Zwei empfehlenswerte Kinostarts aus der 3. & 4. KW 2025
Eine neue Literaturverfilmung von Alexandre Dumas aus dem Jahr 1846, dem Autor von „Die drei Musketiere“ jetzt im Kino - sowie aus der letzten Woche die Verfilmung eines Theaterstücks des britischen Dramatikers Arnold Wesker in unserer Filmkritik.

"DER GRAF VON MONTE CHRISTO" Historienverfilmung von Matthieu Delaporte & Alexandre De La Patellière, die nach ihrer Premiere auf dem 77. Festival de Cannes auch als Preview bei der französischen Filmwoche im November 2024 präsentiert wurde. (Belgien / Frankreich 2024; 178 Min.) Mit Pierre Niney, Bastien Bouillon, Anaïs Demoustier u.a. ab 23. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
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"LA COCINA – Der Geschmack des Lebens" Opulent inszeniertes Küchen-Drama von Alonso Ruizpalacios über ein New Yorker Nobelrestaurant, in dem ein Klima aus Rivalität und Chaos herrscht. (Mexiko / USA, 2024; 139 Min.) Mit Raúl Briones, Rooney Mara, Anna Diaz u.a. seit 16. Januar 2024 im Kino. Hier der Trailer:

"DER GRAF VON MONTE CHRISTO" Historienverfilmung von Matthieu Delaporte & Alexandre De La Patellière, die nach ihrer Premiere auf dem 77. Festival de Cannes auch als Preview bei der französischen Filmwoche im November 2024 präsentiert wurde. (Belgien / Frankreich 2024; 178 Min.) Mit Pierre Niney, Bastien Bouillon, Anaïs Demoustier u.a. ab 23. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
Axels Filmkritik:
Unzählige Male wurde Alexandre Dumas' „Der Graf von Monte Christo“ verfilmt. Die erste bekannte Verfilmung ist eine vierzehnminütige US-amerikanische Verfilmung von Francis Boggs und Thomas Persons. Hobart Bosworth spielte Edmond Dantés, den späteren Grafen von Monte Christo in diesem Film und vier Jahre später wieder. Seitdem spielten Walter Rilla, Robert Donat (der erste Tonfilmgraf), Jean Marais, Louis Jourdan, Richard Chamberlain, Gérard Depardieu und James Caviezel den Grafen. Inszeniert wurden die Abenteuer des rachsüchtigen Grafen für das Kino und das Fernsehen von Henry Levin, André Hunebelle (die immer noch beliebten Fantomas-Filme mit Louis de Funès), David Greene, Denys de La Patellière und Kevin Reynolds.
Das sind größtenteils keine wirklich bekannten Regisseure, aber mindestens gute Handwerker, die eine Geschichte flüssig für ein großes Publikum erzählen können. Und das ist bei der von Alexandre Dumas erfundenen Geschichte nötig. Ursprünglich erschien die Geschichte von 1844 bis 1846 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Le Journal des débats“.
In Deutschland gibt es mehrere, teils mehr oder weniger, auch für ein jugendliches Publikum gekürzte Ausgaben. Die längste mir bekannte, aktuell erhältliche Fassung ist die bei dtv erschienene vollständige Übersetzung mit über 1500 Seiten. Auch die Verfilmungen hatten oft, wie die Vorlage, eine epische Länge.
Und jetzt gibt es eine neue Verfilmung der altbekannten Geschichte. Sie dauert ebenfalls fast drei Stunden und wurde von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière inszeniert. Sie drehten davor gemeinsam „Der Vorname“ und „Das Beste kommt noch“. Und sie schrieben zuletzt das Drehbuch für die zuletzt 2023 ebenfalls nochmals verfilmten „Die drei Musketiere - D’Artagnan“ von Martin Bourboulon.
Pierre Niney („Yves Saint Laurent“, „Frantz“, „Jacques – Entdecker der Ozeane“, „OSS 117 – Liebesgrüße aus Afrika“) übernahm die Hauptrolle in „Der Graf von Monte Christo“. Im benachbarten Frankreich ist der im Sommer gestartete Film mit inzwischen deutlich über neun Millionen Zuschauern ein Publikumserfolg, obwohl die Geschichte nach all den Verfilmungen und oft mehr oder weniger gekürzten und bearbeiteten Buchausgaben allgemein bekannt sein dürfte.
Edmond Dantès ist 1815 ein junger, tapferer Seefahrer, der auch gegen Befehle seines Kapitäns verstößt, um während eines Sturms eine Frau vor dem Ertrinken zu retten. Als er seine große Liebe Mercédès heiraten will, wendet sich sein Schicksal. Denn sein bester Freund Fernand de Morcerf will ebenfalls Mercédès ehelichen. Im Gegensatz zu Dantès verfügt er über gute Beziehungen. Zusammen mit dem stellvertretendem Staatsanwalt Gérard de Villefort, der bei dem Verfahren gegen Dantès eine gute Karriereoption wittert, und Danglars, der das Kommando über sein Schiff an Dantès verlor, konspiriert er gegen Dantès. Danach soll Dantès Mitglied einer bonapartischen Verschwörung gegen den Staat sein. Ohne Gerichtsverfahren wird er zur Haft in einem Inselgefängnis verurteilt.
Nach vierzehn Jahren gelingt Dantès die Flucht. Ein Mithäftling, Abbé Faria, hat ihm vorher verraten, dass auf der Insel Monte Christo ein riesiger Goldschatz versteckt ist. Dantès findet den Schatz.
Als vermögender Graf von Monte Christo begibt sich Edmond nach Paris. Er will sich an den Männern rächen, die ihn mit falschen Beweisen anklagten und zur Kerkerhaft verurteilten.
