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Kölner Filmverband nach Insolvenz vor Liquidation

Einer der ältesten deutschen Filmverbände startet Hilferuf.



Am 26. April 1981, also vor mehr als 31 Jahren, gründeten Mitglieder der Kölner Filmszene in der Luxemburger Straße den Kölner Filmhaus Verein. Nur der Berliner Arbeitskreis Film e.V. (BAF) ist als regionaler Filmverband älter, denn der BAF wurde bereits 1974 von Autoren, Regisseuren, Kameraleuten und Produzenten gegründet. Doch was dem BAF versagt blieb, nämlich die Schaffung eines Filmhauses für unabhängige Autorenfilmer, das gelang den Kölnern.

Ein kleines Kölner Sesselkino avancierte schnell zu einem beliebten Treffpunkt für Filmschaffende in der Region NRW und wurde später in den Stadtgarten verlegt. 1996 zog die Initiative in das Verwaltungsgebäude des ehemaligen Güterbahnhofs Gereon am Mediapark. In restaurierten Räumen bietet das Filmhaus Köln den Filminteressierten seither einen Kinobetrieb mit 99 Plätzen, zwei Seminarräume für qualifizierte Aus- und Weiterbildungen in Medienberufen, einen Filmgeräteverleih, ein Filmlabor sowie Film- und Videoschnittplätze an. Zudem werden verschiedene Förderungsmöglichkeiten für (Nachwuchs-)Filmemacher wie die FilmhausProduktion (FhP), der AG Kurzfilm und der Autorenwerkstatt angeboten.

Ähnliche Ziele verfolgte man ursprünglich auch in Berlin beim BAF. Doch das 10 Jahre nach der Wende endlich realisierte Filmhaus, am Potsdamer Platz im Herzen von Berlin, steht zwar den Freunden der Deutschen Kinemathek mit dem Kino Arsenal zur Verfügung sowie den Studenten der Deutschen Film und Fernsehakademie (dffb), nicht jedoch unabhängigen kleinen Filmemachern.

In der Region Nordrheinwestfalen wuchs Köln mit dem Privatsender RTL schnell zu einem Medienzentrum heran, in dem sich zahlreiche Filmemacher niederließen. Neben den Filmstandorten Berlin und München gehört die Kölner Region mittlerweile zu den wichtigsten Medienstandorten. Alleine der Kölner Filmhaus e.V. hat inzwischen über 400 Mitglieder und könnte somit rein rechnerisch jährlich über mehr als 40.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen verfügen, wenn nicht angeblich das Geld plötzlich zweckentfremdet worden wäre. Sogar über Veruntreuung wird bereits geraunt, falls Gelder in private Projekte geflossen seien. Inzwischen soll der Verein seit Ende Juli insolvent sein, sodass es zur Erhaltung der Seminarstätte angeblich Kräfte im Vorstand des Filmhauses Köln gibt, die eine Abspaltung und Liquidation des Vereins befürworten, um den Standort mit dem Verleih-Equipment und der Weiterbildungsstätte als Wirtschaftsunternehmen fortführen zu können. Mit der Stadt Köln sollen bereits geheime Absprachen zur Umwandlung in eine GmbH getroffen worden seien. Außerdem wurde in Potsdam-Babelsberg vor drei Jahren mit dem Filmhaus Babelsberg eine Dependance für IHK-Lehrgänge, Workshops und Seminare im Medienkompetenz- und Innovationszentrum Babelsberg (MIZ) eingerichtet, das von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) gefördert wird, und nicht in den Insolvenzstrudel hineingerissen werden soll.

Die mehr als 14 ehrenamtlich aktiv mitwirkenden Vereinsmitglieder sind von all den Hiobsbotschaften völlig überrascht worden, wie uns auf Nachfrage telefonisch mitgeteilt wurde. Als auf der Hauptversammlung im Juni heftige Kritik an der Geschäftsführung geübt wurde, zog die Hausbank des Filmhauses einen bereits zugesagten Kredit zurück, was zur Zahlungsunfähigkeit führte. Die jahrelange Arbeit und der Aufbau des Vereins stehen kurz vor dem Ruin, denn bei einer GmbH hätte er kein Mitspracherecht mehr. Um dagegen vorgehen zu können, versucht man sich nun, mit einem Aufruf an die Medien zu wehren, um Licht ins Dunkel der Machenschaften zu bringen.

Gemeinsamer Kampf für den Erhalt des Kölner Filmhaus e.V.

Ein Lehrbeispiel wie man in einer Demokratie einen Verein kaltstellt.

Liebe Kulturschaffende und Freunde,
31 Jahre nach der Gründung des Kölner Filmhauses e.V. steht das etablierte Zentrum für Kinokultur, Medienbildung und Filmschaffen vor dem Aus, bedroht durch eine Insolvenz. Die Ursachen für die Ende Juli angemeldete Insolvenz sehen die Mitglieder der größten freien Initiative von Film- und Fernsehmachern Deutschlands allerdings in einer strategischen Finte in der Regie des bisherigen geschäftsführenden Vorstandes Peter Klas. Ziel der forcierten Aktion scheint die Umwandlung des Vereins in ein Wirtschaftsunternehmen, hinter den Kulissen augenscheinlich mit Zustimmung des Amtes für Wirtschaftsförderung und dem Kulturamt der Stadt Köln eingefädelt.

