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Ein Western, ein FBI-Thriller und ein japanisch-isländisches Drama in den Kinos der 32. KW 2024

Wir müssen gestehen, dass wir die Olympiade in Paris derzeit spannender finden als aktuelle Kinofilme, auch wenn das zu Disney gehörende Pixar-Sequel "Alles steht Kopf 2" gerade als erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten alle Rekorde gebrochen hat.



An den Kinokassen gefloppt - ist im Gegensatz zu den beiden in den Charts stehenden Animationsfilmen "Ich einfach unverbesserlich 4" und "Alles steht Kopf 2" - Kevin Kostners episches Western-Drama "Horizon: An American Saga - Chapter 1". Auf Video-on-Demand-Diensten wie Amazon Prime und Apple TV kann das Werk allerdings derzeit als beliebtester Film im Home-Entertainment die Verluste an den Kinokassen wieder wettmachen. Deshalb wagt sich Kostner auch den zweiten Teil des vierteiligen Franchise schon Ende August auf dem Filmfestival von Venedig, dem Publikum zu präsentieren.

Ein zweiter Western, der eigentlich eine Liebesgeschichte sein will, startete gestern unter dem Titel "The Dead Don't Hurt" im Kino und gilt als Parabel. Mit seinem kleinen Sohn beim Jagen auf der Pirsch, will er diesem beim Auffinden eines erlegten Tieres die Angst vor dem Tod nehmen, denn wer gestorben ist, verspürt nichts mehr.

THE DEAD DON'T HURT Drama von und mit Viggo Mortensen - bekannt aus "Herr der Ringe". (Großbritannien / Mexiko / USA , 2023; 129 Min.) Mit Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod u.a. seit 8. August 2024 im Kino. Hier der Trailer:



Angelikas Filmkritik:

„Der erfolgreiche dänische Hollywoodstar Viggo Mortensen hat nun mit seinem Film „The Dead Don’t Hurt“ endgültig bewiesen, dass er auch als Regisseur ganz wunderbar — wenn auch unvorhergesehen — Regie führen, die Film-Musik komponieren und auch noch eine der drei Hauptrollen übernehmen kann. Also gut, dass mich die Kritik eines Kollegen: „Thematisch ansprechender, aber etwas langatmig und konfus erzählter klassischer Western…“ nicht abgehalten hat, mir diesen Film dennoch anzusehen — obwohl der Titel „The Dead Don’t Hurt“ für mich zunächst unübersetzbar blieb.

Es war der Reiz die wunderbare deutsch-luxemburgische Schauspielerin Vicky Krieps — die mit gerade mal 41 Jahren schon in 50 Filmen zu sehen war und meistens auch bedeutende Haupt-Rollen gemeistert hat — nun mal in einem Western zu sehen. Und das vor allem deshalb, nachdem sie 2022 in dem Film „Ingeborg Bachmann –– Reise in die Wüste“ von Margarethe von Trotta die bedeutende Schriftstellerin dargestellt hat und fast zeitgleich in dem sonst eigentlich so ausgelutschten Historiendrama mit dem provozierenden Titel „Corsage“ auch noch die Kaiserin Elisabeth („Sisi“) von Österreich-Ungarn gespielt hatte — wofür sie dann verdientermaßen auch den Europäischen Filmpreis als „Beste Darstellerin“ gewonnen hat.

„The Dead Don’t Hurt“ spielt in Nevada, einem Bundesstaat, der im Westen der Vereinigten Staaten an Kalifornien angrenzt und der zur Zeit des „Amerikanischen Bürgerkrieges“ dringend nach Soldaten suchte. Denn seit etwa 1830 hatte sich zwischen den „Unionsstaaten“ im Norden, die die Sklaverei abschaffen wollten und den „Konföderations-Staaten“ im Süden der Streit immer weiter vertieft: Dort sollte die Erniedrigung der schwarzen Bevölkerung weiterhin bestehenden bleiben… bis dieser Konflikt dann 1865 schließlich militärisch entschieden wurde.