Delaporte und de La Patellière nehmen sich bei ihrer Version der bekannten Geschichte einige Freiheiten, die allein schon aufgrund der Länge des Romans notwendig sind. Sie erzählen in ihrem Dreistundenfilm die Geschichte des Grafen von Monte Christo strickt chronologisch und in drei deutlich unterscheidbaren Teilen
Der erste Teil ist der beste Teil des Rachedramas. Hier verdichten sie vorzüglich die Handlung und erzählen vieles ohne Worte. Ein Blick, Gesten, Reaktionen oder Tätigkeiten verraten alles notwendige über die Beziehungen der verschiedenen Akteure zueinander. In diesen Minuten wird gezeigt, wer warum gegen Dantès intrigiert und wie sich die Verschwörer aus verschiedenen Gründen gegen Dantès verbünden.
Die anschließende Gefangenschaft im Kerker, die gefährliche Flucht und die Entdeckung des Schatzes verbinden vor allem den ersten Teil mit der anschließenden Rachegeschichte. In ihr wird wenig gezeigt, aber viel geredet. Und das ist nicht so wahnsinnig spannend. Wir wissen bereits alles über das Komplott gegen Dantès. Trotzdem wird dies, teils quälend langwierig, in Tischgesprächen erklärt.
Dantès überlegt sich komplizierte Komplotte gegen seine Feinde, die auf dem Papier möglicherweise gut aussehen. Im Kino nun nicht mehr. Außerdem bleibt einem beim Lesen die Zeit, Namen nachzuschlagen und gegebenenfalls zurückzublättern, während man im Kino leider schon mal den Überblick verlieren kann.
Axel Bussmer (kriminalakte.org)
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"LA COCINA – Der Geschmack des Lebens" Opulent inszeniertes Küchen-Drama von Alonso Ruizpalacios über ein New Yorker Nobelrestaurant, in dem ein Klima aus Rivalität und Chaos herrscht. (Mexiko / USA, 2024; 139 Min.) Mit Raúl Briones, Rooney Mara, Anna Diaz u.a. seit 16. Januar 2024 im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Pedro und Julia arbeiten im „THE GRILL“ in New York, einer Touristenfalle, die unzählige Kunden am Tag abspeist und hauptsächlich unangemeldete Arbeiter*innen beschäftigt. In der Küche herrscht ein Klima aus Rivalität und Chaos. Auch die zwanzig-jährige Estela (Anna Diaz) ist nach New York gekommen, um sich für einen Job vorzustellen. Das Mindestalter ist zwar 21 Jahre, doch Pedros Mutter hat ihm dennoch die junge Estela vorgeschlagen.
Die Belegschaft besteht aus vielen unterschiedlichen Nationen. Und das Stresslevel ist ziemlich hoch, alle sind überlastet und einige haben auch private Probleme. Als auch noch 800 Dollar in der Kasse fehlen, bricht fast Chaos aus.
Julia (Rooney Mara) mit der Pedro (Raúl Briones Carmona), ein egozentrischer Koch voller Träume, eine Affaire hat, ist ungewollt schwanger. Sie sind total unsicher über den weiteren Verlauf ihrer Zukunft. Der Buchhalter soll herausfindenden, wer für den Verlust des Geldes verantwortlich ist. Hauptverdächtig ist Pedro und die Kellnerin Julia, die dringend Geld für einen Schwangerschaftsabbruch braucht, was die Situation noch zuspitzt. Beide bestreiten die Tat.
Die Gäste haben keine Ahnung was hinter den Kulissen vor sich geht. In der Küche kochen die Emotionen immer stärker hoch. Julia will sich auf keinen Fall auf eine Beziehung mit Pedro einlassen, einem Ausländer ohne Papiere. Rashid, der Besitzer des Lokals hat versprochen, Pedro bei seinen Dokumenten zu helfen, damit er aus der Illegalität kommt.
Der mexikanische Regisseur Alonso Ruizplacios, hat das Theaterstück „The Kitchen“ des britischen Dramatikers Arnold Wesker als Inspiration für seinen Film genommen.1957 veröffentlicht, feierte das Stück 1959 seine Uraufführung im Royal Court Theatre in London. Seitdem wurde „The Kitchen“ weltweit in 60 Städten aufgeführt u.a. in Paris, Moskau, Tokio oder Rio de Janeiro.
„The Grill“ ist ein fiktionaler Schauplatz von "La Cocina - Der Geschmack des Lebens", stellvertretend für den Mythos „The american dream“.
Die beiden Hauptprotagonisten haben einen biografischen Hintergrund: Wesker war Konditor und arbeitete in einer Großküche und Ruizpalacios arbeitete als Tellerwäscher und Kellner in der Restaurantkette „Rainforest Cafe“.
Genau in dieser Zeit las er Weskers Stück, was ihn nachhaltig prägte und inspirierte. So wurde die Küche für den Filmemacher das Zentrum seiner modernen Gesellschafts- und Kapitalismuskritik. Ein Film zwischen ernüchternder Realität und den Träumen seiner Figuren. Tragik und Komik liegen in diesem Mikrokosmos dicht beieinander. Auf keinen Fall ist Alonsos Film ein moralisierendes Lehrstück über Ausbeutung. Er zeigt auch, wie entspannt und fröhlich und albern die Angestellten sein können.
Kunstvolle Kamerafahrten und so schnell nicht zu vergessende Schwarz-Weiß-Bilder fangen die Atmosphäre und Dynamik des Restaurants, vor allem in seiner Küche, virtuos ein. Visuell sehr beeindruckend.
Ulrike Schirm