Garant Will Smith musste mit "After Earth" (Kosten: 130 Millionen, US-Umsatz bislang: 60 Millionen) einen Tiefschlag hinnehmen. Auch "The Wolverine" (Kosten: 100 Millionen) blieb mit 55 Millionen Dollar Umsatz hinter den Prognosen von etwa 80 Millionen Dollar zurück, schreibt die Süddeutsche.

War die Strategie der bedeutenden Studios in den vergangenen Jahren noch überaus erfolgreich und sorgte lange Zeit für finanzielle Stabilität, so hat sich inzwischen bei der immer gleichen Action-3D-Machart offensichtlich eine gewisse Publikumsmüdigkeit eingestellt, sodass die Marketing Experten sich für das zukünftige Popcorn-Kino etwas neues ausdenken müssen. Back to the Future also. Zurück zum großformatigen IMAX-Kino könnte vielleicht das neue Schlüsselkonzept sein, das im nächsten Jahr auch in Berlin mit einer sensationellen Laser-Projektion und noch schärferen Bildern aufwarten will.

Link: www.film-messe-koeln.de
Quellen: Filmmesse Köln | Süddeutsche Zeitung | IMAX

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Kommentare

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Ella am :

Der Geocaching Thriller "Lost Place" hat mit Vampiren soviel zu tun wie diese Kritik hier mit der Qualität des Films - wieder mal ein Filmkritiker, der nicht aus erster Hand berichtet...

W. Friedel am :

Die Kommentatorin irrt. Wir haben den Film bereits im Februar als Preview auf der Berlinale gesehen und bleiben dabei, dass es sich um ein übles Machwerk handelt.

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