Schon zu Beginn des Films von Viggo Mortensen „The Dead Don’t Hurt“ — bei dem es sich um eine britisch-mexikanisch–amerikanischen Co-Produktion handelt — lernt der Zuschauer einen Schurken kennen, der rücksichtslos um sich schießt und dabei auch wahllos einen Gast trifft, der gerade den »Saloon« verlässt, in dem Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) als einzige Frau in einer Männer-Domäne ihr Geld als Kellnerin verdient.

Dieser skrupellose stets um sich schießende „Held“ wird dann auch sämtliche Dorfbewohner tyrannisieren. Besonders dann, wenn der tapfere dänische Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen) sich im „Amerikanischen Krieg“ als Soldat verpflichtet hat… In dieser Zeit wird er rücksichtslos in Olsen’s Haus dessen allein gelassene Geliebte Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) überfallen — um sie brutal zu vergewaltigen.

Da der sogenannte „Sezessionskrieg“ den pflichtbewussten dänischen Einwanderer Olsen erst nach langer Zeit zurückkehren lässt, ist der Sohn seiner geliebten Vivienne etwa schon drei Jahre alt. — Und obwohl dieses Kind nicht von ihm ist, wird er es anerkennen und sich rührend um es kümmern… und ihm so auch an einem Tier-Beispiel erklären was „The Dead Don’t Hurt“ bedeutet… nämlich, dass etwas Totes immerhin keinen Schmerz mehr empfinden kann.

Auch wenn „The Dead Don’t Hurt“ ein relativ untypischer Western ist, kann er dennoch als ein großartiger Film angesehen werden:

Weil endlich mal eine Frau die Hauptrolle spielt…

Weil mit dem grandiosen Schauspieler-Regisseur Viggo Mortensen und der mutigen Vicky Krieps der Film zugleich Drama und Romanze ist…

Und weil der betrogene Holger Olsen seinen Gegner nicht tötet, sondern ihm mit dem Kind auf dem Pferderücken entgegen reitet.

Angelika Kettelhack


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"LONGLEGS" In dem Horror-Thriller unter OZ Perkins Regie jagt eine FBI-Agentin einen bestialischen Serienkiller. (USA / Kanada, 2024; 101 Min.) Mit Maika Monroe, Nicolas Cage, Blair Underwood u.a. seit 8. August 2024 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Regisseur Oz (Osgood) Perkins, ist der Sohn von Schauspieler Anthony Perkins und der Fotografin Berry Berenson, die bei den Terroranschlägen am 9. September 2001 umkam und bis dahin die Homosexualität ihres verstorbenen Ehemannes geheim gehalten hatte. In einem Interview mit Indiewire erzählt er, dass seine Filme auf seinen Erfahrungen basieren und das sind überwiegend die Erfahrungen von und mit seinen Eltern.

Sein Film "Longlegs" ist ein Mix aus Horror, Thriller und Mystery. Man liest, es sei der gruseligste Film des Jahres. Gott sei Dank, kann sich jeder Zuschauer eine eigene Meinung bilden. Je weniger man über den Film vorher weiß, desto spannender mag er sein.

Er nennt sich „Longlegs“ das ist alles, was das FBI nach fast 25 Jahren über das geheimnisvolle Killer-Monster, das so einige Familien auf dem Gewissen hat, weiß. Es handelt sich um Familien, in denen der Vater die Familie und sich selbst umbringt. Seine Hinterlassenschaft sind rätselhafte Briefe mit kryptischen Botschaften. Es geht auch um eine Mutter, die Ihre Tochter aus Liebe belügt. Die junge Agentin Lee Harker (Maika Monroe) entwickelt ein eigenartiges Gespür für diesen Serienmörder und kommt mit ihren Ermittlungen schneller voran als ihr Kollege in den Jahren zuvor. Sie hat Ahnungen, dass die Mordserie mit einem okkulten Hintergrund zusammenhängt, den sie sich nicht erklären kann.