Die Mitglieder des Vereins Kölner Filmhaus e.V. wehren sich gegen dieses Vorgehen und fordern eine umgehende Aufklärung der Hintergründe! Zudem sehen sie eine Neuordnung des Vereins als unerlässlich.

Statt Filme zu produzieren fühlen sich die Mitglieder des Kölner Filmhauses e.V. selbst als Figuren in einem schlechten Wirtschafts-Krimi: Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am 26. Juni 2012 verkünden Vorstand und Geschäftsführung gleich zu Beginn geschlossenen den Rücktritt. Als Anlass werden Nachfragen von Vereins-Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung genannt, die eine Auskunft über finanzielle Undurchsichtigkeiten einforderten. Dabei ging es um die finanziellen Bezüge des Geschäftsführers Peter Klas, wie auch um Steuerberaterkosten in beachtlicher Höhe. Doch statt für mehr Transparenz sorgt der Vorstand für den Eklat durch den geschlossenen Rücktritt, allerdings nicht mit sofortiger Wirkung, sondern mit Frist zum Ende September 2012. Wofür sie diese Sperrzeit benötigen, wollte der Vorstand ebenfalls nicht beantworten. Doch die Konsequenzen folgen, der Rücktritt dient nun als das offizielle Argument für die aktuelle Situation:

Als angebliche Reaktion auf den Rücktritt kündigte die Hausbank eine bereits zugesagte Kreditlinie, die den auslastungsschwachen Ferienmonat überbrückt- das Filmhaus ist plötzlich zahlungsunfähig. Eine Verkettung von Umständen oder strategisches Kalkül? Sowohl Peter Klas wie der erste Vorsitzender Olaf Klein haben am 31.7.2012 bestätigt: „Ohne Rücktritt hätte es keine Insolvenz gegeben“. Und die Mitglieder sind sich sicher: Der Rücktritt war nicht wie vom Vorstand behauptet "unvermeidlich". Seit Tagen verdichten sich Hinweise, wonach bereits seit Monaten hinter den Kulissen eine Umwandlung des Vereins in ein Wirtschaftsunternehmen vorbereitet wurde.

Die Mitglieder des Vereins sollen durch eine Umwandlung in eine gemeinnützige GmbH jegliches Mitspracherecht am Kölner Filmhaus verlieren, das derzeit 14 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei ist das Interesse an den Angeboten des Kölner Filmhauses ungebrochen, alle Seminare und Kinovorführungen finden statt, Anmeldungen für Veranstaltungen sind weiterhin möglich.

Ungeklärt ist auch die Beteiligung der Stadtvertreter an dem bisherigen Vorgehen: das Kulturamt hüllt sich in sehr beredtes Schweigen und bestätigt lediglich den Kontakt zum Insolvenzprüfer. Nach eigenen Angaben hat dieser gegenüber Peter Klas zugesichert "dass das Geschäft als solches Potenzial hat und nicht abgewickelt wird." Dessen Tätigkeit dient augenscheinlich der Vorbereitung einer gGmbH. Auch soll die Umstrukturierung des Vereins bereits vor Monaten von Seite der Stadt Köln und unter der intensiven Mithilfe eines maßgeblichen Politikers abgesegnet worden. Zudem habe das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Köln bereits eine Zusage zur Finanzierung der Umwandlung des Bereichs Aus – und Weiterbildung in eine gemeinnützige Bildungs-GmbH gegeben.

Es gab keinerlei Mandat vonseiten der Mitglieder an die Vorstände des Filmhauses eine Umwandlung vorzubereiten oder einzuleiten. Der Verein verschließt sich nicht einer grundsätzlichen Strukturänderung, sofern diese zielführend ist und hilft, die finanzielle Schieflage des Filmhauses zu beseitigen. Dafür ist aber unabdingbar, dass Kompetenzen, Verantwortungen, Eigentumsverhältnisse und Nutzungsbedingungen zwischen den Parteien geklärt werden. Selbstverständlich sind die Mitglieder des Vereins bereit, gemeinsam mit den Politikern und den Stadtvertretern eine gangbare zukunftsfähige Lösung zu entwickeln.

Die Mitglieder des Vereins bringen dem ehemaligen Vorstand keinerlei Vertrauen mehr entgegen. Durch den Rücktritt des Vorstandes zum Ende September ist der Verein gleichermaßen in der Handlungsfähigkeit eingeschränkt und zeitlich blockiert.

Die Mitglieder des Kölner Filmhauses e.V. fordern eine unverzügliche Offenlegung der Sachverhalte, sowie eine Neuordnung des Vereins mitsamt Benennung eines neuen Vorstands und neuem Geschäftsführer.

Wir, die aktiven Mitglieder, appellieren an die Stadt Köln, alle Kulturvereine und -Initiativen, Kultur- und Filminteressierte und Filmschaffende: Lasst es nicht zu, dass das Filmhaus den privaten Interessen einzelner zum Opfer fällt! Unterstützt die Erhaltung des Kölner Filmhaus e.V. in seiner jetzigen Form!


Kontaktadresse
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Vereinsmitglieder des Kölner Filmhaus e.V. unter der Mailadresse filmhausmitglieder@gmail.com oder kontaktieren sie direkt telefonisch:

• Lydia Keck 0172-7268848
• Wolfram Grötzner 0177-2807045
• Selim Sevinc 0163-7176300
• Guillermo Tellechea 0163-7466437

Link: filmhauskoeln.de/ueber-uns


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