Nicolas Cage's Performance als „Longleg“ jagt einem einen kalten Schauer über den Rücken. Er spielt das Monster, um das sich alles dreht, erscheint aber nur ganz kurz. Eine in weiß gehüllte Gestalt, deren inbrünstiges Gelächter durch Mark und Bein geht und das man nicht so schnell vergisst. Man muss auch dieses teuflische Monster nicht dauernd sehen. Um so erschreckender, wenn es plötzlich kurz auftritt. Warum ruft Harkers Mutter ständig an und fragt, ob sie auch gebetet hat?

Die Atmosphäre die Perkins für seinen Horrorstreifen gewählt hat ist düster und hinterlässt einen ziemlich verstört. Auch dass man die Heldin der Story nicht so richtig einschätzen kann, macht alles nur noch spannender.

Ein atmosphärisch paranoider Horrorthriller, der entfernt an das „Schweigen der Lämmer“ erinnert.

Ulrike Schirm

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"TOUCH" isländisches Drama von Baltasar Kormákur um eine unvergessene japanische Liebesaffäre. (Island / Großbritannien, 2024; 121 Min.) Mit Egill Olafsson, Pálmi Kormákur Baltasarsson, Kōki u.a. seit 8. August 2024 vereinzelt im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Die guten, einen zutiefst berührenden Arthouse-Filme laufen leider nur vereinzelt in wenigen Kinos. Es ist eine Geschichte von einem älteren isländischen Witwer, der nicht mehr lange zu leben hat. Er setzt all sein Geld aufs Spiel, um seine Jugendfreundschaft wieder zusehen und reist nach Japan.

Als Student begegnete er einst in London einer jungen japanischen Schönheit, zu der er sich sofort hingezogen fühlte. Als diese in einem unscheinbaren japanischen Eckrestaurant verschwand, schloss er mit seinen Kommilitonen eine Wette ab, sich dort als Tellerwäscher zu bewerben, was diese jedoch spöttisch kommentierten, statt ernst zu nehmen.

Am nächsten Tag stellte er sich dem Wirt und strengen Vater des jungen Mädels vor, um als Aushilfe arbeiten zu dürfen, denn Studenten sind meist knapp bei Kasse. Der Wirt musterte den Fremdling von oben bis unten und wollte ihn gleich wieder rauswerfen, doch eine Bemerkung des Jünglings hielt ihn zurück.

In den folgenden Wochen durfte er als Tellerwäscher arbeiten. Er gab sogar sein Studium auf, um nicht nur japanisch, sondern auch deren Kochkunst heimlich zu erlernen. Dabei kam er auch langsam mit dem jungen Mädchen ins Gespräch, die leider einem anderen Mann versprochen war.

Doch die aufmüpfige Tocher scherte sich nicht um die Forderungen des Vaters und wollte ihren eigenen Weg gehen, bis eines Tages der Jüngling plötzlich vor geschlossenem Lokal stand und die Familie nie wieder sah.

Jahrzehnte später reiste er wieder nach London und dann von dort nach Japan, um die Fährte nach der Jugendliebe wieder aufzunehmen, mit unbestimmtem Erfolg...

Als wir neulich in der Berliner Meinekestraße ein fünf Gänge Menü in einem japanischen Restaurant zu uns nahmen, erinnerte ich mich erneut an die Geschichte des Films, den ich schon Wochen zuvor als Pressevorführung gesehen hatte, sowie an die leckeren Gerichte, die dort aufgetischt wurden.

Nie zuvor habe ich so zartes Rinderfilet gegessen wie in diesem Restaurant, das japanische und südamerikanische Gerichte zu einer modernen Fusions-Küche verschmilzt. Auch die anderen Gemüse und Fischbeilagen übertrumpften bei weitem all jene Gerichte, die ich jemals in den vielen anderen asiatischen Lokalen Berlins gegessen habe.

Alles war einmalig zart und schmackhaft und wird wohl ewig in Erinnerung bleiben, wie bei dem Jüngling in dem Film, der als alter Mann der verflossenen Liebe immer noch hinterhertrauert.

W.F.



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